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1 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Man sindet bey dem Athenäus, bey demMartianus Capella und bey verschiednenandern alten Schriftstellern, die erstaunlichstenErzehlungen von den wunderbaren Wirkungen,welche die Musik der Griechen und Römergehabt. Verschiedne Neuern, als Meibom undder jüngere Caspar Bartholin, haben diese Erzehlungen in ihren Werken zusammen getragen; jener in der Sammlung alter MusikalischerSchriftsteller, die er herausgegeben und mit Anmerkungen erläutert hat, und dieser in seinemBuche de tibiis veterum. Wenn Herr Tanaquill Faber dieses letzte Buch, ehe er seineAnmerkungen über den Terenz drucken lassen, hätte sehen können; so würde er ohne Zweifel dieschönen lateinischen Verse weggelassen haben, dieer wider die alte Flöte und wider diejenigen gevon den theatr. Vorstell. der Alten.macht hatte, welche die Structur und den Gebrauch derselben zu erklären wagen wollten.


2 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Um die angezogene Stelle des Aristides zu erklären, wollen wir gleich Anfangs einige Stellen aus dem Werke des Martianus Capellaanführen, welches er in lateinischer Sprache vonden Künsten und der Musik geschrieben hat. (*)Dieser Schriftsteller hat wirklich nach dem Quintilianus Aristides gelebt; allein er hat vor demBoethius gelebt, welcher ihn anführt, unddieses ist genug, seinen Zeugnissen in der vorhabenden Sache das gehörige Gewicht zu geben. (*) De Nuptiis Philologiæ.du Bos,Nach dem Capella ist Melos, von welchem sowohl Melopäie als Melodie herkommen, nexusacutioris & gravioris soni. (*) Ich führe denText des Capella nach den Verbesserungen an, die man, nach des Meibomius Meinung, darinn machen muß. Da die blosse Declamation, eben so wohl als der eigentlich so genannte Gesang, in einer Folge von Tönen besteht, dieschärfer oder gelinder, als ihre vorhergehendensind, und unter einander künstlich verbundenwerden; so muß es in der blossen Declamationeben so wohl Melodie geben, als in dem eigentlich so genannten Gesange; und folglich auch eine Art von Melopäie, welche die Verbindung, von welcher Capella redet, wohl zu machen, dasist, die Declamation wohl zu componiren lehret. Wir müssen sogleich die ganze Stelle anführen,in welcher die angezognen Worte vorkommen.Melopæia est habitus modulationis effectivus.Melos autem ex nexus acutioris vel graviorissoni. Modulatio est soni multiplicis expressio. Melopæiæ species sunt tres, Hypatoides, Mesoides, Netoides. Et Hypatoides estquæ appellatur Tragica, quæ per graviores sonos constat; Mesoides quæ Dithyrambica nominatur, quæ tonos æquales mediosque custodit. Netoides quæ & Nomica consuevit vocari, quæ plures sonos ex ultimis recipit. Suntetiam & aliæ distantiæ, quæ tropica Mela di(*) In notis ad Aristi. p. 249.von den theatr. Vorstell. der Alten.cuntur, aliæ Comiologica, sed hæc aptius prorebus subrogantur, nec suas magis poteruntdivisiones afferre. Hæ autem species etiamtropi dicuntur. Dissentiunt autem Melopæiæipsæ modis pluribus inter se; & genere, utalia sit Enarmonica, alia Chromatica, aliaDiatonica. Specie quoque, quia alia est Hypatoides, alia Mesoides, alia Netoides. Tropis ut Dorio, Lydio vel cæteris. (*) DieMelopäie ist die Kunst, die Melodie zu componiren. Das Melos ist die Verbindung derscharfen Töne mit den gelinden. Die Modulation ist ein abgewechselter componirter und inNoten geschriebener Gesang. Es giebt dreyGattungen der Melopäie. Die Tragische oderdie Hypatoidische, welche gemeiniglich dietiefsten Töne braucht; die Dithyrambische oderdie Mesoidische, welche die mittlern Tönebraucht und in welcher meistentheils die Fortschreitung des Gesanges durch gleiche Intervalle geschieht; und die Nomische oder Netoidische, welche verschiedne von den höchsten Tönen braucht. Es giebt auch noch einige andreGattungen der Melopäie, zum Exempel dieKomische; allein sie können füglich unter diedrey jetzt erwehnten Arten gezogen werden, obgleich jede Gattung ihren eignen Ton hat. Doch nicht bloß nach Beschaffenheit des Tonskönnen die Melopäien in verschiedene Arten ein(*) Siehe die Noten des Meibomsp. 359.du Bos,getheilet werden; denn so wie man sie, nachBeschaffenheit dieses Tones, in die tiefen, mittlern und hohen eintheilet, eben so kann mansie, in Ansehung der Intervallen, welche siebeobachten, in die Diatonische, Chromatischeund Enharmonische eintheilen; und in Ansehungder Modorum, in Dorische, Lydische unddergleichen.


