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16 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Die heilige Schrift erzählt, *) daß, als GOtt über den Saul zornig geworden, weil er demAmaleck das Leben geschenkt hatte, er demSamuel befohlen habe, zu dem Bethlehemiter Jsai zu gehen, und einen von seinen acht Söhnen zum Könige zu salben. Der heilige Mann glaubte, GOtt würde vielleicht an dem Eliab seinen Gefallen haben, weil er von einer grossen und ansehnlichen Gestalt war; er fragte ihn also:ob er vor dem HErrn sein Gesalbter sey? GOtt aber antwortete auf diese Frage:siehe nicht an seine Gestalt, noch seine grosse Person; ich habe ihn verworfen. Denn ein Mensch siehet, was vor Augen ist, der HErr aber siehet das Herz an. Samuel ward bestürzt, daß er so unfähig im Wählen sey; er gieng also weiter, und that, was ihm befohlen war, indem er bey einem jeden GOtt fragte, ob er diesen zum Könige salben solle? Weil aber keiner GOtt angenehm war, so sagte er endlich zu dem Jsai, du hast vielleicht noch mehr Söhne, als die, welche vor uns stehen? Jsai antwortete hierauf: es ist noch übrig der Kleinste, und siehe, er hütet der Schafe. Und eben wegen der kleinen Gestalt schien er dem Vater zum königlichen Scepter ungeschickt zu seyn. Samuel aber, weil ihn schon GOtt einmal erinnert hatte, daß die grosse Gestalt eben kein gutes Zeichen sey, sagte, er solle ihn holen lassen. Hier nun ist es in der That etwas sehr

*) 1. Sam. XVI.

merkwürdiges, daß die heilige Schrift, noch ehe sie seine Salbung zum Könige erzählt, dieses voransetzt: und er war bräunlich, mit schönen Augen und guter Gestalt. Und der Herr sprach: auf und salbe ihn, denn er ists. David hatte also die zwey ersten Kennzeichen, die wir angefühet haben; er war bräunlich, er war wohlgebildet und von mittler Statur.


17 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Von seiner grossen Klugheit und Weisheit redet jener Bediente des Sauls, wenn er **) sagt:siehe, ich habe gesehen einen Sohn Jsai des Bethlehemiten, der kann wohl auf Saiten spielen: ein rüstiger Mann, und streitbar, und verständig in Sachen, und schön; und der HErr ist mit ihm. Aus diesen angeführten Kennzeichen ist es also offenbar, daß David das gemässigste Temperament gehabt habe; und daß Leuten seines gleichen der königliche Scepter zukomme, weil eigentlich ihr Genie das beste ist, welches dieNatur hervorbringen kann.


18 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Eine sehr grosse Schwierigkeit ereignet sich noch bey dieser Lehre, diese nämlich: warum GOtt, ob er schon alle Genies und Fähigkeiten in ganz Jsrael kannte und wußte, daß nur diejenigen, welche das gemäfsigstegemässigste Temperament besitzen, die Klugheit und Weisheit haben, welche zu dem Amte eines Königs erfordert wird,

*) 1. Chron. XXIX. 28.

**) 1. Sam. XVI. 18.

gleichwohl bey der ersten Wahl eines Jsraelitischen Königs keinen solchen Menschen ausgesucht habe? Die Schrift sagt vielmehr, *) daßSaul eines Haupts länger, denn alles Volk gewesen wäre. Dieses Kennzeichen verräth nicht allein nach der natürlichen Weltweisheit ein schlechtes Genie, sondern GOtt selbst, wie wir erwiesen haben, tadelte den Samuel, daß ihm die grosse Gestalt des Eliabs so wichtig geschienen, daß er ihn deswegen zum Könige habe salben wollen.


19 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Doch diese Schwierigkeit bekräftiget das, was Galenus**) sagt: daß man es sich nicht einmal im Traume dürfe einkommen lassen, einen wohl temperirten Menschen ausser Griechenland zu finden; weil in einem so grossen Volke, als Jsrael war, GOtt nicht einen einzigen fand, den er zum Könige hätte wählen können, sondern warten mußte, bis David gebohren wurde und heranwuchs. Unterdessen aber erwählte er den Saul, weil dieser, wie die Schrift sagt, der beste in ganz Jsrael war; und auch in der That mehr Redlichkeit, als Weisheit besitzen mochte. Die Redlichkeit aber allein ist zum Herrschen und Regieren nicht genug: bonitatem et disci- plinam et scientiam doce me, sagte der König und Prophet David; weil er wohl einsah, daß ein König nicht bloß tugendhaft, sondern auch zugleich klug und weise seyn müsse.


20 - Aesop's Fables /

Saul

21 - Sittenlehre /

Saul