Suchbegriff: kons_III
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1 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Nachdem man diese verschiedenen Meinungen in einer Versammlung erwogen hatte, gingKhaled einen Mittelweg, welcher von allen gebilliget wurde. Nachdem er vorgestellt, daß es sehr unanständig seyn würde, sich als Flüchtige wieder nach Arabien zu wenden, zeigte er, daß es nur allzugefährlich seyn werde, an dem Orte, wo sie sich voriezo befänden, zu bleiben, weil des Kaysers Sohn Constantinus, welcher sich damals zu Cäsarea, an der Spitze von vierzigtausend Mann, befand, allzu nahe sey; daßMahan mit der Kayserlichen Armee zu diesem Prinzen zu stossen bereit sey, indem auf der andern Seite Giabalah sich gleichfalls mit den Kayserlichen verbinden wolle; daß es also das beste seyn würde, wenn sie sich nach Yermuk (*) zögen, wo sie sich alsdann in einem Lande, das ihnen zugehöre, und nicht weit von Arabien befänden, von wannen sie die Hülfsvölker, die man ihnen schicken wolle, leicht erhalten, oder wohin sie sich gar zurück ziehen könnten, wenn ihnen das Schicksal der Waffen zuwider seyn sollte.


2 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Kaum hatte Constantinus den Rückzug der Araber vernommen, als er dem Kayserlichen Generale Vorwürffe machen ließ, daß er sie nicht auf ihrem Zuge angegriffen habe. Er erstaunte aber sehr, als ihm Mahan wissen ließ, daß er hierinne den Befehlen des Kaysers nachgekommen sey, vermöge welcher er nichts gegen die Muselmänner unternehmen dürffte, ohne vorher alles mögliche, mit ihnen Friede zu machen, versucht zu haben.


3 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Amru war damals in Palästina, wo er ver Eroberung der Araber in Palästina.schiedene Plätze unter die Bothmäßigkeit der Muselmänner gebracht hatte. So bald er die Befehle des Obeidah erhalten hatte, brach er auf, und ging auf Cäsarea los, wo man sagte, daß Constantinus, des Heraclius Sohn, mit einer beträchtlichen Armee stehe. Als er aber in diese Gegend einrückte, fand er sie so wohl bedeckt, daß er nicht weiter kommen konnte, ohne eine Schlacht zu wagen. Constantin hatte sich ungemein wohl verschanzt, und schien gesonnen zu seyn, ihm den Weg streitig zu machen. Amru schlug sein Lager gleichfalls nicht weit von dem Lager des Prinzen auf, und machte Anstalten, den Feind auf das baldigste anzugreiffen.


4 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Man merkte gar bald, daß Constantinus, des guten Standes ohngeachtet, welchen er zu Omar. Hegire 17. n. C. G. 638.halten schien, nicht gesonnen sey, es zur Schlacht kommen zu lassen. Er suchte anfangs die Muselmänner zu überraschen. Er schickte deßwegen einen christlichen Araber aus, Kundschaft von der Stärke und der Stellung des Feindes einzuziehen. Dieser Araber wuste sich so wohl zu verkleiden, daß er sich in das Lager einschliche, und verschiedene Tage hindurch, alles, was daselbst vorging, in Augenschein nahm. Da aber einer von ungefehr auf sein Kleid trat, so daß er beynahe gefallen wäre, so entfuhr ihm, ohne daß er daran dachte, der Schwur bey Christo! Die Muselmänner merkten so gleich, daß er ein christlicher Spion sey, und hieben ihn auf der Stelle nieder.


5 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Kurz darauf sahe man einen griechischen Priester anlangen, welcher mit dem Heerführer, in Namen des Constantinus, zu sprechen verlangte. Er ward sogleich zu dem Amru geführt, welchem er sagte, daß der Prinz geneigt sey, sich mit ihm zu vergleichen, daß er ihm al Omar. Hegire 17. n. C. G. 638.so einen Vertrauten schicken möge, mit welchem er deßwegen Abrede nehmen könne. Amru entschloß sich, selbst zu ihm zu gehen, damit die Sache desto geschwinder zum Schlusse kommen möge.


6 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Der griechische Prinz empfing den Muselmann auf das ehrwürdigste. Nach den ersten Ehrenbezeigungen ließ er ihm einen Stuhl setzen, doch Amru schlug ihn aus, und setzte sich nach Gewohnheit der Muselmänner mit übereinander geschlagenen Beinen auf die Erde, mit dem Sebel an der Seite, und die Lanze quer vor sich hingelegt. Er hatte hierauf eine sehr sonderbare Unterredung mit dem Constantinus, wann sie anders so gewesen ist, als sie der arabische Geschichtschreiber erzehlt.


7 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Constantinus fing damit an, daß er demUnterredung des Amruund Constantinus.Amru vorstellte, die Araber und Griechen thäten sehr übel, daß sie mit einander Krieg führeten, weil sie Brüder wären. Wie sollten sie Brüder seyn, versetzte Amru, da sie von einer so verschiedenen Religion sind? Und welches sind denn die Beweise der Verwandtschaft zwischen den Coreischiten und den Griechen. Der Prinz glaubte es zu beweisen, indem er in einer langen Rede ihre gemeinschaftliche Abstammung von dem Adam herrechnete.