3 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Um die angezogene Stelle des Aristides zu erklären, wollen wir gleich Anfangs einige Stellen aus dem Werke des Martianus Capellaanführen, welches er in lateinischer Sprache vonden Künsten und der Musik geschrieben hat. (*)Dieser Schriftsteller hat wirklich nach dem Quintilianus Aristides gelebt; allein er hat vor demBoethius gelebt, welcher ihn anführt, unddieses ist genug, seinen Zeugnissen in der vorhabenden Sache das gehörige Gewicht zu geben. (*) De Nuptiis Philologiæ.du Bos,Nach dem Capella ist Melos, von welchem sowohl Melopäie als Melodie herkommen, nexusacutioris & gravioris soni. (*) Ich führe denText des Capella nach den Verbesserungen an, die man, nach des Meibomius Meinung, darinn machen muß. Da die blosse Declamation, eben so wohl als der eigentlich so genannte Gesang, in einer Folge von Tönen besteht, dieschärfer oder gelinder, als ihre vorhergehendensind, und unter einander künstlich verbundenwerden; so muß es in der blossen Declamationeben so wohl Melodie geben, als in dem eigentlich so genannten Gesange; und folglich auch eine Art von Melopäie, welche die Verbindung, von welcher Capella redet, wohl zu machen, dasist, die Declamation wohl zu componiren lehret. Wir müssen sogleich die ganze Stelle anführen,in welcher die angezognen Worte vorkommen.Melopæia est habitus modulationis effectivus.Melos autem ex nexus acutioris vel graviorissoni. Modulatio est soni multiplicis expressio. Melopæiæ species sunt tres, Hypatoides, Mesoides, Netoides. Et Hypatoides estquæ appellatur Tragica, quæ per graviores sonos constat; Mesoides quæ Dithyrambica nominatur, quæ tonos æquales mediosque custodit. Netoides quæ & Nomica consuevit vocari, quæ plures sonos ex ultimis recipit. Suntetiam & aliæ distantiæ, quæ tropica Mela di(*) In notis ad Aristi. p. 249.von den theatr. Vorstell. der Alten.cuntur, aliæ Comiologica, sed hæc aptius prorebus subrogantur, nec suas magis poteruntdivisiones afferre. Hæ autem species etiamtropi dicuntur. Dissentiunt autem Melopæiæipsæ modis pluribus inter se; & genere, utalia sit Enarmonica, alia Chromatica, aliaDiatonica. Specie quoque, quia alia est Hypatoides, alia Mesoides, alia Netoides. Tropis ut Dorio, Lydio vel cæteris. (*) DieMelopäie ist die Kunst, die Melodie zu componiren. Das Melos ist die Verbindung derscharfen Töne mit den gelinden. Die Modulation ist ein abgewechselter componirter und inNoten geschriebener Gesang. Es giebt dreyGattungen der Melopäie. Die Tragische oderdie Hypatoidische, welche gemeiniglich dietiefsten Töne braucht; die Dithyrambische oderdie Mesoidische, welche die mittlern Tönebraucht und in welcher meistentheils die Fortschreitung des Gesanges durch gleiche Intervalle geschieht; und die Nomische oder Netoidische, welche verschiedne von den höchsten Tönen braucht. Es giebt auch noch einige andreGattungen der Melopäie, zum Exempel dieKomische; allein sie können füglich unter diedrey jetzt erwehnten Arten gezogen werden, obgleich jede Gattung ihren eignen Ton hat. Doch nicht bloß nach Beschaffenheit des Tonskönnen die Melopäien in verschiedene Arten ein(*) Siehe die Noten des Meibomsp. 359.du Bos,getheilet werden; denn so wie man sie, nachBeschaffenheit dieses Tones, in die tiefen, mittlern und hohen eintheilet, eben so kann mansie, in Ansehung der Intervallen, welche siebeobachten, in die Diatonische, Chromatischeund Enharmonische eintheilen; und in Ansehungder Modorum, in Dorische, Lydische unddergleichen.


