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1 - Die Kunst zu lieben /

Im dritten Gesange werden die Eigenschaften beschrieben, die ein Liebhaber haben muß, wenn er gefallen will. Der Dichter fängt mit einer doppelten Allegorie der lasterhaften und nichtigen, und der weisen und dauerhaften Liebe an. Vor allen muß man sich bemühen den Character des geliebten Gegenstandes zu erforschen. Seine Geliebte zu bezwingen, muß man aufmercksam ihr zu gefallen, und von seinem Vorsatze ganz erfüllet seyn; nach ihrem Geiste, nach ihrem Geschmacke muß man sich falten, dencken, lieben, handeln wie sie, und sich ganz in sie verwandeln. Ist sie eine Schülerin der ernsten Weisheit, trägt sie in ihrem Herzen ein langsames Feuer, welches sie bestreitet? Geht nicht allzukühn fort, und schonet ihre Tugend. Vereinigt sie mit der Liebe einen philosophischenGeist? Redet, den Malebranche in der Hand, nichts als Metaphysick. Tadelt sie? Tadelt. Lobt sie? Lobt. Tanzet sie? Tanzet. Singt sie? Singet. Mahlt sie? bewundert ihre Werke. Lieset sie euch ihre Verse? verschwendet die Lobeserhebungen. — — Diese Erforschung der Charaktere muß auf beyden Theilen seyn, und keines muß glauben, der Verstellung berechtiget zu seyn. Wer tugendhaft ist der scheint es, und die Verbergung der wahren Gestalt ist ein gewisser Beweiß von ihrer Häßlichkeit. Man bestrebe sich also durch Verdienste liebenswerth zu werden; aus der Hochachtung entspringt die Liebe; man habe die Gesinnungen und die Aufführung eines Mannes, der die Welt kennet; man trotze nicht auf äusserliche Vortheile, die nur von allzukurzer Dauer sind; man schmücke seinen Geist mit dauerhaftern Reizen; man verbinde mit der Zärtlichkeit des Witzes großmüthige Gesinnungen des Herzens; man fliehe das gezwungene Betragen eines Stutzers; man sey gleichförmig in der Aufführung; man prahle nicht mit Metaphysik und Versen, eine Prahlerey, die der üble Geschmack zu rechtfertigen scheinet; man vermeide den lächerlich kostbaren Ton der Neologisten; man sey kein Lustigmacher, der die geringsten Fehler auch seiner Freunde anfällt; dieWahrheit wohne allezeit auf den Lippen; nie komme ein Ausdruck in den Mund, der die Schamhaftigkeit roth macht und die Unschuld zum Schaudern bringt; man halte sich zu Grossen, deren Umgang die Schule der Tugend und Artigkeit ist. — — Hier ist der Dichter gedoppelt ein Dichter; und die Schmeicheleyen die er diesem und jenen französischen Hofmanne macht, den er mit Namen nennt, sind nicht zu übersetzen. — — Doch die Welt allein bildet einen vollkommenen Menschen nicht. Das Lesen der besten Schriftsteller muß dazu kommen. La Fontaine, Moliere,Racine, Regnard, Nericaut, La Chaussee, Gresset, Chaulieu, Bernis, und wer sie sonst sind, die Mahler, welche Natur und Kunst gebildet hat, die Helden der Gesinnungen, die das edelste Feuer belebt! — — Hiebey vermeide man das französischeVorurtheil, die Nachbarn zu verachten. Es giebt gewisse in ihre Sphäre so eingeschränkte Geister, die nur den Himmelsstrich preisen, unter welchem sie gebohren sind, furchtsam ihren Großältern nachschleichen und nur die Güter loben, die vor ihren Augen wachsen. Für sie ist ausser Paris kein Genie anzutreffen, und das Chaos fängt an, da wo sich Frankreich endet. Leget diesen närrischen Hochmuth, den ihr mit der Milch eingesogen habt, ab. In den wildesten Gegenden giebt es Pilpais. Der abergläubischeSpanier, der selbstmörderischeEngländer haben Sitten und Gaben. Erforschet ihren Geschmack und macht euch der Schätze zu Nutze, welche die Natur andern Ufern vorbehält. — — Dieses sind Lehren, welche klugeFranzosen ihren Landsleuten noch unzähligmal wiederhohlen und unzähligmal umsonst wiederhohlen werden. — — Nunmehr kommt der Dichter auf den Zweykampf, die Frucht des falschen Muths. Er beschreibt alle schreckliche Folgen derselben, und will in einer kleinen Geschichte lehren, wie vermögend ein Frauenzimmer sey, diese Raserey bey Mitbuhlern zu unterdrücken. Auch diese Geschichte will uns im Ganzen nicht gefallen. Wir wollen die Rede eines Frauenzimmers, die in voller Unschuld ihre Liebe entdeckt, daraus hersetzen: Was empfindet man, was will man, wenn man liebt? Belehre mich Zamor, warum mein zitternder Geist, wenn ich mit dir rede, eine ihm sonst unbekannte Verwirrung fühlt. Mein Herz zerfließt, wenn ich dich sehe. Seitdem dich ein Gott in diese Insel führte, begleitet und entzückt mich dein Bild Tag und Nacht. Der zärtliche Eindruck deiner geringsten Reden, wird immer in mir neu, und scheint in mir zu leben. Gestern seufzete ich deiner langen Abwesenheit wegen, als Dorival erschien. — — Ach welcher Unterschied! Ich empfinde das nicht für ihn, was ich für dich empfinde. — — In was für ein Gift würde sich meine Liebe verwandeln, wenn Zamor nicht so sehr liebte, als er geliebet wird.


