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1 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Auch sehen wir, daß sich Quintilian über diejenigen Lehrer der Beredsamkeit ereifert, welcheihre Schüler eben so singen und declamiren liessen, als man auf den<dem> Theater declamire. Ererzürnt sich über diejenigen Redner, die sich inden Gerichtsstuben auf gleiche Art hören liessen. (**) Und doch ist kein eigensinniger Abscheugegen die Komödianten daran Schuld, daß er denRednern die theatralische Declamation untersagt. Quintilian war ihnen eben so wenig abgeneigt, als Cicero. Er erzehlt uns, Demosthenes habees dem Komödianten Andronicus zu danken gehabt, daß er so wohl declamiren können. Ererlaubt nicht nur einem jungen Menschen, welcher es in der Beredsamkeit zu etwas bringen(*) Florid. lib. 3.(**) Quint. Inst. lib. XI. cap. 3.du Bos,wolle, die Kunst der Gebehrden zu erlernen, sondern ist es auch gar wohl zufrieden, daß er sicheinige Zeit von einem Komödianten unterweisenlasse, und unter ihm die Aussprache studire. Dandum aliquid Comœdo quoque, dum eatenus quatenus pronuntiandi scientiam futurusOrator desiderat. (*) Auch sagt es Quintiliannoch an einem andern Orte, daß sein Schülersich verschiednes von einem Komödianten müssezeigen lassen. Debet etiam docere Comœdusquomodo narrandum. &c. (**)


2 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Hier ist endlich noch eine Stelle aus dem Livius, (*) welche allein hinlänglich genug beweisen könnte, daß die Alten die Declamation dertheatralischen Stücke componirt, in Noten geschrieben und mit einem Accompagnement vonBlasinstrumenten aufgeführt haben. Es hatdieser Geschichtschreiber in seinem siebenden Buche für gut befunden, eine kurze Betrachtung(*) Liv. Hist. lib. 7.du Bos,über den Ursprung und die Geschichte der Schauspielezu Rom einzuschalten. Nachdem er gemeldet, daßRom, in dem dreyhundert und neunzigsten Jahrenach seiner Erbauung, von der Pest heimgesuchtworden, und daß man zu Abwehrung derselben öffentliche Spiele angestellt habe, welche in Aufführungen theatralischer Stücke bestanden, sosetzt er hinzu: die Kunst dieser Aufführungen wardamals in Rom noch ganz neu, und man kannte daselbst weiter nichts als die Schauspiele desCircus. Man hatte daher die Schauspieler, die man damals auf unsrer Bühne sah, aus Hetrurien müssen kommen lassen; und diese spieltennach der Art ihres Landes; das ist, sie machten ihreGebehrden so ziemlich nach dem Takte der Blasinstrumente, und recitirten Verse, die aber nochkeine componirte Declamation hatten, nach welcher sie ihre ganze Action hätten einrichten müssen. Weil aber unsere jungen Leute an der Kunstder theatralischen Vorstellungen einen grossen Geschmack fanden, so ward sie in kurzem vollkommener. Anfangs hatte man nur Verse aus demStegreiffe recitirt; bald darauf aber, fährt Livnius fort, lernte man vollständige Stücke machen; und zu der Zeit des Dichters Andronicushatte man auch schon (*) die Recitation einigervon diesen Stücken abgemessen, und die Notenzur Bequemlichkeit der Flötenspieler darüber geschrieben, wornach sich denn die ganze Action(*) Im Jahre nach Erbauung der Stadt 514.von den theatr. Vorstell. der Alten.richten mußte. Cæterum sine carmine ullo, sine imitandorum carminum actu, ludionesex Etruria acciti, ad tibicinis modos saltantes, haud indecoros motus more Tusco dabant. Imitari deinde eos juventus, simul inconditisinter se jocularia fundentes versibus, cæpere; nec absoni a voce motus erant. — — Nomenhistrionibus inditum, qui non sicut ante Fescennino versu similem, incompositum temereac rudem alternis jaciebant, sed impletas modis satyras, descripto jam ad tibicinem cantu,motuque congruenti peragebant.


