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16 - Discours historique sur l'apocalypse /

Bey jeder Erdichtung nehmlich verursacht nicht so wohl die Fabel selbst, als vielmehr das Genie und die Kunst, womit sie behandelt wird, bey den Zuschauern das Vergnügen. „Denn derje nige, sagt Wehrenfels, * erlangt einen allgemeinen Beyfall, derjenige ergötzt durchgän gig, welcher alle Personen, Sitten und Leiden schaften, die er auf der Bühne vorstellen will, vollkommen, und so viel möglich, mit lebendigen Farben abschildert; welcher die Auf merksamkeit der >Zuhörer zu fesseln, und ihrem Busen alle Bewegungen mitzutheilen weis, die er ihnen mitzutheilen für gut befindet.„ Denn nicht nur deswegen gefällt die Komödie, weil sie andrer abgeschmackte und lächerliche Handlungen, den Augen und Gemüthern dar stellet; (denn dieses thut eine jede gute Satyre) sondern auch weil sie eine einfache und für sich selbst angenehme Begebenheit so abhandelt, daß sie überall die Erwartung des Zuschauers unterhält, und durch dieses Unterhalten Vergnügen und Beyfall erwecket. Denn wie hätten sonst fast alle Stücke des Terenz, so viel wir deren von ihm übrig haben, und auch einige des Plautus, als zum Exempel die Gefangnen, in welchen durch die Darzwischenkunft eines Simo, eines Chremes, eines Phädria, eines Hegio, ein großer Theil derselben, nicht nur nicht scherzhaft, sondern vielmehr ernsthaft wird;

* Jn angeführter Rede S. 367.

Abhandlung für das wie hätten sie, sage ich, sonst gefallen können? Wenn nun aber zu dem Ergötzen nicht nothwendig eine lächerliche Handlung erfordert wird; wenn vielmehr eine jede Fabel, die der Wahr heitnachahmet, und Dinge enthält, welche des Sehens und Hörens würdig sind, die Gemüther vergnügt: warum sollte man denn nicht auch dann und wann der Komödie einen ernsthaften, seiner Natur nach aber angenehmen Jnhalt, geben dürfen? * „Auch alsdann empfinden wir eine wunderbare Wollust, wenn wir mit einer von den Personen in der Komö die eine genaue Freundschaft errichten, für sie bekümmert sind, für sie uns ängstigen, mit ihr Freund und Feind gemein haben, für sie stille Wünsche ergehen lassen, bey ihren Gefahren uns fürchten, bey ihrem Unglücke uns betrüben, und bey ihrer entdeckten Unschuld und Tugend uns freuen.„ Es giebt viel Dinge, welche zwar nicht scherzhaft, aber doch deswegen auch nicht traurig sind. Ein Schauspiel, welches uns einen vornehmen Mann, der ein gemeines Mägdchen heyrathet, so vor die Augen stellet, daß man alles, was bey einer solchen Liebe abgeschmacktes und ungereimtes seyn kann, genau bemerket, wird ergötzen. Doch laßt uns diese Fabel verändern. Laßt uns setzen, der Entschluß des vornehmen Mannes sey nicht abgeschmackt, sondern vielmehr aus gewissen Ursa=

*Wehrenfels am angeführten Orte.

rührende Lustspiel. chen löblich, oder doch wenigstens zu billigen; sollte wohl alsdann die Seltenheit und Rühm lichkeit einer solchen Handlung weniger ergötzen, als dort die Schändlichkeit derselben? Der Herr von Voltaire hat eine Komödie dieses Jn halts, unter dem Titel Nanine, verfertiget, welche Beyfall auf der Bühne erhalten hat; und man kann auch nicht leugnen, daß man nicht noch mehr dergleichen Handlungen, welche Erstaunen erwecken, und dennoch nicht romanenhaft sind, erdenken und auf das gemeine Leben anwenden könne, als welches von dem Gebrauche selbst gebilliget wird.


