Suchbegriff: plau
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46 - Die Gefangenen /

* Haec res agetur nobis, vobis fabula: so heißt eigentlich die Stelle. Wenn ich sie aber nach der Einsicht beurtheile, welche Plautus nothwendig von der Einrichtung der Schauspiele muß gehabt haben; so komme ich auf die Vermuthung, daß die beyden Pronomina versetzt worden sind, und daß es heißen solle: Haec res agetur vobis, nobis fabula. Denn dieses eben macht die Vollkommenheit der Schauspiele aus, wenn die Zuschauer eine wahrhafte Geschichte, und keine Vorstellung einer erdichteten Begebenheit, zu sehen glauben. Die Schauspieler aber müssen es niemals aus den Gedanken lassen, daß sie nur vorstellende Personen sind, und ihre Vorstellungen so wahrscheinlich machen müssen, daß sie den Zuschauer zu hintergehen im Stande seyn können. Doch kann es auch seyn, daß die erste Leseart die rechte ist, und daß Plautus ganz was anders dabey gedacht hat. Vielleicht will er den Vorredner dadurch sagen lassen: ihr könnt zwar das, was wir vorstellen werden, für eine Fabel ansehen, für uns aber ist es schon eine etwas wichtigere Sache, weil unsere Belohnungen, wenn wir es gut machen, darauf beruhen.

47 - Die Gefangenen /

** Ich glaube, daß dieses der natürlichste Verstand sey, weil er mit der ersten Rede des Hegio, emtum, nisi qui meliorem affert, am besten übereinkömmt. Ich biethe dich zwar zu Gaste, will Hegio sagen, aber du brauchst deswegen keine beßre Mahlzeit zu versäumen. Findest du einen, der dir was bessers vorsetzen kann, laß dich nicht abhalten. Ich könnte hier dem ältern Scaliger eine gelehrte Untersuchung, was Ciris sey, abborgen, wenn ich glaubte, daß meinen Lesern was daran gelegen seyn würde. Ich habe es nach der gemeinen Art schlechtweg, durch Lerche übersetzt; ich will mir aber diejenigen nicht dadurch zu Feinden machen, welche gebratene Lerchen einem gebratenen Hasen vorziehen. Eine kleine Anmerkung will ich hier noch über den Charakter der Schmarutzer machen. Man wird wenig Stücke bey dem Plautus finden, worinne nicht ein Parasitus vorkommen sollte. Ich kann mich aber in der That auf kein einziges von neuern Lustspielen besinnen, wo so eine Person wäre lächerlich gemacht worden. Doch es ist kein Wunder. Man würde vielleicht ein Hirngespinste lächerlich gemacht haben. Der Charakter eines Schmarutzers hat das Unglück gehabt, mit der Gastfreyheit auszusterben.

48 - Die Gefangenen /

* Velabrum hieß ein Platz in Rom an dem aventinischen Berge, wo die Oelverkäufer ihre Buden hatten. Plautus hat zwar in diesem Stücke den Schauplatz nach Aetolien verlegt, gleichwohl macht er sich kein Bedenken, Oerter, welche in Rom waren, darinne so anzuführen, als ob sie an dem Orte selbst wären, wo diese Vorstellung geschieht. Die römischen Zuschauer mußten zu seiner Zeit noch nicht sehr ekel seyn, weil er dergleichen Verwirrungen, ohne getadelt zu werden, brauchen konnte. In dem ersten Auftritt des ersten Aufzugs haben wir schon ein Exempel davon gehabt, wo er von der porta trigemina redet, welche in Rom war, und an der die Bettelleute am häufigsten sassen.

49 - Die Gefangenen /

* Ich weis nicht, wie einige Erklärer des Plautus dieseIronie nicht haben einsehen können, daß sie ihre Erläuterungen so weit hergesucht haben. Wenn die Alten bey erlittener Gewalt schrien: Haec vis est, so wollten sie zugleich um Hülfe rufen, welches aber dem Tyndarus hier ganz unnöthig gewesen wäre. Man wird es durchgängig finden, je gelehrter die Commentatores sind, je weniger Witz lassen sie dem Schriftsteller, den sie erklären wollen.

50 - Die Gefangenen /

* Hier habe ich drey Zeilen ausgelassen, weil ich sie nicht so genau zu übersetzen weis, daß meine Leser den Sinn des Plautus daraus begreifen könnten: Hier sind sie:

Sed Stalagmus cuius erat tunc nationis, cum hinc abiit?
Heg. Siculus. Er. At nunc Siculus non est, Boius est, Boiam terit.
Liberorum quaerundorum causa ei, credo, vxor data est.

Dieses zu verstehen, darf man nur wissen, daß Boiae oder Boia eine Art von Ketten waren, Boii aber gewisse gallische Völker. Der Scherz in der dritten Zeile aber beruht darauf, daß Boia auch ein Weibsbild aus diesem Volke heißen kann. Man mag es selbst versuchen, ob es sich auf eine Art übersetzen läßt, daß diese Anspielungen nicht ganz verlohren gehen.