4 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Um die angezogene Stelle des Aristides zu erklären, wollen wir gleich Anfangs einige Stellen aus dem Werke des Martianus Capellaanführen, welches er in lateinischer Sprache vonden Künsten und der Musik geschrieben hat. (*)Dieser Schriftsteller hat wirklich nach dem Quintilianus Aristides gelebt; allein er hat vor demBoethius gelebt, welcher ihn anführt, unddieses ist genug, seinen Zeugnissen in der vorhabenden Sache das gehörige Gewicht zu geben. (*) De Nuptiis Philologiæ.du Bos,Nach dem Capella ist Melos, von welchem sowohl Melopäie als Melodie herkommen, nexusacutioris & gravioris soni. (*) Ich führe denText des Capella nach den Verbesserungen an, die man, nach des Meibomius Meinung, darinn machen muß. Da die blosse Declamation, eben so wohl als der eigentlich so genannte Gesang, in einer Folge von Tönen besteht, dieschärfer oder gelinder, als ihre vorhergehendensind, und unter einander künstlich verbundenwerden; so muß es in der blossen Declamationeben so wohl Melodie geben, als in dem eigentlich so genannten Gesange; und folglich auch eine Art von Melopäie, welche die Verbindung, von welcher Capella redet, wohl zu machen, dasist, die Declamation wohl zu componiren lehret. Wir müssen sogleich die ganze Stelle anführen,in welcher die angezognen Worte vorkommen.Melopæia est habitus modulationis effectivus.Melos autem ex nexus acutioris vel graviorissoni. Modulatio est soni multiplicis expressio. Melopæiæ species sunt tres, Hypatoides, Mesoides, Netoides. Et Hypatoides estquæ appellatur Tragica, quæ per graviores sonos constat; Mesoides quæ Dithyrambica nominatur, quæ tonos æquales mediosque custodit. Netoides quæ & Nomica consuevit vocari, quæ plures sonos ex ultimis recipit. Suntetiam & aliæ distantiæ, quæ tropica Mela di(*) In notis ad Aristi. p. 249.von den theatr. Vorstell. der Alten.cuntur, aliæ Comiologica, sed hæc aptius prorebus subrogantur, nec suas magis poteruntdivisiones afferre. Hæ autem species etiamtropi dicuntur. Dissentiunt autem Melopæiæipsæ modis pluribus inter se; & genere, utalia sit Enarmonica, alia Chromatica, aliaDiatonica. Specie quoque, quia alia est Hypatoides, alia Mesoides, alia Netoides. Tropis ut Dorio, Lydio vel cæteris. (*) DieMelopäie ist die Kunst, die Melodie zu componiren. Das Melos ist die Verbindung derscharfen Töne mit den gelinden. Die Modulation ist ein abgewechselter componirter und inNoten geschriebener Gesang. Es giebt dreyGattungen der Melopäie. Die Tragische oderdie Hypatoidische, welche gemeiniglich dietiefsten Töne braucht; die Dithyrambische oderdie Mesoidische, welche die mittlern Tönebraucht und in welcher meistentheils die Fortschreitung des Gesanges durch gleiche Intervalle geschieht; und die Nomische oder Netoidische, welche verschiedne von den höchsten Tönen braucht. Es giebt auch noch einige andreGattungen der Melopäie, zum Exempel dieKomische; allein sie können füglich unter diedrey jetzt erwehnten Arten gezogen werden, obgleich jede Gattung ihren eignen Ton hat. Doch nicht bloß nach Beschaffenheit des Tonskönnen die Melopäien in verschiedene Arten ein(*) Siehe die Noten des Meibomsp. 359.du Bos,getheilet werden; denn so wie man sie, nachBeschaffenheit dieses Tones, in die tiefen, mittlern und hohen eintheilet, eben so kann mansie, in Ansehung der Intervallen, welche siebeobachten, in die Diatonische, Chromatischeund Enharmonische eintheilen; und in Ansehungder Modorum, in Dorische, Lydische unddergleichen.


