Suchbegriff: karl_i
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Der heilige Ludwig wurde durch neue aus Frankreich angekommene Hülfe verstärket, worauf noch sechzig tausend Soldaten nachkamen. Man folgte ihm, man liebte ihn, und er selbst ließ sich das Unglück, das Johann von Brienne, in einem gleichen Vorfalle erfahren hatte, zu einem Beyspiele dienen, indem er schon überwundene Feinde und einen Sultan, der sich seinem Ende nahete, vor sich hatte. Wer hätte nicht glauben sollen, daß Aegypten und bald darauf Syrien hätten sollen bezwungen werden. Unterdessen kam die Hälfte dieser unvergleichlichen Armee an Krankheiten um; die andre Hälfte wurde bey Masura überwunden. Der heilige Ludwig sahe seinen Bruder Robert von Artois ermorden; er wurde mit seinen beyden andern Brüdern dem Grafen von Anjou und dem Grafen von Poitiers gefangen. Der meiste Theil seiner Ritter wurde mit ihm gefangen genommen. Damals regierte nicht mehr Maleksala in Aegypten, sondern sein Sohn Almoadan. Dieser neue Sultan hatte aller dings eine große Seele, denn, da ihm der König Ludwig für seine und der ihm angehörigen Gefangenen Ranzion eine Million Goldner * Bezans anbot, er ließ ihm Almoadan den fünften Theil davon. Maleksala, sein Vater, hatte das Corps der Mammeluken aufgerichtet, das mit der ehmaligen Leibwache der Römischen Kaiser, und mit den Janitscharen heut zu Tage viele Aehnlichkeit hatte. Diese Mammeluken waren kaum entstanden, so wurden sie ihren Herren schon furchtbar. Almoadan, der ihnen Einhalt thun

* Byzantii numi, eine alte goldene Münze, welche die orientalischen Kaiser haben prägen lassen.

Geschichte der Kreuzzüge wollte, wurde von ihnen eben in der Zeit, da er mit dem heil. Ludwig wegen der Ranzion in Unterhandlung stund, meuchelmörderischer Weise ermordet. Die Regierung, die damals unter die Emirs vertheilt war, schien den gefangenen Christen höchstnachtheilig zu seyn; dem ungeachtet fuhr der ägyptische Rath fort mit dem Könige zu tractiren. Der Herr von Joinvilleerzählt, daß selbst diese Emirs in einer von ihren Versammlungen in Vorschlag gebracht hätten,Ludwigen zu ihrem Sultan zu erwählen.


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Sein Aufenthalt zu Paris verschaffte ihm beständige Vortheile und beständigen Ruhm. Er genoß einer Ehre, die nur ein tugendhafter König erlangen kann. Der König von England und seine Barons erwähleten ihn zum Schiedsrichter ihrer Streitigkeiten. Er sprach das Urtheil als ein unumschränkter König, und wenn dieses Urtheil, das Heinrich dem dritten günstig war, die Unruhen in England nicht stillen konnte, gab es doch wenigstens dem ganzen Europa zu erkennen, was für Ehrerbiethung die Menschen auch wider ihren Willen, gegen die Tugend haben. Geschichte der Kreuzzüge. Sein Bruder der Graf von Anjou hatte dem Ruhme Ludewigs, und der guten Ordnung seines Königreiches die Ehre zu danken, daß er von dem Pabste zum Könige von Sicilien erwählet wurde.


