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31 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Porphyrius, welcher ohngefehr zweyhundert Jahr nach dem Aristides Quintilianuslebte, und uns einen Commentar über des Ptolemäusdrey Bücher ἁρμονικων hinterlassen hat, von den theatr. Vorstell. der Alten.theilet die musikalischen Künste nur in fünf verschiedene Künste, nehmlich in die metrische, indie rithmische, in die organische, in die poetischenach ihrem weitesten Umfange, und in die hypocritische. Man findet also, wenn man die Eintheilung des Aristides mit der Eintheilung desPorphyrius vergleicht, daß Porphyrius zweyKünste weniger zehlet als Aristides. Diese zweyKünste sind die Melopäie und die Singekunst.Wenn aber, der Verschweigung dieser zweyKünste ungeachtet, Porphyrius gleichwohl fünfmusikalische Künste zehlet, an statt daß er, nachdieser Verkürzung, derselben nur viere zehlensollte; so kömmt es daher, weil er unter dieseKünste auch die metrische Kunst rechnet, derenAristides gar nicht gedenkt. Allein diese Verschiedenheit in der Zahl der musikalischen Künstehindert im geringsten nicht, daß nicht beydeSchriftsteller im Grunde einerley sagen sollten. Wir wollen uns bemühen die Schwierigkeit dabey zu erklären.


32 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Porphyrius, welcher ohngefehr zweyhundert Jahr nach dem Aristides Quintilianuslebte, und uns einen Commentar über des Ptolemäusdrey Bücher ἁρμονικων hinterlassen hat, von den theatr. Vorstell. der Alten.theilet die musikalischen Künste nur in fünf verschiedene Künste, nehmlich in die metrische, indie rithmische, in die organische, in die poetischenach ihrem weitesten Umfange, und in die hypocritische. Man findet also, wenn man die Eintheilung des Aristides mit der Eintheilung desPorphyrius vergleicht, daß Porphyrius zweyKünste weniger zehlet als Aristides. Diese zweyKünste sind die Melopäie und die Singekunst.Wenn aber, der Verschweigung dieser zweyKünste ungeachtet, Porphyrius gleichwohl fünfmusikalische Künste zehlet, an statt daß er, nachdieser Verkürzung, derselben nur viere zehlensollte; so kömmt es daher, weil er unter dieseKünste auch die metrische Kunst rechnet, derenAristides gar nicht gedenkt. Allein diese Verschiedenheit in der Zahl der musikalischen Künstehindert im geringsten nicht, daß nicht beydeSchriftsteller im Grunde einerley sagen sollten. Wir wollen uns bemühen die Schwierigkeit dabey zu erklären.


33 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Porphyrius, welcher ohngefehr zweyhundert Jahr nach dem Aristides Quintilianuslebte, und uns einen Commentar über des Ptolemäusdrey Bücher ἁρμονικων hinterlassen hat, von den theatr. Vorstell. der Alten.theilet die musikalischen Künste nur in fünf verschiedene Künste, nehmlich in die metrische, indie rithmische, in die organische, in die poetischenach ihrem weitesten Umfange, und in die hypocritische. Man findet also, wenn man die Eintheilung des Aristides mit der Eintheilung desPorphyrius vergleicht, daß Porphyrius zweyKünste weniger zehlet als Aristides. Diese zweyKünste sind die Melopäie und die Singekunst.Wenn aber, der Verschweigung dieser zweyKünste ungeachtet, Porphyrius gleichwohl fünfmusikalische Künste zehlet, an statt daß er, nachdieser Verkürzung, derselben nur viere zehlensollte; so kömmt es daher, weil er unter dieseKünste auch die metrische Kunst rechnet, derenAristides gar nicht gedenkt. Allein diese Verschiedenheit in der Zahl der musikalischen Künstehindert im geringsten nicht, daß nicht beydeSchriftsteller im Grunde einerley sagen sollten. Wir wollen uns bemühen die Schwierigkeit dabey zu erklären.


