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46 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Eine von den Ursachen, warum die Weisheit des Sokrates noch bis auf den heutigen Tag so ausnehmend gepriesen wird, ist, daß er, als ihn schon das Orakel für den weisesten Menschen auf der Welt erklärt hatte, noch immer sagte: das einzige, was er wisse, sey, daß er nichts wisse. Von allen denjenigen, welche diesen Ausspruch gelesen oder gehört haben, ist er dahin ausgelegt worden, daß Sokrates ein sehr demüthiger Mann gewesen sey, der alles Menschliche verachtet, und in Ansehung desGöttlichen nichts wichtig und würdig genug befunden habe. Jn der That aber haben sich diese Ausleger geirret; weil keiner von den altenPhilosophen die Tugend der Demuth erreicht, ja nicht einmal gekannt hat, †) bis GOtt selbst in die Welt herab kam, sie zu lehren.


47 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Eine von den Ursachen, warum die Weisheit des Sokrates noch bis auf den heutigen Tag so ausnehmend gepriesen wird, ist, daß er, als ihn schon das Orakel für den weisesten Menschen auf der Welt erklärt hatte, noch immer sagte: das einzige, was er wisse, sey, daß er nichts wisse. Von allen denjenigen, welche diesen Ausspruch gelesen oder gehört haben, ist er dahin ausgelegt worden, daß Sokrates ein sehr demüthiger Mann gewesen sey, der alles Menschliche verachtet, und in Ansehung desGöttlichen nichts wichtig und würdig genug befunden habe. Jn der That aber haben sich diese Ausleger geirret; weil keiner von den altenPhilosophen die Tugend der Demuth erreicht, ja nicht einmal gekannt hat, †) bis GOtt selbst in die Welt herab kam, sie zu lehren.


48 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Alles, was Sokrates damit zu verstehen geben wollte, war, daß alle menschliche Wissenschaften höchst ungewiß wären, und daß der Verstand eines Weltweisen in allem, was er wisse, nicht anders, als unruhig und furchtsam seyn könne, weil alles voller Zweifel und nichts in der Welt sey, das man ohne Furcht des Gegentheils glauben könne. Salomo selbst sagt: der sterblichen Menschen Gedanken sind mißlich, und unsre Anschläge sind gefährlich. Wer eine wahrhafte Wissenschaft besitzen will, der muß ruhig und beständig bleiben, und muß niemals befürchten dürfen, er habe sich vielleicht geirret. Derjenige Weltweise aber, der in diesen Umständen nicht ist, kann mit Grunde derWahrheit von sich behaupten, er wisse nichts.


49 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Plato nimmt es *) als eine ausgemachte Sache an, daß die vernünftige Seele ein unkörperliches, geistiges, unverderbliches, und nicht, wie die Seelen der Thiere, sterbliches Wesen sey; und daß sie, wenn sie diesen Körper verläßt, in ein besseres und ruhigeres Leben eingehe: nur muß, setzt er in der Schutzrede desSokrates hinzu, der Mensch hier der Vernunft gemäß gelebt haben; ist das aber nicht geschehen, so wäre es besser, die Seele bliebe ewig in dem Körper, als daß sie die Martern erträgt, womit GOtt die Bösen zu züchtigen nicht unterläßt. Dieser Schluß ist so vortreflich und katholisch, daß Plato, wenn er ihn mit seinem eigenen glücklichen Genie erreicht hat, mit Recht den Namen des Göttlichen verdient. Gleich

*)Φαιδ. ἠ περι ψυχης.

