Suchbegriff: raci
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16 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wir haben ja selbst verschiedne dramatischeStücke, in welchen die Schauspieler bloß declamiren, obgleich die Chöre gesungen werden. Dergleichen ist die Esther und die Athalia desHerrn Racine. Dergleichen ist auch Psyche,eine Tragöädie, welche der grosse Corneille undMoliere gemacht haben. Wir haben sogar auchKomödien von dieser Art, und man weis dieUrsache wohl, warum wir derselben nicht nochmehrere haben. Wenigstens liegt sie nicht darinn, weil diese Art, dramatische Stücke vorzustellen, schlecht sey.


17 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Allein, wird man mir einwerffen, ihr scheinetdie alten Schauspieler einer Sache wegen zu loben, die für einen Fehler gehalten wird. Dennwenn man von einem Schauspieler sagt, er singe, so glaubt man ihn zu tadeln. Ich antworte hierauf, daß unserm Gebrauche nach dieser Ausdruckwirklich ein Vorwurf ist; allein er ist es bloßwegen des eingeschränkten Sinnes, in welchemwir das Wort singen zu nehmen gewohnt sind, wenn wir uns seiner bey der theatralischen Declamation bedienen. Es ist eingeführt, daß mandem Schauspieler nur alsdenn das Singen vorwirft, wenn er zur Unzeit singt, wenn er sichohne Verstand in Ausruffungen verirret, die sichzu dem, was er sagt, gar nicht schicken; undwenn er durch rauschende hochtrabende Töne voller Nachdruck, den die Verse gar nicht verlangen, in seine Declamation das falsch Pathetischebringt, welches allezeit lächerlich ist. Hingegensagt man nicht, daß ein Schauspieler singe, wenner die Seufzer, die scharfen und gelinden Accente, und alle die abwechselnden Töne niemals anders als zur rechten Zeit brauchet; und nur indenjenigen Scenen, wo es der Verstand erlaubet, eine Declamation hören läßt, die dem musikalischen Gesange nahe kömmt. Man hat niemals du Bos,der Schauspielerin, welche noch jezt dann undwann die Rolle der Phädra in dem Trauerspieledes Racine zu spielen die Gewogenheit hat, vorgeworffen, daß sie diejenige Rede, die sich mitden Worten: Juste ciel! qu'ai-je fait aujourd'hui? anfängt, singe, obgleich ihre Declamation alsdenn von einem musikalischen Gesangeweiter in nichts, als darinn unterschieden ist,daß die Töne, welche eine Person im Declamirenhören läßt, nicht so einzeln und abgesondert heraus gebracht werden, auch ihre Vollkommenheitnicht in eben denselben Theilen der Sprachgefässe erhalten, als die Töne, welche eine Personim Singen hören läßt.


18 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Diese Componisten der Declamation liessendie Recitation kunstmäßig bald steigen, bald fallen, bald abwechseln. Manchmal ward eineStelle, der Note zu Folge, tieffer ausgesprochen,als es der Sinn der Worte zu verlangen schien;allein dieses geschah nur deswegen, damit sichder hohe Ton, in welchen der Schauspieler wenige Zeilen darauf hinauf steigen mußte, destobesser ausnehmen könne. Und nicht andersmachte es auch die Schauspielerin, welche Racine selbst, die Rolle der Monime im Mithridat zu(*) De Orat. lib. 8.du Bos,spielen gelehrt hatte. Racine war ein eben sogrosser Declamator als Dichter, und hatte ihrgerathen, in folgenden Zeilen die Stimme sinken zu lassen, und zwar mehr, als es der Sinnzu verlangen scheine.


19 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Diese Componisten der Declamation liessendie Recitation kunstmäßig bald steigen, bald fallen, bald abwechseln. Manchmal ward eineStelle, der Note zu Folge, tieffer ausgesprochen,als es der Sinn der Worte zu verlangen schien;allein dieses geschah nur deswegen, damit sichder hohe Ton, in welchen der Schauspieler wenige Zeilen darauf hinauf steigen mußte, destobesser ausnehmen könne. Und nicht andersmachte es auch die Schauspielerin, welche Racine selbst, die Rolle der Monime im Mithridat zu(*) De Orat. lib. 8.du Bos,spielen gelehrt hatte. Racine war ein eben sogrosser Declamator als Dichter, und hatte ihrgerathen, in folgenden Zeilen die Stimme sinken zu lassen, und zwar mehr, als es der Sinnzu verlangen scheine.


20 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Man weis mit welchem Beyfalle die Chanmesle die Rolle der Phädra recitirte, die Racine sie Vers vor Vers declamiren gelehrt hatte. Despreaux sogar hielt es für werth, davon zusprechen, und unsre Scene hat noch einige Ueberbleibsel von dieser Declamation behalten, welcheman hätte aufschreiben können, wenn man dieerforderlichen Charaktere dazu gehabt hätte. Einsicherer Beweis, daß das Gute sich in allen Werken, von welchen man durch das Gefühl urtheilen kann, empfinden läßt, und daß man es nichtvergißt, ob man sich gleich nicht vorgenommenhat, es zu behalten.