2 - Reflexions sur comique-lamoryant /

L'on peut mettre encore au nom bre des raiſons qui feront dépren dre du goût larmoyant, la difficulté extrême de réuſſir dans ce genre: la carriere n'eſt pas vaſte; & il faut pour la remplir avec ſuccès, un gé nie auſſi brillant, auſſi cultivé que celui de l'auteur de Mélanide. M. de Fontenelle a un ton qui lui eſt propre, & qui lui ſied admirable- ment bien, mais qu'il eſt impoſſible ou dangereux d'imiter. M. de la Chauſſée a le ſien qu'il a créé, & qui trouvera encore moins d'imita teurs par l'eſpece d'impoſſibilité qu'il ya de ne pas copier ſes fables, que par la difficulté de les rendre avec autant d'art & avec des couleurs auſſi brillantes que celles qu'il a employées.


3 - Reflexions sur comique-lamoryant /

L'on peut mettre encore au nom bre des raiſons qui feront dépren dre du goût larmoyant, la difficulté extrême de réuſſir dans ce genre: la carriere n'eſt pas vaſte; & il faut pour la remplir avec ſuccès, un gé nie auſſi brillant, auſſi cultivé que celui de l'auteur de Mélanide. M. de Fontenelle a un ton qui lui eſt propre, & qui lui ſied admirable- ment bien, mais qu'il eſt impoſſible ou dangereux d'imiter. M. de la Chauſſée a le ſien qu'il a créé, & qui trouvera encore moins d'imita teurs par l'eſpece d'impoſſibilité qu'il ya de ne pas copier ſes fables, que par la difficulté de les rendre avec autant d'art & avec des couleurs auſſi brillantes que celles qu'il a employées.


4 - Betrachtungen über das weinerlich Komische /

Unter die Gründe, warum man den Geschmack an dem weinerlich Komischen wird fahren lassen, gehöret auch noch die äusserste Schwierigkeit, in dieser Gattung glücklich zu seyn: die Laufbahn ist nicht von grossem Umfange, und es wird ein eben so glänzendes und bearbeitetes Genie, als das Genie des Verfassers der Melanide ist, dazu erfordert, wenn man sie mit gutem Fortgange ausfüllen will. Der Herr von Fontenelle hat einen Ton, welcher ihm eigen ist, und der ihm allein unvergleichlich wohl läßt; allein es ist unmöglich oder gefährlich ihn nachzuahmen. Der Herr de la Chaussee hat gleichfalls seinen Ton, dessen Schöpfer er ist, und dem es mehr in Ansehung der Art von Unmöglichkeit, seine Fabeln nicht nach zu copiren, als in Ansehung der Schwierigkeit, sie mit eben so vieler Kunst und mit eben so glänzenden Farben vorzutragen, an Nachahmern fehlen wird.


