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1 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Ein Volk zu kennen, daß ehemals in der Welt ein so grosses Aufsehen gemacht und in den Zustand von Europa einen so wichtigen Einfluß gehabt: Dieß ist ein Umstand, der diese Historie einem Gelehrten Vorrede. schon auf einmal unentbehrlich machet. Wer würde wohl dem auch nur eine mittelmäßige Stelle auf dem Parnaß einräumen, der nichts von den Begebenheiten der alten Chaldäer oder Egyptier zu sagen wüßte? Noch täglich beschäftigen sich die grösten Männer mit der Entwickelung ihrer Fabeln und man durchwühlet den Schutt der ältesten Ueberbleibsel, um einige bessere Nachrichten ans Tageslicht zu bringen. Was hat sich nicht ein Jablonski und ein Plüche in unsern Tagen für Mühe gegeben, in diesen Finsternissen was zu finden? Aber wenn man seine Gedult ganz erschöpft hat, so gesteht man doch endlich, daß man nur aus den hieroglyphischen Figuren neue Muthmassungen herausgebracht habe. Indessen hält doch niemand die Mühe dieser grossen Gelehrten für überflüßig, weil wir von diesen Völkern durch die Hände der Griechen und RömerWissenschaft und Aberglauben empfangen haben. Aber wenn man die Lebensgeschichte des Califen Mamons nebst meinen Anmerkungen durchlesen wird, so wird man überzeugt werden, daß wir den Arabernnoch weit mehr von der alten philosophischen und mathematischen Gelehrsamkeit zu verdanken, und also auch eine weit grössere Verbindlichkeit haben, die Lebensumstände dieses Prinzen kennen zu lernen, der uns mit unsäglichen Kosten dieGelehrsamkeit der alten Welt als einen kostbaren Schatz aufbehalten haben. Diese Wohlthat wird uns noch wichtiger vorkommen, wenn wir bedenken werden, daß damals unter den Christen die Wissenschaften fast ganz und gar unter der Last des Aberglaubens ersticket sind. Es fielen in Italien, den Vorrede. alten Sitz der Gelehrsamkeit, die barbarischen Völkerein, welche durch das Lärmen ihrer Waffen auf einmal die stillen Musen aus ihren angenehmen und fruchtbaren Gefilden und Haynen verdrungen haben. Im Orient hingegen beschäftigten sich die Griechen theils mit ihren unnützen Schulzänkereyen und kleinen Streitigkeiten, wovon der Bilderstreit allein schon ein hinlänglicher Beweis ist; theils aber hat die überhandnehmende Macht der Mahumedanischen Betrügerey und Sarazenischen Herrschaft auf einmal alle Bemühungen in den Wissenschaften aufgehoben. Wie merkwürdig ist es nicht daher aus der Geschichte zu lernen, daßGOtt, der für das Wohl der Völker wachet, durch eben dieselbe Nation, welche die Wissenschaften ausGriechenland gröstentheils vertrieben, dieselben den künftigen Zeiten aufbewahret hat? (*) Laßt uns diesen Umstand nicht geringe achten. Er ist ein Beweis, daß die Vorsehung dafür unermüdet sorge, daß mitten unter dem Aberglauben die Vernunft, und selbst in kriegerischen und wilden Zeiten die Menschlichkeit erhalten werde. Und dieß sind die beyden Mittel, wodurch der Religion, welche auf einmal den Verstand erleuchtet, und das verdorbene Herz bessert, der Eingang in die Welt nach und nach bereitet wird. Mit welchem Vergnügen würde ich nicht

(*) Man kann davon ausführliche Nachrichten in A bulpharajiHiſtoria Dynaſtiarum p. 240.Georg ElmazinsHiſtoria Saracen. B. II. p. 139.Barthol. HerbelotsBibliotheque Orientale unter dem Worte Mamun und in des seel. FabriziiBibliotheca Graeca Vol. XII. p. 259. ff. antreffen.

Vorrede. jetzt dieses aus der Folge der Geschichten darthun. Aber ob ich gleich durch einige Jahrhunderte einen weiten Sprung mache, so erweise ich doch diese Anmerkung auf einmal, wenn ich sage, daß vor der grossen Religionsreinigung, die der Mann GOttes, Lutherus, heldenmüthig ausgeführet, die Verbesserung der Wissenschaften unmittelbar vorhergegangen sey. Jetzt habe ich unvermerkt die Leser in einen Gesichtspunct gestellt, aus welchem sie die Wichtigkeit der Arabischen Geschichte mit einemmal übersehen können.