17 - Lettres sur la danse /

Voltaire,

18 - Lettres sur la danse /

Voltaire

19 - Discours historique sur l'apocalypse /

Und können nicht auch, die Meisterstücke eines Racine, eines Corneille, eines Voltaire, eines Crebillon, Vorbilder zu Tänzen von der edlern Gattung gewähren? Haben die Werke eines Moliere, eines Regnard, und anderer berühmten Dichter, nicht Gemählde, die man zu Tänzen von der mittlernGattung brauchen kann? Ich sehe es voraus, welches Geschrey der Gemeine Hauffe von Tänzern über diesen Vorschlag erheben wird: sie werden mich für nicht klug halten, daß ich Tragödien und Komödien in Tänze bringen will! Welcher Unsinn! werden sie rufen; wie wäre das wohl möglich! Gar wohl ist es möglich. Presset, zum Exempel, die Handlung des Geitzigen zusammen, lasset alle ruhige Unterredungen weg, rücket die Begebenheiten näher an einander, verbindet alle die Gemählde, die durch das ganze Stück zerstreut sind: und es wird gehen.


20 - Discours historique sur l'apocalypse /

Herr Le Kain, ein vortrefflicher Trauerspieler, ist dem Beyspiele des Chasse gefolgt; er ist noch weiter gegangen. In VoltairensSemiramis ist er mit zurückgestreiften Aermeln, mit blutigen Händen, mit sträubigten Haaren und verwildertem Blicke, aus dem Grabmale des Ninus hervor gekommen. Dieses starke aber natürliche Gemählde traf auf den Zuschauer, erhielt seine Aufmerksamkeit und warf Schrecken und Entsetzen in seineSeele. Der kritische Witz kam zwar einen Augenblick nach der Rührung mit seinen Anmerkungen hervor, aber es war zu spät; der Eindruck war gemacht, der Pfeil abgedrückt, der Akteur hatte sein Ziel getroffen, und ein allgemeiner Beyfall belohnte eine zwar kühne aber glückliche Aktion, die ohne Zweifel mißglückt seyn würde, wenn sie ein mittelmäßiger und minder gelittner Akteur gewagt hätte. Herr Boquet, der seit einiger Zeit die Aufsicht über die Zeichnung und das Kostume der Opernkleider hat, wird den Fehlern in diesem, der Illusion so wesentlichen Theile, leicht abhelfen, wenn man ihm nur freye Hand läßt, und sich seinen Ideen nicht widersetzt, welche immer auf die Vollkommenheit abzwecken werden.


21 - /

>Mr.DE VOLTAIRE,

22 - /

Der Herr von Voltaire hat sich der Welt als einen allgemeinen Geist zeigen wollen. Nicht zufrieden, die ersten Lorbeern auf dem französischen Parnasse mit erlanget zu haben, ist er die Bahn eines Newtons gelaufen, so stark, versteht sich, als ein Dichter von seinem Fluge sie laufen kann; und durch die tiefsinnige Weltweisheit ermüdet, hat er sich durch die Geschichte mehr zu erholen, als zu beschäfftigen geschienen.


23 - /

Man kennt sein Leben Carls des XIIten. Einige haben es für einen schönen Roman an Vorredegesehen, welcher dem Curtius den Rang streitig mache. Alle Uebertreibung bey Seite, lasset uns gestehen, daß der Grund überall darinne wahr ist, nur daß der Herr von Voltaire überall die theatralische Verschönerung angebracht hat, die er nur zu wohl versteht, um die Zuschauer für einen Helden auf der Bühne einzunehmen.


24 - /

Man hat keine Ordnung unter denselben beobachtet. Es wäre leicht gewesen, sie zu beobachten. Allein man muß nicht alles thun, was leicht ist, saget der Herr von Voltaire. Zum Nutzen des Lesers würde eine chronologische Ordnung nichts beygetragen haben, da er die Epochen solcher wichtigen Gegenstände, wie sie der Herr von Voltaire meistens gewählet, ohnedem wissen wird; zum Vergnügen auch nichts, denn das Vergnügen wächst durch das Regellose.


25 - /

Man hat keine Ordnung unter denselben beobachtet. Es wäre leicht gewesen, sie zu beobachten. Allein man muß nicht alles thun, was leicht ist, saget der Herr von Voltaire. Zum Nutzen des Lesers würde eine chronologische Ordnung nichts beygetragen haben, da er die Epochen solcher wichtigen Gegenstände, wie sie der Herr von Voltaire meistens gewählet, ohnedem wissen wird; zum Vergnügen auch nichts, denn das Vergnügen wächst durch das Regellose.


26 - /

Der Herr von Voltaire besitzt nicht allein die Kunst, schön zu schreiben, sondern auch, wie Pope saget,


27 - /

Schreiben des Hn. von Voltaire,