5 - Betrachtungen über das weinerlich Komische /

Unter die Gründe, warum man den Geschmack an dem weinerlich Komischen wird fahren lassen, gehöret auch noch die äusserste Schwierigkeit, in dieser Gattung glücklich zu seyn: die Laufbahn ist nicht von grossem Umfange, und es wird ein eben so glänzendes und bearbeitetes Genie, als das Genie des Verfassers der Melanide ist, dazu erfordert, wenn man sie mit gutem Fortgange ausfüllen will. Der Herr von Fontenelle hat einen Ton, welcher ihm eigen ist, und der ihm allein unvergleichlich wohl läßt; allein es ist unmöglich oder gefährlich ihn nachzuahmen. Der Herr de la Chaussee hat gleichfalls seinen Ton, dessen Schöpfer er ist, und dem es mehr in Ansehung der Art von Unmöglichkeit, seine Fabeln nicht nach zu copiren, als in Ansehung der Schwierigkeit, sie mit eben so vieler Kunst und mit eben so glänzenden Farben vorzutragen, an Nachahmern fehlen wird.


6 - Pro Comoedia commovente /

Venio ad alterum dubitationis caput, comoedias, quas dicimus mouentes, sibi ipsas aduersari, ita, vt, si commouere velint, aut non possint simul ridere hominum ineptias etvitia, aut, si faciant vtrumque, neque sint comoediaeomnino, neque tragoediae, sed his interpositum atque medium quiddam, vt ad eas transferri possit hoc, quod OVIDIVS de Minotauro dicit, eum esse Semibouemque virum, semiuirumque bouem. Hoc quicquid reprehensionis est, facile confici posse puto exemplis iis, quae frequentia habemus apud Francicosscriptores dramaticos. Si enim Destouchesius, Chaussaeus,Marivaux, Voltarius, Faganus, aliique, quorum sunt nomina et scripta regiones nostras diu peruagata, vna saltem alteraque comoedia feliciter praestant id, quod quaerimus, vt, conseruata hilaritate atque vi comica, sint etiam suo locoanimi motus, ab argumento sponte profecti, in quibus sibi placeant audientes; quid amplius ad rem probandam afferri debebit? Atque, etiam si nulla nobis faueant exempla, tamen, rem commode posse fieri, pateat ex ipsa diuersa natura personarum, quas in scenam comicus producit. Cum enim, vti supra ostendimus, malis moribus bonos possit recte opponere, et illorum deformitatem horum venustate reddere insigniorem; cumque haec ipsa morum atque animi honestas, si satis declarari debeat, poscat res arduas, et ad tempus minus prosperas, quibus vim suam exerat: his materiaefabulae innexis et scienter tractatis, ea comoedia, quae in deridendis vitiis maxime versatur, nihilo minus audientiumanimos grauiori aliquo motu poterit demulcere. Magna omnino cautio adhibenda est, vt hoc suo loco et tempore, et, quantum satis est, fiat; imo sibi magis, quam oratori, comicus, pectora nostra inflammaturus, dictum putet, nihil citius inarescere quam lacrumas. Inprimis curandum est, ne, scena vna aliqua hilarissima vix dum peracta, mox ad scenam grauiorem ruamus; quo facto, animus. a risu , quo quiete relaxatur, statim ad pleniorem humanitatis sensum traductus et abreptus, non minus sentiret molestiae, quam oculus, ex opaco loco in multum solem subito conuersus. Multo minus honestiori personae ea occasione, qua spectatorumanimos ferit , tanquam comes, adiungenda est valde ridicula; neque quicquam, nisi animis satis ad id praeparatis, in hoc genere tentandum est, neque diutius immorandum iisdem affectibus. Reseruatis igitur sceniscommouentibus commodo loco, qui ἐν τῇ ἐπιτάσ fabulae, saepissime ἐν τῇ ͷαταϛςοφῇ inueniri solet, comoedia munere suo satyrico rite fungi, nihiloque minus perturbare poteritanimum. Multum omnino huc pertinet ipsius fabulae, quam doceas, constitutio et quasi structura. Si enim ea, quae praeter spem accidere sinis feliciter, aut infeliciter, et quae occasionem praebent commotionibus , ita sunt repetita a moribus , personarum, vt ferme aliter non potuissent eue-nire: tunc spectator, admiratione captus et verosimilitudine, personae amicus aut inimicus, motui libenter se permittet, et cum voluptate mox irascetur, mox dolebit, mox vicibus eius personae, cui maxime faueat, prae gaudio illacrimabitur. Eo modo, quod pace b. l. afferam, affici solent spectatores eius comoediae, cui a sortitionis tessera nomen est, vltimo actu. Vxor Damonis, atque Carolina, pueIla, ob mores suos spectatoribus sunt charae. Illa iam desperauerat de recuperanda tessera, qua sibi decem millia thalerorum, venerant, dolueratque vicem suam honestissime. Ecce venit Carolina, et praeter spem, quod perdidise putauerat, affert affini suae, idque amantissimo animo. Exoritur nunc inter vtramque nobile beneuolentiae, et deinde, inter Carolinam et amatorem ipsius, amoris certamen; quod cum natura sua, tanquam gratissimum spectaculum, ad commouendum valeat, neque sit e longinquo petitum, sed in rei natura prorsus positum, et ab ipsis characteribus sponte profectum, non modo ille exitus non repugnatcomoediae, sed potius, ceteris omnibus satis tractatis, prodest. Mihi certe comoedia, quae, cum ingeniumaudientium detinuit, ita finit, vt et animus suauiter commoueatur, non magis peccare videtur, ac coena, quae ministrato, quantum satis erat, vino leuiori, poculo demum aliquo fortiori incalescentes conuiuas dimittit.