5 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Um die angezogene Stelle des Aristides zu erklären, wollen wir gleich Anfangs einige Stellen aus dem Werke des Martianus Capellaanführen, welches er in lateinischer Sprache vonden Künsten und der Musik geschrieben hat. (*)Dieser Schriftsteller hat wirklich nach dem Quintilianus Aristides gelebt; allein er hat vor demBoethius gelebt, welcher ihn anführt, unddieses ist genug, seinen Zeugnissen in der vorhabenden Sache das gehörige Gewicht zu geben. (*) De Nuptiis Philologiæ.du Bos,Nach dem Capella ist Melos, von welchem sowohl Melopäie als Melodie herkommen, nexusacutioris & gravioris soni. (*) Ich führe denText des Capella nach den Verbesserungen an, die man, nach des Meibomius Meinung, darinn machen muß. Da die blosse Declamation, eben so wohl als der eigentlich so genannte Gesang, in einer Folge von Tönen besteht, dieschärfer oder gelinder, als ihre vorhergehendensind, und unter einander künstlich verbundenwerden; so muß es in der blossen Declamationeben so wohl Melodie geben, als in dem eigentlich so genannten Gesange; und folglich auch eine Art von Melopäie, welche die Verbindung, von welcher Capella redet, wohl zu machen, dasist, die Declamation wohl zu componiren lehret. Wir müssen sogleich die ganze Stelle anführen,in welcher die angezognen Worte vorkommen.Melopæia est habitus modulationis effectivus.Melos autem ex nexus acutioris vel graviorissoni. Modulatio est soni multiplicis expressio. Melopæiæ species sunt tres, Hypatoides, Mesoides, Netoides. Et Hypatoides estquæ appellatur Tragica, quæ per graviores sonos constat; Mesoides quæ Dithyrambica nominatur, quæ tonos æquales mediosque custodit. Netoides quæ & Nomica consuevit vocari, quæ plures sonos ex ultimis recipit. Suntetiam & aliæ distantiæ, quæ tropica Mela di(*) In notis ad Aristi. p. 249.von den theatr. Vorstell. der Alten.cuntur, aliæ Comiologica, sed hæc aptius prorebus subrogantur, nec suas magis poteruntdivisiones afferre. Hæ autem species etiamtropi dicuntur. Dissentiunt autem Melopæiæipsæ modis pluribus inter se; & genere, utalia sit Enarmonica, alia Chromatica, aliaDiatonica. Specie quoque, quia alia est Hypatoides, alia Mesoides, alia Netoides. Tropis ut Dorio, Lydio vel cæteris. (*) DieMelopäie ist die Kunst, die Melodie zu componiren. Das Melos ist die Verbindung derscharfen Töne mit den gelinden. Die Modulation ist ein abgewechselter componirter und inNoten geschriebener Gesang. Es giebt dreyGattungen der Melopäie. Die Tragische oderdie Hypatoidische, welche gemeiniglich dietiefsten Töne braucht; die Dithyrambische oderdie Mesoidische, welche die mittlern Tönebraucht und in welcher meistentheils die Fortschreitung des Gesanges durch gleiche Intervalle geschieht; und die Nomische oder Netoidische, welche verschiedne von den höchsten Tönen braucht. Es giebt auch noch einige andreGattungen der Melopäie, zum Exempel dieKomische; allein sie können füglich unter diedrey jetzt erwehnten Arten gezogen werden, obgleich jede Gattung ihren eignen Ton hat. Doch nicht bloß nach Beschaffenheit des Tonskönnen die Melopäien in verschiedene Arten ein(*) Siehe die Noten des Meibomsp. 359.du Bos,getheilet werden; denn so wie man sie, nachBeschaffenheit dieses Tones, in die tiefen, mittlern und hohen eintheilet, eben so kann mansie, in Ansehung der Intervallen, welche siebeobachten, in die Diatonische, Chromatischeund Enharmonische eintheilen; und in Ansehungder Modorum, in Dorische, Lydische unddergleichen.


