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46 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Ubrigens lernen wir von dem Aristides Quintilianus, und sehen es auch aus dem, was andre Schriftsteller davon gesagt haben, daß dieAlten einen Rithmus gehabt, in welchem jederFuß des Verses nicht immer einen Takt ausgemacht, weil es Takte gegeben, die aus acht syllabischen Zeiten zusammen gesetzt gewesen, dasist, aus acht kurzen Sylben, oder derselben Werthe. Es war dieses ein Mittel, der Unbequemlichkeit abzuhelfen, die aus der ungleichen Dauereben desselben Verses, entstand. Weil aber dieses die eigentlich so genannte Musik angehet, sowill ich meinen Leser auf das verweisen, was eingelehrter Mann, der mit einer tiefen Kenntniß du Bos,dieser Wissenschaft, eine weitläuftige Belesenheitverbindet, davon geschrieben hat. (*)


47 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Die Alten hatten von der Vollkommenheit derMusik, und von dem Gebrauche, den man möglicher Weise davon machen könne, eben die Begriffe, die wir davon haben. Wenn AristidesQuintilianus von den mancherley Eintheilungender Musik bey den Alten, so wie sie dieselbe baldvon dieser, bald von einer andern Seite betrachteten, redet; so sagt er: der Gesang, die Musikkönne, in Ansehung des Geistes, in welchem siecomponirt worden, und des Zwecks, den mandurch sie erreichen wollen, eingetheilet werden, inMusik, welche uns betrübt mache, in Musikwelche uns lustig mache und aufmuntre, und inMusik, welche uns beruhige, indem sie unsreGemüthsbewegungen stille. Wir werden weiter unten die Stelle des Aristides anführen.


48 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Die Alten hatten von der Vollkommenheit derMusik, und von dem Gebrauche, den man möglicher Weise davon machen könne, eben die Begriffe, die wir davon haben. Wenn AristidesQuintilianus von den mancherley Eintheilungender Musik bey den Alten, so wie sie dieselbe baldvon dieser, bald von einer andern Seite betrachteten, redet; so sagt er: der Gesang, die Musikkönne, in Ansehung des Geistes, in welchem siecomponirt worden, und des Zwecks, den mandurch sie erreichen wollen, eingetheilet werden, inMusik, welche uns betrübt mache, in Musikwelche uns lustig mache und aufmuntre, und inMusik, welche uns beruhige, indem sie unsreGemüthsbewegungen stille. Wir werden weiter unten die Stelle des Aristides anführen.


49 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Aristides Quintilianus sagt in seinem Werke, wo er von der Melopäie handelt, daß sie denGesang zu componiren lehre, und nach Beschaffenheit des Tones, in welchem dieser Gesang componirt worden, verschiedne Beynamen habe. Nach diesem Tone nun hieß die Melopäie entweder die tiefe, oder die mittlere, oder die hohe. Melopæia est facultas conficiendi cantum. Hujus alia est Hypatoides, alia Mesoides, aliaNetoides, secundum prædictas vocis proprietates. (*) Die Alten theilten das allgemeineSystem ihrer Musik nicht, wie wir, nach Octaven ab. Ihr Gamma war aus achtzehn Klängenzusammengesetzt, deren jeder einen besondern Namen hatte, wie wir weiter unten werden anführen müssen. Einer von den tifsten dieser Klängehieß ὑπατη; und einer von den höchsten νεατηoder νητη. Und dieses ist die Ursache warum(*) Libro primo p. 28.du Bos,von dem Aristides die tiefe Melopäie Hypatoides und die hohe Netoides genennt worden.