7 - Pro Comoedia commovente /

At enim aliud genus est, quod magis in vitio esse videtur, propterea, quod ioci et sales minus ibi dominantur, quam, affectus; deinde, quod primariae eius personae aut non sunt plebeiae et vitiosae, sed nobilioris conditionis, moribuselegantibus et sermone cultiori vtentes, aut si vel maxime habent vitia, tamen non ea, quae facile in plebemcadant. Cuius ferme generis comoediae sunt Philosophi amantes apud Destouchesium, Melanide apud Chaussaeum, Pupilla apud Faganum, Sidney apud Gressettum. Quoniam vero ea persona, a qua potissimum fabula pendet, aut bonae notae est, aut tamen non in eo vitii genere posita, quod magnopere risum moueat, inde omnino quaeri potest, quanam in re conueniat eiusmodi ludus cum indole comoediae. Quamuis enim plerumque interiecti sint hilariores characteres et quodam modo ridiculi ; tamen, reliquis praeualentibus, satis apparet, hos appositos tantum eo consilio esse, vt illi variarentur, non autem necessario, vti eos, a quibus ipsa fabula repetenda esset. Iam facile largior, eiusmodi fabulas non capi angustis illis limitibus, quibus comoedia circumscribi solet, sed illud quaero, debeantne illi limites ita promoueri ac proferri, vt huic dramatis generi locus sit? Si finis comoediae generatim animi libera est oblectatio, eaque efficitur apta imitatione vitae priuatae: facilis erit via ad inueniendas aeque ac constituendas diuersas comoediae formas. Cum enim duplex sit genus actionum humanorum, vnum quod risum , alterum quod grauiores animi motus excitet: duplex comoediae, tanquam vitae imitatricis, erit forma; vna illa quae risui, altera quae grauioribus mentis motibus ciendis sit accommodata; cum tandem actiones sint, quae ex diuersis, quibus constant, partibus, ac diuersis, a quibus suscipiuntur, personis, consideratae, vtrumque efficere possint: erit et mixtum comoediae genus, ex quo est e.c. Cyclops apud Euripidem, Gloriosus apud Destouchesium. Quod praeclare vidit nuper defunctus, mihique desideratissimus amicus, SCHLEGELIVS, Professor apud Danos, artis dramaticae decus perpetuum. Viede sis, quae ex aliqua eius, caeteroquin inedita, super hoc genere commentatione relata sunt in animaduersionibus ad BATTAEI libellum, Les beaux Arts reduits à un même principe, nuper conuersum e gallica in linguam vernaculam, p. 316. edit. Lips.Quod si comoediae finis permittit, quid impedit, quo minus fiat? Auctoritas maiorum? Quasi vero scelus esset, tentare aliquid, quod illi intentatum reliquerunt, aut abire a maioribus eadem de caussa, qua in ceteris eos sequimur? Nonne HORATIVS adeo dicit?
Nec minimum meruere decus, vestigia Graeca
Ausi deserere.
Si non licet docere fabulas, nifi eas, quae exacte respondeantARISTOPHANEIS, PLAVTINIS, imo et TERENTIANIS; valde timeo, ne parum consulatur et bonismoribus, et aetatis nostrae genio. Num eam fabulam, quae a vita communi euocata est, et ita tractatur cum virtute, vt et delectet et doceat, qui est finis omnis dramatis, quia comoediae definitio, a veteribus tradita, non satis in eam conuenit, eam igiture theatro proscribendam putabimus? An ea de caussa inepta et monstri similis erit? Iis in rebus, quae sentiri et sensu iudicari possunt, vox naturae, opinor, haud paullo maior veriorque est, quam praeceptorum. Quae olim in scena vsu comprobata fuerant dramata, ab iis de­inde regulae desumtae sunt. Itaque liceat nobis eodem beneficio frui, et, si qua est, praeter veterem, comoediaefor-ma, quae placeat, quae plausum ferat, vno verbo, quae delectet et prosit, ceterum communes et immutabiles dramatisleges non violet, sed in fabula describenda et distribuenda, atque in hominum moribus et naturis pingendis, diligenter seruet; cur de ea potius querendum, quam gratulandum nobis esse existimemus? Putasne, si inepta ista esset, de qua loquimur, comoedia, rem, tam ineptam, simul et prudentum et populi approbationem mouere posse? Scimus autem eiusmodi ludos multo cum plausu Parisiis, aliisque locis, iteratis vicibus, esse acceptos, facilemque adanimosaditum inuenisse. Quod si plurimi tali dramate cum voluptate afficiuntur, paucos, qui nihil eiusmodi sentire posse perhibent, Accommodari posse videtur comoediae nostrae id quod CICERO de oratione aliqua, probanda an improbanda, contra BRVTVM disputat. Tu artifex, inquit, quid quaeris amplius? Delectatur audiens multitudo et ducitur oratione et quasi voluptate quadam perfunditur. Quid habes, quod disputes? Gaudet, dolet, ridet, plorat, fauet, audit, contemnit, inuidet, ad