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1 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Garven

2 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

††) Es ist zwar nicht zu leugnen, daß die Mathematik genug Dinge enthält, wobey die Einbildungskraft sehr wirksam ist, wie man schon aus verschiedenen mechanischen Betrachtungen und aus der Lehre von dem Unendlichen ersehen kann; daher ich auch nicht mit Hr.Garven (Samml. einig. Abh. S. 67.) behaupten möchte, daß in dieser Wissenschaft nirgends Einbildung, sondern allenthalbenVerstand herrsche. Allein nach der bekannten Regel, a potiori fit denominatio, hätte doch die Mathematik unter diejenigen Wissenschaften gesetzt werden sollen, die von dem Verstande abhängen, da bey derselben mehr, als bey irgend einer andern Wissenschaft der Verstand beschäftiget ist. E.


3 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Garve

4 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Garve

5 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Bey dieser Untersuchung würde es sehr leicht seyn, in einen Wortstreit zu gerathen, wenn man sich nicht genau an den Sprachgebrauch halten, sondern die Bedeutung der Wörter willkührlich bestimmen wollte; denn es wäre gar nicht schwer, die Erklärung des Gedächtnisses so einzurichten, daß man zugleich diejenige Handlung der menschlichen Seele, welche man das Erinnern zu nennen pflegt, darunter begreifen müßte. Es ist daher itzt blos davon die Rede, ob man, ohne dem Sprachgebrauche untreu zu werden, das Erinnern für nichts als eine Wirkung des Gedächtnisses halten könne, oder ob man einen Unterschied zwischen der Erinnerungskraft und dem Gedächtnisse annehmen müsse. Zu dieser Absicht wollen wir uns also ein Paar Beyspiele vorstellen, worinnen die Benennungen Gedächtniß und Erinnerung vorkommen, und die Bedeutung dieser Benennungen daraus herleiten. Wenn z. E. ein junger Mensch die Fähigkeit besitzt, eine ihm aufgegebene Rede in kurzer Zeit auswendig zu lernen, und so oft man es verlangt, ohne Fehler herzusagen; so spricht jedermann: dieser junge Mensch hat ein gutes Gedächtniß, und niemand braucht in die sem Falle das Wort Erinnerungskraft. Wenn mich hingegen ein Reisender besucht, der sich auf eine alte Bekanntschaft beruft, der von mir aber als ein ganz Unbekannter behandelt wird, so wird er gewiß mich fragen, ob ich mich nicht an die oder jene Zeit, und an den ehemaligen Umgang mit ihm erinnern könnte? Wenn ich nun das, was ich itzt von ihm höre, und an ihm bemerke, mit demjenigen vergleiche, was ich ehemals an meinem Bekannten bemerkt habe, und durch diese Vergleichung einsehe, daß er wirklich dieselbe Person sey, mit welcher ich zu einer gewissen Zeit an dem oder jenem Orte Umgang gehabt habe; so werde ich mich ebenfalls dieses Ausdrucks bedienen, und sagen, daß ich mich nunmehr gar wohl an seine Person und an unsere alte Bekantschaft erinnerte. Wenn wir nun die beyden angeführten Fälle mit einander vergleichen, so werden wir gar bald bemerken, daß zwischen Gedächtniß und Erinnerungskraft in der That ein Unterschied statt findet, obgleich die letztere Fähigkeit nothwendig die erstere voraussetzt. Wenn blos das Gedächtniß gebraucht wird, so setzt die Seele nur die erhaltenen Begriffe fort, und stellt sich dieselben, so oft sie will, in eben der Ordnung wieder vor, ohne sich mit einer Vergleichung derselben zu beschäftigen. Jm andern Falle hingegen, wo von dem Gebrauche der Erinnerungskraft die Rede ist, muß die Seele ihre itzigen Empfindungen und Begriffe mit den ehemaligen genau vergleichen, um die Uebereinstimmung oder Verschiedenheit derselben beurthei len zu können. Es gehört also zur Erinnerungskraft erstlich das Gedächtniß; denn wir müssen unsre vorigen Empfindungen und Begriffe noch haben, wenn wir sie mit den itzigen vergleichen wollen; ausserdem aber auch das Bewußtseyn und die Urtheilskraft, weil wir sonst nicht bemerken könnten, ob unsere itzigen und ehemaligen Empfindungen und Begriffe einerley Gegenstand hätten. Aus dieser Ursache unterscheidet Hr. Garve in seinem Versuch über die Prüfung der Fähigkeitendas blos behaltende und dasraisonnirende Gedächtniß, und nennt das erste auch das Gedächtniß im engern Verstande, das andere aber die Gabe der Erinnerung. Das Erinnern geschieht, nach der Erklärung dieses Philosophen, durch Nachdenken, wenn die Seele ihre ehemaligen Vorstellungen, sobald nur eine davon wieder lebhaft geworden ist, durch ihre Verbindung und Folge aufzuwecken weiß. „Dieses Gedächtniß, fährt er fort, setzt zwar voraus, daß die alten Jdeen auf eine gewisse Weise verlöscht sind; aber es ersetzt diese Schwäche durch eine andere Kraft der Seele, die es anzeigt, die Kraft, die Verbindungen der Dinge einzusehen, und selbst verdunkelte Bilder durch ihre eigene Bemühung wieder klar zu machen. Dieses Gedächtniß ist ein sehr sicheres Kennzeichen, oder vielmehr ein Theil des Verstandes.“