Suchbegriff: louis_xv
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La guerre de 1702 & celle de 1741, ont produit autant de mensonges dans les livres, qu'elles ont fait périr de soldats dans les campagnes; on a redit cent fois & on redit encore, que le Ministere de Versailles avoit fabri-qué le testament de Charles II. Roi d'Espagne. Des anecdotes nous apprennent que le dernier Maréchal de La Feuillade manqua exprès Turin, & perdit sa réputa-tion, sa fortune, & son Armée par un grand trait de cour-tisan; d'autres nous certifient qu'un Ministre fit perdre une bataille par politique. On vient de réimprimer dans les transactions de l'Europe qu'à la bataille de Fon-tenoi nous chargions nos canons avec de gros morceaux de verre, & des métaux venimeux: que le GénéralCambel ayant été tué d'une de ces volées empoisonnées, le Duc de Cumberland envoya au Roi de France, dans un coffre, le verre & les métaux qu'on avoit trouvés dans sa plaie, qu'il mit dans ce coffre une lettre dans laquelle il disoit au Roy, que les nations les plus bar-bares ne s'étoient jamais servies de pareilles armes, & que le Roi frémit à la lecture de cette lettre. Il n'y a ni ombre de vérité ni de vraisemblance à tout cela. On ajoute à ces absurdes mensonges, que nous avons massacré de sang froid les Anglais blessés qui resterent sur le champ de bataille, tandis qu'il est prouvé par les registres de nos hôpitaux, que nous eûmes soin d'eux comme de nos propres soldats. Ces indignes impostu-res prennent crédit dans plusieurs provinces de l'Europe, & servent d'aliment à la haine des nations.


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Seit dem Jahre 1704 bis 1712 war Ludewig derXIV sehr unglücklich. Er erduldete alles dieses Unglück als ein Mensch, der niemals das Glück gekannt hat. Er verlor seinen einzigen Sohn 1711; im Jahre 1712 sahe er in weniger als einem Monate sei nen Enkel, den Herzog von Bourgogne, die Herzoginn von Bourgogne, und den ältesten von seinen Urenkeln sterben. Der König sein Nachfolger, welchen man damals den Herzog von Anjou nannte, lag auch in den letzten Zügen. Ihre Krankheit war eine böse Art von Kinderpocken, wovon zu gleicher Zeit der Herr von Seignelai, Mademoiselle d'Arma magnac, Herr von Listeney, Madame von Gondrin, die nachherige Gräfinn von Toulouse, Herr de la Vrilliere, der Herzog de la Tremouille, und viele andere Personen in Versaille befallen wurden. Der Marquis von Gondrin starb den zweyten Tag daran. Mehr als zweyhundert Personen kamen in Paris daran um. Die Krankheit erstreckte sich beynahe durch ganz Frankreich, und in Lothringen verlor der Herzog zwey Kinder dadurch. Wenn man nur die Augen aufthun, und die geringste Ueberlegung machen wollte, so würde man den entsetzlichen Verleumdungen nicht überlassen seyn, welche so blindlings ausgestreuet wurden. Sie waren die Folge der unvorsichtigen Rede eines Arztes, mit Namen Boudin, von Ludewig dem XIV. eines lockern, verwegenen und unwissenden Menschen, welcher behauptete, daß die Krankheit, woran diese Prinzen gestorben wären, nicht natürlich sey. Ich bin allezeit erstaunt, daß die Franzosen, welche so wenig fähig sind, große Verbrechen zu begehen, gleichwohl so fertig sind, sie zu glauben. Der berühmteHomberg, der Chymicus des Herzogs von Orleans, ein tugendhafter Weltweiser, der aber sehr einfältig war, erstaunte ganz, als er hörte, daß man ihn im Verdacht hatte. Er lief geschwind in die Bastille, sich selbst gefangen zu stellen; allein man lachte über ihn, und dachte nicht daran, ihn zu behalten. Gleichwohl waren diese Reden unter dem Volke, welches allezeit mehr als zu verwegen ist, lange Zeit allgemein. Ihre offenbare Falschheit sollte die Menschen lehren, behutsam zu urtheilen, wenn es möglich wäre, daß sich die Menschen bessern ließen.