6 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wenn man die Stellen des Aristides und desCapella, wo die Melopäie in die Nomische, Dithyrambische und Tragische eingetheilet wird, miteiniger Aufmerksamkeit lieset; so wird man sogleich wahrnehmen, daß alle ihre Melodien nichtmusikalische Gesänge seyn konnten, sondern daßverschiedene derselben nichts als eine blosse Declamation seyn mußten. Man sieht, daß bloßund allein die Dithyrambische Melopäie eigentlich so genannte Gesänge componirt habe.


7 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wenn man weis, wie groß die Zärtlichkeitder Griechen in der Beredsamkeit gewesen, undbesonders wie sehr sie durch eine schlechte Aussprache beleidiget wurden, so wird man sich ohne viel Mühe vorstellen können, daß einige vonihren Städten gar leicht auf die Ehre, in allen du Bos,Dingen keine andre als die besten und anständigsten Manieren zu haben, so eifersüchtig könnengewesen seyn, daß sie dem öffentlichen Ausrufer, welcher die Gesetze bekannt machen mußte, durchaus die Freyheit nicht lassen wollten, sie nach seiner Weise herzusagen, weil er gar leicht auf einen Ausdruck, oder auf ein Wort, einen Tonhätte legen können, der die Zuhörer, die ohnedem gebohrne Spötter waren, zum Lachenbewegt hätte. Aus Furcht also, die Fehler derAussprache, in welche der Ausrufer fallen könne, möchten eine Art von Lächerlichkeit auf die Gesetze selbst zurückwerfen, brauchten diese Republicken die Vorsicht, die Declamation ihrer Gesetzecomponiren, und denjenigen, welcher sie hersagte, mit Instrumenten accompagniren zu lassen, die ihn aus dem gehörigen Tone nicht fallen liessen. Sie wollten also, daß er die Gesetze miteben der Hülfe, und eben der Unterstützung, dieder Schauspieler auf dem Theater bey seiner Aussprache hatte, kund machen sollte. Martianus Capella, indem er die Musik erheben will, sagt, daß in verschiedenen Städten Griechenlandes derjenige, welcher die Gesetze publicirte, von einer Leyer sey accompagnirt worden. Quidpacis munia? Nonne nostris cantibus celebrata? Græcarum quippe urbium multæ legesad lyram recitabant. (*) Es versteht sich aber,daß der Redner und das Instrument nimmer(*) In Nupt. Philolog.von den theatr. Vorstell. der Alten.mehr hätten können zusammen treffen, wenn dieDeclamation des ersteren willkührlich gewesenwäre. Sie mußte nothwendig bestimmt, undfolglich componirt seyn. Es würde nicht unmöglich seyn, bey den alten Schriftstellern vondem Gebrauche, dessen Capella erwehnet, nochSpuren anzutreffen. Bey dem Plutarch, zumExempel, lieset man, daß Philippus, Königvon Macedonien, als er die Athenienser bey Chäronea geschlagen, und das Gesetz lächerlich machenwollte, welches sie wider ihn gegeben hatten, daßer, sag ich, auf dem Schlachtfelde selbst, denAnfang dieses Gesetzes recitirt, und zwar nacheiner abgemessenen und bestimmten Declamationrecitirt habe. (*) Als nun, sagt Plutarchus,Philippus die Schlacht gewonnen hatte, warder so ausserordentlich vergnügt darüber, daß ihnseine Freude bis zu Ausschweifungen brachte. Denn nachdem er mit seinen Freunden wackergetrunken hatte, begab er sich in ihrer Gesellschaft auf das Schlachtfeld, und fieng ausSpötterey den Anfang des Decrets an zu singen, welches Demosthenes wider ihn herausgebracht, und dem zu Folge die Athenienser denKrieg wider ihn beschlossen hatten:Demosthenes, der Sohn des Demosthenesaus Päanea etc. wobey er seine Stimmeerhob, und den Takt bey jedem Abschnitte dazu schlug. Als er aber wieder nichtern worden(*) Im Leben des Demosthenes, Hauptst. 5.du Bos,war, und der Gefahr, in welcher er sich befunden, ein wenig nachgedacht hatte, standenihm die Haare zu Berge.Diodorus vonSicilien (*) schreibt, es habe Philippus an demTage, von welchem wir reden, nachdem er sichim Trunke allzusehr überladen, auf dem Schlachtfelde verschiedene unanständige Dinge begangen; die Vorstellungen des Atheniensers Demadesaber, hätten ihn wieder zu sich selbst gebracht,und die Reue über seine Ausschweifungen hätteihn hernach viel nachgebender gemacht, als ermit dem überwundnen Feinde in Unterhandlunggetreten wäre.


