Suchbegriff: louvois
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Ein unwidersprechlicher Beweis von seiner vortrefflichen Gemüthsart ist der lange Brief, welchen er an den Herrn la Tellier, den Erzbischof von Rheims schrieb, und den ich so glücklich gewesen bin im Originale zu sehen. Er war sehr misvergnügt über den Herrn Barbezieux, einen Neffen dieses Prälaten, dem er die Stelle des berühmten Louvois seines Vaters, das Staatssecretariat nämlich, ge geben hatte. Er wollte dem Herrn von Barbezieux nichts hartes sagen; er schrieb also an seinen Oheim, welcher mit ihm reden und ihn bessern sollte. Ich weiß, sagte er, was ich dem Andenken des Herrn von Louvois schuldig bin. Wann aber euer Neffe seine Aufführung nicht ändert, so werde ich wider meinen Willen gezwungen seyn, einen Entschluß zu fassen. Er läßt sich hierauf in eine weitläuftige Erzählung aller seiner Verbrechen ein, die er dem Minister als von Ludewig dem XIV. ein zärtlicher Vater vorwirft, welcher um alles weiß, was in seinem Hause vorgeht. Er beklaget sich, daß Herr von Barbezieux seine große Geschicklichkeit nicht allzu wohl brauche; daß er dann und wann die Lustbarkeiten den Geschäfften vorzieht; daß er die Officiere in seinem Vorgemache allzulange warten läßt; daß er mit allzuviel Härte und Stolz spreche. Dieser Brief ist in der That der Brief eines Königs und eines Vaters.


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was ich dem Andenken des Herrn von Louvois schuldig bin. Wann aber euer Neffe seine Aufführung nicht ändert, so werde ich wider meinen Willen gezwungen seyn, einen Entschluß zu fassen

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In der letzten Historie Ludewigs des XV giebt man vor, daß die Madame von Montespan, die Madame von Maintenon selbst an den Hof gebracht habe. Man betrügt sich, der Herzog von Richelieu war es, welcher sie dahin brachte; der Vater des ersten Kammerjunkers, welcher in Europa durch seine anmuthige Gestalt, durch seinen Witz und durch die Dienste, die er in der Schlacht bey Fontenay geleistet, so bekannt gewesen ist. Die Wohnung des Richelieu war der Sammelplatz der besten Gesellschaft in Paris, und erhielt den Ruhm des Marais, welches damals das schöne Viertheil der Stadt war. Die Frau von Maintenon, die man damals die Frau Scarron nennte, eine Witwe des Sohnes eines Oberkammerraths, aus guter Familie, und die Enkelinn des unter dem großen Heinrich so bekannten von Aubigne, kam sehr oft in das Haus des Herrn von Richelieu, wo sie ungemein wohl gelitten war. Die Frau von Montespan wollte ihren Sohn, den Herzog von Maine, der damals noch ein Kind war, und einen etwas ungestalten Fuß hatte, in das Bad nach Barege schicken; sie sucht also eine verständige und verschwiegene Person, die die Aufsicht über sich nehmen wollte. Die Geburt des Herzogs von Maine war damals noch ein Geheimniß. Der Herzog von Richelieu schlug diese Reise der Frau Scarron vor, weil sie nicht reich war, und der Herr von Louvois, welcher um die Sache wußte, schickte ihn in geheim mit dem jungen Herzoge nach dem Bade ab. von Ludewig dem XIV. Man muß gestehen, daß bey dem Glücke dieser Dame ein besonderes Schicksal waltete. Sie war zu Niord in dem Gefängnisse gebohren, wo man ihren Vater verschlossen hielt, nachdem er aus dem Castelle Trompette mit der Tochter des Untergouverneurs eines von Cardillac, die er hernach heirathete, geflohen war. Sie war also von väterlicher und mütterlicher Seite von gutem Herkommen, nur daß sie kein Vermögen hatte. Ihr Vater hatte das wenige Vermögen verthan, welches er gehabt hatte, und suchte sein Glück in Amerika. Er nahm seine Tochter in ihrem dritten Jahre mit dahin, und als man mit ihr an das Ufer ausstieg, so wäre sie beynahe von einer Schlange aufgefressen worden.