3 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Cicero redet in verschiednen Orten seinerWerke von den theatralischen Stücken des LiviusAndronicus, des Ennius und des Nävius, dreyerDichter, welche ohngefehr zwey hunder Jahr vorihm gelebt hatten, nicht anders als von Declamationen, die man zu den Zeiten der Verfasser componiret habe, und deren man sich, noch jetzt zu seiner, Zeit bediene. Wäre nun aber diese Declamation nicht aufgeschrieben gewesen, wie hättesie sich so lange erhalten können? Man urtheile(*) Quæst. Tuscul. lib. 5.du Bos,selbst, ob ich an dem Sinne des Cicero etwasändre. Wir haben, sagt er, anstatt der einfachenunnd ernsthaften Musik in den Stücken desNävius und Livius Andronicus, eine so muthwillige Musik einführen sehen, daß die Schauspieler, um dem Takte derselben zu folgen, sichzu winden, die Augen zu verdrehen, den Kopfhin und her zu werffen, mit einem Worte alsUnsinnige sich zu betragen genöthiget sind. Undauf diese Art erklärt er sich, nachdem er vorhergesagt, daß Plato nicht so ganz Unrecht habe, wenn er behaupte, man könne die Musik in einem Lande nicht verändern, ohne daß diese Veränderung nicht auch eine merkliche Veränderungin den Sitten der Einwohner hervorbringensollte. (*) Ego nec tam valde id timendum, nec plane contemnendum puto. Illa quidemmusica, quæ solebant quondam complecti severitatem jucundam Livianis & Nævianis modis, nunc videtis ut eadem exultent, cervicesoculisque pariter cum modorum flexionibustorqueant. Wir haben schon gesehen, daß dieGebehrden der Schauspieler dem Takte eben sowohl unterworffen waren, als die Recitationselbst.


4 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Cicero redet in verschiednen Orten seinerWerke von den theatralischen Stücken des LiviusAndronicus, des Ennius und des Nävius, dreyerDichter, welche ohngefehr zwey hunder Jahr vorihm gelebt hatten, nicht anders als von Declamationen, die man zu den Zeiten der Verfasser componiret habe, und deren man sich, noch jetzt zu seiner, Zeit bediene. Wäre nun aber diese Declamation nicht aufgeschrieben gewesen, wie hättesie sich so lange erhalten können? Man urtheile(*) Quæst. Tuscul. lib. 5.du Bos,selbst, ob ich an dem Sinne des Cicero etwasändre. Wir haben, sagt er, anstatt der einfachenunnd ernsthaften Musik in den Stücken desNävius und Livius Andronicus, eine so muthwillige Musik einführen sehen, daß die Schauspieler, um dem Takte derselben zu folgen, sichzu winden, die Augen zu verdrehen, den Kopfhin und her zu werffen, mit einem Worte alsUnsinnige sich zu betragen genöthiget sind. Undauf diese Art erklärt er sich, nachdem er vorhergesagt, daß Plato nicht so ganz Unrecht habe, wenn er behaupte, man könne die Musik in einem Lande nicht verändern, ohne daß diese Veränderung nicht auch eine merkliche Veränderungin den Sitten der Einwohner hervorbringensollte. (*) Ego nec tam valde id timendum, nec plane contemnendum puto. Illa quidemmusica, quæ solebant quondam complecti severitatem jucundam Livianis & Nævianis modis, nunc videtis ut eadem exultent, cervicesoculisque pariter cum modorum flexionibustorqueant. Wir haben schon gesehen, daß dieGebehrden der Schauspieler dem Takte eben sowohl unterworffen waren, als die Recitationselbst.