8 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wenn man weis, wie groß die Zärtlichkeitder Griechen in der Beredsamkeit gewesen, undbesonders wie sehr sie durch eine schlechte Aussprache beleidiget wurden, so wird man sich ohne viel Mühe vorstellen können, daß einige vonihren Städten gar leicht auf die Ehre, in allen du Bos,Dingen keine andre als die besten und anständigsten Manieren zu haben, so eifersüchtig könnengewesen seyn, daß sie dem öffentlichen Ausrufer, welcher die Gesetze bekannt machen mußte, durchaus die Freyheit nicht lassen wollten, sie nach seiner Weise herzusagen, weil er gar leicht auf einen Ausdruck, oder auf ein Wort, einen Tonhätte legen können, der die Zuhörer, die ohnedem gebohrne Spötter waren, zum Lachenbewegt hätte. Aus Furcht also, die Fehler derAussprache, in welche der Ausrufer fallen könne, möchten eine Art von Lächerlichkeit auf die Gesetze selbst zurückwerfen, brauchten diese Republicken die Vorsicht, die Declamation ihrer Gesetzecomponiren, und denjenigen, welcher sie hersagte, mit Instrumenten accompagniren zu lassen, die ihn aus dem gehörigen Tone nicht fallen liessen. Sie wollten also, daß er die Gesetze miteben der Hülfe, und eben der Unterstützung, dieder Schauspieler auf dem Theater bey seiner Aussprache hatte, kund machen sollte. Martianus Capella, indem er die Musik erheben will, sagt, daß in verschiedenen Städten Griechenlandes derjenige, welcher die Gesetze publicirte, von einer Leyer sey accompagnirt worden. Quidpacis munia? Nonne nostris cantibus celebrata? Græcarum quippe urbium multæ legesad lyram recitabant. (*) Es versteht sich aber,daß der Redner und das Instrument nimmer(*) In Nupt. Philolog.von den theatr. Vorstell. der Alten.mehr hätten können zusammen treffen, wenn dieDeclamation des ersteren willkührlich gewesenwäre. Sie mußte nothwendig bestimmt, undfolglich componirt seyn. Es würde nicht unmöglich seyn, bey den alten Schriftstellern vondem Gebrauche, dessen Capella erwehnet, nochSpuren anzutreffen. Bey dem Plutarch, zumExempel, lieset man, daß Philippus, Königvon Macedonien, als er die Athenienser bey Chäronea geschlagen, und das Gesetz lächerlich machenwollte, welches sie wider ihn gegeben hatten, daßer, sag ich, auf dem Schlachtfelde selbst, denAnfang dieses Gesetzes recitirt, und zwar nacheiner abgemessenen und bestimmten Declamationrecitirt habe. (*) Als nun, sagt Plutarchus,Philippus die Schlacht gewonnen hatte, warder so ausserordentlich vergnügt darüber, daß ihnseine Freude bis zu Ausschweifungen brachte. Denn nachdem er mit seinen Freunden wackergetrunken hatte, begab er sich in ihrer Gesellschaft auf das Schlachtfeld, und fieng ausSpötterey den Anfang des Decrets an zu singen, welches Demosthenes wider ihn herausgebracht, und dem zu Folge die Athenienser denKrieg wider ihn beschlossen hatten:Demosthenes, der Sohn des Demosthenesaus Päanea etc. wobey er seine Stimmeerhob, und den Takt bey jedem Abschnitte dazu schlug. Als er aber wieder nichtern worden(*) Im Leben des Demosthenes, Hauptst. 5.du Bos,war, und der Gefahr, in welcher er sich befunden, ein wenig nachgedacht hatte, standenihm die Haare zu Berge.Diodorus vonSicilien (*) schreibt, es habe Philippus an demTage, von welchem wir reden, nachdem er sichim Trunke allzusehr überladen, auf dem Schlachtfelde verschiedene unanständige Dinge begangen; die Vorstellungen des Atheniensers Demadesaber, hätten ihn wieder zu sich selbst gebracht,und die Reue über seine Ausschweifungen hätteihn hernach viel nachgebender gemacht, als ermit dem überwundnen Feinde in Unterhandlunggetreten wäre.