50 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Aristides Quintilianus sagt in seinem Werke, wo er von der Melopäie handelt, daß sie denGesang zu componiren lehre, und nach Beschaffenheit des Tones, in welchem dieser Gesang componirt worden, verschiedne Beynamen habe. Nach diesem Tone nun hieß die Melopäie entweder die tiefe, oder die mittlere, oder die hohe. Melopæia est facultas conficiendi cantum. Hujus alia est Hypatoides, alia Mesoides, aliaNetoides, secundum prædictas vocis proprietates. (*) Die Alten theilten das allgemeineSystem ihrer Musik nicht, wie wir, nach Octaven ab. Ihr Gamma war aus achtzehn Klängenzusammengesetzt, deren jeder einen besondern Namen hatte, wie wir weiter unten werden anführen müssen. Einer von den tifsten dieser Klängehieß ὑπατη; und einer von den höchsten νεατηoder νητη. Und dieses ist die Ursache warum(*) Libro primo p. 28.du Bos,von dem Aristides die tiefe Melopäie Hypatoides und die hohe Netoides genennt worden.


51 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Um die angezogene Stelle des Aristides zu erklären, wollen wir gleich Anfangs einige Stellen aus dem Werke des Martianus Capellaanführen, welches er in lateinischer Sprache vonden Künsten und der Musik geschrieben hat. (*)Dieser Schriftsteller hat wirklich nach dem Quintilianus Aristides gelebt; allein er hat vor demBoethius gelebt, welcher ihn anführt, unddieses ist genug, seinen Zeugnissen in der vorhabenden Sache das gehörige Gewicht zu geben. (*) De Nuptiis Philologiæ.du Bos,Nach dem Capella ist Melos, von welchem sowohl Melopäie als Melodie herkommen, nexusacutioris & gravioris soni. (*) Ich führe denText des Capella nach den Verbesserungen an, die man, nach des Meibomius Meinung, darinn machen muß. Da die blosse Declamation, eben so wohl als der eigentlich so genannte Gesang, in einer Folge von Tönen besteht, dieschärfer oder gelinder, als ihre vorhergehendensind, und unter einander künstlich verbundenwerden; so muß es in der blossen Declamationeben so wohl Melodie geben, als in dem eigentlich so genannten Gesange; und folglich auch eine Art von Melopäie, welche die Verbindung, von welcher Capella redet, wohl zu machen, dasist, die Declamation wohl zu componiren lehret. Wir müssen sogleich die ganze Stelle anführen,in welcher die angezognen Worte vorkommen.Melopæia est habitus modulationis effectivus.Melos autem ex nexus acutioris vel graviorissoni. Modulatio est soni multiplicis expressio. Melopæiæ species sunt tres, Hypatoides, Mesoides, Netoides. Et Hypatoides estquæ appellatur Tragica, quæ per graviores sonos constat; Mesoides quæ Dithyrambica nominatur, quæ tonos æquales mediosque custodit. Netoides quæ & Nomica consuevit vocari, quæ plures sonos ex ultimis recipit. Suntetiam & aliæ distantiæ, quæ tropica Mela di(*) In notis ad Aristi. p. 249.von den theatr. Vorstell. der Alten.cuntur, aliæ Comiologica, sed hæc aptius prorebus subrogantur, nec suas magis poteruntdivisiones afferre. Hæ autem species etiamtropi dicuntur. Dissentiunt autem Melopæiæipsæ modis pluribus inter se; & genere, utalia sit Enarmonica, alia Chromatica, aliaDiatonica. Specie quoque, quia alia est Hypatoides, alia Mesoides, alia Netoides. Tropis ut Dorio, Lydio vel cæteris. (*) DieMelopäie ist die Kunst, die Melodie zu componiren. Das Melos ist die Verbindung derscharfen Töne mit den gelinden. Die Modulation ist ein abgewechselter componirter und inNoten geschriebener Gesang. Es giebt dreyGattungen der Melopäie. Die Tragische oderdie Hypatoidische, welche gemeiniglich dietiefsten Töne braucht; die Dithyrambische oderdie Mesoidische, welche die mittlern Tönebraucht und in welcher meistentheils die Fortschreitung des Gesanges durch gleiche Intervalle geschieht; und die Nomische oder Netoidische, welche verschiedne von den höchsten Tönen braucht. Es giebt auch noch einige andreGattungen der Melopäie, zum Exempel dieKomische; allein sie können füglich unter diedrey jetzt erwehnten Arten gezogen werden, obgleich jede Gattung ihren eignen Ton hat. Doch nicht bloß nach Beschaffenheit des Tonskönnen die Melopäien in verschiedene Arten ein(*) Siehe die Noten des Meibomsp. 359.du Bos,getheilet werden; denn so wie man sie, nachBeschaffenheit dieses Tones, in die tiefen, mittlern und hohen eintheilet, eben so kann mansie, in Ansehung der Intervallen, welche siebeobachten, in die Diatonische, Chromatischeund Enharmonische eintheilen; und in Ansehungder Modorum, in Dorische, Lydische unddergleichen.


