Suchbegriff: pacu
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Von da wendete er sich nach Capua. DieEr wendet sich nach Capua, einer in den Wollüsten ersoffenen Stadt.Einwohner dieser Stadt waren in Schwelgerey und Wollust versenket. Dieses wardie Frucht eines langen Friedens und einesbeständigen Glücks seit sehr viel Jahren. Aber bey dieser allgemeinen Verderbniß wardas gröste Uebel zu Capua dieses, daß das Volk seine Freyheit mißbrauchte. Pacuvi us Calavius hatte das Geheimniß gefunden,Pacuvius Calaviusunterwirft den Rath zu Capua dem Volk, und sich selbst. ebend. 2-4.den Rath von dem Volke abhängig zu machen, und dadurch ihn sich selbst zu unterwerfen. Dieser Pöbelbürger, ob er gleich vonAdel war, hatte durch böse Wege sich in Capua ein unglaubliches Zutrauen erworben. Indem Jahre, da die Römer bey Trasimene überwunden worden, war er die erste grosseMagistratsperson in dieser Stadt. Er überredete sich, das Volk, welches seit langerZeit den Rath hassete, und welches stets etwas neues haben will, würde Gelegenheitvon dieser Niederlage nehmen, sich zu einemäussersten Verfahren verleiten zu lassen, nämlich den Rath zu erwürgen und Capua demHannibal zu übergeben, wenn dieser General mit seiner siegreichen Armee anrücken wür 134 C. Terentius Varro, Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216. de. Pacuvius war ein böser Mensch: aberer war nicht aus der Zahl derjenigen Lasterhafften vom ersten Range, welche die abscheuligsten Verbrechen nichts achten, es warleicht, in seinem Vaterlande zu herrschen,aber er wollte nicht, daß es ganz zerstöretwürde; und er wuste, daß ein Staat ganzund gar verlohren ist, wenn er keinen öffentlichen Rath mehr hat. Er dachte sich alsoeine List aus, woraus er zweyerley Vortheilauf einmahl zu ziehen hoffte; nämlich, denRath zu erhalten, und ihn des Volks undseinem Willen gänzlich zu unterwerffen.


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Nachdem er dieses gesagt, setzte er sich nieder, ließ alle Nahmen der Rathsherren in einen Topf werffen, und befahl, daß man denjenigen Rathsherrn, dessen Nahmen man zuerst ziehen würde, sollte heraus kommen lassen. Als man seinen Nahmen gehöret hatte,schrien alle, dieses wäre ein böser und nichtswürdiger Mensch, welcher werth wäre, gestrafft zu werden. Pacuvius sagte: „Ichsehe wohl, daß ihr diesen verdammet. Eheman ihn strafft, so setzet einen andern redlichen Mann, welcher fähig ist, ein guterRathsherr zu seyn, an dessen Stelle.“ Alle Bürger schwiegen anfangs stille, weil sienicht einen ehrlichern Mann finden konten.Als hierauf einige der Unverschämtesten desPöbels es wagten, einen zu nennen, schrieman von allen Seiten. Einige sagten, siekennten ihn nicht, andere warffen ihm entweder seine schlechte Geburt, oder die Niedrigkeit seiner Hanthierung, oder seine unordentlichen Sitten vor. Es fanden sich noch grös und was sich unter ihm zugetragen. 137sere Schwürigkeiten bey dem 2. und 3., welV. R. E. 536. V. C. G. 216.chen man vorschlug, so daß alle Bürger, daes unmöglich war, bessere anstatt derjenigenzu finden, welche sie verdammet hatten, sichnach Hause begaben, und gestunden, daßunter allen Uebeln dasjenige, an welches mangewohnet ist, noch das erträglichste sey, undliessen also die Rathsherren in Ruhe.


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Als Pacuvius auf diese Weise den Rathsherren das Leben gerettet hatte, unterwarf ersie wegen dieser vorgegebenen Wohlthat seinerGewalt weit mehr, als der Gewalt des Volks.Seit der Zeit übte er in der Stadt eine unabhängige Herrschaft aus, ohne genöthigetzu seyn, Gewalt zu brauchen, indem ihm allefreywillig nachgaben. Die Rathsherren vergassen ihren Rang und selbst ihre Freyheit,schmeichelten dem Volk und verehrten es niederträchtiger weise. Sie baten die schlechtesten Bürger zu sich zu Gaste, und wenn eine Streitsache zu entscheiden war, so erklärten sie sich offenbar, die Gunst des Volkszu gewinnen, für denjenigen, welchem eswohl wollte. Endlich so war bey allen Berathschlagungen des Raths die Entscheidungallemahl so beschaffen, wie sie das Volk selbstwürde gemacht haben.


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Er wohnte in dem Hause des Stenius und Pacuvius, zweyer Brüder, welche wegenihrer Geburt und wegen ihres grossen Reichthums, zu den Vornehmsten von Capua ge hörten. Pacuvius Calavius, das Hauptder Parthey, welche Capua in den Vortheildes Hannibal gezogen hatte, brachte seinenSohn, Perolla, dahin, welchen er mit Mühe von der Parthey des Tecius Magius loßgerissen, mit welchem er allezeit die Parthey derRömer wider die Carthaginenser stark gehalten hatte, ohe daß ihn weder das Exempeldes grösten Theils seiner Landsleute, noch dasväterliche Ansehen, hätte bewegen können,seine Meynung zu ändern. Hannibal warvon der Aufführung und Gemüthsverfassung 146 C. Terentius Varro, Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216. dieses jungen Menschen unterrichtet. SeinVater wagte es auch nicht ihn zu rechtfertigen: Aber durch sein Bitten erlangte erVergebung für ihn. Hannibal verwilligteihm sie so gnädig, daß er ihn sogar bathmit seinem Vater zu der Mahlzeit zu kommen, welche ihm die Minii gaben, und zuwelcher er niemanden ließ, als den einzigen Jubellius Taurea, einen wegen seiner Tapferkeit im Kriege berühmten Mann.