9 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wallis, dieser sowohl wegen seiner Gelehrsamkeit als auch deswegen berühmte Engländer, weil er unter allen Gelehrten zu unserer Zeitam längsten gelebt hat, ließ im Jahr 1699. indem dritten Theile seiner mathematischen Werke,des Porphyrius griechischen Commentar über desPtolemäus Bücher ἁρμονικων drucken, welchemer eine lateinische Uebersetzung und Anmerkungenbeyfügte. Wenn man diesen Commentar lieset, so sieht man, daß die Alten überhaupt alle Wirkungen, deren die Stimme fähig ist, in zweyArten eingetheilet haben. Proximo statim locoexhibet ipsas vocis differentias. Duplex enimest hujusce motus, continuus qui dicitur, &Diastematicus. Continuus quidem, quo indu Bos,ter nos colloquimur, qui & eodem sensu sermocinalis dicitur. Diastematicus vero quo canimus & modulamur, tibiaque & cithara ludimus, unde Melodicus dicitur. (*) Hierauf handelt der Verfasser von dem Unterschiede, der sich in dem Klange der Stimme befindet. Der eine Klang der Stimme ist der stetige, (continuus) derjenige nehmlich, welchen dieStimme im gemeinen Reden formiret, undden man auch deswegen den gesprächmäßigennennet. Der andre heißt der melodische, welcher nach gewissen Intervallen eingerichtetist, und ist derjenige, den die hören lassen, welche singen oder eine Modulation ausführen, und den diejenigen nachahmen, welche Instrumente blasen ober spielen. Hierauf erklärtPorphyrius den Unterschied weitläuftig, welcher sich unter diesen beyden Arten der Stimme befindet, und fügt endlich hinzu. Diesesist der Grundsatz, welchen Ptolemäus zum Anfange seiner Betrachtungen über die Harmoniefestsetzt, und welcher, überhaupt zu reden, ebenderselbe ist, den die Schüler des Aristoxenusangeben. Cum igitur ab Aristoxeneis prope omnibus hæc tradantur, statim ab initiotractationis de Harmonica Ptolemæus eadempostulat. Wir haben schon gesagt, wer Aristoxenus gewesen. Und also war die Eintheilungder Stimme in die stetige, und in die melodische, (*) Proph. in Hypomnem. ad Harm. Ptol. cap. I. p. 149.von den theatr. Vorstell. der Alten.oder in die abgemessene und in ihrer Fortschreitung gewissen Intervallen unterworffene Stimme, einer von den ersten Grundsätzen der musikalischen Wissenschaft. Und nun wollen wir sehen, daß dieser melodische Klang der Stimme, oder die Melodie wiederum in zwey Gattungengetheilt ward, nehmlich in Melodie, die eineigentlich so genannter Gesang war, und in Melodie, die nichts als eine blosse Declamation war. Martianus Capella sagt: der Klang derStimme kann in zwey Arten eingetheilet werden; nehmlich in den stetigen und in den nachgewissen Intervallen abgetheiten Klang. Derstetige ist der Klang der einfachen Aussprachebey gewöhnlichen Unterredungen. Der abgesonderte aber ist der Klang der Aussprache eines Menschen, welcher eine Modulation ausführet. Zwischen diesen zwey Arten ist nocheine mittlere Art, welche etwas von der stetigenund