miserationem inducitur, ad pudendum, ad pigendum, irascitur, miratur, sperat, timet: haec proinde accidunt, vt eorum, qui adsunt, mentes verbis et sententiis et actione tractantur. Quid est quod expectectur docti alicuius sententia? Quod enim probat multitudo, hoc idem doctis probandum est. Denique hoc specimen est popularis iudicii, in quo nunquam fuit populo cum doctis intelligentibusque dissensio. CIC. in BRUTO. p. 569. s. edit. Elzeu. quid multum morabimur? Sunt, quibus et hilarior comoedia nullo modo faciat satis, neque timen ea de caussa bona esse desinit. Ast deprehenduntur in comoediis, quae mouentes esse volunt, ieiunae, frigidiusculae, atque insulsae multae? Quid tum? Mihi non est sermo de quauis misera fabella. Quin et ab altera parte multas eas-que ineptissimas inuenire possis, quarum auctores non accusari possunt, communes neglexisse regulas; immo vero principem regulam, vt cum BOILAVIOIn not. ad vers. I. Artis Poët. loquar, non tenuerunt. Nempe caruerunt ingenio venusto. Iam quando idem accidit scriptoribus comoediae huius recentioris, culpa non in rem ipsam conferenda est. Vere autem si volumus iudicare, quale illi pretium sit statuendum, eam ad communem dramatis finem, vti monui, referamus necesse est. Sine dubio comoedia ad delectandum inuenta est, sed quoniam nulla est delectatio, a regulis artis profecta et honesta, cui non aliqua vtilitas adhaerescat, comoedia quoque ad vtilitatem spectare dici potest et debet. Prius illud obtinetur tum ipso fabulae argumento, tum personarum aptis, nouis, et variatis characteribus. Delectatio ex argumento fabulae gignitur primum, cum expectatio et mouetur et sustinetur; deinde cum eidem satisfit aliter, ac ab initio visum erat, vbique legibus verosimilitudinis diligenter seruatis. Quod quidem adeo verum est, vt res, siue vere gesta, siue ficta, quamuis natura sua maxime admirabilis, in scenam producta, tamen, si non sit verosimilis, nullo modo delectet.
Respicere exemplar vitae morumque iubebo
Doctum imitatorem.
Scilicet in omni fictione non tam ipsa fabula, quamingenium et artificium eius tractandae, parit voluptatem audientibus. Is enim omne punctum fert, ait WEREN- FELSIVS,Orat. cit. p. 367. is delectat, qui personam, mores, affectus, quoscunque demum in scena repraesentare vult, optime, et viuis, quantum fieri potest, coloribus depingit, spectatoressuos in rem praesentem deducit, et quoscunque cupit, in eorum pectoribus animi motus imprimit. Neque vero solum ideo placere dicatur comoedia, quod aliorumactiones absurdas, et risui mouendo aptas, oculis animisque defigit, (id enim et bona satyra praestat) sed quod in argumento vno, et in se suaui, exponendo ita versatur, vt spectatoris animum vbique expectatione suspensum habeat, eum commode detineat et exerceat, atque ita exercendo et persuadendo voluptatem et approbationem moueat. Quo modo enim delectare potuissent ferme omnes, quas habemus, Fabulae Terentii, imo non nullae Plauti, tan- quam Captiuei, in quibus, ob interuenientes Simones, Chremetes, Phaedrias, Hegiones, non solum magna pars fabulae non est ludicra, sed potius seria. Sin autem ad hanc quaestionem delectationis non pertinet necessario actio ridicula; si omnis fabula, veritatisaemula, atque rebus, auditu visuque dignis, distincta, demulcet animos; cur non argumentum etiam grauius, dulce tamen natura sua, ad comoediam, non nunquam adhiberi queat? Tunc quoque mirificam sentimus voluptatem,WERENFELS. eod. l. cum arctam quasiamicitiam cum certa in comoedia persona inimus, pro hac laboramus, pro hac solliciti sumus, cum hac amicos inimicos communes habemus, pro hac tacita vota fa-cimus, huius periculis metuimus, huius malis dolemus, huius innocentia et virtute detecta gaudemus. Multa non sunt iocosa, neque tamen ideo tristia. Delectabit fabulal, quae nobis virum, summo loco atque genere ortum, cum puella infimae conditionis matrimonium ineuntem, ita ante oculos ponit, vt, quae inepte et absurde in hoc amoris genere fieri possint, declaret. Sed mutemus statum fabulae. Non sit ineptum illud viri consilium, sed iustis de caussis aut laudabile, aut probabile saltem; minusne hic delectabit raritas et honestas rei, quam ibi turpitudo? Extat huius argumenti comoedia apud Voltarium, Nanine inscripta, quam plausum in theatro tulisse accepimus; neque negari debet, posse excogitari, et ad vitam priuatam accommodari eiusmodi facta, quae moueant admirationem, neque sapiant fabulas romanenses, vsu id ipsum comprobante.


