Suchbegriff: dona
Treffer: 10

1 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Gleichwohl bedienen sich die alten Schriftsteller des Worts singen, eben sowohl bey der Re(*) De Orat. libro III.(**) In Orat.du Bos,citation der Komödien, als der Tragödien. Donatus und Euthemius, die unter der RegierungConstantinus des Grossen gelebt haben, sagen in ihren Schriften, welche de Tragœdia& Comœdia Commentatiunculæ überschriebensind, daß die Tragödie und Komödie Anfangsin nichts als in Versen bestanden habe, welchein Musik gesetzt gewesen und die ein Chor unterBegleitung von Blasinstrumenten gesungen habe. Comœdia vetus ut ipsa quoque olim Tragœdia, simplex Carmen quod chorus cum tibicine concinebat.Isidorus Hispalensis nenntgleichfalls diejenigen Sänger, welche Tragödienund Komödien spielten. (*) Sunt qui antiquagesta & facinora sceleratorum Regum luctuosocarmine, spectante populo, concinebant. Comœdi sunt qui privatorum hominum acta, dictis aut gestu exprimunt.Horaz, ehe er inseiner Dichtkunst auf das kömmt, was zu einerguten Komödie erfordert wird, sagt überhaupt, eine gute Komödie sey diejenige, welche den Zuschauer so lange angenehm unterhalte, bis derSänger ruffe: klatschet! Donec Cantor, vosplaudite, dicat. Wer war dieser Sänger?Einer von den Komödianten. Der komischeSchauspieler, Roscius zum Exempel, wardeben sowohl von musikalischen Instrumenten unterstützt, als der tragische Schauspieler, wie wirim folgenden sehen werden; und also konnte man(*) Libri primo. cap. 10.von den theatr. Vorstell. d. Alten.auch von dem einen eben so wohl, als von demandern sagen, daß er singe.


2 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Was den Generalbaß anbelangt, der dieMonologen, oder, welches, wie wir hernachzeigen werden, einerley war, die Cantica, begleitete, so glaube ich, daß er ausgearbeitetergewesen sey, als der andre. Es scheint sogardaß er den Inhalt nachgeahmet, und ihn gleichsam mit um die Wette auszudrücken gesucht habe. Meine Meinung gründet sich auf zwey Stellen, deren die erste vom Donatus ist. Dieser Schriftsteller sagt an einem schon angeführten Orte, (**)(*) Quint. lib. I. c. 12. Aul, Gall. l. 1. cap. 11.(**) In frag. de Trag. & Comœd.du Bos,daß nicht der Dichter sondern ein Tonkünstlervon Profeßion, den Gesang der Monologencomponirt habe: modis cantica temperabanturnon a Poeta, sed a perito artis Musices factis.Die andre Stelle ist aus der Schrift wider dieSchauspiele gezogen, die sich unter den Werkendes h. Cyprianus befindet. Der Verfassersagt, indem er von den Instrumentisten, dieman auf dem Theater höre, redet: der eine bringet aus seiner Flöte traurige Töne hervor; derandre kämpft gleichsam mit den Chören um dieWette, wer sich von ihnen am deutlichsten werdehören lassen, oder streitet mit der Stimme desSchauspielers, indem er sich, durch die Geschicklichkeit seiner Finger, seinen Athem zu articulirenbestrebt. Alter lugubres sonos spiritu tibiaminflante moderatur. Alter cum choris & cumhominis canora voce contendens, spiritu suoloqui digitis elaborat.


3 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Man veränderte die Flöten nicht allein, wennder Chor anfangen sollte zu singen, sondern manveränderte sie auch bey den Unterredungen. Donatus lehret uns, daß man sich derjenigen Artvon Flöten, welche die Alten Tibiæ dextrænannten, und die einen sehr tiefen Ton hatten,zum Accompagniren bey den ernsthaften Stellender Komödie bedient habe. Anderer zwey Artenvon Flöten, welche die Alten linke Flöten undTyrische Flöten oder Tibiæ Serranæ nannten,bediente man sich, die kurzweiligen Stellen damit zu accompagniren. Dergleichen Stellenwerden natürlicher Weise mit einer erhabnernStimme ausgesprochen, als die ernsthaften Stellen. Der Ton dieser Flöten war daher auchweit höher als der Ton der rechten Flöten. In den vermischten Auftritten, welche Theilsernsthaft, Theils kurzweilig waren, brauchte manwechselsweise alle diese Arten von Flöten. (**)Dextræ Tibiæ sua gravitate seriam Comoediædictionem pronuntiabant. Sinistræ & Serranæ, hoc est Tyriæ, acuminis suavitate jocum(*) Horat. de Art. Poet.(**) Frag. de Trag. & Comoed.du Bos,in Comœdia ostendebant. Ubi autem dextra& sinistra acta fabula inscribebatur, mistimjocos & gravitatem denuntiabant. Ich glaube, daß diese Stelle nunmehr ein sehr grossesLicht auf die Ueberschriften der Lustspiele des Terenz wirft, welche oft gelehrte Ausleger in Verlegenheit gesezt haben, so daß sie nichts zu sagengewußt, worauf man ein festes Urtheil hättegründen können.