5 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Livius Andronicus, ein berühmter Dichter, welcher ohngefehr fünfhundert und vierzehnJahr nach Erbauung der Stadt, und ohngefehr hundert und zwanzig Jahr nach Eröffnungder Bühnen, zu Rom lebte, spielte in einemvon seinen Stücken selbst mit. Es war damalsMode, daß die dramatischen Dichter selbst mitauf die Bühne traten und eine Person in ihrenSpielen vorstellten. Das Volk, welches sichdie Freyheit herausnahm, die es sich noch jetztin Frankreich und Italien nimt, indem essich diejenigen Stellen, die ihm gefallen, wiederholen läßt, das Volk, sage ich, schrie so oftbis, und ließ den armen Andronicus zu so oftwiederholten malen recitiren, daß er ganz heivon den theatr. Vorstell. der Alten.scher ward. Da er also nicht mehr declamirenkonnte, so ließ es sich das Volk gefallen, daßer einen Sklaven vor den Instrumentisten stellen durfte, welcher die Verse recitiren mußte, und unterdessen machte Andronicus eben dieselben Gebehrden, die er, als er selbst recitirte, gemacht hatte. Nunmehr merkte man, daßseine Action viel lebhafter sey, weil er alle seineKräfte auf die Gebehrden allein wenden konnte,und die Mühe zu recitiren einem andern oblag.Man kam also, fährt Livius fort, auf den Einfall, die Declamation zwischen zwey Schauspieler zu theilen, und, so zu reden, nach dem Takteder Gebehrden recitiren zu lassen. Dieser Gebrauch ist auch so durchgängig angenommen worden, daß die Schauspieler nun weiter nichts als diedialogischen Zeilen selbst recitiren. (*) Livius — — idem seilicet, quod omnes tuncerant, suorum carminum actor, cum sæpiusrevocatus vocem obtudisset, venia petita puerum ad canendum ante tibicinem cum statuisset, canticum egisse aliquanto magis vigenti motu, quia nihil vocis usus impediebat. Inde ad manum cantari histrionibus cæptum, diverbiaque tantum ipsorum voci relicta. Ichwerde hoffentlich nicht erst sagen dürfen wie wichtig das Zeugniß des Livius in dieser Sache sey,und wie wenig ihm alle nur mögliche Vernünfteleyen anhaben können. Jedermann muß mirdiese Wahrheit zugestehen.


6 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Livius Andronicus, ein berühmter Dichter, welcher ohngefehr fünfhundert und vierzehnJahr nach Erbauung der Stadt, und ohngefehr hundert und zwanzig Jahr nach Eröffnungder Bühnen, zu Rom lebte, spielte in einemvon seinen Stücken selbst mit. Es war damalsMode, daß die dramatischen Dichter selbst mitauf die Bühne traten und eine Person in ihrenSpielen vorstellten. Das Volk, welches sichdie Freyheit herausnahm, die es sich noch jetztin Frankreich und Italien nimt, indem essich diejenigen Stellen, die ihm gefallen, wiederholen läßt, das Volk, sage ich, schrie so oftbis, und ließ den armen Andronicus zu so oftwiederholten malen recitiren, daß er ganz heivon den theatr. Vorstell. der Alten.scher ward. Da er also nicht mehr declamirenkonnte, so ließ es sich das Volk gefallen, daßer einen Sklaven vor den Instrumentisten stellen durfte, welcher die Verse recitiren mußte, und unterdessen machte Andronicus eben dieselben Gebehrden, die er, als er selbst recitirte, gemacht hatte. Nunmehr merkte man, daßseine Action viel lebhafter sey, weil er alle seineKräfte auf die Gebehrden allein wenden konnte,und die Mühe zu recitiren einem andern oblag.Man kam also, fährt Livius fort, auf den Einfall, die Declamation zwischen zwey Schauspieler zu theilen, und, so zu reden, nach dem Takteder Gebehrden recitiren zu lassen. Dieser Gebrauch ist auch so durchgängig angenommen worden, daß die Schauspieler nun weiter nichts als diedialogischen Zeilen selbst recitiren. (*) Livius — — idem seilicet, quod omnes tuncerant, suorum carminum actor, cum sæpiusrevocatus vocem obtudisset, venia petita puerum ad canendum ante tibicinem cum statuisset, canticum egisse aliquanto magis vigenti motu, quia nihil vocis usus impediebat. Inde ad manum cantari histrionibus cæptum, diverbiaque tantum ipsorum voci relicta. Ichwerde hoffentlich nicht erst sagen dürfen wie wichtig das Zeugniß des Livius in dieser Sache sey,und wie wenig ihm alle nur mögliche Vernünfteleyen anhaben können. Jedermann muß mirdiese Wahrheit zugestehen.