8 - Discours historique sur l'apocalypse /

Dieser ganze Tadel kann, glaube ich, sehr leicht durch diejenigen Beyspiele nichtig gemacht werden, welche unter den dramatischen Dichtern der Franzosen sehr häufig sind. Den wenn Destouches, de la Chaussee, Marivaux, Voltaire, Fagan und andre, deren Namen und Werke längst unter uns bekannt sind, dasjenige glücklich geleistet haben, was wir verlangen, wann sie nehmlich, mit Beybehaltung der Freu de und der komischen Stärcke, auch Gemüthsbe wegungen an dem gehörigen Orte angebracht haben, welche aus dem Jnnersten der Hand lung fliessen und den Zuschauern gefallen; was bedarf es alsdann noch für andre Beweise? Doch wenn wir auch ganz und gar kein Exempel für uns anführen könnten, so erhellet wenigstens aus der verschiedne Natur derjenigen Personen, welche der Dichter auf die Bühne bringt, daß sich die Sache ganz wohl thun lasse. Denn da, wie wir oben gezeugt haben, den bösen Sitten ganz füglich gute entgegen gesetzt werden können, damit durch die Annehmlichkeit der letztern, die Häßlichkeit der erstern sich desto mehr ausnehme; und da diese rechtschaffnen und edeln Gemüthsarten, wenn sie sich hinlänglich äussern sollen, in schwere und eine Zeit lang minder glückliche Zufälle, bey welchem sie ihre Kräfte zeugen können, verwickelt seyn müssen: so darf man nur diese mit dem Stoffe der Fabel gehörig verbinden und kunstmäßig einflechten, wenn Abhandlung für das diejenige Komödie, die sich am meisten mit Ver spottung der Laster beschäftiget, nichts destowe niger die Gemüther der Zuhörer durch ernsthaf tere Rührungen vergnügen soll. Zwar ist allerdings eine grosse Behutsamkeit anzuwenden, daß dieses zur rechten Zeit, und am gehörigen Orte und im rechten Maasse geschehe; ja der komische Dichter, wenn er unser Herz entflammen will, muß glauben, daß jene Warnung, nihil citius in- arceſcere quam lacrumas, welche man dem Redner zu geben pflegt, ihm noch weit mehr als dem Redner angehe. Vornehmlich hat er dahin zu sehen, daß er nicht auf eine oder die andere lustige Scene, sogleich eine ernsthafte folgen las se, wodurch das Gemüth, welches sich durch das Lachen geruhig erhohlt hatte, und nun auf einmal durch die volle Empfindung der Menschlichkeit dahin gerissen wird, eben den verdrüßlichen Schmerz empfindet, welchen das Auge fühlt, wenn es aus einem finstern Orte plötzlich gegen ein helles Licht gebracht wird. Noch vielweniger muß einer gesetzten Person alsdann, wenn sie die Gemüther der Zuschauer in Bewegung setzt, eine allzulächerliche beygesellet werden; überhaupt aber muß man nichts von dieser Gattung anbringen, wenn man nicht die Gemüther genugsam dazu vorbereitet hat, und muß