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Alle in Holland gedruckte Geschichten Ludewigs des XIV, werfen ihm die Wiederrufung des Edicts von Nantes vor. Ich glaube es wohl. Alle diese Bücher sind von Protestanten geschrieben worden. Sie waren eben so unerbittliche Feinde dieses Monarchen, als sie vorher, ehe sie das Reich meiden mußten, treue Unterthanen gewesen waren. Ludewig der XIV verjagte sie nicht so, wie der König Philipp der III die Mohren aus Spanien verjagt hatte, welches für die spanische Monarchie eine unheilbare Wunde war. Er wollte die Hugenotten behalten, und sie bekehren. Ich habe den Kardinal von Fleury gefragt, was wol den König vornehmlich bewogen, alle sein Ansehen bey dieser Sache anzuwenden. Er antwortete mir, es sey alles durch den Geheime Nachrichten Herrn von Boville, den Intendanten in Languedoc, hergekommen, welcher sich geschmeichelt, die calvinische Religion in dieser Provinz unterdrückt zu haben, wo gleichwol noch mehr als 24000 Hugenotten waren. Ludewig der XIV glaubte, daß, wenn ein Intendante in seinem Bezirke diese Sekte unterdrückt habe, er sie eben so leichtlich in seinem Königreiche unterdrücken würde. Der Herr von Louvois fragte über dieser Sache den Herrn von Gourville um Rath, welchen der König von England, Carl der II, den klügsten Franzosen nannte. Die Meynung des Herrn von Gourville war, auf einmal alle Prediger der protestantischen Kirche aufheben zu lassen. Innerhalb sechs Monaten, sagte er, wird die Hälfte von diesen Predigern ihren Glauben abschwören, und diese läßt man alsdenn wieder unter ihre Heerde; die andere Hälfte, welche halsstarrig bleiben sollte, behält man im Gefängnisse, wo sie unfähig sind, uns zu schaden. Endlich wird es kommen, daß in wenig Jahren die Hugenotten, wenn sie keine andere als bekehrte Priester haben, welche bey ihrer Veränderung zu bleiben gezwungen sind, sich wieder mit der römischen Kirche vereinigen werden. Andere waren der Meynung, man müsse den Staat nicht der Gefahr aussetzen, eine so große Anzahl Bürger zu verlieren, in deren Händen die Manufacturen und die Handlung wäre; man solle also lutherische Familien, wie deren im Elsaß wären, in das Reich kommen lassen. Die Lutheraner, die Calvinisten, die Jansenisten, welche weit erbitterter gegen einander, als gegen die römische Kirche wären, würden endlich so verächtlich werden, daß man keine Gefahr von ihnen besorgen von Ludewig dem XIV. könne, und daß sich endlich nach und nach alle bekehren würden. Der Geist der Parteylichkeit sey überhaupt sehr gefallen, und diese epidemische Krankheit liefe zu Ende. Die königliche Gewalt stehe auf allzufesten Gründen, als daß alle Secten in der Welt in einer Stadt nur einen Aufstand von 14 Tagen erregen könnten.Colbert widersetzte sich allezeit dem Vorsatze, die Hugenotten öffentlich zu unterdrücken, weil er sie für nützliche Unterthanen ansahe, die man zu behalten suchen müßte. Die Manufacturen des Vanrobes und viele andere, waren mit lauter Leuten von dieser Sekte besetzt.