7 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Livius Andronicus, ein berühmter Dichter, welcher ohngefehr fünfhundert und vierzehnJahr nach Erbauung der Stadt, und ohngefehr hundert und zwanzig Jahr nach Eröffnungder Bühnen, zu Rom lebte, spielte in einemvon seinen Stücken selbst mit. Es war damalsMode, daß die dramatischen Dichter selbst mitauf die Bühne traten und eine Person in ihrenSpielen vorstellten. Das Volk, welches sichdie Freyheit herausnahm, die es sich noch jetztin Frankreich und Italien nimt, indem essich diejenigen Stellen, die ihm gefallen, wiederholen läßt, das Volk, sage ich, schrie so oftbis, und ließ den armen Andronicus zu so oftwiederholten malen recitiren, daß er ganz heivon den theatr. Vorstell. der Alten.scher ward. Da er also nicht mehr declamirenkonnte, so ließ es sich das Volk gefallen, daßer einen Sklaven vor den Instrumentisten stellen durfte, welcher die Verse recitiren mußte, und unterdessen machte Andronicus eben dieselben Gebehrden, die er, als er selbst recitirte, gemacht hatte. Nunmehr merkte man, daßseine Action viel lebhafter sey, weil er alle seineKräfte auf die Gebehrden allein wenden konnte,und die Mühe zu recitiren einem andern oblag.Man kam also, fährt Livius fort, auf den Einfall, die Declamation zwischen zwey Schauspieler zu theilen, und, so zu reden, nach dem Takteder Gebehrden recitiren zu lassen. Dieser Gebrauch ist auch so durchgängig angenommen worden, daß die Schauspieler nun weiter nichts als diedialogischen Zeilen selbst recitiren. (*) Livius — — idem seilicet, quod omnes tuncerant, suorum carminum actor, cum sæpiusrevocatus vocem obtudisset, venia petita puerum ad canendum ante tibicinem cum statuisset, canticum egisse aliquanto magis vigenti motu, quia nihil vocis usus impediebat. Inde ad manum cantari histrionibus cæptum, diverbiaque tantum ipsorum voci relicta. Ichwerde hoffentlich nicht erst sagen dürfen wie wichtig das Zeugniß des Livius in dieser Sache sey,und wie wenig ihm alle nur mögliche Vernünfteleyen anhaben können. Jedermann muß mirdiese Wahrheit zugestehen.


8 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Valerius Maximus, welcher unter demTiberius schrieb, erzehlt die Begebenheit desAndronicus fast mit eben denselben Ausdrückenals Livius. Andronicus, sagt er, spielte in einervon seinen Tragödien, und ward von den Zuschauern genöthiget, eine gewisse Stelle so oftzu wiederhohlen, daß er ganz heischer ward, unddie Verse von einem seiner Sklaven, unter demAccompagnement eines Instrumentisten, recitiren lassen mußte, mittlerweile er selbst die Gebehrden machte. (*) Is sui operis actor, cumsepius a populi revocatus vocem obtudisset, adhibito pueri & tibicinis concentu gesticulationem tacitus peregit.