34 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Sobald Porphyrius sagte, daß er die poetische Kunst nach ihrem weitesten Umfange annehme, wie er es denn ausdrücklich sagt, so konnteer der Melopäie, oder der Kunst die Melodiezu verfertigen, als einer besondern musikalischenKunst durchaus nicht gedenken, weil diese letztere Kunst unter der poetischen Kunst, in ihremweitesten Umfange genommen, begriffen war. Die Kunst die Melodie zu verfertigen war auch du Bos,in der That, nach dem Gebrauch der Griechen,ein Theil der Poetik. Man wird es unten sehen, daß die griechischen Poeten die Melodie zu ihrenStücken selbst verfertigen. Wenn aber GegentheilsAristides aus der Poetik und aus der Melopäie zwey verschiedene Künste macht, so saheer damit auf die Gewohnheit der Römer, nachwelcher die dramatischen Dichter die Declamation ihrer Verse nicht selbst componirten, sondernsie durch besondre Künstler, welche Compositeurs von Profeßion waren, und vom QuintilianArtifices pronunciandi genennet werden,componiren liessen. Wir werden in der Folgeweitläuftiger hiervon handeln.


35 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Aus eben diesem Grunde ist Porphyrius demAristides auch hierinn nicht gefolgt, daß er ausder Singekunst eine besondere musikalische Kunstgemacht hätte. Diejenigen welche in Griechenland die Poetik in ihrem ganzen Umfange lehrten, lehrten wahrscheinlicher Weise auch dieKunst, alle Arten des Gesanges oder der Declamation wohl auszuüben.


36 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wenn aber Porphyrius seines Theils aus derrithmischen Kunst, aus welcher Aristides nur eine einzige Kunst macht, zwey verschiedene Künste macht, und sie in die metrische und in die eigentlich so genannte rithmische Kunst eintheilet, welche Aristides beyde unter dem Namen der Rithmopäie begriffen; so kömmt es wahrscheinlicherWeise aus folgender Ursache her. Die Kunst von den Theatr. Vorstel. der Alten.der Pantomimen, welche unter der Regierungdes Augustus entstand, hatte vielleicht in denzwey Jahrhunderten, die von der Zeit des Aristides bis auf die Zeit des Porphyrius verstrichen, so grosse Progressen gemacht, daß die Schauspieler gleichsam genöthiget wurden, die rithmischeKunst zu zertheilen, und zwey verschiedeneKünste daraus zu machen. Die eine von diesenKünsten, die metrische oder messende nehmlich, lehrte, wie man eine jede Art von Bewegungen(Gestus) in jeder Art von Tönen, die in einen gewissen Takt zu bringen waren, einem ordentlichen bestimmten Maasse unterwerfen solle; die andre Kunst aber, nehmlich die rithmische, lehrtebloß und allein, wie man diesen Tact gehörig schlagen, und zwar mit einer anständigen Bewegungschlagen müsse. Wir werden weiter unten sehen, daßnach der Meinung der Alten, die Bewegung(des Takts) bey der Ausübung der Musik dasallerwichtigste war; und die Erfindung der Kunstder Pantomimen wird sie ohne Zweifel angetrieben haben, alles dasjenige noch genauer zu untersuchen, was die Kunst dieser Bewegung vollkommener machen könne. So viel ist, wie wir zeigen werden, gewiß, daß seit der Regierung desAugustus bis auf den ganzlichen Verfall des abendländischen Reichs, die Vorstellungen der Pantomimen dem römischen Volcke das aller angenehmste Vergnügen waren.


37 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wenn aber Porphyrius seines Theils aus derrithmischen Kunst, aus welcher Aristides nur eine einzige Kunst macht, zwey verschiedene Künste macht, und sie in die metrische und in die eigentlich so genannte rithmische Kunst eintheilet, welche Aristides beyde unter dem Namen der Rithmopäie begriffen; so kömmt es wahrscheinlicherWeise aus folgender Ursache her. Die Kunst von den Theatr. Vorstel. der Alten.der Pantomimen, welche unter der Regierungdes Augustus entstand, hatte vielleicht in denzwey Jahrhunderten, die von der Zeit des Aristides bis auf die Zeit des Porphyrius verstrichen, so grosse Progressen gemacht, daß die Schauspieler gleichsam genöthiget wurden, die rithmischeKunst zu zertheilen, und zwey verschiedeneKünste daraus zu machen. Die eine von diesenKünsten, die metrische oder messende nehmlich, lehrte, wie man eine jede Art von Bewegungen(Gestus) in jeder Art von Tönen, die in einen gewissen Takt zu bringen waren, einem ordentlichen bestimmten Maasse unterwerfen solle; die andre Kunst aber, nehmlich die rithmische, lehrtebloß und allein, wie man diesen Tact gehörig schlagen, und zwar mit einer anständigen Bewegungschlagen müsse. Wir werden weiter unten sehen, daßnach der Meinung der Alten, die Bewegung(des Takts) bey der Ausübung der Musik dasallerwichtigste war; und die Erfindung der Kunstder Pantomimen wird sie ohne Zweifel angetrieben haben, alles dasjenige noch genauer zu untersuchen, was die Kunst dieser Bewegung vollkommener machen könne. So viel ist, wie wir zeigen werden, gewiß, daß seit der Regierung desAugustus bis auf den ganzlichen Verfall des abendländischen Reichs, die Vorstellungen der Pantomimen dem römischen Volcke das aller angenehmste Vergnügen waren.