wohl hat er dem Galenus niemals in den Kopf gewollt; er hat ihn vielmehr allezeit für verdächtig gehalten, weil er sah, daß ein kluger Mann unsinnig werden könnte, wenn das Gehirn allzuhitzig würde, und daß er wieder zu seinem Verstande käme, wenn man ihm mit kältenden Arzneymitteln zu Hülfe käme. Er spricht daher, *) er wünsche es recht herzlich, daßPlato noch leben möchte, damit er ihn nur fragen könnte, wie es denn möglich wäre, daß die vernünftige Seele unsterblich seyn könne, da sie durch Wärme und Kälte, durch Trockenheit und Feuchtigkeit so leicht zu verändern sey? Sein Zweifel ward noch grösser, wenn er überlegte, daß sie durch ein heftiges Fieber, durch allzustarkes Aderlassen, durch bekommenen Gift, und durch andere Zufälle, welche das Leben zu kosten pflegen, den Körper gar verlasse. Wenn sie unkörperlich und geistig wäre, wie Plato in seinem Gespräche von der Natur versichert, so würde sie die Wärme, welche etwas körperliches ist, unmöglich um ihre Vermögenheiten bringen, oder ihre Wirkungen verhindern können. Diese Gründe verwirrten den Galenus, und preßten ihm den Wunsch aus, daß sich ein Platoniker nur einmal, sie zu widerlegen, die Mühe nehmen möchte. Jch glaube nicht, daß ihm sein Wunsch bey Lebzeiten ist erfüllet worden;

*) περι Ιπποκρ. και Πλατωνος δογματων βιβλ. θ. und περι του τα της ψυχης ἠθη. κεφ. γ.

nach seinem Tode aber wird ihn die Erfahrung schon das gelehrt haben, was sein Verstand nicht begreifen konnte. *) So gewiß es aber ist, daß man aus keinen Gründen der Vernunft die Unsterblichkeit der Seele unwidersprechlich †) beweisen kann; eben so gewiß ist es auch, daß man ihre Vergänglichkeit auf keine Art darthun kann. Den erstern sowohl als den andern kann man gar leicht antworten; und nur unser allerheiligster Glaube macht uns wegen der Unsterblichkeit unserer Seele vollkommen gewiß. Unterdessen sind die Gründe, wodurch sich Galenus hat irre machen lassen, doch noch viel zu

*) Es ist gewiß, daß Galenus in die Hölle nach seinem Tode gekommen ist, weil er die Lehre des Evangeliums wissen konnte, und sie doch nicht angenommen hat. Dort nun wird er es schon aus der Erfahrung gelernet haben, daß das körperliche Feuer die geistige Seele brennen, aber nicht verbrennen könne. βιβλ. γ. περι διαφορας σφυγμων.

†) Es wäre sehr gut gewesen, wenn der Verf. sich etwas anders und deutlicher ausgedrückt hätte, weil man ihn sonst leicht beschuldigen könnte, daß er der Philosophie zu wenig zutraute, und sie für unfähig hielte, uns durch richtige Beweise von der Unsterblichkeit der Seele zu überzeugen; welches aber, wenn man das folgende zu Hülfe nimmt, seine Meynung nicht zu seyn scheint. Er will ohne Zweifel nur die Beweise der Vernunft und der Offenbarung mit einander vergleichen, und den letztern einen Vorzug einräumen. E.

seichte. Schliesset man denn in der natürlichenWeltweisheit so: diese oder jene Wirkung, welche vermittelst dieser oder jener Werkzeuge geschieht, hat ihren Erfolg nicht gehabt; also muß die Schuld an der wirkenden Grundursache liegen? Jst es denn dem Mahler, welcher mit einem guten und zu seiner Kunst geschickten Pinsel gut zu mahlen weiß, zur Last zu legen, wenn er mit einem schlechten Pinsel auch schlechte Arbeit macht? Es würde sehr schlecht geschlossen seyn, wenn man sagen wollte: der Schreibende muß eine Verletzung an der Hand haben, weil er, in Ermangelung einer wohlgeschnittenen Feder, mit einem Hölzchen zu schreiben gezwungen ist.


50 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Plato trift es viel schlechter, wenn er behauptet, *) die Dichtkunst sey keine menschlicheWissenschaft, sondern eine göttliche Offenbarung; weil die Dichter, wenn sie nicht ausser sich und voll von Gott wären, nichts recht besonders verfertigen oder sagen könnten. Er beweiset seine Meynung ferner daher, weil ein Mensch, wenn er den freyen Gebrauch seiner Vernunft hätte, nicht dichten könne. Doch Aristoteles**) tadelt ihn des erstern wegen, daß er die Dichtkunst für keine menschliche Wissenschaft, sondern für göttliche Offenbarungen hält; das andere aber räumet er ein, daß ein vernünftiger Mann, welcher den freyen Gebrauch seines Verstandes habe, kein Dichter seyn könne. Die Ursache hiervon ist diese, weil da, wo viel Verstand ist, sich nothwendig ein Mangel an Einbildungs

*)διαλ. Σοφις.

