Suchbegriff: nero
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1 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

sagt Horaz, (*) wenn er von einem dieserfeinen Leute nach der Mode gegen die Venusredet. Man stelle sich vor, daß die grosse Welt,welcher die jungen Leute so gern gefallen wollen,einem beredten Jünglinge mit eben so vieler Achtung begegnete, als einem andern, welcher einguter Officier war. Und endlich war es auchMode, daß die Regenten sich selbst öfters beyöffentlichen Versammlungen hören liessen. Siemachten sich eine Ehre daraus, ihre Reden selber abgefaßt zu haben, und man hat angemerkt, (*) Hor. Carm. lib. 3. Od. pr.von den theatr. Vorstell. der Alten.daß Nero unter den römischen Kaysern der erstegewesen sey, der es nöthig gehabt hätte, sie sichvon einem andern machen zu lassen.


2 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Ich will noch ein ander Beyspiel anführen, welches hier von weit größrer Wichtigkeit ist. Thrasea Paoetus, dieser berühmte römische Senator, welchen Nero umbringen ließ, nachdemer so viel tugendhafte Männer hatte umbringen du Bos,lassen, und in ihm gleichsam die Tugend selbstausrotten wollte, hatte in einer Tragödie mitgespielt, die auf dem Theater der Stadt Padua, aus welcher er gebürtig war, aufgeführet worden. Tacitus sagt in dem sechzehnten Buche seinerJahrbücher: quia idem Thrasea Patavii undeortus erat, ludis Cesticis a Trojano Antenoreinstitutis, habitu tragico cecinerat.


3 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Doch aber unterliessen es die Alten nicht gänzlich, auch mit ihren Sayteninstrumenten diejenigen zu accompagniren, welche in den Tragödiendeclamirten. Wir sehen dieses sowohl aus denalten Scholien über die griechischen Tragödienschreiber, als auch aus des Plutarchs Abhandlungvon der Musik. Desgleichen setzt auch dieDichtkunst des Horaz diesen Gebrauch voraus, und Dio erzehlt ausdrücklich, daß man sich zuden Zeiten des Nero der Sayteninstrumente beyVorstellung der Tragödien bedient habe.


4 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Die Masken hatten bey den Alten auch nochdiese Bequemlichkeit, daß man von Mannspersonen diejenigen Rollen der Weibespersonenkonnte spielen lassen, welche eine stärkre Lungeerfordern, als das Frauenzimmer gemeiniglich(*) Amphitryo und Menächmi.von den theatr. Vorstell. der Alten.hat, um in einem so weitläuftigen Platze, als dierömischen Theater sind, überall gehört und verstanden zu werden. Verschiedne Stellen der Alten, besonders der Zufall der sich mit einem Komödianten,NamensNamesPolus, welcher die Elektraspielte ereignete, und den Aulus Gelliuserzehlt, (*) beweisen auch in der That, daß die Alten die Rollen der Frauenzimmer oft Mannspersonen gegeben. Aulus Gellius erzehlt nehmlich, daß als dieser Polus auf dem Schauplatze zuAthen die Elektra, in dem Trauerspiele des Sophokles, gespielt, er mit einer Urne in der Handauf die Bühne gekommen sey, in welcher wirklich die Asche eines seiner Kinder, welches erkürzlich eingebüßt hatte, verschlossen gewesen. Es geschah dieses an derjenigen Stelle des Stückes, wo Elektra mit einer Urne in der Handauf dem Theater erscheinen muß, in welcher siedie Asche des Orestes, ihres Bruders, zu seynglaubt. Weil nun Polus, als er die Urne anredete wirklich sehr gerührt war, so rührte erauch die ganze Versammlung ungemein sehr. Juvenal, indem er wider den Nero loszieht, sagt, (**) man müsse zu den Füssen der Bildsäulen dieses Kaysers die Masken, die Thyrsos, und den Rock der Antigone, als so viel(*) Cic. de Off. lib. p. Aul. Gall. lib. 7. cap. 5.(**) Ante pedes Domiti longum tu pone ThyesteSyrma, vel Antigonæ, & personam MenalippesJuvenal. sat. 8. du Bos,Trophäen legen, welche das Andenken seinergrossen Thaten erhielten. Dieses setzt offenbarvoraus, daß dieser Kayser die Rolle dieser Schwester des Eteocles und des Polynices in irgend einer Tragödie gespielt habe.


