Suchbegriff: barth
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In einem solchen Zustande befand sich Kleinasien und das gelobte Land, als ein Pilgrim von Amiens in der Picardie die Kreuzzüge aufs Tapet brachte. Er hatte weiter keinen Namen als Kukupietre, wie die Tochter des Kaisers Comnenus, die diesen Einsiedler zu Constantinopel gesehen hat, erzählet. Wir kennen ihn unter dem Namen des Einsiedlers Peter. Er gab sich für einen Einsiedler aus, und wollte die Geschichte der Kreuzzüge. Waffen getragen haben. Dem sey aber, wie ihm wolle, dieser Picard, der alle Hartnäckigkeit seines Landes hatte, wurde durch die Beleidigungen, die man ihm zu Jerusalem anthat, dergestalt gerühret, und redete bey seiner Zurückkunft in Rom auf eine so lebhafte Art davon, und machte so rührende Abschil derungen, daß der Pabst Urban der Zweyte diesen Mann für den geschicktesten hielt, das große Unternehmen, damit die Päbste seit einiger Zeit umgiengen, die Christenheit wider die Mahometaner in Harnisch zu bringen, zu unterstützen.


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In einem solchen Zustande befand sich Kleinasien und das gelobte Land, als ein Pilgrim von Amiens in der Picardie die Kreuzzüge aufs Tapet brachte. Er hatte weiter keinen Namen als Kukupietre, wie die Tochter des Kaisers Comnenus, die diesen Einsiedler zu Constantinopel gesehen hat, erzählet. Wir kennen ihn unter dem Namen des Einsiedlers Peter. Er gab sich für einen Einsiedler aus, und wollte die Geschichte der Kreuzzüge. Waffen getragen haben. Dem sey aber, wie ihm wolle, dieser Picard, der alle Hartnäckigkeit seines Landes hatte, wurde durch die Beleidigungen, die man ihm zu Jerusalem anthat, dergestalt gerühret, und redete bey seiner Zurückkunft in Rom auf eine so lebhafte Art davon, und machte so rührende Abschil derungen, daß der Pabst Urban der Zweyte diesen Mann für den geschicktesten hielt, das große Unternehmen, damit die Päbste seit einiger Zeit umgiengen, die Christenheit wider die Mahometaner in Harnisch zu bringen, zu unterstützen.


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Gregorius der Siebente, ein Mann von weitaussehenden Unternehmungen, hatte zum ersten den Einfall, Europa wider Asien zu bewaffnen. Man sieht es aus seinem Schreiben, daß er sich selbst an die Spitze einer Armee Christen stellen sollte. Urban der Zweyte versuchte einen Theil des Vorhabens; er schickte den Peter aus einer Provinz in die andere, durch seine starke Einbildungskraft die Hitze seiner Meynungen andern mitzutheilen, und die Enthusiasterey auszubreiten.


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Unterdessen fand der Einsiedler Peter vor Constantinopel andere italienische und deutsche Landstreicher, die sich mit ihm vereinigten, und die um die Stadt herum liegenden Gegenden verwüsteten.


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Der Kaiser Alexius Comnenus, der damals regierete, war allerdings ein weiser und gelassener Herr. Er konnte diesen Straßenräubern eben so begegnen, wie ihren Mitstreitern war begegnet worden. Er ließ es aber dabey bewenden, solcher Gäste je eher je lieber los zu werden. Er lieferte ihnen Schiffe, sie jenseit des Bosphorus zu bringen. Der GeneralPeter sah sich endlich an der Spitze einer christlichen Armee wider die Ungläubigen. Solymann, Sultan von Nicäa, überfiel mit seinen im Kriege erfahrnen Leuten diese zerstreute Menge. Walther ohne Geld, der Unterfeldherr des Einsiedlers, kam dabey mit einem großen Theile des armen Adels um, der einfältig genug war, unter solchen Fahnen zu dienen. Der Einsiedler kehrte unterdessen nach Constantinopel zu Geschichte der Kreuzzüge.rück, und ward für einen Fantasten gehalten, der eine Menge toller Leute sich hatte nachfolgen lassen.


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Der Kaiser Alexius Comnenus, der damals regierete, war allerdings ein weiser und gelassener Herr. Er konnte diesen Straßenräubern eben so begegnen, wie ihren Mitstreitern war begegnet worden. Er ließ es aber dabey bewenden, solcher Gäste je eher je lieber los zu werden. Er lieferte ihnen Schiffe, sie jenseit des Bosphorus zu bringen. Der GeneralPeter sah sich endlich an der Spitze einer christlichen Armee wider die Ungläubigen. Solymann, Sultan von Nicäa, überfiel mit seinen im Kriege erfahrnen Leuten diese zerstreute Menge. Walther ohne Geld, der Unterfeldherr des Einsiedlers, kam dabey mit einem großen Theile des armen Adels um, der einfältig genug war, unter solchen Fahnen zu dienen. Der Einsiedler kehrte unterdessen nach Constantinopel zu Geschichte der Kreuzzüge.rück, und ward für einen Fantasten gehalten, der eine Menge toller Leute sich hatte nachfolgen lassen.


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Die Prinzeßinn Anna Commena saget, daß ihr Vater über diese erstaunende Wanderungen, die sich in sein Land ergossen, beunruhiget worden sey.Man hätte glauben sollen, spricht sie, daß Europa, aus seinem Grunde gerissen, auf Asien hätte fallen wollen. Was würde es erst gewesen seyn, wenn mehr als dreyhundert tausend Mann, wovon einige dem Einsiedler Peter, andere dem Priester Gottschalk nachgefolget waren, nicht schon verschwunden gewesen wären?