52 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Um die angezogene Stelle des Aristides zu erklären, wollen wir gleich Anfangs einige Stellen aus dem Werke des Martianus Capellaanführen, welches er in lateinischer Sprache vonden Künsten und der Musik geschrieben hat. (*)Dieser Schriftsteller hat wirklich nach dem Quintilianus Aristides gelebt; allein er hat vor demBoethius gelebt, welcher ihn anführt, unddieses ist genug, seinen Zeugnissen in der vorhabenden Sache das gehörige Gewicht zu geben. (*) De Nuptiis Philologiæ.du Bos,Nach dem Capella ist Melos, von welchem sowohl Melopäie als Melodie herkommen, nexusacutioris & gravioris soni. (*) Ich führe denText des Capella nach den Verbesserungen an, die man, nach des Meibomius Meinung, darinn machen muß. Da die blosse Declamation, eben so wohl als der eigentlich so genannte Gesang, in einer Folge von Tönen besteht, dieschärfer oder gelinder, als ihre vorhergehendensind, und unter einander künstlich verbundenwerden; so muß es in der blossen Declamationeben so wohl Melodie geben, als in dem eigentlich so genannten Gesange; und folglich auch eine Art von Melopäie, welche die Verbindung, von welcher Capella redet, wohl zu machen, dasist, die Declamation wohl zu componiren lehret. Wir müssen sogleich die ganze Stelle anführen,in welcher die angezognen Worte vorkommen.Melopæia est habitus modulationis effectivus.Melos autem ex nexus acutioris vel graviorissoni. Modulatio est soni multiplicis expressio. Melopæiæ species sunt tres, Hypatoides, Mesoides, Netoides. Et Hypatoides estquæ appellatur Tragica, quæ per graviores sonos constat; Mesoides quæ Dithyrambica nominatur, quæ tonos æquales mediosque custodit. Netoides quæ & Nomica consuevit vocari, quæ plures sonos ex ultimis recipit. Suntetiam & aliæ distantiæ, quæ tropica Mela di(*) In notis ad Aristi. p. 249.von den theatr. Vorstell. der Alten.cuntur, aliæ Comiologica, sed hæc aptius prorebus subrogantur, nec suas magis poteruntdivisiones afferre. Hæ autem species etiamtropi dicuntur. Dissentiunt autem Melopæiæipsæ modis pluribus inter se; & genere, utalia sit Enarmonica, alia Chromatica, aliaDiatonica. Specie quoque, quia alia est Hypatoides, alia Mesoides, alia Netoides. Tropis ut Dorio, Lydio vel cæteris. (*) DieMelopäie ist die Kunst, die Melodie zu componiren. Das Melos ist die Verbindung derscharfen Töne mit den gelinden. Die Modulation ist ein abgewechselter componirter und inNoten geschriebener Gesang. Es giebt dreyGattungen der Melopäie. Die Tragische oderdie Hypatoidische, welche gemeiniglich dietiefsten Töne braucht; die Dithyrambische oderdie Mesoidische, welche die mittlern Tönebraucht und in welcher meistentheils die Fortschreitung des Gesanges durch gleiche Intervalle geschieht; und die Nomische oder Netoidische, welche verschiedne von den höchsten Tönen braucht. Es giebt auch noch einige andreGattungen der Melopäie, zum Exempel dieKomische; allein sie können füglich unter diedrey jetzt erwehnten Arten gezogen werden, obgleich jede Gattung ihren eignen Ton hat. Doch nicht bloß nach Beschaffenheit des Tonskönnen die Melopäien in verschiedene Arten ein(*) Siehe die Noten des Meibomsp. 359.du Bos,getheilet werden; denn so wie man sie, nachBeschaffenheit dieses Tones, in die tiefen, mittlern und hohen eintheilet, eben so kann mansie, in Ansehung der Intervallen, welche siebeobachten, in die Diatonische, Chromatischeund Enharmonische eintheilen; und in Ansehungder Modorum, in Dorische, Lydische unddergleichen.