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Was beweiset dieses? Daß wir seit langer Zeit unter allen Nationen die veränderlichste und die glücklichste gewesen seyn; daß wir den Misbrauch eines natürlichen Gesetzes, welches in der Länge die Rettung unterdrückter Schuldner will, auf einen über mäßigen Grad getrieben haben. Da nun der Herr Dutot die Gefahr dieser schleunigen Erschütterungen, welche die Veränderungen des angenommenen Werthes der Münzsorten in den Staaten verursachen, so wohl gezeiget hat, so kann man wohl glauben, Zwey Briefe über die Herren, daß in einer so erleuchteten Zeit, als unsere ist, wir dergleichen Ungewitter nicht mehr erfahren werden. Was mich in dem Buche des Herrn Dutot am meisten in Verwunderung gesetzet hat, ist daselbst zu sehen, daß Ludewig der Zwölfte, Franz der Erste, Heinrich der Zweyte und Heinrich der Dritte reicher gewesen seyn sollen, als Ludewig der Funfzehnte. Wer sollte geglaubt haben, daß Heinrich der Dritte, nach heutigem Fuße gerechnet, hundert und drey und sechzig Millionen mehr Einkünfte gehabt hat, als der itzige König? Ich gestehe es, ich erhole mich noch nicht von meinem Erstaunen; denn wie kam es, daß Heinrich der Dritte mit allen diesen erstaunenden Schätzen doch nur mit genauer Noth den Spaniern gewachsen war? Wie wurde er von den Guisen gemishandelt? Wie war Frankreich von allen Künsten und Manufacturen entblößet? Warum war kein schönes Haus, kein kostbarer von den Königen erbauter Palast, keine Pracht und kein Geschmack, der dem Reichthume auf dem Fuße nachfolget, zu Paris? Heut zu Tage hingegen umgeben drey hundert Festungen, die beständig wohl unterhalten werden, unsere Gränzen, und wenigstens zwey hundert tausend Mann vertheidigen sie. Die Truppen, welche das Haus des Königs ausmachen, können mit Recht mit jenen zehn tausend mit goldenen Schilden versehenen Soldaten in Vergleichung ge stellet werden, die den Wagen eines Xerxes und ei nes Darius begleiteten. Paris ist zweymal volkreicher und hundertmal reicher, als zu den Zeiten Heinrichs des Dritten. Der Handel, der damals Johann Law, Melon und Dutot. schmachtete, und nichts war, blühet heut zu Tage zu unserm großen Vortheile.


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Wir wollen einmal das Vermögen Ludewigs des Funfzehnten mit den Schätzen Franz des ersten vergleichen. Die Einkünfte des Staats betrugen damals sechzehn Millionen Pfunde, und das Pfund damaliger Zeit verhielt sich gegen eins zu unserer Zeit, wie eins gegen vier und ein halbes. Sechzehn Millionen machten also von den unsern zwey und siebenzig. Mit zwey und siebenzig unserer Millionen also würden wir eben so reich seyn, als sie damals, Allein die Einkünfte des Staats betragen zwey hun dert Millionen; folglich ist aus diesem Grunde Ludewig der funfzehnte um 128 unserer Millionen reicher, als Franz der erste war; folglich ist der König un gefähr viermal so reich, als Franz der Erste; folglich zieht er viermal so viel von seinen Unterthanen, Zwey Briefe über die Herren, als Franz der Erste von ihnen zog. Das ist schon ziemlich weit von der Rechnung des Herrn Dutot unterschieden.


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Wir wollen einmal das Vermögen Ludewigs des Funfzehnten mit den Schätzen Franz des ersten vergleichen. Die Einkünfte des Staats betrugen damals sechzehn Millionen Pfunde, und das Pfund damaliger Zeit verhielt sich gegen eins zu unserer Zeit, wie eins gegen vier und ein halbes. Sechzehn Millionen machten also von den unsern zwey und siebenzig. Mit zwey und siebenzig unserer Millionen also würden wir eben so reich seyn, als sie damals, Allein die Einkünfte des Staats betragen zwey hun dert Millionen; folglich ist aus diesem Grunde Ludewig der funfzehnte um 128 unserer Millionen reicher, als Franz der erste war; folglich ist der König un gefähr viermal so reich, als Franz der Erste; folglich zieht er viermal so viel von seinen Unterthanen, Zwey Briefe über die Herren, als Franz der Erste von ihnen zog. Das ist schon ziemlich weit von der Rechnung des Herrn Dutot unterschieden.


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Wir wollen diesen Preis der Lebensmittel ein wenig untersuchen. Man muß sich an den Preis des Korns in den Hauptstädten, und zwar in gemeinen Jahren halten. Ich finde viele Jahre im sechzehnten Jahrhundert, in denen das Korn funfzig, fünfund zwanzig, zwanzig, achtzehn Sous, auch wohl auf vier Franken gegolten hat. Ich rechne also auf ein gemeines Jahr dreyßig Sous. Itzo kostet das Korn ungefähr zwölf französische Pfund, also sind die Lebensmittel itzo nur in einem achtmal höhern Preise, und in eben dieser Verhältniß ist der Preis auch in England und Deutschland gestiegen. Allein diese dreyßig Sous des sechzehnten Jahrhunderts galten fünf Pfund funfzehn Sous, nach itzigem Gelde. Fünf Pfund, funfzehn Sous machen bey nahe die Hälfte von zwölf Pfunden; folglich kauft Ludewig der Funfzehnte, der dreymal reicher ist als Franz der erste, die Sachen im Gewichte nach Marken, nur doppelt so theuer, als man sie damals kaufte.


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Ein Mensch nun, der neun hundert Franken hat, und eine Waare zu sechs hundert Franken kaufet, bleibt allerdings um hundert Thaler reicher, als der, Johann Law, Melon und Dutot. welcher, da er nur drey hundert Pfund hat, eben diese Waare um die drey hundert Pfund erhandelt; Ludewig der funfzehnte bleibt also um ein Drittheil reicher, als Franz der Erste.