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Es war wahrscheinlicher maßen unmöglich, daß nicht solche Gäste die Lebensmittel sollten mit Strenge gefordert, und daß nicht die Griechen sie mit Hartnäckigkeit sollten verweigert haben. Das gab zu beständigen Händeln, zwischen dem Volke und der Armee des Gottfrieds, die nach den Streifereyen der Kreuzfahrer des Einsiedlers Peters zum ersten er schien, Anlaß. Gottfried gieng so weit, daß er die Vorstädte von Constantinopel angriff, und der Kaiser vertheidigte sie in Person. Der Bischof von Puy in Auvergne, Namens Monteil, Legat des Pabstes bey den Armeen, wollte durchaus, daß man die Feldzüge wider die Ungläubigen mit Belagerung der Stadt, wo der erste Fürst der Christen seinen Sitz hatte, eröffnen sollte. Das war auch die MeynungBohemunds, der damals in Sicilen war, und einen Curier über den andern an Gottfried abschickte, zu verhindern, daß er sich nicht mit dem Kaiser vertrü ge. Hugo der Bruder des Königs von Frankreich, begieng damals die Unvorsichtigkeit, Sicilien, wo er mit dem Bohemund war, zu verlassen, und fast allein auf das Gebieth des Alexius zu kommen. Zu dieser Unbesonnenheit kam noch eine andere, indem er Briefe von einem Stolze, die einem, der keine Armee hatte, sehr schlecht anstund, an ihn abgehen ließ. Die Frucht dieser Handlungen war, daß er einige Zeit, als ein Gefangener, angehalten wurde. End Geschichte der Kreuzzüge.lich kam die Politik des griechischen Kaisers zum Zweck, alle diese Stürme abzuwenden. Er ließ Lebensmittel reichen; er ließ sich von allen vornehmen Herren versprechen, daß sie wegen der Länder, die sie erobern würden, ihm den Lehnseid ablegen wollten; er ließ sie insgesammt, nachdem er sie mit Geschenken überhäufet hatte, nach einander nach Asien übersetzen.


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Sie bereicherten sich mehr als jemals, durch ihren Handel mit den Mahometanern, und fürchteten, die Vortheile, die sie in Asien hatten, zu verlieren, wenn sie sich in einen zweifelhaften Krieg mischeten. Die Genueser, Pisaner, und Griechen rüsteten Schiffe, die sie mit Lebensmitteln beluden, aus, und verkauften sie an die Kreuzfahrer, indem sie an Kleinasien wegschiffeten. Durch dieses Mittel kam ein Theil des Goldes und Silbers, wovon sich die Franzosen entblößet hatten, wieder in die Christenheit zurück. Das Glück der Genueser wuchs da Geschichte der Kreuzzüge.durch, und man wurde bald darauf in Erstaunen gesetzet, zu sehen, daß Genua eine Macht worden war. Weder der alte Solymann, noch sein Sohn, konnten dem ersten Strome aller dieser kreuzfahrenden Fürsten widerstehen. Ihre Truppen waren besser ausgesucht, als des Einsiedler Peters seine, und wurden so gut in Zucht und Ordnung erhalten, als die Ungebundenheit der Enthusiasterey es verstattete.


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Der Einsiedler Peter, der aus einem General ein Kapellan worden war, befand sich bey der Eroberung Jerusalems. Einige Christen, die die Muselmänner in der Stadt hatten leben lassen, führten die Sieger in die entferntesten und verborgensten Keller, wo sich die Mütter mit ihren Kindern versteckt hatten, und nichts wurde verschonet.


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Von dieser Million Kreuzfahrer war damals nur noch wenig übrig. Auf das Gerücht von ihrem glücklichen Fortgange, welches durch den Ruf vergrößert wurde, brach noch ein neuer Schwarm aus dem Oc cidente auf. Der Prinz Hugo, ein Bruder Philipps des Ersten, der vor der Eroberung von Jerusalem wieder zurück nach Frankreich gekommen war, führete, ohne das geringste von seinem Bruder dazu erhalten zu haben, eine neue Menge, welche Deutsche und Italiener vermehreten, dahin ab. Man rechnete deren drey hundert tausend, und wenn man sie auch Geschichte der Kreuzzüge. auf zwey Drittheile herunter setzet, so sind es doch abermals wenigstens zwey hundert tausend, die es der Christenheit kostete. Diesen wurde in der Gegend von Constantinopel ungefähr so begegnet, wie man den Nachfolgern des Einsiedlers Peter begegnet hatte. Die in Asien anlandeten, wurden von Solymannen über den Haufen geworfen, und der Prinz Hugo starb, fast im äußersten Elende, in Kleinasien.


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Bernhard hatte sich ein so besonderes Ansehen erworben, daß man ihn in einer neuen Versammlung zu Chartres zum Haupt und Anführer des Kreuzzuges erwählte. Dieses scheint fast unglaublich. Man hatte einen König von Frankreich, und man wählte einen Mönch; allein, alles ist von der Unbesonnenheit des Volkes glaublich. Doch der heiligeBernhard hatte zu viel Verstand, als daß er sich dem Lächerlichen, das ihn bedrohte, hätte aussetzen sollen. Das Beyspiel des Einsiedlers Peter war noch neu. Er schlug es also aus.