9 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Valerius Maximus, welcher unter demTiberius schrieb, erzehlt die Begebenheit desAndronicus fast mit eben denselben Ausdrückenals Livius. Andronicus, sagt er, spielte in einervon seinen Tragödien, und ward von den Zuschauern genöthiget, eine gewisse Stelle so oftzu wiederhohlen, daß er ganz heischer ward, unddie Verse von einem seiner Sklaven, unter demAccompagnement eines Instrumentisten, recitiren lassen mußte, mittlerweile er selbst die Gebehrden machte. (*) Is sui operis actor, cumsepius a populi revocatus vocem obtudisset, adhibito pueri & tibicinis concentu gesticulationem tacitus peregit.


10 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Endlich gedenkt auch Isidorus Hispalensis, welcher wenigstens Leute konnte gekannt haben, die auf den alten römischen Bühnen Vorstellungen mit angesehen hatten, dieser unterzwey Schauspieler vertheilten Declamation. Erredet von einem gewissen Orte der Bühne, undsagt, daß sich eben auf diesen Ort die Dichterund die Sänger der Tragödien und Komödiengestellet, wenn sie ihre Rollen recitiret, zu welchen die übrigen Schauspieler die Gebehrden gemacht. Man sieht nehmlich aus der Geschichtedes Livius Andronicus, welche Titus Liviuserzehlt, und aus verschiednen andren Stellen derAlten, daß die Dichter in ihren Stücken oftselbst gesungen, d. i. daß sie selbst diejenigenStellen recitirt, welche die Gebehrdenmachernicht recitirten. (**) Ibi enim Poetæ, Comœdi & Tragœdi ad certamen conscendebant, iisque canentibus, alii gestus edebant. VierVerse einer Sinnschrift der lateinischen Anthologie beschreiben einen Schauspieler sehr wohl, (*) Fragm. de Trag. & Comœd.(**) Isid. Orig. lib. 18. cap. 44.von den theatr. Vorstell. der Alten.welcher zu dem, was andre Schauspieler recitiren, nachdem der Chorus zu reden aufgehöret, schickliche Gebehrden macht.


11 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wir sehen, daß die Alten einerley Personenohne Unterschied, Tänzer und Gebehrdenmacher nennen, weil die Saltation die Gattung, und die Kunst der Gebehrden die Artwar. Der Redner Hortensius, der Zeitgenosseund Nebenbuhler des Cicero, war in seinenManieren und in seinem ganzen Betragendas, was die Franzosenprecieux zu nennen pflegen. Man sagte von ihm, er wäre, nachdemer lange ein Komödiant gewesen, endlich aucheine Komödiantin, eine Gebehrdenmacherin geworden, und man pflegte ihn deswegen nurDyonisia zu nennen. Dieses war der Name einer berühmten Tänzerin, setzt A. Gellius, welcher dieses erzehlt, hinzu. Torquatus non jamHistrionem esse Hortensium diceret, sed gesticulariam, Dyonisiamque eum notissimæ saltatriculæ nomine appellerat. (*) Man nennteaber auch die Action des Komödianten ein Gebehrdenmachen, wie man aus dem sehen kann, was von dem Dichter Andronicus erzehlet worden. Man sagte also nicht allein tanzen, an(*) A. Gellius Noct. Att. lib. I. cap. 9.von den theatr. Vorstell. der Alten.statt Gebehrden machen, sondern man sagte auchtanzen, anstatt Komödie spielen. Saltare &gestum agere wurde so völlig eines für das andregenommen, daß man sagte ein dramatisches Stücktanzen, wenn man sagen wollte, es auf demTheater recitiren, und dieses nicht bloß bey denVorstellungen der Pantomimen, welche, ohneden Mund aufzuthun, spielten, wie wir hernachzeigen werden, sondern auch bey den gewöhnlichen Vorstellungen der Tragödien und Komödien,wo die Recitation der Verse einen Theil derAusführung ausmachte.