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Unter Franz dem Ersten und unter Heinrich dem Zweyten bestund die Stärke der Armeen in einer königlichen Leibwache aus Landskindern, und in fremden Truppen zu Fuß, die wir mit unsern Truppen nicht vergleichen können; aber die Infanterie wird unter Ludewig dem Funfzehnten fast auf eben den Fuß und in eben dem Preise bezahlet, wie unter Heinrich dem Vierten. Der Soldat verkauft sein Leben um sechs Sou (ein und zwanzig Pfennige) den Tag, indem er seine Kleidung mitrechnet; diese sechs Sou galten zu den Zeiten Heinrichs des Vierten zwölfe von gleichem Werthe; folglich kann man mit eben den Einkünften; die Heinrich der Große hatte, doppelt so viel Soldaten unterhalten, und mit einer doppelt so großen Summe kann man viermal so viel Truppen in Sold nehmen. Was ich hier sage, zeiget zur Gnüge, daß, ungeachtet der Berechnung des Herrn Dutots, die Könige so wohl als der Staat reicher sind, als sie gewesen. Ich leugne nicht, daß sie dagegen auch mehr verschuldet seyn.


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Die Kriege von 1702 und von 1741 haben in den Büchern eben so viel Lügen hervorgebracht; als Soldaten in den Feldzügen derselben umgekommen sind. Man hat es hundertmal wiederholt und wiederholt es noch hundertmal, daß das Ministerium von Versail les das Testament Carls des IIten, Königs von Spanien, geschmiedet hätte. Geheime Nachrichten lehren uns, daß der letzte Marechal de la Feuillade ausdrücklich Turin verfehlte, und seine Ehre, sein Glück und seine Armee verlor durch eine große Hoflist; andre berichten uns, daß ein Minister aus Staatsklugheit eine Schlacht habe verlieren lassen. Man hat es in den Unterhandlungen von Europa auf das neue gedruckt, daß wir in der Schlacht bey Fontenai unsre Kanonen mit großen Stücken Glas und mit vergifteten Metallen hätten geladen gehabt: daß der General Cambel von einer dieser vergifteten Ladungen wäre getödtet worden, und daß der Herzog von Cumberland dem Könige von Frankreich in einem Kuffer das Glas und die Metalle zugeschickt habe, die man in seiner Wunde gefunden; daß er einen Brief beygelegt, worinne er dem Könige gesagt: Auch die allerbarbarischsten Völker hätten sich niemals solcher Waffen bedient; und daß sich der König bey LefungLesung dieses Briefes entsetzet habe. Alles dieses hat nicht den geringsten Schatten der Wahrheit oder Wahrscheinlichkeit. Man fügt zu diesen ungereimten Lügen noch hinzu, daß wir mit kaltem Blute die verwundeten Engländer, welche auf dem Schlachtfelde gelegen, umgebracht, da man doch aus den Registern der Hospitäler beweisen kann, daß wir uns ihrer so wohl, als unsrer eignen Soldaten, angenommen haben. Diese häßlichen Lügen finden in Gedruckte Lügen. verschiednen Ländern Europens Glauben, und dienen zur Unterhaltung des Hasses zwischen ganzen Völkern.


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Weil man allezeit gute Muster nachahmen muß, und weil der Kanzler Clarendon und der Kardinal von Rets Abschilderungen der vornehmsten Personen gemacht haben, mit welchen sie Unterhandlung gepflogen, so darf man sich gar nicht verwundern, daß die heutigen Schriftsteller, wenn sie sich zu einem Buchführer in Sold begeben, damit anfangen, daß sie von allen Regenten in Europa, von ihren Ministern, und von ihren Generalen, deren Liverey sie nicht einmal kennen, getreue Abschilderungen geben. Ein englischer Schriftsteller, dessen Annales von Europa gedruckt und wieder ge druckt worden sind, versichert uns, daß Ludewig derXVte nicht das große Ansehen habe, welches einen König ankündiget. Wahrhaftig dieser Mensch muß mit den Gesichtsbildungen sehr scharf verfah ren. Dagegen aber sagt er, der Kardinal von Fleury habe das Ansehen eines edeln Zutrauens. So gegenau er bey den Gestalten ist, so genau ist er auch bey den Gemüthsschilderungen und bey der Erzählung der Begebenheiten: er berichtet der Welt, daß der Kardinal von Fleury den Titel des erstern Ministers (wel chen er niemals gehabt hat) dem Grafen von Toulose abgetreten habe; Er lehret uns, daß man die Armee Gedruckte Lügen. des Marschalls Maillebois bloß nach Böhmen geschickt habe, weil eine Hofjungfer einen Brief auf dem Tische liegen lassen, und weil dieser Brief den Zustand der damaligen Angelegenheiten habe zu erkennen gegeben; er sagt, der Graf von Argenson wäre in dem Kriegsra the dem Herrn Amelot gefolget. Ich glaube wenn man alle Bücher in diesem Geschmacke zusammen suchen wollte, um sich die geheimen Nachrichten von Europa ein wenig bekannt zu machen, man würde eine unzählbare Bibliothek zusammen bringen, wovon kaum zehn Seiten Wahrheit wären.