38 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wenn aber Porphyrius seines Theils aus derrithmischen Kunst, aus welcher Aristides nur eine einzige Kunst macht, zwey verschiedene Künste macht, und sie in die metrische und in die eigentlich so genannte rithmische Kunst eintheilet, welche Aristides beyde unter dem Namen der Rithmopäie begriffen; so kömmt es wahrscheinlicherWeise aus folgender Ursache her. Die Kunst von den Theatr. Vorstel. der Alten.der Pantomimen, welche unter der Regierungdes Augustus entstand, hatte vielleicht in denzwey Jahrhunderten, die von der Zeit des Aristides bis auf die Zeit des Porphyrius verstrichen, so grosse Progressen gemacht, daß die Schauspieler gleichsam genöthiget wurden, die rithmischeKunst zu zertheilen, und zwey verschiedeneKünste daraus zu machen. Die eine von diesenKünsten, die metrische oder messende nehmlich, lehrte, wie man eine jede Art von Bewegungen(Gestus) in jeder Art von Tönen, die in einen gewissen Takt zu bringen waren, einem ordentlichen bestimmten Maasse unterwerfen solle; die andre Kunst aber, nehmlich die rithmische, lehrtebloß und allein, wie man diesen Tact gehörig schlagen, und zwar mit einer anständigen Bewegungschlagen müsse. Wir werden weiter unten sehen, daßnach der Meinung der Alten, die Bewegung(des Takts) bey der Ausübung der Musik dasallerwichtigste war; und die Erfindung der Kunstder Pantomimen wird sie ohne Zweifel angetrieben haben, alles dasjenige noch genauer zu untersuchen, was die Kunst dieser Bewegung vollkommener machen könne. So viel ist, wie wir zeigen werden, gewiß, daß seit der Regierung desAugustus bis auf den ganzlichen Verfall des abendländischen Reichs, die Vorstellungen der Pantomimen dem römischen Volcke das aller angenehmste Vergnügen waren.


39 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Ich schliesse also, daß der Unterschied, welchersich unter der Zahl der musikalischen Künste, sowie sie Aristides Quintilianus angiebt, und unter der, welche Porphyrius davon feste setzt, findet, nur ein scheinbarer Unterschied sey, und daßsich diese zwey Schriftsteller im Grunde nichtwidersprechen.


40 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Ich will mich hier unterbrechen, um eine Anmerckung zu machen. Da die Musik der Altenvon so viel Dingen methodische Lehren ertheilte,da ihre Vorschriften den Sprachkundigen ebenso nützlich, als nothwendig den Poeten, und allen denen waren, welche öffentlich zu reden hatten; so darf man sich gar nicht mehr wundern, daß sie die Griechen und Römer (*) für eine nothwendige Kunst gehalten und ihr so viel Lobsprüche ertheilt haben, welche der unsrigen gar nichtzukommen. Man darf gar nicht erstaunen, daßAristides Quintilianus (**) gesagt hat, die Musik sey eine allen Altern des menschlichen Lebensnöthige Wissenschaft, weil sie nicht allein das, was Kinder, sondern auch das, was erwachsenePersonen wissen müßten, lehre.


41 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Man hat gesehen, daß Aristides Quintilianus sechs musikalische Künste zehlte; die Rithmopäie nehmlich, die Melopäie, die Poetik, dieKunst die Instrumente zu spielen, die Singe(*) De Musica, lib. Idu Bos,kunst, und die Kunst sich zu bewegen: wir aberwollen diese sechs Künste auf viere bringen, unddie Poetik nebst der Melopäie und der Singekunst nur als eine und ebendieselbe Kunst betrachten. Man hat bereits gesehen, daß diese dreyKünste auch in der That in einer so nahen Verwandtschaft gestanden, daß sie Porphyriuszusammen nur für eine Kunst genommen, die erdie Poetik in ihrem weitläuftigsten Umfangenennt.


