Suchbegriff: friedrich_barbarossa
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Nachdem Conrad über den Bosphorus gegangen war, führete er sich mit derjenigen Unbehutsamkeit auf, die mit dergleichen Unternehmungen verknüpfet ist. Das Fürstenthum zu Antiochia hielt sich noch. Man hätte sich mit diesen Christen in Syrien vereinigen, und den König in Frankreich erwarten können. Solchergestalt hätte die Menge siegen müssen. Allein der deutsche Kaiser, der gegen den Fürsten von Antiochia und den König von Frankreich eifersüchtig war, vertiefte sich mitten in Kleinasien. Ein Sultan von Ikonium, der listiger als er war, zog diese schwere deutsche Reuterey, welche ermüdet, ohne Muth, und nicht im Stande war, in dieser Gegend zu fechten in die Gebirge. Die Türken hatten nichts weiter zu thun, als nur zu morden. Der Kaiser, der verwundet war, und nur einige flüchtige Truppen noch um sich hatte, floh nach Antiochia, und that von dar, als ein Pilgrim, eine Reise nach Jerusalem, an statt daß er als ein General der Armee hätte daselbst erscheinen sollen. Der berühmte Friedrich der Rothbart, sein Neffe und Nachfolger im deutschen Reiche, folgte ihm auf seinen Reisen, und lernte bey den Türken eine Standhaftigkeit ausüben, die die Päbste nachher auf weit größere Proben setzten.


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Dieser Kaiser, Friedrich der Rothbart, der von den Verfolgungen, die er von den Päbsten erlitten, und die er ihnen wieder anthat, berühmt ist, nahm fast zu gleicher Zeit das Kreuz an, und that sich un Geschichte der Kreuzzüge.ter allen am ersten hervor. Es schien, als ob er darzu bestimmt wäre, bey den Christen Asiens dasjenige zu seyn, was Saladin bey den Türken war. Er führte als ein Staatsverständiger, als ein großer General, und der durch das Glück gnugsam geprüft war, eine Armee von hundert und funfzig tausend Mann ins Feld. Er brauchte die Vorsicht, zu verordnen, daß man keinen mit dem Kreuze bezeichnen sollte, der nicht wenigstens hundert und funfzig Franken Silbers nach unsrer heutigen Münze baar hätte, damit ein jeder durch seinen Fleiß und sein Geld dem grausamen Mangel, der die vorigen Armeen größtentheils aufgerieben hatte, vorkommen könnte. Er mußte Anfangs mit den Griechen sich herumschlagen. Der Hof zu Constantinopel, der es müde war, beständig von den Lateinern bedrohet zu werden, machte endlich mit dem Saladin ein Bündniß. Ganz Europa schrye über dieses Bündniß, es ist aber augenscheinlich, daß es unumgänglich nothwendig war. Man verbindet sich mit seinem natürlichen Feinde nicht ohne Noth. Unsre heutige Bündnisse mit den Türken, die vielleicht weniger nöthig sind, verursachen nicht so viel Murren. Friedrich machte sich mit Gewalt wider den Kaiser Isaac Angelus einen Weg durch Thracien, wie er über die Griechen gesiegt, so gewann er auch (1190) zween Siege wider den Sultan von Cogni. Da er sich aber ganz im Schweiße in dem Wasser eines Flusses, den man für den Cydnus hält, gebadet, starb er davon, und alle seine Siege waren ohne Nutzen. Sie hatten ohne Zweifel viel gekostet, weil sein Sohn, der Herzog Friedrich von Schwaben, von hundert und funfzig Geschichte der Kreuzzüge. tausend Mann, die seinem Vater nachgefolget waren, aufs höchste nicht mehr als sieben bis achttausend zusammen bringen konnte. Er führte sie nach Antiochia, und stieß mit diesen Ueberbleibseln zu dem Heere des Königes von Jerusalem Gvido von Lusignan, der, ungeachtet des gethanen Eides und der Ungleichheit der Waffen, dennoch seinen Sieger noch einmal angreifen wollte.