21 - Lettres sur la danse /

LA Poésie, la Peinture & la Danse ne sont, Monsieur, ou ne doivent être qu'une copie fidelle de la belle nature: c'est par la vérité de cette imitation que les Ouvrages des Racine, des Raphaël ont passé à la postérité; après avoir obtenu (ce qui est plus rare encore) les suffrages même de leur siecle. Que ne pouvons- Lettres nous joindre aux noms de ces grands Hommes ceux des Maîtres de Ballets, les plus célebres dans leurs temps! mais à peine les connoît-on; ce n'est pas néanmoins la faute de l'Art. Un Ballet est un tableau, la Scene est la toile, les mouvements méchaniques des figurants sont les couleurs, leur phisionomie est, si j'ose m'exprimer ainsi, le pinceau, l'ensemble & la vivacité des Scenes, le choix de la Musique, la décoration & le costume en font le coloris; enfin, le Compositeur est le Peintre. Si la nature lui a donné ce feu & cet enthousiasme, l'ame de laPeinture & de la Poésie, l'immortalité lui est également assurée. L'Artiste a ici, j'ose le dire, plus d'obstacles à surmonter que dans les autres Arts; le pinceau & les couleurs ne sont pas dans ses Sur la Danse. mains; ses Tableaux doivent être variés, & ne durer qu'un instant; en un mot, il doit faire revivre l'Art du Geste & de la Pantomime, si connu dans le siecle d'Auguste. Toutes ces difficultés ont sans doute effrayé mes prédécesseurs: plus hardi qu'eux, peut- être avec moins de talent, j'ai osé me frayer des routes nouvelles; l'indulgence du Public m'a encouragé, elle m'a soutenu dans des crises capables de rebuter l'amour-propre; & mes succès semblent m'autoriser à satisfaire votre curiosité sur un Art que vous chérissez, & auquel je consacre tous mes moments.


22 - Lettres sur la danse /

Racine,

23 - Lettres sur la danse /

Racine

24 - Lettres sur la danse /

Je ne finirois point si je vous parlois de tous les inconvénients qui prennent Sur la Danse. leur source d'un mauvais maintien. Tous ces défauts mortifiants pour ceux qui les ont contractés ne peuvent s'effacer que dans leur naissance. L'habitude qui naît de l'enfance se fortifie dans la jeunesse, s'enRacine dans l'âge viril; elle est indestructible dans la vieillesse.


25 - Lettres sur la danse /

Andromaque de Racine

26 - Discours historique sur l'apocalypse /

Die Poesie, die Mahlerey und der Tanz, sind, oder sollten wenigstens nichts seyn, als getreue Abbildungen der schönen Natur. Nur durch dieWahrheit dieserNachahmung sind die Werke eines Racine, eines Raphaels, auf die Nachwelt gekommen; nachdem sie, was noch weit seltner ist, auch den Beyfall ihres Jahrhunderts erlangt hatten. Warum können wir den Namen dieser großen Männer nicht auch die Namen der Balletmeister, die zu ihrer Zeit die berühmtesten waren, beyfügen! Aber kaum kennt man sie; und gleichwohl liegt die Schuld nicht an der Kunst. Ein Ballet ist ein Gemählde: die Bühne ist das Tuch; die mechanischenBewegungen der Figuranten sind die Farben; ihre Physiognomie ist, wenn ich mich so ausdrücken darf, der Pinsel; die Verknüpfung und die Lebhaftigkeit der Scenen, die Wahl der Musik, die Auszierung und das Kostume, machen das Kolorit aus; und der Kompositeur ist der Mahler. Wenn ihm dieNatur das Feuer und den Enthusiasmus gegeben hat, welcher die Seele der Mahlerey und der Poesie ist, so kann er der Unsterblichkeit eben so gewiß seyn. Der Künstler, getraue ich mir zu sagen, hat hier weit mehr Schwierigkeiten zu übersteigen, als in den andern Künsten; der Pinsel und die Farben sind nicht in seiner Hand; seine Gema<ä>hlde müssen beständig abändern, und nur einen Augenblick dauern; kurz, er muß die Kunst der Gebehrden, die Pantomime, die zu den Zeiten des Augustus so bekannt war, wieder herstellen. Ohne Zweifel haben sich meine Vorgänger durch diese Schwierigkeiten abschrecken lassen. An Talenten bin ich vielleicht weit unter ihnen; und doch habe ich es gewagt, mir neue Wege zu bahnen. Die Nachsicht des Publikums hat mich ermuntert, und hat mich in den kritischsten Augenblicken, wo die Eigenliebe so leicht niederzuschlagen gewesen wäre, aufrecht erhalten. Mein glücklicher Fortgang scheinet mich also zu berechtigen, Ihre Neugierde über eine Kunst, die Sie lieben, und der ich alle Augenblicke widme, zu befriedigen.