42 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wir haben es bereits gesagt, daß die rithmische Musik Regeln gegeben, wie man alle Bewegungen des Körpers und der Stimme solcher Gestalt in eine gewisse Mensur bringen solle, daßman den Takt dazu schlagen könne. Der Musikalische Rithmus, sagt Aristides, (*) regiereteben so wohl die Gestus, als die Recitation. Eslehrte also diese Kunst den grossen Nutzen desTakts und der Bewegung desselben; und man wirdaus dem, was wir in den Folgen anführen werden, sehen, daß sie bey den Alten in sehr grossem Ansehen gestanden. Der h. Augustinus sagt andem Orte seiner Retractationen, wo er von seinemBuche über die Musik redet, daß er vornehm(*) De Musica libro. pr.von den theatr. Vorstell. der Alten.lich darinnen zeigen wollen, was für eine wunderbare Hülfe der Takt und die Bewegung desselben, leiste. (*) Et de Musica sexvolumina quantumattinet ad eam partem, quæ rithmus vocatur.


43 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wenn Plato sagen will, daß die Bewegungdie Seele eines abgemessenen Gesanges sey, sospricht er, der Rithmus sey die Seele des Metrums. (**) Das Metrum, schreibt Aristoteles, (***) ist nichts als ein Theil des Rithmus.Man lieset beym Quintilian, wenn ich ihn rechtverstehe, daß ein Takt nicht in den andern eingreiffen müsse, wohl aber, daß derjenige, welcherden Takt schlage, die Freyheit habe, die Bewegung desselben entweder zu beschleinigen oder anzuhalten. Rithmis spatia libera, metris finitasunt. (****) Aristides Quintilianus schreibt, (*) Libr. primo.(**) Plato de Legibus I. 2.(***) Poet. cap. 2.(****) Inst. lib. 9. c. 4.du Bos,daß, nach der gewöhnlichsten Meinung, dasMetrum von dem Rithmus, so wie das Ganze vonseinen Theilen unterschieden sey. (*) Porro &pedibus constant metra — — differre autemmetra a rithmo ajunt alii ut à toto partem.So wie wir aber manchmal schlecht weg die Bewegung sagen, und so wohl den Takt als dieBewegung desselben darunter verstehen; so sagten auch die Griechen manchmal schlecht weg, der Rithmus, und verstunden beydes, so wohlden Rithmus als das Metrum darunter. Undin dieser Bedeutung hat auch Aristoteles dasWort Rithmus genommen, wenn er in seinerPoetik sagt, daß die Musik ihre Nachahmungenvermittelst des Gesanges, der Harmonie, unddes Rithmus mache; so wie die Mahlerkunstvermittelst der Züge und der Farben.


44 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Quintilian meldet, daß Aristoxenus, (welcher, nach des Suidas Bericht, einer von denSchülern des Aristoteles gewesen, und einBuch über die Musik geschrieben hat, das sichin der Meibomischen Sammlung befindet,) dieMusik, welche durch die Stimme ausgeübetwird, in den Rithmus und in den Gesang getheilet habe. Der Rithmus, setzt Quintilianushinzu, ist dasjenige, was wir modulationennen und der notirte Gesang das, was canor undsonus genennet wird. Vocis rationes Aristoxenus Musicus dividit in rithmum & melosvon den theatr. Vorstell. der Alten.emmetrum, quorum alterum modulatione, canore alterum ac sonis constat. (*)


45 - Des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten /

Wenn Qintilianus sagen will, daß sein Rednerdie Musik eben nicht aus dem Grunde verstehendarf, so sagt er: er braucht die Modulation ebennicht so vollkommen zu verstehen, daß er auchden Takt zu den Canticis und Monologen zuschlagen wisse. Dieses waren, wie wir weiterunten sagen werden, diejenigen Scenen der theatralischen Stücke, deren Declamation dem musikalischen Gesange am nächsten kam. (**) Namnec ego consumi studentem his artibus volo, nec moduletur ut musicis modis cantica excipiat.