5 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Diese Masken gaben sogar den VerliebtenGelegenheit ihren Gebietherinnen eine Galanterie zu erweisen. Sueton erzehlt uns, wennNero die Bühne betreten und einen Gott odereinen Held vorgestellt habe, so habe er eineMaske getragen, die nach seinem Gesichte gemacht gewesen; hätte er aber eine Göttin odereine Heldin vorgestellt, so habe er eine Maskevorgehabt, die dem Frauenzimmer geglichen,das er damals gleich geliebt. Heroum Deorumque, item Heroidum personis effictis adsimilitudinem oris sui, & fœminæ prout quamque diligeret.


6 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Man findet in den Schriften der Alten unzählige Beweise, daß ihre Aufmerksamkeit aufalles, was die Stimme verstärken oder verschönern konnte, sich bis zum Aberglauben erstreckte.Aus dem dritten Hauptstücke des eilften Buchsdes Quintilians kann man sehen, daß die Alten, in Ansehung einer jeden Art der Beredsamkeit, sehr tiefsinnige Betrachtungen über die Naturder menschlichen Stimme, und über alle dienliche Hülfsmittel, sie durch die Uebung zu stärken, angestellet hatten. Die Kunst, welche dieStimme stärken und gehörig brauchen lehrte, war sogar eine besondre Profeßion geworden. (*) Persius sat. pr.(**) Arist. Prob. lib. 10.(***) Flor. lib. 2.du Bos,Plinius merkt an verschiednen Stellen seiner Geschichte mehr als zwanzig Pflanzen, Specificaoder dienliche Recepte zur Stärkung der Stimme an. Diese Sorgfalt war ein Theil der ernsthaftesten Beschäftigungen aller derjenigen, welche öffentlich zu reden hatten. Ich will hier bloßden Nero anführen, diesen Komödianten, dendie Götter die Regierung der Weltanzuvertrauen für gut befanden. Plinius erzehlt, dieser Monarch sey der Erfinder einer neuen Methode, die Stimme zu verstärken gewesen. Siebestand darinn, daß man eine Platte Bley aufdie Brust legte, und dabey aus allen Kräftendeclamirte. (*) Nero, quoniam ita diis placuit princeps, lamina pectorii imposita sub eaCantica exlamans alendis vocibus demonstravitrationem.Suetonius fügt sogar dem, wasPlinius erzehlt, einige sonderbare Umstände bey. Nachdem er von der Diät und denHülfsmitteln zu Erhaltung einer schönen Stimme geredet, so erzehlt er, daß Nero, nachdemer von seiner Reise durch Griechenlandzurückgekommen, so zärtlich mit seiner Stimme umgegangen, daß er ungemein viel Arzeneyen, zu ihrer Erhaltung gebraucht, und daß er bey derMusterung der Truppen, durchaus nicht mehr, einen jeden Soldaten, nach der alten Gewohnheit, bey seinen Namen ruffen wollen. Er ließsie durch denjenigen Bedienten rufen, welchen(*) Plin. lib. 39. cap. 3.von den theatr. Vorstell. der Alten.die Römer bey sich hatten, und der bey den Gelegenheiten, wo sie sehr laut hätten reden sollen, für sie sprechen mußte. Nec eorum quidquamomittere quæ generis ejus artifices, vel conservandæ vocis causa vel augendæ factitarent. Sed & plumbeam chartam supinus pectoresustinere & clistere vomituque purgari, & abstinere pomis cibisque officientibus. Ac post hæctantum abfuit a remittendo laxandoque studio, ut conservandæ vocis gratia neque milites unquam nisi alio verba pronunciante appellaret. Ein wenig ausschweifende Einbildungist von je her die Eigenschaft der Komödiantengewesen. Allein selbst diese Einbildungen desNero und seines gleichen zeigen genugsam, wiehoch alle Künste, bey welchen es auf die Schönheit der Stimme ankam, zu der Zeit geschätztworden.