4 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Die Römer hatten zu den Zeiten des Donatus vier verschiedne Gattungen der Komödie.Die von der ersten Gattung, welche Togatæ,oder Komödien in langen Röcken, hiessen, waren sehr ernsthaft. Die Tabernariæwaren es schon weniger. Die Atellanæ warendiesen ohne Zweifel hierinne gleich; und die Mimimüssen wahrhafte Possenspiele gewesen seyn.Man darf sich also nicht wundern, daß sich Donatus so insbesondere einläßt, wenn er von denFlöten überhaupt spricht, deren man sich zumAccompagniren in den Komödien bediente.


5 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Die Römer hatten zu den Zeiten des Donatus vier verschiedne Gattungen der Komödie.Die von der ersten Gattung, welche Togatæ,oder Komödien in langen Röcken, hiessen, waren sehr ernsthaft. Die Tabernariæwaren es schon weniger. Die Atellanæ warendiesen ohne Zweifel hierinne gleich; und die Mimimüssen wahrhafte Possenspiele gewesen seyn.Man darf sich also nicht wundern, daß sich Donatus so insbesondere einläßt, wenn er von denFlöten überhaupt spricht, deren man sich zumAccompagniren in den Komödien bediente.


6 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Aus den Worten des Donatus kann manauch eine Stelle des GeschichtschreibersPliniuserklären, in welcher gesagt wird, daß man zuden linken Flöten das untere Theil des Rohrs, und zu den rechten Flöten das obere Theil brauche. Eam arundinem quæ radicem antecesserat, lævæ tibiæ convenire, quæ cacumen dextræ. (*) Denn da der untre Theil des Rohrs(*) Plin. lib. 16. cap. 36.von den theatr. Vorstell. der Alten.dicker ist, als der obere, so muß er einen höhernTon geben, und der obre Theil folglich einentiefern. Man wird die Ursache davon in allenNaturlehren finden.


7 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Die Kunst die Declamation der theatralischenStücke zu componiren, machte in Rom eine besondere Profession aus. In den Ueberschriftender Lustspiele des Terenz, sieht man neben demNamen des Dichters und dem Namen des Principals derjenigen Bande Komödianten, welchedie Stücke vorgestellt, auch den Namen desjenigen, welcher die Declamation gemacht hatte, auf Lateinisch: qui fecerat modos. Wegen derBedeutung, in der man diesen Ausdruck gemeiniglich nahm, habe ich mich schon oben erklärt. Es war, dem Donatus zu Folge, (**) ein gewöhnlicher Gebrauch, daß derjenige, welcherdie Declamation eines Stücks componirt hatte,ihm seinen Namen, zugleich mit dem Namendes Dichters, und des vornehmsten Schauspielers, welcher es aufgeführt, vorsetzte. Quimodos faciebat nomen in principio fabulæ &scriptoris & actoris & suum superimponebat.Ich führe diese Stelle nach der Verbesserung desGerhard Vossius an. (***) Besonders wurdedie Declamation der Canticorum oder Monologen, welche auf eine ganz besondre Art aus(*) De Orat. lib. 3.(**) Frag de Comœd. & Tragœd.(***) Poet. lib. 2. cap. 28.du Bos,geführet wurde, wie wir weiter unten erklärenwerden, niemals von dem Poeten, sondern vonMännern in Musik gesetzt, welche in den musikalischen Künsten vollkommen geübt waren, und eszu ihrer Profession gemacht hatten, von anderncomponirte dramatische Stücke aufführen zu lassen. Dieses waren die Künstler, welche Quintilian, in einer Stelle, die wir bald anführenwerden, Artifices pronuntiandi nennt. Donatus, welchen wir eben angeführt haben, sagt: Modis cantica temperabantur, non a Poeta seda perito artis Musices factis.


