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1 - Lessings Übersetzungen /

General von Abu l-Abbas Abdallah al-Ma'mun ibn Harun ar-Raschid

2 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Die, welche sie von den Griechen geborgt hatten, waren wenigstens zweyhundert Jahr jünger. Gegen das Jahr nehmlich 820 ersuchte der Calif Almamon den Kayser von Constantinopel um die besten griechischen Schriftsteller, und ließ sie in die arabische Sprache übersetzen. Gleichwohl sieht man nicht, daß sie sich jemals auf die griechische Sprache gelegt haben. Sie zu verachten, war dieses genug, daß sie die Sprache ihrer Feinde war. Uebrigens hatten sie in Syrien und in Aegypten so viel Christen, welche das griechische und arabische verstanden, daß sie an Dolmetschern keinen Mangel haben konnten; und diese Christen waren es eigentlich, welche die griechischen Bücher für sich und sie in das syrische und arabische übersetzten. Unter den griechischen Büchern fanden sich sehr viele, welche den Arabern gar nichts nütze waren. In einer fremden Sprache konnten sie die Schönheiten der Poeten, welche von einem ganz verschiedenen Genie waren, nicht einsehen, besonders da ihre Religion sie von Lesung derselben abhielt. Sie hatten einen solchen Abscheu gegen die Abgötterey, daß sie sich nicht Vorrede einmal die Namen der falschen Götter auszusprechen erkühnten; und unter so viel tausend Büchern, die sie geschrieben haben, wird man vielleicht kaum einen finden, welcher sie nennt. Sie waren also weit entfernt, alle diejenigen Fabeln zu studiren, nach welchen unsere neueren Dichter so neugierig sind; und eben dieser Aberglaube konnte sie auch von Lesung der Geschichtbücher abhalten, besonders, da sie alles verachteten, was älter, als Mahomet war. Was die Beredsamkeit und Staatskunst anbelangt, welche allezeit in den freyen Republicken entstanden sind, so konnten sie bey der Regierungsform der Muselmänner keine Statt finden. Sie lebten unter einer gänzlich uneingeschränkten Herrschaft, unter welcher man seinen Mund bloß zu Schmeicheleyen gegen die Regenten eröfnen durfte, und sich wenig um dasjenige bekümmerte, was dem Staate am vortheilhaftesten sey, indem man weniger auf die Arten zu überreden, als auf die Mittel dem Gebieter zu gehorchen, bedacht seyn mußte.


3 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Sie konnten also keine andern Bücher von den alten brauchen, als die mathematischen, die medicinischen und philosophischen. Weil sie aber weder Staatskunst noch Beredsamkeit suchten, so war Plato kein Mann des Verfassers. für sie, zu dessen Verständniß sie überdieses nothwendig die Dichter, die Religion und die Geschichte der Griechen hätten kennen müssen. Aristoteles schickte sich mit seiner Dialectik, und Metaphysik weit besser für sie, weßwegen sie ihn auch mit einem unglaublichen Eifer studirten. Sie legten sich auch auf seine Physik^, und besonders auf die acht Bücher, welche nur das allgemeine derselben enthalten; denn die eigentliche Physik, welche Beobachtungen und Erfahrungen braucht, war kein Werk für sie. Sie studirten auch die Arzeneykunst sehr fleißig: allein sie gründeten sie vornehmlich auf allgemeine Betrachtungen, der vier Temperamente, und auf hergebrachte Hülfsmittel, die sie nicht untersuchten, sondern mit tausend abergläubischen Dingen vermengten. Uebrigens gaben sie sich mit der Zergliedrungskunst, die sie von den Griechen sehr unvollkommen bekommen hatten, nicht ab. Es ist wahr, daß man ihnen die Chymie zu danken hat, und daß sie es darinn sehr weit gebracht haben, wann sie nicht gar die Erfinder derselben gewesen sind; allein sie haben alle die Fehler damit vermischt, die man noch bis jetzt so schwer davon trennen kan; die eiteln Versprechungen nehmlich, die ausschweifen Vorrededen Grillen, die abergläubischen Processe, und alles, was die Marktschreyer und Betrüger anwenden. Sie mußten also sehr leichte auf die Magie, und auf alle Arten der Prophezeyungen verfallen, mit welchen sich die Menschen so gerne beschäftigen, wann sie von der Naturlehre, von der Geschichte und der wahren Religion nichts wissen, wie man es an dem Beyspiele der alten Griechen gesehen hat. Was sie in diesem Wahne am meisten unterstützte, war die Astrologie, auf welche alle ihre mathematischen Studien hinaus lieffen. Man hat auch in der That, unter der Regierung der Muselmänner, diese vorgegebene Wissenschaft so sehr getrieben, daß so gar die Regenten ihre angenehmste Beschäftigung daraus machten, und ihre größten Unternehmungen nach den Grundsätzen derselben einrichteten. Der Calif Amamon rechnete die so berühmten astronomischen Tafeln selbst aus, und man muß gestehen, daß sie so wohl zu seinen Beobachtungen, als für andere Theile der Mathematik, z. E. die Meßkunst und Arithmetik, sehr nützlich waren. Man hat ihnen auch die Algebra und die Decimalrechnung, welche in der Arithmetik so viel Vortheile hat, zu danken. Was die Astronomie anbelangt, so hatten des Verfassers. sie eben die Vortheile, welche die alten Aegypter bewogen hatten, sich darauf zu legen, indem sie in eben demselben Lande wohnten; übrigens hatten sie alle Beobachtungen der Alten, und auch alle die, welche die Griechen noch dazu gethan hatten.„