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Nach seinem Tode, welcher im Jahre 1683 erfolgte, verfuhren Tellier und Louvois wider die Calvinisten. Sie sammelten sich zu Haufen, und man widerrufte das Edict von Nantes. Man riß ihre Tempel nieder, und begieng den großen Fehler, daß man ihre Prediger verwies. Wenn die Hirten voran gehen, so folget die Heerde nach. Aller Vorsicht ungeachtet, verließen mehr als acht hundert tausend Menschen das Königreich, welche in fremde Länder ungefähr eine Million Geld, alle Künste und den Haß gegen ihr Vaterland mitnahmen. Holland, England undDeutschland wurden von diesen Flüchtlingen bevölkert. Wilhelm der III hatte ganze Regimenter von französischen Protestanten in seinem Dienste. In Berlin allein sind zehn tausend Franzosen, welche aus diesem wilden Orte eine reiche und prächtige Stadt gemacht haben. Sie haben Städte bis in das Innerste des Vorgebirges der guten Hoffnung angelegt. Als der Staat von dieser Secte befreyet und ihrer Hülfe beraubet war, so wollten die Jansenisten ihren Platz Geheime Nachrichten einnehmen und eine beträchtliche Partey ausmachen. Es gelang ihnen auch eine Zeit lang, und Ludewig der XIV ward die letzten Jahre seines Lebens ziemlich damit überlästiget. Die Gewalt der Gesetze aber hat sie ausgerottet, und die Gliederverzückungen haben sie lächerlich gemacht.


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Indem ich den Corneille wieder vornahm, be merkte ich in dem Briefe an den großen Scudery, den Gouverneur unsrer L. Fr., daß er sich in Ansehung des Kardinals von Richelieu folgender Gestalt ausdrücke: Der Herr Kardinal euer und mein Gebiether. So lange in der Welt Minister, Könige und Schmeichler gewesen sind, ist es vielleicht das erstemal, daß man von einem Minister auf diese Art gesprochen hat. Eben dieser Peter Corneille, der Verfasser des Cinna, eignet diesen Cinna dem Herrn von Montauron, königlichen Schatzmeister, zu, welchen er ohne Umstände mit dem Augustus vergleicht. Es ärgert mich, daß er nicht den Montauron Monseigneur genannt hat. Man erzählet, ein alter Officier, welcher sich wenig um das Protocol der Eitelkeit Von Titeln. bekümmert, habe an den Marquis von Louvois,Monsieur geschrieben; als er keine Antwort erhalten, habe er ihn Monseigneur genannt, aber eben so wenig dadurch ausgerichtet, weil der Minister noch das Monsieur auf dem Herzen gehabt. Endlich schrieb er ihm: An meinen Gott, mein Gott Louvois, und zu Anfange des Briefes setzte er:mein Gott und mein Schöpfer. Beweiset dieses nicht alles, daß die guten alten Römer groß und bescheiden gewesen, und daß wir klein und eitel sind?


7 - Von Titeln /

En relisant Corneille, j'ai remarqué que dans une lettre au grand Scuderi Gouverneur de notre Dame de la garde, il s'exprime ainsi au sujet du Cardinal de Richelieu, Monsieur le Cardinal votre maître & le mien. C'est peut-être la premiere fois qu'on a parlé ainsi d'un Ministre, depuis qu'il y a dans le monde des Ministres, des Rois, & des flatteurs. Le même Pierre Corneilleauteur de Cinna, dedie humblement ce Cinna au Sieur de Montauron Tresorier de l'epargne qu'il compare sans façon à Auguste. Je suis faché qu'il n'ait pas apellé Montauron Monseigneur. On conte qu'un vieil Officier qui savoit peu le protocole de la vanité, ayant écrit au Marquis de Louvois, Monsieur, & n'ayant point eû de réponse, lui écrivit Monseigneur; & n'en obtint pas d'avantage, parce que le Ministre avoit encor le Monsieur sur le cœur. Enfin il lui écrivit, à mon Dieu, mon Dieu Louvois & au commencement de la lettre il mit mon Dieu mon Createur. Tout cela ne prouve-t-il pas que les Romains du bon tems étoient grands & modestes, & que nous sommes petits & vains?


8 - Von Titeln /

à mon Dieu, mon Dieu Louvois