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Nach verschiedenen Schlachten, deren keine ent scheidend war, verlor dieser SohnFriedrichs des Rothbarts, welcher Kaiser im Occident hätte seyn sollen, sein Leben ohnweit Ptolemais an einer Krankheit, die alle Deutsche in diesem Erdstriche hinriß. Die, welche aufgezeichnet haben, daß dieser Prinz, als ein Märtyrer der Keuschheit gestorben sey, und daß er durch den Gebrauch der Weiber hätte davon kommen können, sind zugleich sehr verwegene Lobredner und schlecht unterrichtete Naturkündiger. Man sagt eben das seitdem auch von dem Könige in Frankreich Ludwig dem achten.


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Kleinasien war ein Abgrund, worein sich Europa gestürzet hatte. Nicht allein diese unbeschreibliche Armee des Kaisers Friedrichs war verloren, sondern die englischen, französischen, italiänischen und deut schen Flotten, die noch vor der Ankunft Philipp Augusts und Richards, genannt Löwenherz, anlangten, hatten neue Kreuzfahrer und neue Schlachtopfer herbeygebracht. Endlich kamen die Könige von Frankreich und England in Syrien vor Ptolemais, das man Akre nennt, an. Fast alle Christen im Oriente Geschichte der Kreuzzüge. hatten sich versammlet, diese Stadt, die man als den Schlüssel des Landes ansahe, zu belagern. Saladin war in der Gegend des Euphrats in einen innerlichen Krieg verwickelt. Nachdem die beyden Könige ihre Macht mit der orientalischen Christen ihrer vereiniget hatten, zählte man über dreymal hundert tausend Soldaten.


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Carl von Anjou, König von Neapel und Sicilien, bediente sich eigentlich der heroischen Frömmigkeit Lu dewigs zu seinen Absichten. Er gab vor, der König von Tunis wäre ihm einige Jahre Tribut schuldig. Er wollte sich dieser Lande bemächtigen, und der heilige Ludewig hoffte, wenigstens nach dem Vorgeben aller Geschichtschreiber, (auf was für einen Grund, weiß ich nicht,) den König von Tunis zu bekehren. Die christlichen Truppen stiegen unweit Geschichte der Kreuzzüge. der Ruinen Karthagens ans Land; gar bald aber wurde der König in seinem Lager von den vereinigten Mauren belagert. Eben die Krankheiten, welche die Unmäßigkeit seiner versetzten Unterthanen und die Veränderung der Himmelsgegenden, in sein Lager in Aegypten gezogen hatten, verstörten auch sein Lager bey Karthago. Einer von seinen Söhnen, der ihm während seiner Gefangenschaft zu Damiate war gebohren worden, starb an dieser Art von Pest vor Tu nis. Endlich wurde der König selbst davon angegriffen; er ließ sich auf der Asche ausstrecken, und gab in einem Alter von fünf und funfzig Jahren mit der Gottesfurcht eines Mönchen und dem Muthe eines Helden seinen Geist auf. Kaum war er todt, so langte sein Bruder der König von Sicilien an; man machte Friede mit den Mauren, und führte die Ueberbleibsel der Christen nach Europa zurück. Man kann nicht weniger als hundert tausend Perso nen rechnen, die in diesen beyden Feldzügen des heil. Ludewigs sind aufgeopfert worden. Fügt man hier zu die hundert und funfzig tausend, die Friedrich dem Rothbarte nachfolgeten, die dreyhundert tausend von dem Kreuzzuge Philipps Augusts und Richards; wenigstens zweyhundert tausend von der Zeit des Johanns von Brienne: rechnet man die sechzehn hundert tausend Kreuzfahrer, die schon nach Asien übergegangen waren, und was in dem Zuge nach Constantinopel und in den Kriegen, die auf diese Veränderung erfolgten, umgekommen ist, ohne von dem nordischen Kreuzzuge und dem wider die Albigenser etwas zu gedenken; so wird man finden, daß der Geschichte der Kreuzzüge. Orient das Grab von mehr als zwo Millionen Europäern geworden ist.