4 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Wir werden vielmehr gewahr werden, daß sein ganzes Betragen jederzeit die gröste Treulosigkeit verrathen habe, wovon er gleich den Augenblick, da er den Thron bestieg, Proben ablegte. Haroun hatte in seinem Testament wegen der Reichsfolge die Verordnung gemacht, daß seine Söhne in der Regierung auf einander folgen sollten. Darneben hatte er in demselben seinem zweyten Sohn Mamon alle in dem kayserlichen Pallaste vorhandene Meubeln vermacht; und verordnet, daß die sem Prinzen die Regierung der Provinz ChoAmin.Hegire 193.n. C. G. 809rassan, in deren Besitz ihn selbst Haroun gesetzt hatte, eigen bleiben, und daß ihm alle Soldaten, so zu der Zeit darinn lagen, zugehören sollten, damit er sich im Stande befände, mit ihnen den in dieser Provinz und in Samarkand entstandenen Aufruhr zu dämpfen. Hierinn bestand der letzte Wille des verstorbenen Califen; er hatte ihn bey seinem Tode noch einmal bekräftiget, und vorhero war er schon sowohl durch die Genehmhaltung aller Grossen des Reichs, als insonderheit desAmin selbst bestärkt worden.


5 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Dieser Minister besaß alle Eigenschaften, die erfordert wurden, einem so sauren Amte mit Ehren vorzustehen. Zu seinem Unglück aber war er mit des Califen Bruder Mamon in Streitigkeiten verwickelt. Aus dieser Ursache hatte er nicht so bald die höchste Gewalt in die Hände gekriegt, als er sich derselben, und der Schläfrigkeit seines Herrn zu nichts an ders bediente, als in seinem Namen den Mamon aufs empfindlichste zu beleidigen. Es fiel ihm dabey gar nicht ein, daß die Verbitterung, die er solchergestalt unter den beyden Brüdern stiftete, nothwendig grosse Zerrüttungen im Reich verursachen würde, die den Ruin der Monarchie nach sich ziehen könnten.


6 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Dieser Minister besaß alle Eigenschaften, die erfordert wurden, einem so sauren Amte mit Ehren vorzustehen. Zu seinem Unglück aber war er mit des Califen Bruder Mamon in Streitigkeiten verwickelt. Aus dieser Ursache hatte er nicht so bald die höchste Gewalt in die Hände gekriegt, als er sich derselben, und der Schläfrigkeit seines Herrn zu nichts an ders bediente, als in seinem Namen den Mamon aufs empfindlichste zu beleidigen. Es fiel ihm dabey gar nicht ein, daß die Verbitterung, die er solchergestalt unter den beyden Brüdern stiftete, nothwendig grosse Zerrüttungen im Reich verursachen würde, die den Ruin der Monarchie nach sich ziehen könnten.


7 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

So sehr auch den Mamon diese Beleidigung, die ihm noch auf das Zukünftige viel Verdrießlichkeiten anzukündigen schien, verdroß, so hielt er es doch für das beste, sich annoch zu verstellen. Er beklagte sich gar nicht wegen des ihm erzeigten Unrechts, indem man ihn der von seinem Vater nachgelaßnen Sachen beraubte. Gleichfals schickte er die abgeforderten Völker nach Bagdad, und behielt nur eine kleine Anzahl zurück, um die Rebellen im Zaum zu halten, welche in verschiedenen Orten seiner Statthalterschaft viele Bewegungen machten.


8 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Dieser anscheinenden Gefahr bey Zeiten zuAmin lässetseinenSohn fürseinenNachfolgererklären.vor zu kommen, rieth Fadel dem Califen, seines Vaters gemachte Verordnungen mit Gewalt umzustossen, und seinem Bruder alle Hofnung, jemals zu dem Califate zu gelangen, gänzlich zu benehmen. Zu diesem Ende trieb er ihn an, seinen Sohn sogleich zu seinem unmittelbaren Reichsfolger zu ernennen; wenn dieses würde geschehen seyn, so versicherte er ihn, daß alsdenn Mamon aufhören würde, furchtbar zu seyn.