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Carl von Anjou, König von Neapel und Sicilien, bediente sich eigentlich der heroischen Frömmigkeit Lu dewigs zu seinen Absichten. Er gab vor, der König von Tunis wäre ihm einige Jahre Tribut schuldig. Er wollte sich dieser Lande bemächtigen, und der heilige Ludewig hoffte, wenigstens nach dem Vorgeben aller Geschichtschreiber, (auf was für einen Grund, weiß ich nicht,) den König von Tunis zu bekehren. Die christlichen Truppen stiegen unweit Geschichte der Kreuzzüge. der Ruinen Karthagens ans Land; gar bald aber wurde der König in seinem Lager von den vereinigten Mauren belagert. Eben die Krankheiten, welche die Unmäßigkeit seiner versetzten Unterthanen und die Veränderung der Himmelsgegenden, in sein Lager in Aegypten gezogen hatten, verstörten auch sein Lager bey Karthago. Einer von seinen Söhnen, der ihm während seiner Gefangenschaft zu Damiate war gebohren worden, starb an dieser Art von Pest vor Tu nis. Endlich wurde der König selbst davon angegriffen; er ließ sich auf der Asche ausstrecken, und gab in einem Alter von fünf und funfzig Jahren mit der Gottesfurcht eines Mönchen und dem Muthe eines Helden seinen Geist auf. Kaum war er todt, so langte sein Bruder der König von Sicilien an; man machte Friede mit den Mauren, und führte die Ueberbleibsel der Christen nach Europa zurück. Man kann nicht weniger als hundert tausend Perso nen rechnen, die in diesen beyden Feldzügen des heil. Ludewigs sind aufgeopfert worden. Fügt man hier zu die hundert und funfzig tausend, die Friedrich dem Rothbarte nachfolgeten, die dreyhundert tausend von dem Kreuzzuge Philipps Augusts und Richards; wenigstens zweyhundert tausend von der Zeit des Johanns von Brienne: rechnet man die sechzehn hundert tausend Kreuzfahrer, die schon nach Asien übergegangen waren, und was in dem Zuge nach Constantinopel und in den Kriegen, die auf diese Veränderung erfolgten, umgekommen ist, ohne von dem nordischen Kreuzzuge und dem wider die Albigenser etwas zu gedenken; so wird man finden, daß der Geschichte der Kreuzzüge. Orient das Grab von mehr als zwo Millionen Europäern geworden ist.


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Carl von Anjou, König von Neapel und Sicilien, bediente sich eigentlich der heroischen Frömmigkeit Lu dewigs zu seinen Absichten. Er gab vor, der König von Tunis wäre ihm einige Jahre Tribut schuldig. Er wollte sich dieser Lande bemächtigen, und der heilige Ludewig hoffte, wenigstens nach dem Vorgeben aller Geschichtschreiber, (auf was für einen Grund, weiß ich nicht,) den König von Tunis zu bekehren. Die christlichen Truppen stiegen unweit Geschichte der Kreuzzüge. der Ruinen Karthagens ans Land; gar bald aber wurde der König in seinem Lager von den vereinigten Mauren belagert. Eben die Krankheiten, welche die Unmäßigkeit seiner versetzten Unterthanen und die Veränderung der Himmelsgegenden, in sein Lager in Aegypten gezogen hatten, verstörten auch sein Lager bey Karthago. Einer von seinen Söhnen, der ihm während seiner Gefangenschaft zu Damiate war gebohren worden, starb an dieser Art von Pest vor Tu nis. Endlich wurde der König selbst davon angegriffen; er ließ sich auf der Asche ausstrecken, und gab in einem Alter von fünf und funfzig Jahren mit der Gottesfurcht eines Mönchen und dem Muthe eines Helden seinen Geist auf. Kaum war er todt, so langte sein Bruder der König von Sicilien an; man machte Friede mit den Mauren, und führte die Ueberbleibsel der Christen nach Europa zurück. Man kann nicht weniger als hundert tausend Perso nen rechnen, die in diesen beyden Feldzügen des heil. Ludewigs sind aufgeopfert worden. Fügt man hier zu die hundert und funfzig tausend, die Friedrich dem Rothbarte nachfolgeten, die dreyhundert tausend von dem Kreuzzuge Philipps Augusts und Richards; wenigstens zweyhundert tausend von der Zeit des Johanns von Brienne: rechnet man die sechzehn hundert tausend Kreuzfahrer, die schon nach Asien übergegangen waren, und was in dem Zuge nach Constantinopel und in den Kriegen, die auf diese Veränderung erfolgten, umgekommen ist, ohne von dem nordischen Kreuzzuge und dem wider die Albigenser etwas zu gedenken; so wird man finden, daß der Geschichte der Kreuzzüge. Orient das Grab von mehr als zwo Millionen Europäern geworden ist.