**) προβλ. τμημ. λ.

kraft äussern muß, welche der Dichtkunst besonders zugehört. Einen noch stärkern Beweis kann man daher nehmen, daß Sokrates, ob er schon die ganze Dichtkunst mit allen ihren Grundsätzen und Regeln studirt hatte, dennoch keinen Vers machen konnte; er, der durch den Ausspruch des Apollo für den weisesten Mann in der ganzen Welt erklärt wurde.


51 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Eine von den Gaben, woraus der Pöbel dieWeisheit und Klugheit eines Menschen am liebsten zu schliessen pflegt, ist eine grosse Beredsamkeit, wenn er ihn nämlich mit Anmuth einen Strom süsser und zierlicher Worte hervorstossen, und viele Gleichnisse und Beyspiele, die sich zu seinem Zwecke schicken, vorbringen hört. *) Allein in der That entsteht diese Fähigkeit aus der Verbindung des Gedächtnisses und der Einbildungskraft, die aber nur den mittelsten Grad der Wärme haben muß, damit sie die Feuchtigkeit des Gehirns nicht zu vertrocknen, wohl aber die Bilder gleichsam zu reizen, und aufsiedend

*) Cicero sagt, daß es dem Menschen eine Ehre sey, Witz zu haben, und dem Witze, zur Beredsamkeit geschickt zu seyn. De claris Oratoribus.

zu machen vermögend sey, als wodurch viel Begriffe in dem Kopfe entstehen, und der Redner immer etwas zu sagen findet. Bey dieser Verbindung kann unmöglich sich auch ein grosser Verstand befinden; weil wir schon oben gewiesen haben, daß diese Fähigkeit die Wärme sehr verabscheuet, die Feuchtigkeit aber durchaus nicht leiden kann. †) Wenn die Athenienser diese Lehre eingesehen hätten, so würden sie sich nicht so sehr gewundert haben, daß ein so verständiger Mann, als Sokrates war, nicht wohl reden konnte. Diejenigen, die seine Weisheit einsahen, sagten von ihm, seine Worte und Sprüche wären gleich einem Behältnisse von schlechtem Holze, welches von aussen weder behobelt noch angestrichen sey; mache man aber dieses Behältniß auf, so fände man die schönsten Bilder und wunderbarsten Malereyen darinnen. Jn eben dieser Unwissenheit sind diejenigen gewesen, welche die Ursache von der Dunkelheit und schlechten Schreibart des Aristoteles haben angeben wollen; sie sagten nämlich: dieser Weltweise habe mit Fleiß eine so verworrene Sprache geredet, und alle Zierlichkeiten in Wort und Ausdruck mit Fleiß vermieden, damit er seinen Worten ein gewisses Ansehen geben möchte. Wenn man ferner das Verfahren des Plato,

†) Demosthenes und Cicero müssen also in des Verfassers Augen Männer von sehr geringem Verstande gewesen seyn. E.

seine harte und kurze Schreibart, die Dunkelheit seiner Gründe, die schlechte Zusammenfügung der Theile der Rede betrachtet; so wird man finden, daß man unmöglich eine andere Ursache davon angeben könne. *)


