Suchbegriff: homb
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Seit dem Jahre 1704 bis 1712 war Ludewig derXIV sehr unglücklich. Er erduldete alles dieses Unglück als ein Mensch, der niemals das Glück gekannt hat. Er verlor seinen einzigen Sohn 1711; im Jahre 1712 sahe er in weniger als einem Monate sei nen Enkel, den Herzog von Bourgogne, die Herzoginn von Bourgogne, und den ältesten von seinen Urenkeln sterben. Der König sein Nachfolger, welchen man damals den Herzog von Anjou nannte, lag auch in den letzten Zügen. Ihre Krankheit war eine böse Art von Kinderpocken, wovon zu gleicher Zeit der Herr von Seignelai, Mademoiselle d'Arma magnac, Herr von Listeney, Madame von Gondrin, die nachherige Gräfinn von Toulouse, Herr de la Vrilliere, der Herzog de la Tremouille, und viele andere Personen in Versaille befallen wurden. Der Marquis von Gondrin starb den zweyten Tag daran. Mehr als zweyhundert Personen kamen in Paris daran um. Die Krankheit erstreckte sich beynahe durch ganz Frankreich, und in Lothringen verlor der Herzog zwey Kinder dadurch. Wenn man nur die Augen aufthun, und die geringste Ueberlegung machen wollte, so würde man den entsetzlichen Verleumdungen nicht überlassen seyn, welche so blindlings ausgestreuet wurden. Sie waren die Folge der unvorsichtigen Rede eines Arztes, mit Namen Boudin, von Ludewig dem XIV. eines lockern, verwegenen und unwissenden Menschen, welcher behauptete, daß die Krankheit, woran diese Prinzen gestorben wären, nicht natürlich sey. Ich bin allezeit erstaunt, daß die Franzosen, welche so wenig fähig sind, große Verbrechen zu begehen, gleichwohl so fertig sind, sie zu glauben. Der berühmteHomberg, der Chymicus des Herzogs von Orleans, ein tugendhafter Weltweiser, der aber sehr einfältig war, erstaunte ganz, als er hörte, daß man ihn im Verdacht hatte. Er lief geschwind in die Bastille, sich selbst gefangen zu stellen; allein man lachte über ihn, und dachte nicht daran, ihn zu behalten. Gleichwohl waren diese Reden unter dem Volke, welches allezeit mehr als zu verwegen ist, lange Zeit allgemein. Ihre offenbare Falschheit sollte die Menschen lehren, behutsam zu urtheilen, wenn es möglich wäre, daß sich die Menschen bessern ließen.