9 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Amin willigte als ein blöder Prinz, derHegire 194n. C. G. 810 seine Bedienten lieber in allen schalten und walten ließ, als sich die Mühe gab, eine Sache zu überlegen, in alle Vorschläge des Fadels. Dieser kehrte darauf sogleich Mittel vor, seine Absichten auszuführen. Es war ein Gebrauch unter den Arabern, daß der Iman in dem öffentlichen Freytagsgebet erst des Califen, und darauf seines Erben oder vermuthlichen Nachfolgers Erwähnung that. Bis hieher war allezeit nach Amin gleich Mamon genannt worden. Allein Fadel machte, daßMamons Name weggelassen, und an dessen Stelle Amins Sohnes gedacht wurde, der zu der Zeit nur noch ein Kind war. Dabey legte er diesem Kinde den Zunamen Nathek=Amin.Hegire 194n. C. G. 810Belhak bey, welches einen bedeutet, der von GOtt und der Wahrheit redet.


10 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Amin willigte als ein blöder Prinz, derHegire 194n. C. G. 810 seine Bedienten lieber in allen schalten und walten ließ, als sich die Mühe gab, eine Sache zu überlegen, in alle Vorschläge des Fadels. Dieser kehrte darauf sogleich Mittel vor, seine Absichten auszuführen. Es war ein Gebrauch unter den Arabern, daß der Iman in dem öffentlichen Freytagsgebet erst des Califen, und darauf seines Erben oder vermuthlichen Nachfolgers Erwähnung that. Bis hieher war allezeit nach Amin gleich Mamon genannt worden. Allein Fadel machte, daßMamons Name weggelassen, und an dessen Stelle Amins Sohnes gedacht wurde, der zu der Zeit nur noch ein Kind war. Dabey legte er diesem Kinde den Zunamen Nathek=Amin.Hegire 194n. C. G. 810Belhak bey, welches einen bedeutet, der von GOtt und der Wahrheit redet.


11 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Diese Erniedrigung des Mamons machte in Bagdad eben nicht viel Aufsehens. Fadel hatte daselbst viele Anhänger, und die, so nicht auf seiner Seite waren, fürchteten seinen Zorn, und unterstunden sich nicht, ihre Meynungen an den Tag zu legen. Es blieb also alles ganz ruhig, ausser daß einige witzige Köpfe den Einfall hatten: Man möchte den Sohn Amins statt des ihm beygelegten Zunämens lieber Natha - Billah nennen; welches einen anzeiget, der durch die Gnade GOttes anfängt reden zu lernen.


12 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Fadel hatte noch nicht genug daran, den armen Mamon aller seiner Güter und Rechte beraubt zu haben; er muste seinen Geifer auch noch an dem Montassem des Califen jüngsten Bruder auslassen. Es ließ ihn von der Stadthalterschaft in Mesopotamien absetzen, und brachte zu gleicher Zeit den Calif dahin,Er nimmtdem Montassem dieStatthalterschaftvon Mesopotamien.daß er an den Mamon schrieb, und ihm befahl sich ungesäumt in Bagdad einzufinden. Doch endlich riß diesem Prinz der Gedultsfaden ab, da man ihm stets eine Ungerechtigkeit über die andere bewieß; und weit davon entfernt, seiner erhaltenen Einladung gemäß nach Bagdad zu reisen, ließ er seinem Bruder die Antwort sagen, daß er sich ohnmöglich aus Chorassan, deren Regierung ihm sein Vater anvertrauet habe, wegbegeben könnte,Amin.Hegire 194n. C. G. 810. ohne diese Provinz den Verheerungen der Aufrührer auszusetzen, die seine Gegenwart bisher im Zaum gehalten hätte.


13 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Fadel hatte noch nicht genug daran, den armen Mamon aller seiner Güter und Rechte beraubt zu haben; er muste seinen Geifer auch noch an dem Montassem des Califen jüngsten Bruder auslassen. Es ließ ihn von der Stadthalterschaft in Mesopotamien absetzen, und brachte zu gleicher Zeit den Calif dahin,Er nimmtdem Montassem dieStatthalterschaftvon Mesopotamien.daß er an den Mamon schrieb, und ihm befahl sich ungesäumt in Bagdad einzufinden. Doch endlich riß diesem Prinz der Gedultsfaden ab, da man ihm stets eine Ungerechtigkeit über die andere bewieß; und weit davon entfernt, seiner erhaltenen Einladung gemäß nach Bagdad zu reisen, ließ er seinem Bruder die Antwort sagen, daß er sich ohnmöglich aus Chorassan, deren Regierung ihm sein Vater anvertrauet habe, wegbegeben könnte,Amin.Hegire 194n. C. G. 810. ohne diese Provinz den Verheerungen der Aufrührer auszusetzen, die seine Gegenwart bisher im Zaum gehalten hätte.


14 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Mamonbricht öffentlich mitdem Califen.

15 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Die Einwohner inChorassanhangendem Mamon an.