52 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Wie schädlich einer Wissenschaft es sey, wenn man die übrigen nicht damit verbinden kann, dieses hat schon Plato angemerkt, wenn er behauptet, die Vollkommenheit in einer jeden Wissenschaft insbesondere, hänge von der allgemeinen Erkenntniß aller Wissenschaften ab: denn kein Theil derGelehrsamkeit ist von dem andern so sehr entfernt, daß die Kenntniß des einen nicht zur Vollkommen heit in dem andern vieles beytragen könne. Was soll man aber denken, daß ich, so sorgfältig ich auch diese Art des Genies aufgesucht habe, nicht mehr als ein einziges Beyspiel davon in Spanien habe finden können? Sollte nicht daraus deutlich folgen, daß Galenus mit Recht behaupte, dieNatur habe es sich nicht einmal im Traume einkommen lassen, ausser Griechenland einen Menschen von einem gemässigten Temperamente, und einem Genie, daß sich zu allen Wissenschaften zugleich schicke, zu machen? Die Ursache davon giebt Galenus*) selbst an, wenn er versichert, daß Griechenland die allergemäßigste Gegend in der ganzen Welt sey, wo weder die Wärme der Luft die Kälte, noch die Feuchtigkeit die Trockenheit übertreffe. Diese Temperatur bringt die allerklügsten und zu allen Wissenschaften geschicktesten Leute hervor, wie es deutlich aus der grossen Anzahl der berühmten Männer, welche in Griechenland sind gebohren worden, erhellt. Sokrates,Plato, Aristoteles, Hippokrates, Galenus, Theophrastus, Demosthenes, Homerus, Thales, Diogenes, Solon und unzählige andre Weise, deren die Geschichte gedenkt, zeigen in ihren Werken eine allgemeine Kenntniß des ganzen Umfanges der Gelehrsamkeit. Schriftsteller aus andern Ländern hingegen, wenn sie etwas schreiben, das in die Medicin oder in eine andere Wissenschaft schlägt, rufen selten oder gar nicht die übrigen Wissenschaften, woraus sie Erläuterungen für ih

*) ὑγιεινων βιβλ. β.

re Materie nehmen könnten, zu Hülfe. Alle sind arm und bald erschöpflich, weil sie kein Genie haben, das zu allen Wissenschaften bequem ist.


53 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Sokrates

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About these cases where the publick interest may require the hazarding life, exposing ourselves to cer tain death, men must judge, by impartially comparing probabilities, as we judge about all human affairs where absolute certainty is seldom attainable. If we have no right over our lives for the publick interest, we cannot justly expose them to danger; what one has no moral power over, he cannot subject to contingen cies. „God has indeed placed us in life as soldiers in certain stations, which we are to maintain till we are recalled,“ according to the fine sentiment of Socra tes, or Pythagoras. But we must discharge the duties of these stations at all hazards. Our sole business is not to prolong life on any terms. As our reason and moral faculty shew us our station and its duties, the 298 Natural Rights.Book II. same powers must shew us when we are recalled, what the duties of life are, when it is to be exposed even to the greatest dangers; when the publick interest requires, then it is that our Commander recalls us by the same voice which intimated to us our station and its duties.


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Die Fälle, wo der öffentliche Vortheil erfor dern kan, das Leben zu wagen, und uns einem un fehlbaren Tod auszusetzen, müssen die Menschen vermittelst einer unparteyischen Vergleichung der Wahrscheinlichkeiten beurtheilen, so, wie wir in al len menschlichen Angelegenheiten thun müssen, wo wir selten zu einer vollkommenen Gewisheit gelan gen können. Wenn wir kein Recht über unser Le ben zum allgemeinen Besten, haben: so sind wir nicht befugt, es einer Gefahr auszusetzen; denn über was jemand keine moralische Gewalt hat, das kan er keinem Zufalle unterwerfen. „Gott hat uns in diese Welt gesezt, und wir gleichen Sol daten, welche ihren Posten nicht eher verlassen dürfen, bis sie abgerufen werden.“ Dieses ist das Urtheil des Socrates, oder Pythagoras. Al lein wir müssen die Pflichten des uns angewiese nen Postens erfüllen, und keine Gefahren scheuen. Unser einziges Geschäft ist nicht, das Leben, auf ei nige Zeit, zu verlängern. Wie unsre Vernunftund das moralische Gefühl uns von unserm Po sten und seinen Pflichten unterrichtet: also müssen uns eben diese Kräfte, wenn wir wieder abgerufen werden, unterrichten, was die Pflichten des Lebens sind, wenn es selbst den grössten Gefahren auszu setzen ist. Wenn es der öffentliche Vortheil erfor dert: so ruft er, der über uns gebietet, uns mit eben der Stimme wiederum ab, welche uns unsern Posten und die Pflichten desselben bekant machte.


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Pythagoras, Socrates, Plato,

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Socrates,

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Socrates

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Pythagoras, Socrates, Plato, Epictetus, Marcus Antoninus, &c.,

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Pythagoras, Socrates, Plato