auch bey eben denselben Affecten sich nicht allzulange aufhalten. Wenn man also die rührenden Scenen auf den bequemen Ort versparet, rührende Lustspiel. welchen man alsdann, wann sich die Fabel am meisten verwirret, noch öftrer aber, wenn sie sich aufwickelt, findet: so kann das Lustspiel nicht nur seiner satyrischen Pflicht genug thun, sondern kann auch noch dabey dabey<dabey> das Gemüth in Bewegung setzen. Freylich trägt hierzu der Stoff und die ganze Einrichtung des Stückes viel bey. Denn wenn dasjenige, was der Dichter, glückliches oder unglückliches, wider alle Hoffnung sich ereignen läßt, und zu den Gemüthsbewegungen die Gelegenheit geben muß, aus den Sitten der Personen so natürlich fließt, daß es sich fast nicht anders hätte zutragen kön nen: so überläßt sich alsdann der Zuschauer, dessen sich Verwundrung und Wahrscheinlichkeit bemächtiget haben, er mag nun der Person wohl wollen oder nicht, willig und gern den Bewegungen, und wird bald mit Vergnügen zür nen, bald trauren, und bald über die Zufälle, derjenigen Personen, deren er sich am meisten annimmt, für Freuden weinen. Auf diese Art, welches mir ohne Ruhmredigkeit anzuführen er laubt seyn wird, pflegen die Zuschauer in dem letzten Auftritte des Looses in der Lotterie gerührt zu werden. Damons Ehegattin, und die Jungfer Caroline haben durch ihre Sitten die Gunst der Zuschauer erlangt. Jene hatte schon daran verzweifelt, daß sie das Looß wiederbekommen würde, welches für sie zehn tausend Thaler gewonnen hatte, und war auf eine an= Abhandlung für das ständige Art deswegen betrübt. Ehe sie sichs aber vermuthet, kömmt Caroline, und bringt ihrer Schwägerin mit dem willigsten Herzen dasjenige wieder, was sie für verlohren gehalten hatte. Hieraus nun entstehet zwischen beyden der edelste Streit freundschaftlicher Gesinnungen, so wie bald darauf zwischen Carolinen und ihrem Liebhaber ein Liebesstreit; und da sowohl dieser als jener schon für sich selbst, als ein an genehmes Schauspiel, sehr lebhaft zu rühren vermögend, zugleich auch nicht weit hergehohlet, sondern in der Natur der Sache, gegründet, und freywillig aus den Charakteren selbst geflossen sind: so streitet ein solcher Ausgang nicht allein nicht mit der Komödie, sondern ist ihr vielmehr, wenn auch das übrige gehörig beobachtet worden, vortheilhaft. Mir wenigstens scheint eine Komödie, welche, wenn sie den Witz der Zuhörer genugsam beschäftiget hat, endlich mit ei ner angenehmen Rührung des Gemüths schliesset, nicht tadelhafter, als ein Gastgeboth, welches, nachdem man leichtern Wein zur Gnüge dabey genossen, die Gäste zum Schlusse durch ein Glas stärkern Weins erhitzen und so auseinander gehen läßt.