7 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Nero, quoniam ita diis placuit princeps, lamina pectorii imposita sub eaCantica exlamans alendis vocibus demonstravitrationem.

8 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Man findet in den Schriften der Alten unzählige Beweise, daß ihre Aufmerksamkeit aufalles, was die Stimme verstärken oder verschönern konnte, sich bis zum Aberglauben erstreckte.Aus dem dritten Hauptstücke des eilften Buchsdes Quintilians kann man sehen, daß die Alten, in Ansehung einer jeden Art der Beredsamkeit, sehr tiefsinnige Betrachtungen über die Naturder menschlichen Stimme, und über alle dienliche Hülfsmittel, sie durch die Uebung zu stärken, angestellet hatten. Die Kunst, welche dieStimme stärken und gehörig brauchen lehrte, war sogar eine besondre Profeßion geworden. (*) Persius sat. pr.(**) Arist. Prob. lib. 10.(***) Flor. lib. 2.du Bos,Plinius merkt an verschiednen Stellen seiner Geschichte mehr als zwanzig Pflanzen, Specificaoder dienliche Recepte zur Stärkung der Stimme an. Diese Sorgfalt war ein Theil der ernsthaftesten Beschäftigungen aller derjenigen, welche öffentlich zu reden hatten. Ich will hier bloßden Nero anführen, diesen Komödianten, dendie Götter die Regierung der Weltanzuvertrauen für gut befanden. Plinius erzehlt, dieser Monarch sey der Erfinder einer neuen Methode, die Stimme zu verstärken gewesen. Siebestand darinn, daß man eine Platte Bley aufdie Brust legte, und dabey aus allen Kräftendeclamirte. (*) Nero, quoniam ita diis placuit princeps, lamina pectorii imposita sub eaCantica exlamans alendis vocibus demonstravitrationem.Suetonius fügt sogar dem, wasPlinius erzehlt, einige sonderbare Umstände bey. Nachdem er von der Diät und denHülfsmitteln zu Erhaltung einer schönen Stimme geredet, so erzehlt er, daß Nero, nachdemer von seiner Reise durch Griechenlandzurückgekommen, so zärtlich mit seiner Stimme umgegangen, daß er ungemein viel Arzeneyen, zu ihrer Erhaltung gebraucht, und daß er bey derMusterung der Truppen, durchaus nicht mehr, einen jeden Soldaten, nach der alten Gewohnheit, bey seinen Namen ruffen wollen. Er ließsie durch denjenigen Bedienten rufen, welchen(*) Plin. lib. 39. cap. 3.von den theatr. Vorstell. der Alten.die Römer bey sich hatten, und der bey den Gelegenheiten, wo sie sehr laut hätten reden sollen, für sie sprechen mußte. Nec eorum quidquamomittere quæ generis ejus artifices, vel conservandæ vocis causa vel augendæ factitarent. Sed & plumbeam chartam supinus pectoresustinere & clistere vomituque purgari, & abstinere pomis cibisque officientibus. Ac post hæctantum abfuit a remittendo laxandoque studio, ut conservandæ vocis gratia neque milites unquam nisi alio verba pronunciante appellaret. Ein wenig ausschweifende Einbildungist von je her die Eigenschaft der Komödiantengewesen. Allein selbst diese Einbildungen desNero und seines gleichen zeigen genugsam, wiehoch alle Künste, bey welchen es auf die Schönheit der Stimme ankam, zu der Zeit geschätztworden.


