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1 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Ammianus Marcellinus (*) sagt, daßman zu seiner Zeit (es lebte aber dieser Schriftsteller in dem vierten Jahrhunderte nach ChristiGeburth) Leyern gehabt habe, die so groß alsRollwagen gewesen wären. Fabricantur Hydraulica & Lyræ ad speciem Carpentorum ingentes. Es erhellet auch in der That, daß schonzu den Zeiten des Quintilian, welcher zwey Jahrhunderte vor dem Ammianus Marcellinus gelebt,jeder Ton seine besondre Sayte auf der Leyer gehabt habe. Die Tonkünstler, sagt Quintilian, haben alle Töne, die man auf der Leyer herausbringen kann, in fünf Leitern abgetheilet, derenjede ihre verschiedne Stuffen hat; zwischen dieSayten also, welche die ersten Töne einer jedendieser Leitern angeben, haben sie noch andreSayten für die mittlern Töne, und zwar in solcher Menge angebracht, daß von einer Hauptsayte bis zu der andern, eben so viel Zwischensay(*) Amm. Hist. lib. 14.von den theatr. Vorstell. der Alten.ten sind, als Grade zwischen denselben seyn können. Cum in cithara quinque constituerunt sonosplurima deinde varietate complent spatia illanervorum, atque iis quæ interposuerunt, inserunt alios, ut pauci illi transitus multos gradus habeant.


2 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Ammianus Marcellinus (*) sagt, daßman zu seiner Zeit (es lebte aber dieser Schriftsteller in dem vierten Jahrhunderte nach ChristiGeburth) Leyern gehabt habe, die so groß alsRollwagen gewesen wären. Fabricantur Hydraulica & Lyræ ad speciem Carpentorum ingentes. Es erhellet auch in der That, daß schonzu den Zeiten des Quintilian, welcher zwey Jahrhunderte vor dem Ammianus Marcellinus gelebt,jeder Ton seine besondre Sayte auf der Leyer gehabt habe. Die Tonkünstler, sagt Quintilian, haben alle Töne, die man auf der Leyer herausbringen kann, in fünf Leitern abgetheilet, derenjede ihre verschiedne Stuffen hat; zwischen dieSayten also, welche die ersten Töne einer jedendieser Leitern angeben, haben sie noch andreSayten für die mittlern Töne, und zwar in solcher Menge angebracht, daß von einer Hauptsayte bis zu der andern, eben so viel Zwischensay(*) Amm. Hist. lib. 14.von den theatr. Vorstell. der Alten.ten sind, als Grade zwischen denselben seyn können. Cum in cithara quinque constituerunt sonosplurima deinde varietate complent spatia illanervorum, atque iis quæ interposuerunt, inserunt alios, ut pauci illi transitus multos gradus habeant.


3 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Das Uebel nahm nach der Zeit noch immermehr zu. Ammianus Marcellinus, welcherunter der Regierung des grossen Constantinuslebte, schreibt: In wie wenigen von unsernHäusern, werden noch die freyen Künstegetrieben? Man höret weiter nichts, als singen undInstrumente spielen. Anstatt eines Philosophen läßt man einen Sänger kommen, undstatt eines Redners einen Lehrer der Schauspielkunst. Man verschließt die Bibliothekenauf immer, so wie man die Gräber verschließt. Man denkt auf nichts, als auf Verfertigungausserordentlich grosser Leyern, Hydraulicorum, Flöten von allerley Art, und aller der Instrumente, welche die Gebehrden der Schauspielerzu regieren dienen. Quod cum ita sit, paucæ(*) Livius Hist. lib. 7.von den theatr. Vorstell. der Alten.domus studiorum seriis cultibus antea celebratæ, nunc ludibriis ignaviæ torrentes exundant, vocali sono, perstabili tinnitu fidium resultantes. Denique pro Philosopho, Cantor, & in locum Oratoris, Doctor artium ludicrarum accitur, & Bibliothecis sepulchrorum ritu in perpetuum clausis, fabricantur hydraulica, & lyræ in speciem Carpentorum ingentes, tibiæque & histrionici gestus instrumentanon levia. (*)


4 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Aus einer Stelle des Ammianus Marcellinussiehet man, daß die Anzahl derjenigen Personendie sich zu seiner Zeit in Rom von den theatralischen Künsten ernährt, erstaunlich groß gewesen sey. Dieser Geschichtschreiber erzehlt nichtohne Verdruß, daß als Rom von einer Hungersnoth bedrohet worden, man die Vorsichtgebraucht habe, alle Fremde und sogar auch alleder freyen Künste Beflissene aus der Stadt fortzuschaffen. Indem man aber, fügt er hinzu, die Gelehrten als unnütze Mäuler verjagte, undihnen zu ihrer Abreise einen sehr kurzen Terminsetzte, sagte man den Schauspielern und allendenjenigen, welche sich unterdessen mit diesemschönen Titel schützen wollten, kein Wort.Man ließ drey tausend Tänzerinnen ruhig inRom, und eben so viel Personen, welche in den du Bos,Chören spielten, oder Lehrer der MusikalischenKünste. Hieraus nun schliesse man wie erstaunlich groß die Anzahl der Schauspieler in Romzu den Zeiten des Diocletianus<und>uud des grossenConstantinus müsse gewesen seyn. (*) Postremoad id indignitatis est ventum, ut cum peregrini ad formidatam non ita dudum alimentoruminopiam pellerentur ab urbe præcipites; sectatoribus disciplinarum liberalium impendio, paucis sine respiratione ulla extrusis, tenerenturMimorum asseclæ veri, quique id simularunt adtempus, ut tria millia saltatricum ne interpellataquidem, cum totidemque remanerent Magisteis.Da es nun eine so entsetzliche Anzahl Personen gab,welche von den musikalischen Künsten lebten, kannman sich noch wohl wundern, daß die Alten soviel Methoden und so viel Kunstgriffe, dieWissenschaft der Musik betreffend, gehabt haben, die wir jetzt nicht mehr haben? Nur durchdie Menge der Künstler wird die Kunst, von welcher sie Profeßion machen, erweitert, und in verschiedene andere besondere Künste zertheilt.