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1 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Auch die Kleider, die Masken und übrigenZierrathen, deren man sich bey Vorstellung derTragödien bediente, waren von denen unterschieden, die man bey der Komödie gebrauchte. (*) Die Verzierungen, die zu der Tragödie bequem waren, konnten bey der Komödienicht angebracht werden. Die man zu den Tragödien brauchte, musten Palläste und andereprächtige Gebäude vorstellen, anstatt daß dieVerzierung der Komödie nur Bürgerhäuser oderandre schlechte Gebäude abbilden durften. Wasdie tragische Declamation selbst anbelangt, so bedienen sich Horaz und alle alte Schriftsteller, wenn sie ihrer im Vorbeygehen gedenken, gemeiniglich solcher Worte, welche anzeigen, daß sievon der Art müssen gewesen seyn, welche wir diesingende nennen. Von dieser Seite greiffensie auch diejenigen von den alten Schriftstellernan, die ihr, aus verschiednen Ursachen, nicht wohlwollten. Der h. Justinus Martyr, nennt siein der Schrift, die wir vorhin angeführt haben, ein grosses Geschrey. Der Verfasser desjenigenBuchs wider die Schauspiele der Alten,welches dem h. Cyprianus beygelegt worden, nennt sie illas magnas tragicæ vocis insanias. (**)Tertullianus in dem kleinen Werke, welches erüber eben diese Materie verfertiget hat, sagt, daß der tragische Schauspieler aus Leibeskräfften(*) Onom. Poll. lib. 4. cap. 8.(**) Vitruvius lib. 5. cap. 8.von den theatr. Vorstell. der Alten.schreye: Tragœdo vociferante, und Apulejus (*)bedient sich, eben dieselbe Sache auszudrücken, auch eben derselben Worte: Comœdus sermocinatur, Trajœdus vociferatur. Der komischeSchauspieler recitirt, der tragische hingegenschreyet aus vollem Halse. Lucianus, welcheruns in der Unterredung, die er den Solon undAnacharsis mit einander halten läßt, eine artigeBeschreibung von den Personen in den Tragödien und Komödien giebt, läßt diesen ScythischenWeltweisen daselbst sagen, daß die komischen Schauspieler nicht mit so viel Nachdruck declamirten, als die tragischen.


2 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Apulejus hat uns eine Beschreibung von derVorstellung des Urtheils des Paris hinterlassen, welches von den Pantomimen aufgeführet wurde, die ohne zu reden spielten, und deren SpielSaltatio genennet wurde. (*) Wenn dieserSchriftsteller von dem Gange dieser seiner Schauspieler auf dem Theater spricht, so braucht erdas Wort incedere; welches eigentlich gehenbedeutet. An einer andern Stelle, wo er sagenwill, daß Venus nur mit den Augen declamirethabe, sagt er, daß sie nur mit den Augen getanzt(*) Apul. Metam. lib. 10.du Bos,habe. Et non nunquam saltare solis oculis.Wir finden auch niemals, daß die Alten ihreSaltatores oder Tänzer, wegen ihrer Schenkelund ihrer Beine gelobt hätten; sie lobten anihnen nur die Arme, und vornehmlich die Hände. Eine Sinnschrift in der griechischen Anthologie (*)wirft einem Schauspieler, welcher die Rolle derNiobe getanzt hatte, vor, daß er sich eben sowenig bewegt hätte, als sich der Fels, in welchenNiobe verwandelt worden, möchte bewegt haben; kurz, daß er nicht von der Stelle gekommen sey, und folglich nicht einen einzigen Tanzschritt gemacht habe. Nichts schickt sich für eine Person, welche nach unserer Art tanzt, weniger, als einelange Kleidung. Nun finden wir aber, daß dieSaltatores der Aten sehr oft lange Kleider angehabt. Wenn Svetonius von dem Caligularedet, welcher die Saltation ganz ausserordentlichliebte, so sagt er: Er ließ einsmals verschiednevornehme Staatspersonen auf den Pallast fordern, und als sie in dem Verhörsaale beysammen waren, trat er plötzlich in einem griechischenKleide, welches ihm bis auf die Knöchel ging, herein, und machte, unter dem Geräusche derInstrumente, die Gebehrden einer Monologevor ihnen, worauf er sich, ohne ein Wort zusagen, wieder weg begab. Magno tibiarum& scabellorum crepitu cum palla tunicaquetalari prosiluit, & desaltato cantico abiit.(*) Anthol. lib. 2.von den theatr. Vorstell. der Alten.Wenn Vellejus Paterculus (*) erzehlen will,daß Plancus, einer von den Anhängern des Marcus Antonius, den Glaucus nachgemacht habe,welches ein berühmter Fischer gewesen war, vonwelchem die Alten glaubten, daß er in einen Triton verwandelt worden, nachdem er sich in dasMeer gestürzt, weil er von einem gewissen Kraute gegessen, welches ihn rasend gemacht hatte: so sagt dieser Geschichtschreiber, daß Plancus ineinen Meergott verkleidet, auf den Knien gegangen sey und das Abendtheuer des Glaucusgetanzt habe. Cæruleatus & nudus, caputqueredimitus arundine & caudam trahens, genibus innixus, Glaucum saltasset. Ein Menschaber, welcher auf den Knien wirklich getanzthätte, würde ein sehr närrischer Anblick gewesenseyn.