53 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Um aber wieder auf den Quintilianus Aristideszu kommen, so setzt er, ehe er auf den Rithmuskömmt, zu dem, was er schon von der Melopäiegesagt hatte, noch folgendes hinzu: Porro Melopæiæ inter se differunt genere, ut Chromatico, Enormonico, Diatonico; Systemate ut Hypatoides, Mesoides, Netoides; Tono ut Dorius, Phrygius, Lydius; Modo ut Nomico, Dithyrambico, Tragico; More, cum dicimus aliamesse Systalticem, per quam tristes animi affectus movemus, aliam Diastalticem per quamanimum excitamus, aliam mediam, per quamanimum ad quietem adducimus. Die Melopäien können auf mehr als eine Weise in verschiedne Arten getheilet werden. Es giebtDiatonische; es giebt Enharmonische; es von den theatr. Vorstell. der Alten.giebt Chromatische. In Ansehung des Tonsdes allgemeinen Systems, in welchem sie componirt werden, theilen sich die Melopäien inMelopäien, deren Modulation hoch ist; in Melopäien, deren Modulation tief ist, und inMelopäien von mittler Modulation. In Ansehung des Modus, sind einige Phrygisch, einige Dorisch, einige Lydisch etc. In Ansehungder Art, mit welcher der Modus bearbeitetwird, theilen sich die Melopäien in Nomische, in Tragische und in Dithyrambische Melopäien. Endlich können sich auch die Melopäien, in Ansehung der Absicht des Componisten, und derWirkung, welche sie hervor bringen sollen, eintheilen in die Systaltische Melopäie, welchesdiejenige ist, die uns traurig macht; in dieDiastaltische Melopäie, welches diejenige ist, die uns belebet, und unsere Einbildungskraftermuntert; und in die mittlere Melopäie, welche solche Melodien componirt, die unsern Geistberuhigen und die Gemüthsbewegungen stillen.


54 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Von allen diesen verschiedenen Eintheilungender von verschiedenen Seiten betrachteten Melopäie, gehört nur eine einzige zu unserm gegenwärtigen Zwecke; diese nehmlich, nach welchersie in die tiefe oder tragische Melopäie, in diemittlere oder dithyrambische, und in die hoheoder nomische eingetheilet wird; und welche alsoauch die Melodien in drey Gattungen von gleicherNatur unterscheidet. Denn wie Quintiliadu Bos,nus Aristides sagt, und wie wir schon angemerkthaben, so ist die Melopäie als die Ursache, unddie Melodie als die Wirkung anzusehen; und esmuß folglich eben so viel Gattungen der Melodie geben, als es Gattungen der Melopäie giebt.


55 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wenn man die Stellen des Aristides und desCapella, wo die Melopäie in die Nomische, Dithyrambische und Tragische eingetheilet wird, miteiniger Aufmerksamkeit lieset; so wird man sogleich wahrnehmen, daß alle ihre Melodien nichtmusikalische Gesänge seyn konnten, sondern daßverschiedene derselben nichts als eine blosse Declamation seyn mußten. Man sieht, daß bloßund allein die Dithyrambische Melopäie eigentlich so genannte Gesänge componirt habe.