9 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Man findet in den Schriften der Alten unzählige Beweise, daß ihre Aufmerksamkeit aufalles, was die Stimme verstärken oder verschönern konnte, sich bis zum Aberglauben erstreckte.Aus dem dritten Hauptstücke des eilften Buchsdes Quintilians kann man sehen, daß die Alten, in Ansehung einer jeden Art der Beredsamkeit, sehr tiefsinnige Betrachtungen über die Naturder menschlichen Stimme, und über alle dienliche Hülfsmittel, sie durch die Uebung zu stärken, angestellet hatten. Die Kunst, welche dieStimme stärken und gehörig brauchen lehrte, war sogar eine besondre Profeßion geworden. (*) Persius sat. pr.(**) Arist. Prob. lib. 10.(***) Flor. lib. 2.du Bos,Plinius merkt an verschiednen Stellen seiner Geschichte mehr als zwanzig Pflanzen, Specificaoder dienliche Recepte zur Stärkung der Stimme an. Diese Sorgfalt war ein Theil der ernsthaftesten Beschäftigungen aller derjenigen, welche öffentlich zu reden hatten. Ich will hier bloßden Nero anführen, diesen Komödianten, dendie Götter die Regierung der Weltanzuvertrauen für gut befanden. Plinius erzehlt, dieser Monarch sey der Erfinder einer neuen Methode, die Stimme zu verstärken gewesen. Siebestand darinn, daß man eine Platte Bley aufdie Brust legte, und dabey aus allen Kräftendeclamirte. (*) Nero, quoniam ita diis placuit princeps, lamina pectorii imposita sub eaCantica exlamans alendis vocibus demonstravitrationem.Suetonius fügt sogar dem, wasPlinius erzehlt, einige sonderbare Umstände bey. Nachdem er von der Diät und denHülfsmitteln zu Erhaltung einer schönen Stimme geredet, so erzehlt er, daß Nero, nachdemer von seiner Reise durch Griechenlandzurückgekommen, so zärtlich mit seiner Stimme umgegangen, daß er ungemein viel Arzeneyen, zu ihrer Erhaltung gebraucht, und daß er bey derMusterung der Truppen, durchaus nicht mehr, einen jeden Soldaten, nach der alten Gewohnheit, bey seinen Namen ruffen wollen. Er ließsie durch denjenigen Bedienten rufen, welchen(*) Plin. lib. 39. cap. 3.von den theatr. Vorstell. der Alten.die Römer bey sich hatten, und der bey den Gelegenheiten, wo sie sehr laut hätten reden sollen, für sie sprechen mußte. Nec eorum quidquamomittere quæ generis ejus artifices, vel conservandæ vocis causa vel augendæ factitarent. Sed & plumbeam chartam supinus pectoresustinere & clistere vomituque purgari, & abstinere pomis cibisque officientibus. Ac post hæctantum abfuit a remittendo laxandoque studio, ut conservandæ vocis gratia neque milites unquam nisi alio verba pronunciante appellaret. Ein wenig ausschweifende Einbildungist von je her die Eigenschaft der Komödiantengewesen. Allein selbst diese Einbildungen desNero und seines gleichen zeigen genugsam, wiehoch alle Künste, bey welchen es auf die Schönheit der Stimme ankam, zu der Zeit geschätztworden.


10 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Lucianus erklärt sich selbst für einen eifrigenLiebhaber der Kunst der Pantomimen, und mansieht es, daß es ihm ein Vergnügen muß gewesen seyn, alle kleine Geschichtchen zu erzehlen, die dieser Kunst zur Ehre gereichen konnten. Er sagt unter andern, daß ein cynischer Weltweisedie Kunst dieser stummen Komödianten ein kindisches Spielwerk und eine Sammlung vonGebehrden genennt habe, welche durch die Musikund durch die äusserlichen Auszierungen erträglich gemacht würden. Allein ein Pantomimevon dem Hofe des Nero, habe den Philosophenbewiesen, daß er falsch urtheile, indem er die Liebedes Mars und der Venus in seiner stummenDeclamation, ohne irgend ein Accompagnement,vor ihm aufgeführt. Der Cyniker mußte es von den theatr. Vorstell. der Alten.zugestehen, daß die Kunst der Pantomimen einewirkliche Kunst sey. Auch erzehlet Lucianus,daß ein König aus der Gegend des PontusEuxinus, welcher unter der Regierung des Nerozu Rom gewesen, bey diesem Monarchen sehreifrig um einen Pantomimen gebeten habe, dener spielen gesehen, um seinen Dollmetscher inallerley Sprachen aus ihm zu machen. DiesenMenschen, sagte er, wird ein jeder verstehen können,anstatt daß ich jetzt, ich weiß nicht wie viel Dollmetscher bezahlen muß, um mit meinen Nachbarn Unterhandlungen treiben zu können, welcheverschiedne Sprachen reden, die ich nicht verstehe.