9 - Discours historique sur l'apocalypse /

Es ist aber noch eine andre Gattung, an welcher mehr auszusetzen zu seyn scheinet, weil Scherz und Spott weniger darinne herrschen, als die Gemüthsbewegungen, und weil ihre vornehmsten Personen entweder nicht gemein und tadel rührende Lustspiel.haft, sondern von vornehmen Stande, von zier lichen Sitten und von einer artigen Lebensart sind, oder, wenn sie ja einige Laster haben, ihnen doch nicht solche ankleben, dergleichen bey dem Pöbel gemeiniglich zu finden sind. Von dieser Gattung sind ungefehr die verliebten Philosphen<Philosophen> des Destouches, die Mela nide des la Chaussee, das Mündel des Fa gan, und der Sidney des Gressets. Weil nun aber diejenige Person, auf die es in dem Stücke größten Theils ankömmt, entweder von guter Art ist, oder doch keinen allzulächerlichen Fehler an sich hat, so kann daher ganz wohl gefragt werden, worinne denn ein solches Schauspiel mit dem Wesen der Komödie übereinkomme? Denn obschon mei sten Theils auch lustige und auf gewisse Art lächerliche Charaktere darinne vorkommen, so erhält doch genugsam aus der Ueberlegenheit der andern, daß sie nur der Veränderung wegen mit eingemischt sind und das Hauptwerk ganz und gar nicht vorstellen sollen. Nun gebe ich sehr gerne zu, daß dergleichen Schauspiele in den Grenzen, welche man der Komödie zu setzen pflegt, nicht mit begriffen sind; allein es fragt sich, ob man nicht diese Grenzen um so viel erweitern müsse, daß sie auch jene Gattung dramatischer Gedichte mit in sich schliessen können. *

* Wenn der Endzweck der Komödie überhaupt eine enständige Gemüthsergötzung ist, und diese durch eine geschickte Nachahmung des gemeinen Lebens verschaft wird: so werden sich die ver= schiednen Formen der Komödie gar leicht erfin= den und bestimmen lassen. Denn da es eine doppelte Art von menschlichen Handlungen giebt, indem einige Lachen, und andre ernsthaftere Ge= müthsbewegungen erwecken: so muß es auch eine doppelte Art von Komödie geben, welche die Nachahmerin des gemeinen Lebens ist. Die eine muß zu Erregung des Lachens, und die andre zu Erregung ernsthaftrer Gemüthsbewegungen geschickt seyn. Und da es endlich auch Handlun= gen giebt, die in Betrachtung ihrer verschiednen Theile, und in Ansehung der verschiednen Per= sonen von welchen sie ausgeübt werden, beydes hervorzubringen fähig sind: so muß es auch eine vermischte Gattung von Komödien geben, von wel= cher der Cyclops des Euripides, und der Ruhm= redige des Destouches sind. Dieses hat der jüngst in Dennemark verstorbene Hr. Prof. Schlegel, ein Freund dessen Verlust ich nie genug betauren kann, und ein Dichter der eine ewige Zierde der dramatischen Dichtkunst seyn wird, vollkommen wohl eingesehen. Man sehe was in den Anmer= kungen zu der deutschen Uebersetzung der Schrift des Herrn Batteux, Les beaux Arts reduits à un même principe, welche vor einiger Zeit in Leipzig herausgekommen, aus einer von seinen noch un= gedruckten Abhandlungen, über diese Materie angeführet worden. S. 316.

Abhandlung für das Wenn dieses nun der Endzweck der Komödie verstattet, so sehe ich nicht, warum es nicht erlaubt seyn sollte? Das Ansehen unsrer Vorgänger wird es doch nicht verwehren? Es wird doch kein Verbrechen seyn, dasjenige zu versuchen, was sie unversucht gelassen haben, oder aus eben der Ursache von ihnen abzugehen, aus welcher wir ihnen in andern Stücken zu folgen pflegen? Hat nicht schon Horatius gesagt: