Suchbegriff: bossuet
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Die Natur hatte ihm eine starke Leibesbeschaffenheit gegeben. Er war in allen Leibesübungen sehr geschickt; er spielte alle Spiele sehr wohl, welche Geschicklichkeit und Thätigkeit erfoderten; er tanzte die ernsthaften Tänze mit vieler Anmuth. Sein Magen war so gut, daß er alle Tage zwey gute Mahlzeiten that, ohne seiner Gesundheit zu schaden; und die Güte seines Temperaments machte es, daß er beständig in einer gleichen Gemüthsart blieb. Der kränkliche Ludewig der XIII war ärgerlich, schwach und hart. Ludewig der XIV redete wenig aber allezeit gut. Er war nicht gelehrt, aber er hatte einen vortrefflichen Geschmack. Er verstund ein wenig Italienisch und Spanisch, und konnte niemals das Lateinische lernen, welches man in einer besondernAuferziehung allezeit ziemlich schlecht lehret, und welches von allen Kenntnissen die am wenigsten nützliche für einen König ist. Man hat unter seinem Namen eine Uebersetzung des Julius Cäsars gedruckt. Es sind Aufgaben, die man mit ihm machte, woran er von Ludewig dem XIV. wenig Theil hatte, und von welchen man ihn überredete, daß er sie gemacht habe. Ich habe den Kardinal Fleury sagen hören, daß ihn Ludewig derXIV einmal gefragt hätte, wer denn der Prinzquemadmodum sey, ein Wort, auf welchen ein Musicus in einer Motete, nach der löblichen Gewohnheit, sehr viel Kunst verschwendet hatte. Der König gestand ihm bey dieser Gelegenheit, daß er fast niemals etwas von dieser Sprache verstanden habe. Es wäre besser gewesen, wenn man ihm die Historie, die Erdbeschreibung und besonders die wahre Weltweisheit, welche die Fürsten so selten kennen, gelehret hätte. Sein gesunder Verstand und sein guter Geschmack ersetzten alles. In den schönenKünsten liebte er nichts, als das vortreffliche. Nichts beweist es mehr, als der Gebrauch, den er von Racinen, von Boileau, von Molieren, von Bossuet, von Fenelon, von le Brun, von Girardon, von le Notre machte. Er gab sogar manchmal demQuinaut den Stoff zu seinen Opern, und er war es, welcher die Armide wählte. Colbert beschützte alle Künste aus keiner andern Ursache, als weil er sich dem Geschmacke seines Herrn gemäß bezeigen wollte. Der Colbert war, ohne Wissenschaften, bey der Handlung erzogen worden; der Kardinal Mazarin hatte ihm die Besorgung der Angelegenheiten aufgetragen, und konnte also für die schönen Künste den Geschmack nicht haben, welchen ordentlicher Weise ein galanter Hof, wo man Ergötzungen verlangt, die über die Ergötzungen des Pöbels sind, verschaffet.Colbert war ein wenig trocken und finster, seine großen Absichten in dem Finanzwesen, und in der Handlung, Geheime Nachrichten worinne der König weniger verstand und verstehen mußte, erstreckten sich nicht sogleich bis zu den liebenswürdigen Wissenschaften; er bildete seinen Geschmack, aus Begierde seinem Herrn zu gefallen, und aus Nacheiferung, welche der Ruhm des HerrnFouquet, den er sich durch die Beschützung der Gelehrten erworben hatte, und den er auch so gar in seiner Ungnade erhielt, in ihm erweckte. Anfangs wählte er sehr unglücklich, und als Ludewig der XIV im Jahre 1662 seine Achtung gegen die Wissenschaften zeigen wollte, indem er Leute von Genie und Gelehrten jährliche Gehalte gab, so richtete sich Colbert einzig nach dem Chapelain, dessen Name nachher, durch Hülfe seiner und des Boileau Werke so lächerlich geworden ist: er stand aber damals in sehr großem Ansehen; das er sich durch ein wenig Gelehrsamkeit, durch viel Tadelsucht und noch mehr Kunstgriffe erworben hatte. Diese Wahl war es, welche den Boileau schon ganz jung aufbrachte, und ihn mit so viel beißenden Spöttereyen bewaffnete. Colbert besserte sich hernachmals, und unterstützte diejenigen, welche wirkliche Geschicklichkeiten besaßen, und dem Könige gefielen.