11 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Lucianus erklärt sich selbst für einen eifrigenLiebhaber der Kunst der Pantomimen, und mansieht es, daß es ihm ein Vergnügen muß gewesen seyn, alle kleine Geschichtchen zu erzehlen, die dieser Kunst zur Ehre gereichen konnten. Er sagt unter andern, daß ein cynischer Weltweisedie Kunst dieser stummen Komödianten ein kindisches Spielwerk und eine Sammlung vonGebehrden genennt habe, welche durch die Musikund durch die äusserlichen Auszierungen erträglich gemacht würden. Allein ein Pantomimevon dem Hofe des Nero, habe den Philosophenbewiesen, daß er falsch urtheile, indem er die Liebedes Mars und der Venus in seiner stummenDeclamation, ohne irgend ein Accompagnement,vor ihm aufgeführt. Der Cyniker mußte es von den theatr. Vorstell. der Alten.zugestehen, daß die Kunst der Pantomimen einewirkliche Kunst sey. Auch erzehlet Lucianus,daß ein König aus der Gegend des PontusEuxinus, welcher unter der Regierung des Nerozu Rom gewesen, bey diesem Monarchen sehreifrig um einen Pantomimen gebeten habe, dener spielen gesehen, um seinen Dollmetscher inallerley Sprachen aus ihm zu machen. DiesenMenschen, sagte er, wird ein jeder verstehen können,anstatt daß ich jetzt, ich weiß nicht wie viel Dollmetscher bezahlen muß, um mit meinen Nachbarn Unterhandlungen treiben zu können, welcheverschiedne Sprachen reden, die ich nicht verstehe.


12 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wenn sich Seneca, der Lehrmeister des Nero, beklagt, daß verschiedne Schulen, welcheden Namen des Weltweisen geführt, dessenLehrgebäude man darinnen vortrug, untergangen wären, und der Name ihrer Stifter verloschen sey, so fügt er hinzu: das Andenken eines berühmten Pantomimen hingegen geht nichtunter. Die Schulen des Pylades und Bathyllus bestehen noch, und werden von ihren Schülern fortgesezt, deren Folgen nie unterbrochenwerden. Die Stadt Rom ist voll von Lehrerndieser Kunst, denen es niemals an Schülernfehlt. Sie finden Bühnen in allen Häusern,und Männer und Weiber bemühen sich um dieWette, sie über sich zu lassen. (*) At quanta(*) Nat. Quæst. lib. 7. c. 32.du Bos,cum cura laboratur ne alicujus Pantomiminomen intercidat. Stant per successores Pyladis & Bathylli domus. Harum artiummulti discipuli sunt multique doctores. Privatim urbe tota sonat pulpitum. Mares uxoresque contendunt, uter det latusillis.