56 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Dem Verfasser lag also ob, als Redner,die Fabel oder Handlung seines Stücks zu erfinden; als Philosoph, seinen Personen Sitten und anständige Charaktere zu geben, und sienützliche Lehrsprüche vorbringen zu lassen; undals Dichter, wohl abgemessene Verse zu machen, das geschwindere oder langsamere Tempoderselben vorzuschreiben, und die Melodie zucomponiren, von welcher grossen Theils die guteAufnahme des Trauerspiels abhing. Wenn mandarüber, was Aristoteles von der Wichtigkeitder Melopäie sagt, erstaunen wollte; so müßteman gar niemals Tragödien haben vorstellen sehen; und wenn man sich darüber wunder wollte, daß er die Composition der Melodie demPoeten selbst auflegt, so müßte man es schonwieder vergessen haben, was wir oben angemerkt von den theatr. Vorstell. der Alten.und zu beweisen versprochen, daß nehmlich diegriechischen Poeten die Declamation ihrer Stücke selbst componirten, anstatt daß die lateinischenDichter diese Arbeit denjenigen Künstlern überliessen, welche weder Verfasser noch Komödianten waren, sondern bloß Profeßion davon machten, die dramatischen Werke auf das Theater zubringen. Wir haben sogar angemerkt, daßeben aus diesem Grunde Porphyrius aus derVerfertigung der Verse und der Verfertigungder Melodie nicht mehr als eine Kunst macht, welche er die Poetik in ihrem ganzen Umfangenennet, weil er damit auf den Gebrauch derGriechen sahe, anstatt daß Aristides Quintilianus, welcher sich nach dem Gebrauche der Römer richtete, die Kunst Verse zu machen, und dieKunst die Melodie zu machen, für zwey verschiedene Künste zehlet.


57 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Endlich nennt auch Aristides Quintilianus,nachdem er von der Freundschaft des Cicero mitdem Roscius gesprochen, an welchem dem Cicerobesonders die genaue Beobachtung des Taktsund die Anmuth der Gebehrden gefiel, diesen berühmten Schauspieler einen Tänzer. Er nenntihn auf Griechisch Ορχηϛην, welches im Lateinischensaltatorem bedeutet. Wir werden sogaraus einer Stelle des Caßiodorus sehen, daß man(*) Juvenal. Sat. 5.von den theatr. Vorstell. der Alten.das griechische Wort lateinisch gemacht habe.Und obgleich Roscius wirklich auf der Scenesehr oft redte, so lobt ihn Cicero doch fast immernur wegen seiner Gebehrden. Wenn er ihn,zum Exempel in seine Rede für den Archias lobt, so sind es vornehmlich seine Gebehrten, die erlobt. Ergo ille corporis motu tantum amorem sibi conciliarat a nobis omnibus.


58 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Der Schauspieler, welcher recitirte, und derSchauspieler, welcher die Gebehrden machte, mußten also einerley Takte folgen, und beydemußten einerley Zeiten beobachten. Wir habenaus dem Quintilian (*) gesehen, daß man einVerhältniß zwischen den Gebehrden und denWorten, welche der Redner sagte, festzusetzensuchte, damit seine Action weder allzuhäufig nochallzu unterbrochen sey. Allem Anscheine nachmochte diese Idee daher gekommen seyn, weilder Schauspieler, welcher auf dem Theater recitirte, nur eine gewisse Anzahl Worte sagen durfte, mittler Weile der andre Schauspieler, demdie Action aufgetragen war, eine gewisse Gebehrde machte. Und wenn dieser eine andre Gebehrde machte, so mußte auch jener eine andere Anzahl Worte sagen. Dem aber sey nun, wie ihmwolle, so ist doch so viel gewiß, daß der eine sowohl als der andre die Zeiten eines und eben desselben Takts beobachten mußte, welchen eine undeben dieselbe Person schlug, die die Verse vorAugen hatte, welche recitirt wurden, und derenSylben, wie wir gesehen haben, die Zeiten bestimmten. Ueber diese Verse hatte man die Gebehrden in Noten geschrieben, welche der HistrioTakt vor Takt machen mußte. Der musikalische Rythmus, sagt Aristides Quintilianus, (**)(*) Siehe den zweyten Abschnitt.(**) Arist. de Musica lib. 1.du Bos,regiert eben sowohl die Gebehrden, als die Recitation der Verse.