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Man bekümmert sich nicht mehr um die frommen Träume der Frau Guion. Man liest nicht mehr das unverständliche Buch der Lebensregeln der Heiligen; man liest den Telemach. Man gedenkt nicht mehr an das, was der beredte Bossuet wider den zärtlichen, zier lichen und liebenswürdigen Fenelon geschrieben; man giebt seinen Leichenreden den Vorzug. In dem ganzen Streite über den Quietismum ist nichts gutes gewesen, als die alte aufgewärmte Erzählung von einer guten Frau, die eine Glutpfanne herzu gebracht, das Paradies zu verbrennen, und einen Wasserkrug, das Feuer in derHölle auszulöschen, damit man Gott nicht mehr aus Hoffnung oder aus Furcht diene. Ich will nur einen besondern Umstand aus diesem Processe anführen, welcher bey weiten nicht so gut, als die Erzählung von der Thorheiten auf beyden Theilen. wackern Frau ist, nämlich daß die Jesuiten, welche in Frankreich von den Jansenisten so heftig beschuldiget worden, der heilige Ignatius habe ihren Orden ausdrücklich zur Ausrottung der göttlichen Liebe gestiftet, daß, sage ich, diese sehr heftig für die Liebe des Hrn. von Cambray in Rom Vorstellungen thaten. Es gieng ihnen eben so, wie dem Herrn von Langerads, welchen seine Frau vor dem Parlemente wegen seines Unvermögens verfolgte, und der vor dem Parlemente zu Rennes von einem Mägdchen angeklaget wurde, welches er sollte geschwängert haben. Einen von beyden Processen hätte er nothwendig gewinnen sollen; er verlor sie aber alle beyde. Die reine Liebe, für die sich die Jesuiten so viel Mühe gemacht, ward in Rom verdammt, und in Paris wurden sie immer für die Leute gehalten, welche es nicht haben wollten, daß man Gott liebte. Diese Meynung hatte in den Gemüthern solche Wurzel gefasset, daß, als man vor einigen Jahren einen Kupferstich verkaufen wollte, auf welchem unser Herr JesusChristus als ein Jesuit gebildet war, ein lustiger Kopf folgende Zeilen unter das Kupfer setzte:


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Il n'est plus question des pieuses reveries de MadameGuion. Ce n'est plus le livre inintelligible des maximes des Saints qu'on lit, c'est-le Telemaque. On ne se souvient plus de ce que l'éloquent Bossuet écrivit contre le tendre, l'elegant, l'aimable Fenelon, on donne la préference à ses oraisons funebres. Dans toute la dispute sur ce qu'on apelloit le Quietisme, il n'y a eu de bon que l'ancien conte réchauffé de la bonne femme, qui aportoit un rechaud pour bruler le paradis, & une cruche d'eau pour éteindre le feu de l'enfer, afin qu'on ne servit plus Dieu par esperance ni par crainte. Je remarquerai seulement une singularité de ce procès, laquelle ne vaut pas le conte de la bonne femme, c'est que les Jesuites, qui étoient tant accusés en France par les Jansenistes, d'avoir été fondés par St. Ignace exprès pour détruire l'amour de Dieu, solliciterent vivement à Rome en faveur de l'amour pur de Mr. de Cambray. Il leur arriva la même chose qu'à Mr. de Langeais, qui étoit poursuivi par sa femme au Parlement de Paris, pour cause d'impuissance, & par une fille au Parlement de Rennes, pour lui avoir fait un enfant. Il falloit qu'il gagnât l'une des deux affaires; il les perdit toutes deux. L'amour pur pour lequel les Jesuites s'étoient donnés tant de mouvement, fut condamné à Rome, & ils passerent toujours à Paris pour ne vouloir pas qu'on aimât Dieu. Cette opinion étoit tellement enracinée dans les esprits, que lors qu'on s'avisa de vendre dans Paris, il y a quelques années, une taille-douce representant notre SeigneurJesusChrist, habillé en Jesuite. Un plaisant (c'étoit apparemment le Loustik du parti Janseniste,) mit ces vers au bas de l'estampe.