13 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Die Pantomimen wurden auch unter demNero und unter einigen andern Kaysern ausRom verjagt; allein wie wir schon gesagt haben, ihre Verbannung dauerte nicht lange, weilsie das Volk nicht mehr entbehren konnte, undweil sich Umstände äusserten, in welchen der Re(*) Tert. de spect.von den theatr. Vorstell. der Alten.gent der Gunst des Volks nöthig zu haben glaubte, und ihm also zu gefallen zu leben suchte. Domitianus, zum Exempel, hatte sie verjagt, und sein Nachfolger Nerva rufte sie wieder zurück, ob er gleich einer von den weisesten Kaysern war. Wir lesen auch, daß das Volkselbst, weil es die Unruhen, zu welcher die Pantomimen Gelegenheit gaben, überdrüßig war, manchmal ihre Vertreibung eben so eifrig verlangt habe, als es zu andern Zeiten ihre Zurückberufung verlangte. Neque a te minoreconcentu ut tolleres Pantomimos, quam a pater tuo ut restitueret exactum est, sagt der jüngrePlinius, wenn er vom Trajanus redet.


14 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Einige neue Schriftsteller haben geglaubt, Nero habe alle Komödianten aus Rom verjagt, weil Tacitus, wenn er diese Verbannung derPantomimen erzehlt, den allgemeinen Namenbraucht, mit welchen man diejenigen, die aufdem Theater spielte, belegte. Er jagte alleHistrione aus Italien, sagt Tacitus, welchesdas einzige Mittel war, den Aufrühren vorzubeugen, zu welchen in den Theatern Anlaß genommen wurde. (*) Non aliud remediumrepertum est, quam ut Histriones Italia pellerentur. Allein man kann es beweisen, daßbloß die Pantominen damals verjagt worden, und daß Tacitus durch eine bey solchen Dingenganz wohl zu entschuldigende Nachläßigkeit den(*) Tacit. Annal. lib. 13.du Bos,Namen der Gattung für den Namen der Art,gesetzt hat. Und zwar erstlich deswegen, weilTacitus unmittelbar nach den angeführten Worten einen Umstand hinzufügt, welcher es deutlich genug beweiset, daß Nero nicht die Theater habe verschliessen lassen. Er befahl, sagt dieserGeschichtsschreiber, daß man von nun an dasTheater wieder mit Soldaten besetzen solle, wieman es vordem gethan. Nero hatte diese Soldatenwache seit einiger Zeit weggenommen, umsich desto populärer zu stellen. Milesque theatro rurium assideret. Zweytens deswegen, weil Tacitus, wenn er von der Zurückberufungder Histrione redet, sie ausdrücklich Pantomimennennet. (*) Redditi quamquam scenæ Pantomimi certaminibus sacris prohibebantur.


15 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Einige neue Schriftsteller haben geglaubt, Nero habe alle Komödianten aus Rom verjagt, weil Tacitus, wenn er diese Verbannung derPantomimen erzehlt, den allgemeinen Namenbraucht, mit welchen man diejenigen, die aufdem Theater spielte, belegte. Er jagte alleHistrione aus Italien, sagt Tacitus, welchesdas einzige Mittel war, den Aufrühren vorzubeugen, zu welchen in den Theatern Anlaß genommen wurde. (*) Non aliud remediumrepertum est, quam ut Histriones Italia pellerentur. Allein man kann es beweisen, daßbloß die Pantominen damals verjagt worden, und daß Tacitus durch eine bey solchen Dingenganz wohl zu entschuldigende Nachläßigkeit den(*) Tacit. Annal. lib. 13.du Bos,Namen der Gattung für den Namen der Art,gesetzt hat. Und zwar erstlich deswegen, weilTacitus unmittelbar nach den angeführten Worten einen Umstand hinzufügt, welcher es deutlich genug beweiset, daß Nero nicht die Theater habe verschliessen lassen. Er befahl, sagt dieserGeschichtsschreiber, daß man von nun an dasTheater wieder mit Soldaten besetzen solle, wieman es vordem gethan. Nero hatte diese Soldatenwache seit einiger Zeit weggenommen, umsich desto populärer zu stellen. Milesque theatro rurium assideret. Zweytens deswegen, weil Tacitus, wenn er von der Zurückberufungder Histrione redet, sie ausdrücklich Pantomimennennet. (*) Redditi quamquam scenæ Pantomimi certaminibus sacris prohibebantur.