Suchbegriff: rosc
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46 - Discours historique sur l'apocalypse /

Roscius und Aesop fallen mir in die Augen, aber das sind Akteurs und keine Tänzer. Ich bemühe mich vergebens, die Zeit ausfindig zu machen, wo man in Rom zuerst die Masken eingeführt hat; ich entdecke nichts.Diomed sagt wohl, daß es ein gewisser Roscius Gallus war, der sich derselben zuerst bediente, um einen Fehler, den er an den Augen hatte, zu verbergen, er sagt aber nicht, zu welcher Zeit dieser Roscius lebte; wessen man sich anfangs blos bediente, eine Mißgestalt zu verstecken, das ward in der Folge, wegen der ungeheuren Größe der Theater, unumgänglich nothwendig, und man machte, wie zu Athen, übermäßige Larven. Große schiefe Augen, ein großes blöckendes Maul, Hangelippen, Beulen an der Stirn, aufgeblasene Pausbacken, so sahen die Larven der Alten aus.


47 - Discours historique sur l'apocalypse /

Roscius und Aesop fallen mir in die Augen, aber das sind Akteurs und keine Tänzer. Ich bemühe mich vergebens, die Zeit ausfindig zu machen, wo man in Rom zuerst die Masken eingeführt hat; ich entdecke nichts.Diomed sagt wohl, daß es ein gewisser Roscius Gallus war, der sich derselben zuerst bediente, um einen Fehler, den er an den Augen hatte, zu verbergen, er sagt aber nicht, zu welcher Zeit dieser Roscius lebte; wessen man sich anfangs blos bediente, eine Mißgestalt zu verstecken, das ward in der Folge, wegen der ungeheuren Größe der Theater, unumgänglich nothwendig, und man machte, wie zu Athen, übermäßige Larven. Große schiefe Augen, ein großes blöckendes Maul, Hangelippen, Beulen an der Stirn, aufgeblasene Pausbacken, so sahen die Larven der Alten aus.


48 - Discours historique sur l'apocalypse /

Veränderung und Unbeständigkeit ist das Looß aller Dinge. Die Künste haben sowohl als Reiche und Monarchen ihre Perioden; was heute im blendenden Glanze erscheint, wird mit der Zeit matt, und fällt darauf in eine tiefe Dunkelheit. Wie dem auch sey, dieAlten (und hierüber sind die Meinungen ungetheilt) sprachen mit den Händen; ihre Finger waren, so zu sagen, eben so viel Zungen, welche sich mit Leichtigkeit, mit Stärke und Beredsamkeit ausdrückten. Das Clima, das Temperament, und der Fleiß, den man anwendete, die Kunst des Gestus vollkommen zu machen, hatten sie zu einer Höhe gebracht, die wir niemals erreichen werden, wenn wir uns nicht eben so viel Mühe geben als sie, um uns in diesem Theile hervorzuthun. Der Wettstreit zwischen Cicero und Roscius, wer von beyden einen Gedanken am besten ausdrücken würde; ob Cicero durch die Anordnung und Stellung der Worte, oder Roscius durch die Bewegung der Arme und den Ausdruck der Physiognomie, beweiset sehr klar, daß wir nur noch bloße Kinder sind, daß wir nur noch bloße maschienenmäßige und unbedeutendeBewegungen haben, die ohne Charakter und ohne Leben sind.


49 - Discours historique sur l'apocalypse /

Veränderung und Unbeständigkeit ist das Looß aller Dinge. Die Künste haben sowohl als Reiche und Monarchen ihre Perioden; was heute im blendenden Glanze erscheint, wird mit der Zeit matt, und fällt darauf in eine tiefe Dunkelheit. Wie dem auch sey, dieAlten (und hierüber sind die Meinungen ungetheilt) sprachen mit den Händen; ihre Finger waren, so zu sagen, eben so viel Zungen, welche sich mit Leichtigkeit, mit Stärke und Beredsamkeit ausdrückten. Das Clima, das Temperament, und der Fleiß, den man anwendete, die Kunst des Gestus vollkommen zu machen, hatten sie zu einer Höhe gebracht, die wir niemals erreichen werden, wenn wir uns nicht eben so viel Mühe geben als sie, um uns in diesem Theile hervorzuthun. Der Wettstreit zwischen Cicero und Roscius, wer von beyden einen Gedanken am besten ausdrücken würde; ob Cicero durch die Anordnung und Stellung der Worte, oder Roscius durch die Bewegung der Arme und den Ausdruck der Physiognomie, beweiset sehr klar, daß wir nur noch bloße Kinder sind, daß wir nur noch bloße maschienenmäßige und unbedeutendeBewegungen haben, die ohne Charakter und ohne Leben sind.


50 - Discours historique sur l'apocalypse /

Die Römer hatten indessen Schulen, worinn man die Kunst der Mienensprache oder die Kunst des Gestus und des gefälligen Anstandes lehrte; waren aber die Lehrer mit ihren Schülern zufrieden? Roscius war es nur mit einem einzigen, bey dem die Natur ohne Zweifel das Beste that, und dennoch fand er beständig etwas an ihm zu tadeln.'


51 - Discours historique sur l'apocalypse /

Man kann sich auf dem Theater nicht hervorthun, wenn die Natur nicht das Ihrige dazu hergiebt; so dachte Roscius. Nach seiner Meinung, wie Quintilian sagt, besteht die Kunst der Pantomime in dem edlen ungezwungnen Wesen und in dem natürlichen Ausdrucke der Empfindungen der Seele; sie ist über alle Regeln weg, kann nicht gelehrt werden, und ist bloß ein Geschenk der Natur.