12 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Uebrigens leistet der unsägliche Aufwand, welchen die Griechen und Römer bey Aufführungtheatralischer Stücke machten, hinlängliche Gewähr, daß sie sehr aufmercksam dabey mußtengewesen seyn. Diese Aufmerksamkeit nun, dieganzer acht hundert Jahr hindurch dauerte (denndie Bühnen waren zu Rom nach dem LiviusAndronicus, dessen Geschichte wir oben erzehlt, acht ganze Jahrhunderte offen) würde die Römer endlich gewiß von dem Gebrauche, die Declamation unter zwey Schauspieler zu vertheilen, abgebracht haben, wenn dieser Gebrauch so übelgewesen wäre, als man Anfangs zu glaubennicht ungeneigt ist. Man muß sich also dieservoreiligen Mißbilligungen hier eben so sehr enthalten, als alle vernünftige Leute sich ihrer beyBeurtheilung der Sitten und Gebräuche in fremden Ländern enthalten.


13 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Ich will hier den Faden meiner Rede durchwenige Zeilen unterbrechen, um zu erklären, inwelchem Verstande ich gesagt habe, daß allemAnsehen nach die Theater zu Rom verschlossenworden, als Totila diese Stadt geplündert. Ichhabe damit bloß sagen wollen, daß das Theaterdes Marcellus und andere prächtige Theater damals entweder zerstört, oder wenigstens durchden Schaden, welchen sie erlitten hatten, unbrauchbar gemacht worden, und also die prächtigen Vorstellungen, zu welchen sie bestimmtwaren, ihr Ende erreichten. Ich habe aberdamit nicht sagen wollen, daß alle Vorstellungenvon <Komödien>Kömödien damals aufgehört; sondern ichglaube vielmehr, daß man in Rom und in den übrigen grossen Städten, welche mit der Hauptstad gleiches<Unglück>Ungluck erfahren hatten, sobald die Zeitenwieder ein wenig ruhiger geworden waren,wieder angefangen habe, theatralische Stückezu spielen, nur mit den alten Zubereitungnicht. Durch eine in der Welt ganz gewöhnliche Abwechselung wird die in dem zwölften Jahrhunderte nach Erbauung der Stadt Romso prächtige Scene, in dem darauf folgendendreyzehnten so simpel wieder geworden seyn, als du Bos,sie kaum bey Anfang des fünften Jahrhunderts gewesen war. Sie wird in den Zustandzurück gefallen seyn, in welchem sie Livius Andronicus gefunden hatte.


14 - /

Joie de la paix avec Carthage troublée par le débordement du Tibre, & par un grand incendie. Dénombrement. Deux nouvelles Tribus. Livius Andronicus. Jeux Floraux. Guerres contre les Liguriens & contre les Gaulois. Révolte des Mercenaires contre les Carthaginois. La Sardaigne enlevée aux Carthaginois par les Romains. Ambassadeurs envoyés au Roi d'Egypte. Arrivée d'Hiéron à Rome. Jeux Séculaires. Expéditions contre les Boyens & contre les Corses. Mort d'un Censeur. Rome confirme la paix accordée aux Carthaginois. La Sardaigne subjuguée. Réflexions sur les guerres continuelles des Romains Vestale condannée. Dé- nombrement. Le Poëte Nœvius. Brouilleries entre les Romains & les Carthagi

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Cette année fut remarquable par les nou veaux spectacles du Théatre, où le Poëte Livius Andronicus commença à représen ter des Tragédies & des Comédies à l'imitation des Grecs; & par l'établissement ouJeux Floraux.le renouvellement des Jeux Floraux, insti tués pour obtenir des Dieux l'abondanceVal. Max.II. 10.des fruits de la terre. Ces Jeux furent célébrés dans la suite avec une licence effrenée.