8 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Nachdem sich also beyde Armeen einander gegen über in Schlachtordnung gestellt hatten, näherte sich ein Officier von dem Heere desConstantinus den Muselmännern, und fragte, wer von ihnen einen Zweykampf annehmen wolle. Verschiedene Muselmänner hielten hierauf inständigst um den Vorzug an, welcher aber einem jungen Araber gegeben wurde, der einen recht feurigen Eifer für die Mahometanische Religion hatte, und nach Syrien Kriegsdienste zu nehmen gekommen war, in Absicht, entweder Proselyten zu machen, oder die Märtyrerkrone zu erlangen. Doch er war noch viel zu jung, einen so heftigen Anfall, als dieser war, auszuhalten, und seine Kräfte kamen weder seinem Muthe, noch seinem Eyfer gleich; der griechische Officier fertigte ihn bald ab, und versetzte ihm einen Hieb, der ihn todt zur Erde streckte.


9 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Der Verlust des griechischen Officiers brachte das Schrecken und die Bestürzung unter die Trupen des Constantinus. Es fand sich eine grosse Menge, welche durchzugehen beschlossen hatte, und viele von ihren Kammeraden mitnahm. Die, welche noch Muth genug hatten zu bleiben, hatten dennoch nicht Muth genug, dem Feinde Gegenstand zu halten. Sie behaupteten, es sey unmöglich, den Muselmännern die Spitze zu bieten, deren Kräffte mit jedem Augenblicke wüchsen, und faßten also von selbst den Entschluß, sich in ihr Lager zu ziehen und wohl zu verschanzen.


10 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Constantinus wendet sich nach Cäsarea.

11 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Unterdessen blieben sie auch da nicht lange. Nachdem Constantinus sich in folgender Nacht aufgemacht hatte, nach Cäsarea zu fliehen; so zog das Beyspiel des Feldherrn die Menge nach sich, und die Griechen verliessen gleich den Tag darauf das Lager, um ihrem Prinzen nachzueilen.


12 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Khaled kam zu gelegner Zeit an. Kaum fing Yukinna an, das Vergnügen über seine Eroberung zu geniessen, als er Schiffe in dem Hafen ankommen sahe, welche für die Armee des Constantinus, deren schimpfliche Flucht noch unbekant war, Lebensmittel und Waffen brachte. Yukinna befand sich bey dem Ausschiffen, und empfing den Obersten und die Officiers, als ob er von ihrer Parthey sey. Unterdessen war er doch wegen der Folgen dieser Begebenheit, welche sich nothwendig gar bald aufklären mußte, sehr unruhig; zu seinem Glücke aber erfuhr er die Ankunft des Khaled. Diese Verstärkung befreyte ihn von aller Unruhe. Er nahm die Officiers auf den Schiffen gefangen, und nachdem er den größten Theil der Lebensmittel in die Stadt hatte bringen lassen, so bat er den Khaled, die Stadt zu besetzen, mittlerweile er eben diesen Anschlag, welcher ihm mit Tripoli geglückt sey, auch mit Tyrus ausführen wolle.


13 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Yukinna machte sich also gleich auf, und kam auf den Schiffen, deren er sich bemächtiget hatte, nach Tyrus; und als er in dem Ha= Yukinnawill sich der Stadt Tyrus bemächtigen, und wird entdecket.fen angelangt war, ließ er dem Befehlshaber sagen, daß er für seine und des Constantinus Trupen Erfrischungen bringe. Man empfing ihn folglich auf das allerfreundlichste, und legte ihn mit seinen neunhundert bey sich habenden Soldaten in die Stadt. Doch endlich erkannte ein christlicher Officier den Yukinna, und steckte es schleinig dem Befehlshaber, damit er auf seiner Hut seyn solle. Dieser nahm auch so gute Maaßregeln, daß er, ohne das geringste Lermen, sich durch die Besatzung des Yukinna und seines Gefolges bemächtigte, und sie in Ketten werffen ließ. Diejenigen, die auf dem Schiffe geblieben waren, ließ er vorjetzo zufrieden, und hoffte ihnen gar bald eben so zu begegnen, als ihrem Anführer. Doch plötzlich sahe man, während dieser Zeit, eine Schaar Araber vor Tyrus erscheinen, welche der Stadt zu drohen schienen. Nachdem der Befehlshaber, dieser Trupen wegen, Kundschast hatte einziehen lassen, erfuhr er, daß es eine Parthey Araber sey, welche von dem Yesid - ebn - Abi - Sofian, einem der besten Feldherren der Muselmänner, angeführt würde.


14 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Constantinus flieht nach Constantinopel.

15 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Die Einnahme von Tyrus setzte die Einwohner zu Cäsarea, welche sich von den Muselmännern schon belagert sahen, in die gröste Bestürzung. Unterdessen nahmen sie doch einige Maaßregeln, ihren Platz gegen einen so fürchterlichen Feind zu vertheidigen; doch ein neuer Zufall machte alle ihre Anstallten zunichte. Der furchtsame Constantinus kam über den Verlust der Stadt Tyrus ausser sich, und glaubte den Feind schon als Meister von Cäsarea zu sehen, so daß er, ohne die Stärke seines Platzes, die Anzahl seiner Trupen, und die Wirckung, welche seine Gegenwart bey solchen Umständen haben müsse, zu überlegen, auf nichts, als sich in Sicherheit zu setzen, bedacht war. Er begab sich also verstohlner weise, mit seiner Familie aus der Stadt, erlangte schleinig den Hafen, und schifte sich nach Constantinopel ein.