27 - Discours historique sur l'apocalypse /

Und können nicht auch, die Meisterstücke eines Racine, eines Corneille, eines Voltaire, eines Crebillon, Vorbilder zu Tänzen von der edlern Gattung gewähren? Haben die Werke eines Moliere, eines Regnard, und anderer berühmten Dichter, nicht Gemählde, die man zu Tänzen von der mittlernGattung brauchen kann? Ich sehe es voraus, welches Geschrey der Gemeine Hauffe von Tänzern über diesen Vorschlag erheben wird: sie werden mich für nicht klug halten, daß ich Tragödien und Komödien in Tänze bringen will! Welcher Unsinn! werden sie rufen; wie wäre das wohl möglich! Gar wohl ist es möglich. Presset, zum Exempel, die Handlung des Geitzigen zusammen, lasset alle ruhige Unterredungen weg, rücket die Begebenheiten näher an einander, verbindet alle die Gemählde, die durch das ganze Stück zerstreut sind: und es wird gehen.


28 - Discours historique sur l'apocalypse /

Das Schöne ist der Physionomie lange nicht so unentbehrlich als das Redende. Alle Gesichter, die ohne regelmäßig schön zu seyn, vom Gefühl beseelt werden, gefallen weit mehr, als solche, welche ohne Leben und Ausdruck schön sind. Ueberdem kömmt noch das Theater dem Akteur zu statten; der Schein der Lampen verschönert gewöhnlicherweise die Züge, und geistreiche Physionomien gewinnen dabey, sich auf der Bühne sehen zu lassen. Im Uebrigen, mein Herr, sollten die Tänzer, welchen es an Wuchs, an Figur und Geist fehlt, und welche widrige auffallende Fehler haben, dem Theater entsagen, und wie ich bereits gesagt habe, hübsch ein Handwerk ergreifen, wozu keine Vollkommenheit, weder im Bau des Körpers, noch in den Gesichtszügen, erfodert wird. Diejenigen aber, welche von der Natur begünstigt sind, welche eine unwiderstehliche Neigung zum Tanzen bey sich verspüren, und gleichsam einen Beruf zur Ausübung dieser Kunst fühlen, laß ihre rechte Stelle kennen lernen, und die Gattung ergreifen, wofür sie eigentlich gemacht sind; oder, ohne diese Vorsichtigkeit, gute Nacht, große und vorzügliche Geschicklichkeit! Es würde Molieren fehl geschlagen seyn, wenn er getrachtet hätte,Corneille zu werden, und Racine wäre in seinem Leben kein Moliere geworden.


29 - Discours historique sur l'apocalypse /

Der zänkische Auftritt, die zerrißnen Briefe und die mit Verachtung wiedergegebnen Portraits, stellen den Auftritt aus Molierensverliebten Verdruß vor. Die Aussöhnung zwischen Ferdinand und der Ines ist keine andre, als die Aussöhnung zwischen Marianen und Valeren im Tartüff, welche die verschlagne Dorine zu Stande bringt. Die Episode der verstellten Eifersucht der Ines ist bloße Erfindung; FerdinandsAusschweifung, seine Wuth, seine Raserey, seine Verzweiflung und Betäubung sind eine Nachahmung des rasenden Orests, aus RacinensAndromacha; die Wiedererkennung endlich ist aus CrebillonsRhadamist und Zenobie genommen. Alles, was diese Gemählde zusammen verbindet, um ein einziges Ganzes daraus zu machen, ist von mir.


30 - L'art du Theatre /

La fameuſe Champmêlé, ſi brillante du tems de Racine, avoit une voix ſonore & fort éclatante dans le haut. Les tons élevés lui étant favorables, elle les employoit avec ſuccès. Ses imitatrices que j'ai vû joüer dans ma jeuneſſe ne connoiſ- ſant peut-être d'autre beauté dans ſon jeu que les ſons brillans qui leur frappoient l'oreille, vouloient toutes chanter auſſi haut, ce qui produiſoit des glapiſſemens affreux dans celles dont la voix n'étoit pas propre à cette façon de déclamer. LaLecouvreur a fait naître une maniere toute différente. La nature avoit donné à cette admirable Actrice une L'Art du Théâtre. voix ſourde & d'une très-petite étendue. Ses talens ſupérieurs effaçant en elle un auſſi grand défaut, elle étoit attendriſſante au dernier point. Celles qui cherchoient à l'imiter s'imaginant que le touchant de la Lecouvreur venoit de ſa voix ſourde, la copioient dans ce défaut. Elles affectoient de prendre le ton le plus bas qu'elles pouvoient, & de gâter le ſon naturel de leur voix. Par-là on entendoit des femmes parler avec une voix d'homme, & cette voix n'étant pas ſoutenue par une poitrine aſſez forte, devenoit triſte & lugubre, au lieu d'être flatteuſe & touchante.