3 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Man findet eine lesenswürdige Beschreibungvon der Kunst der Gebehrden in einem Briefe, welchen Caßiodorus an den Albinus geschriebenhat, um ihm aufzutragen, daß er das Volck entscheiden lassen solle, ob Theodoron oder ob Halandius ein besserer Schauspieler wäre. Eskam darauf an, den geschicktesten von ihnenweiter hinauf rücken zu lassen. Unsere Vorfahren nennten diejenige von den musikalischen Künsten die stumme Musik, welche reden lehrt,ohne den Mund aufzuthun, welche alles mit denGebehrden zu sagen, oder mit gewissen Bewegungen der Hände und Stellungen des Leibes(*) Cic. de Off. lib. pr.von den theatr. Vorstell. der Alten.Dinge zu verstehen zu geben lehret, die mankaum durch eine aneinander hangende Rede oderdurch manche geschriebene Seite eben so gut ausdrücken könnte. (*) Hanc partem musicæ disciplinæ mutam majores nostri nominaverunt, scilicet quæ ore clauso manibus loquitur, &quibusdam gesticulationibus facit intelligi quodvix narrante lingua aut scripturæ textu possitagnosci. Unterdessen glaube ich doch nicht, daßdie willkührlichen Gebehrden dasjenige immerdeutlich werden ausgedruckt haben, was man siebedeuten lassen wollte, ob man gleich bey ihrerErfindung allezeit eine Art von Anspielung aufdie vorzustellenden Sachen beobachtete. Mimushallucinatur; sagt Apulejus. (**) Wir werden auch aus dem, was der h. Augustinus vonden Pantomimen sagt, sehen, daß die Uebereinstimmung der Gebehrden und der auszudrückenden Sachen nicht immer so vollkommen war, daß man sie beständig ohne Ausleger hätte errathen können, wenn man nicht ausdrücklich dieSprache des alten Tanzens gelernt hatte.


4 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Aristoteles (**) hatte eben das gesagt, wasCicero von der Sorgfalt sagt, mit welcher dieSchauspieler, und diejenigen, welche in denChören singen, ihre Stimme zu erhalten suchten. Apulejus meldet uns auch, daß die tragischen Schauspieler alle Tage etwas declamirten, damit ihre Sprachwerkzeuge, so zu reden, nichteinrosteten. Desuetudo omnibus pigritiam, pigritia veternum parit. Tragœdi adeo ni quotidie proclament claritudo arteriis obsolescit. Igitur itidentidem boando purgant ravim. (***)


5 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Es ist glaublich, daß diese Komödianten Anfangs nur diejenigen Scenen aus Tragödien undKomödien werden vorgestellt haben, welche Cantica genennt wurden. Ich stütze mich mit dieserMuthmassung auf zwey Gründe. Der erste istdieser, weil die Schriftsteller des Alterthums,(*) Macrob. Saturnal. lib. 2. cap. 7.von den theatr. Vorstell. der Alten.welche vor dem Apulejus gelebt haben, niemals, soviel ich mich erinnere, von dramatischen Stücken reden, welche von ganzen Banden pantomischer Schauspieler aufgeführet worden. Siereden nur bloß von Monologen und Canticis,die von stummen Komödianten getanzt worden. Wir finden sogar in dem oft angeführten Werkedes Lucians, daß ein Fremder, als er fünfKleider gesehen, die für einen einzigen Pantomimen verfertiget worden, welcher fünf verschiedene Rollen hinter einander spielen sollen, gefragt habe, ob er alle fünf Kleider auf einmalanziehen werde. Allem Ansehn nach hätte erdiese Frage wohl nicht thun können, wenn mandamals schon ganze Banden pantomimischer Komödianten gehabt hätte. Der zweite Grund istdieser, daß es natürlicher Weise fast nicht andersseyn können. Die ersten Pantomimen, wenndie Zuschauer einen Geschmack an ihnen habenfinden sollen, werden es freylich so haben einrichten müssen, daß sie von ihnen haben könnenverstanden werden; und damit sie desto leichterverstanden werden könnten, werden sie, ohneZweifel, Anfangs nur die schönsten Scenen derbekanntesten dramatischen Stücke, in ihrer stummen Declamation vorgestellt haben. Wenn zuParis Pantomimen aufkommen wollten, so istes sehr wahrscheinlich, daß sie ungefehr mit denschönsten Scenen des Cid, oder anderer bekannten Stücke anfangen und besonders diejenigen du Bos,wählen würden, wo die Handlung von demKomödianten verschiedne besondre Stellungen, verschiedne merkliche Gebehrden erfordert, dieman sogleich verstehen kann, ohne daß man dieRede dazu hört, die sie natürlicher Weise zu begleiten pflegen. Von Seiten der Lustspielewürden sie vielleicht mit der Scene zwischen demSosias und Mercur in dem ersten Auftritte desAmphitryo den Anfang machen. Oder wenndiese Pantomimen Scenen aus unsern Opernaufführen wollten, so würden sie vielleicht zumAnfange die letzte Scene des vierten Aufzugs imRoland, wo dieser Held rasend wird, dazuwehlen.