51 - Die Gefangenen /

* Es lautet in dem Originale ein wenig anders, ich mußte aber nothwendig davon abgehen, weil wir im Deutschen kein Wort haben, das zugleich einen Wiedehopf und eine Spitzhacke bedeute, wie das lateinische Vpupa ist. Ich habe dergleichen Abweichungen noch hin und wieder gemacht, ohne sie angemerkt zu haben; denn es ist meine Absicht nicht, daß man alle Worte des Plautus aus meiner Uebersetzung soll verstehen lernen; ich habe sie bloß gemacht, damit die komischenSchönheiten desselben unter uns ein wenig bekannter würden.

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J'ai dit que les Horloges étoient incon nues à Rome avant le Consulat de Valé re. Un ancien Auteur, selon Pline, en faiPlin. VII.60.soit remonter le prémier usage plus haut, jusqu'à la onziéme année avant la guerre de Pyrrhus: mais Pline lui-même infirme ceté moignage. Le (a) Cadran Solaire que Va lére apporta à Rome, aiant été dressé pour le climat de Catane, se trouva ne pas convenir au climat de Rome, & ne rendoit pas les heures au juste. Environ cent ans après, le Censeur Marcius Philippus en plaça un autre plus régulier tout près de celui de Valére. Dans l'intervalle ils devinrent assez communs à Rome, comme il paroit par un fragment de Plaute qu'Au lu-Gelle nous a conservé. C'est un Parasite affamé qui parle. Puissent (b) les

(a) Quod cùm ad clima Siciliæ descriptum, ad horas Romæ non conveniret, Marcius Philippus Censor aliud juxtà constituit. Censorin. de Die Natali, cap. 22.


(b) Ut illum dii perdant, primus qui horas rep
perit,
Quique adeo primus hîc statuit solarium,
Qui mihi comminuit misero articulatim diem!
Nam me puero uterus hic erat solarium,
Multo omnium istorum optumum & verissimum,
Ubi iste monebat esse, nisi cùm nihil erat.
Nunc etiam quod est, non est, nisi soli lubet.
Itaque adeo jam oppletum est oppidum solariis.
Major pars populi aridi reptant fame.
M. Valer. M. Otacil. Cons.An. R.489.Av. J. C.263.Dieux perdre celui qui le prémier a inventé, & qui le prémier a apporté à Rome cette horloge, qui pour mon malheur coupe le jour en je ne sai combien de parcelles. Autrefois la faim étoit pour moi la meilleure & la plus sure horloge. Au prémier signal qu'elle me donnoit, je pouvois prendre de la nourriture, à moins que je n'en manquasse. Mais aujourd'hui j'ai beau en avoir, c'est comme si je n'en avois point. Je ne puis manger que quand il plaît au Soleil, il faut en consulter le cours. Toute la ville est pleine d'horloges; & cette rare invention fait secher de faim la plus grande partie du peuple.


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Ich habe gesagt, daß die Sonnen-Uhrenvor dem Consulate des Valerius zu Romunbekannt gewesen. Ein alter Autor setztnach dem Plinius den Gebrauch derselben inPlin. VII.60.ältere Zeiten in das eilfte Jahr vor dem Kriege des Pyrrhus. Aber Plinius selbst machtdieses Zeugniß zweifelhaft. Da die Sonnen-Uhr, (**) welche Valerius nach Rombrachte, auf den Meridian von Catana eingerichtet war, so fand man sie dem Meridiane von Rom nicht gemäß, und sie zeigte dieStunden nicht genau an. Etwa hundertJahr hernach ließ der Censor M. Philippuseine andere richtigere gleich neben des Valerius seiner aufstellen. Zwischen dieser Zeit wurden sie zu Rom etwas ziemlich gemeines, wieaus einem Uberreste des Plautus erhellet,

(*)Primus ex familia Valeriorum vrbis Messanaecaptae in se translato nomine Messana appellatus est, paulatimque vulgo permutante li teras Messala dictus est. Senec. de brev. vi tae 13.

(**)Quod quum ad clima Siciliae descriptum adhoras Romae non conueniret, Marcius Philippus Censor aliud iuxta constituit. Cense rin, de die nat. c. 22.

20 M. Val. Maximus, u. M. Otacil. Crassus, Consuln den uns A. Gellius aufbehalten hat. Eswird ein verhungerter Schmarotzer eingeführt: (*) Daß doch die Götter den verderben möchten, der diese Uhr zuerst erfunden, und den, der sie zuerst nach Rom gebracht hat, die zu meinem Unglücke den Tag,ich weiß nicht in wie viele Stückgen zerschneidet. Ehemahls war dieser Bauch die allerbeste und gewisseste Uhr. Auf die erste Anzeige, die sie mir that, konnte ich essen, ausserwenn ich nichts hatte. Aber heut zu Tagemag ich gleich etwas haben, es ist eben so, alsob ich nichts hätte. Ich kann sonst nichtessen, als wenn es der Sonne beliebt, manmuß ihren Lauf um Rath fragen. Die ganze Stadt ist voller Uhren, und diese schöneErfindung macht, daß der meiste Theil desVolks vor Hunger dürre wird.