etwas von der abgetheilten hat. DieserMittelklang der Stimme ist nicht so unterbrochen als der Gesang; er fließt aber auch nichtso in einem fort, als der Klang eines gemeinenGesprächs. Die Stimme macht diesen Klangalsdenn, wenn sie dasjenige ausspricht, waswir Carmen nennen. (*) Nun aber, wiewir weiter unten sagen werden, bedeutete Carmen, eigentlich die abgemessene Declamationder Verse, die nicht gesungen wurden, wenn(*) Siehe die Noten des Meiboms. S. 351.du Bos,man nehmlich singen in der Bedeutung nimt,die es unter uns hat. (*) Nunc de prima vocevelut de sonitus totius parente, dicemus. Omnis vox in duo genera dividitur, continuumatque divisum. Continuum est velut juge colloquium. Divisum quod in modulationibusservamus. Est & medium quod ex utroquepermixtum, ac neque alterius continuum motum servat, nec alterius frequenti divisionepræciditur, quo pronuntiandi modo carminarecitantur.


10 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Besser könnte man unsre Declamation, welche zwischen dem musikalischen Gesange und dereinfachen Sprechart in gemeinen Reden das Mittel hält, nicht beschreiben, als sie Capella unterdem Namen eines mittlern Klangesbeschreibt.


11 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Ich will nicht hoffen, daß man mir vorwerfen werde, ich liesse hier das Wort Modulationweiter nichts als den musikalischen Gesang bedeuten, ob ich ihm gleich anderwerts eine viel weitere Bedeutung gegeben und alle Arten von componirten Gesängen darunter verstanden hätte. Denn da Capella dem Worte Modulatio dasWort Carmen entgegen setzt, so ist es klar genug, daß er das erstere in keiner andern Bedeutung nehmen könne, als in welcher ich es genommen habe, und daß er den eigentlich so genannten musikalischen Gesang darunter verstanden wissen wolle.


12 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wie aber die Melodie, welche ein eigentlichsogenannter Gesang war, geschrieben wurde; das wissen wir ganz genau. Das allgemeineSystem, oder wie es Boethius nennt, die Constitution der alten Musik, war, nach dem Martianus Capella, (*) in achtzehn Klänge eingetheilt, deren jeder seinen besondern Namen hatte. Wir brauchen hier eben nicht zu erklären, daßverschiedne von diesen Klängen im Grunde einerley seyn konnten. Den einen nennte man Prostambemenos &c. Damit man nun nicht, wieBoethius sagt, den ganzen Namen eines jedenKlanges über die Worte zu schreiben brauchte, welches fast unmöglich würde gewesen seyn, sohatte man gewisse Charaktere oder Arten vonFiguren erfunden, deren jede einen gewissen Tonandeutete. Diese Figuren wurden σημεια oderZeichen genennt. Eigentlich bedeutet das Wortσημεια alle Zeichen überhaupt; hernach aberhat man es zu der besondern Benennung derjenigen Noten und Figuren, wovon hier die Rede ist, gemacht. Alle diese Figuren bestandenaus einem Manogramma, welches der Anfangsbuchstabe des eigentlichen Namens war, den(*) De nuptiis Philolog.von den theatr. Vorstell. der Alten.jeder von den achtzehn Klängen des allgemeinenSystems führte. Diese achtzehn Anfangsbuchstaben nun, obgleich einige derselben einerleywaren, waren solcher Gestalt verzeichnet, daß sieunzuverwechselnde Menogrammata ausmachten. Boethius hat uns die Figuren dieser Monogrammen aufbehalten.