6 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Vielleicht war es gar erst zu den Zeiten desLucianus, als sich vollständige Banden von Pantomimen zusammen thaten, und aneinanderhangende Stücke zu spielen anfingen. Apulejus,welcher den Lucian noch kann gekannt haben,theilt uns eine genaue Beschreibung von demUrtheile des Paris mit, welches von einer Bande Pantomimen aufgeführet worden. (*) Mansieht darinne, daß Juno, Pallas und Venus, eine nach der andern, mit dem Paris gesprochen, und ihm die Vorschläge gethan, die jedermanweiß, indem sie sich mit Gebehrden und Stellungen, die von Instrumenten accompagnirtworden, ausgedrückt. Apulejus merkt es mehrals einmal an, daß sie ihre Gedanken mit Ge(*) Macrob. Saturnel. lib. 2. cap. 7.von den theatr. Vorstell. der Alten.behrden zu verstehen gegeben; nutibus odergestibus. Wenn er von der Juno spricht, sagter: Hæc puella varios modulos concinentetibia, præ cæteris quieta & inaffectata gesticulatione, nutibus honestis pastori pollicetur, si sibi præmium decoris addixisset, & sese regnum totius Asiæ tributuram. Von der Minerva sagt er: Hæc inquieto capite & oculisin aspectum minacibus citato & intorto generegesticulationis alacer, demonstrabat Paridi, sisibi formæ victoriam tradidisset, fortem trophæisque bellicis inclytum suis adminiculisfuturum. Von der Venus heißt es: Sensimannutante capite cœpit incedere, mollique tibiarum sono delicatis respondere gestibus, &non nunquam saltare solis oculis. Hæc utprimum ante conspectum judicis facta est,nisu brachiorum polliceri videbatur &c. Einejede Göttin hatte auch ihre besondere und ausverschiedenen Schauspielern bestehende Begleitung.


7 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Vielleicht war es gar erst zu den Zeiten desLucianus, als sich vollständige Banden von Pantomimen zusammen thaten, und aneinanderhangende Stücke zu spielen anfingen. Apulejus,welcher den Lucian noch kann gekannt haben,theilt uns eine genaue Beschreibung von demUrtheile des Paris mit, welches von einer Bande Pantomimen aufgeführet worden. (*) Mansieht darinne, daß Juno, Pallas und Venus, eine nach der andern, mit dem Paris gesprochen, und ihm die Vorschläge gethan, die jedermanweiß, indem sie sich mit Gebehrden und Stellungen, die von Instrumenten accompagnirtworden, ausgedrückt. Apulejus merkt es mehrals einmal an, daß sie ihre Gedanken mit Ge(*) Macrob. Saturnel. lib. 2. cap. 7.von den theatr. Vorstell. der Alten.behrden zu verstehen gegeben; nutibus odergestibus. Wenn er von der Juno spricht, sagter: Hæc puella varios modulos concinentetibia, præ cæteris quieta & inaffectata gesticulatione, nutibus honestis pastori pollicetur, si sibi præmium decoris addixisset, & sese regnum totius Asiæ tributuram. Von der Minerva sagt er: Hæc inquieto capite & oculisin aspectum minacibus citato & intorto generegesticulationis alacer, demonstrabat Paridi, sisibi formæ victoriam tradidisset, fortem trophæisque bellicis inclytum suis adminiculisfuturum. Von der Venus heißt es: Sensimannutante capite cœpit incedere, mollique tibiarum sono delicatis respondere gestibus, &non nunquam saltare solis oculis. Hæc utprimum ante conspectum judicis facta est,nisu brachiorum polliceri videbatur &c. Einejede Göttin hatte auch ihre besondere und ausverschiedenen Schauspielern bestehende Begleitung.