8 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Die Kunst die Declamation der theatralischenStücke zu componiren, machte in Rom eine besondere Profession aus. In den Ueberschriftender Lustspiele des Terenz, sieht man neben demNamen des Dichters und dem Namen des Principals derjenigen Bande Komödianten, welchedie Stücke vorgestellt, auch den Namen desjenigen, welcher die Declamation gemacht hatte, auf Lateinisch: qui fecerat modos. Wegen derBedeutung, in der man diesen Ausdruck gemeiniglich nahm, habe ich mich schon oben erklärt. Es war, dem Donatus zu Folge, (**) ein gewöhnlicher Gebrauch, daß derjenige, welcherdie Declamation eines Stücks componirt hatte,ihm seinen Namen, zugleich mit dem Namendes Dichters, und des vornehmsten Schauspielers, welcher es aufgeführt, vorsetzte. Quimodos faciebat nomen in principio fabulæ &scriptoris & actoris & suum superimponebat.Ich führe diese Stelle nach der Verbesserung desGerhard Vossius an. (***) Besonders wurdedie Declamation der Canticorum oder Monologen, welche auf eine ganz besondre Art aus(*) De Orat. lib. 3.(**) Frag de Comœd. & Tragœd.(***) Poet. lib. 2. cap. 28.du Bos,geführet wurde, wie wir weiter unten erklärenwerden, niemals von dem Poeten, sondern vonMännern in Musik gesetzt, welche in den musikalischen Künsten vollkommen geübt waren, und eszu ihrer Profession gemacht hatten, von anderncomponirte dramatische Stücke aufführen zu lassen. Dieses waren die Künstler, welche Quintilian, in einer Stelle, die wir bald anführenwerden, Artifices pronuntiandi nennt. Donatus, welchen wir eben angeführt haben, sagt: Modis cantica temperabantur, non a Poeta seda perito artis Musices factis.


9 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Alle diese Nachrichten werden auch noch vondem Zeugnisse des Donatus unterstützt, welcherausdrücklich von dem Theater geschrieben hat. Die Schauspieler, sagt er, wenn er von den Ko(*) Lucian. de Orches.(**) A. Gellius lib. 20. cap. 2.du Bos,mödien des Terenz redet, recitirten das Dialogische selbst, die Cantica aber hatte, nicht derDichter, sondern ein geschickter Tonkünstler inNoten gesetzt. (*) Diverbia histriones pronunciabant. Cantica vero temperabantur modis non a Poeta sed a perito artis Musices factis.


10 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wir wollen nunmehr die Person der Pantomimen betrachten. Der Verfasser des Werks(*) Dio lib. 54.von den theatr. Vorstell. der Alten.wider die Schauspiele der Alten, welches wirunter den Werken des h. Cyprianus haben, beschreibt einen Pantomimen, als ein Ungeheuer, welches weder Mann noch Weib sey, deren Manieren weit geiler wären, als die Manieren irgend einer Hure, und dessen Kunst darinn bestehe, daß er mit seinen Gebehrden reden könne. Gleichwohl, fügt er hinzu, wird die ganze Stadtin Bewegung gesetzt, ihn die schändlichen Ausschweifungen des fabelhaften Alterthums, durchGebehrden vorstellen zu sehen. Huic dedecoricondignum dedecus super inducitur, homofractus omnibus membris, & vir ultra muliebrem mollitiem dissolutus. Cui ars est verbamanibus expedire, & propter unum nescioquem nec virum nec fœminam, commoveturcivitas, ut desaltentur fabulosæ antiquitatislibidines. Die Römer mußten sich vielleicht inden Kopf gesetzt haben, daß ihre Pantomimen,wenn sie sie zu Verschnittenen machten, einegewisse Geschmeidigkeit des ganzen Körpersbehalten würden, welche Männer nicht haben könnten. Dieser Gedanke, oder wenn man lieberwill, diese Grille war Ursache, daß sie an denKindern, welche zu dieser Profeßion bestimmtwurden, eben die Grausamkeit verübten, welche man in einigen Ländern noch jetzt an den Kindern ausübt, die ihre Stimme nicht verlierensollen. Der h. Cyprianus sagt in dem Briefe, in welchen er dem Donatus von den Ursachen du Bos,Rechenschaft giebt, die ihn die christlicheReligion anzunehmen bewogen, daß die Schauspiele, welche einen Theil des heidnischenGötterdienstes ausmachten, voller Unzucht und Grausamkeit wären. Nachdem er die Abscheulichkeiten des Amphitheaters angeführt, fügt er, indemer von den Pantomimen spricht, hinzu, daß mandie Mannspersonen aus ihrem Geschlechte herabsetze, um sie zu einer so ehrlosen Profeßion geschickter zu machen, und daß man von demjenigen Lehrmeister, welchem es am besten gelungen, einer Mannsperson das Ansehen einer Frau zugeben, rühme, daß er die besten Schüler habe.Evirantur mares, omnis honor & vigor sexusenervati corporis dedecore emollitur, plusqueillic placet quisquis virum in fœminam magisfregerit. Wie viel Ungemach, sagt Tertullianus in seinem Werke wider die Schauspiele, mußein Pantomime an seinem Körper ausstehen, wenn er ein Künstler in seiner Art werden will? Quæ denique Pantomimus a pueritia patiturin corpore, ut artifex esse possit.