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Er wohnte in dem Hause des Stenius und Pacuvius, zweyer Brüder, welche wegenihrer Geburt und wegen ihres grossen Reichthums, zu den Vornehmsten von Capua ge hörten. Pacuvius Calavius, das Hauptder Parthey, welche Capua in den Vortheildes Hannibal gezogen hatte, brachte seinenSohn, Perolla, dahin, welchen er mit Mühe von der Parthey des Tecius Magius loßgerissen, mit welchem er allezeit die Parthey derRömer wider die Carthaginenser stark gehalten hatte, ohe daß ihn weder das Exempeldes grösten Theils seiner Landsleute, noch dasväterliche Ansehen, hätte bewegen können,seine Meynung zu ändern. Hannibal warvon der Aufführung und Gemüthsverfassung 146 C. Terentius Varro, Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216. dieses jungen Menschen unterrichtet. SeinVater wagte es auch nicht ihn zu rechtfertigen: Aber durch sein Bitten erlangte erVergebung für ihn. Hannibal verwilligteihm sie so gnädig, daß er ihn sogar bathmit seinem Vater zu der Mahlzeit zu kommen, welche ihm die Minii gaben, und zuwelcher er niemanden ließ, als den einzigen Jubellius Taurea, einen wegen seiner Tapferkeit im Kriege berühmten Mann.


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Als gegen Abend sein Vater aus demPerolla erbietet sich gegen seinen Vater, den Hannibalumzubringen.Speisesaal gegangen war, folgte er ihm inden Garten nach, welcher hinter dem Hausewar. Daselbst führte er ihn beyseite, undsagte zu ihm: „Mein Vater, ich entdecke direin Vorhaben, durch welches wir nicht nurvon den Römern Verzeihung wegen unserer Empörung erlangen werden, sondernwelches uns auch bey ihnen in das grösteAnsehen setzen wird, in welchem wir nochniemals gewesen sind.“ Pacuvius erstaunte ganz, und fragte ihn, was das fürein Vorhaben sey? Hierauf machte dieserjunge Mensch seinen Rock auf, und zeigteihm einen Dolch, welchen er an seinen Gürtel gehänget hatte. „Ich will, sagte er,durch das Blut des Hannibal unsern Bundmit den Römern besiegeln. Ich habe dirvorher davon Nachricht geben wollen, damit, wenn du etwa von dieser That keinZeuge seyn willst, du dich wegbegeben kanst.“ Calavius, welcher so erschrocken war, als obCalaviuswendet seinen Sohn von einem so schrecklichen Vorhaben ab.er schon das Blut des Hannibal hätte fliessensehen, ruffte aus: (*) „Mein Sohn, ich bitte (*) Seu, ego, te, inquit, fili, quaecumque luraliberos iungunt parentibus, precor quaesoque, ne ante oculos patris facere et pati omnia infanda velis. Paucae horae sunt, intra quas iurantes per quicquid deorum est,dextrae dextras iungentes, fidem obstrinximus, vt sacratas fide manus, digressi ab colloquio, extemplo in eum armaremus? Surgisab hospitali mensa, ad quam tertius Campanorum adhibitus ab Hannibale es, vt eamipsam mensam cruentares hospitis sanguine?Hannibalem pater filio meo potui placare, filium Hannibali non possum? Sed sit nihilsancti, non fides, non religio, non pietas:audeantur infanda, si non perniciem nobiscum scelere afferunt. Vnus aggressurus esHannibalem? Quid illa turba tot liberorumseruorumque? quid in vnum intenti omniumoculi? quid tot dextrae? torpescentne in amentia illa? Vultum ipsius Hannibalis, quemarmati exercitus sustinere nequeunt, quemhorret populus Romanus, tu sustinebis? Atqui per meum pectus petendus ille tibi transfigendusque est. Deterreri hic sine te potius, quam illic vinci. Valeant preces apud temeae, sicut pro te hodie valuerunt.Liu.148 C. Terentius Varro, Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216.dich, und ich beschwere dich bey den heiligstenRechten der Natur und des Bluts, welchesVäter und Kinder verknüpffet, daß du nichtvor den Augen deines Vaters das schrecklichste unter allen Lastern begehest, und dich dergrausamsten Strafe aussetzest. Vor wenigAugenblicken haben wir uns durch die feyerlichsten Eyde verbunden, und dem Hannibaldie heiligsten Merkmahle einer unverletzlichenFreundschaft gegeben, da wir alle Götter zuZeugen unserer Treue angeruffen haben: undnun, da wir kaum von dieser Unterhaltungaufgestanden sind, sollten wir eben diese Hand und was sich unter ihm zugetragen. 149wider ihn waffnen, welche wir ihm als einenV. R. E. 536. V. C. G. 216.Bürgen unserer Treue dargebothen haben.Du verläst diesen geheiligten Tisch, wo dieGötter, welche das Gastrecht rächen, denVorsitz haben, und zu welchem du aus einerGunst bist gelassen worden, welche zweyCampanier mit dir theilen, nur darum, damit du ihn einen Augenblick darnach mit demBlute deines Wirths besudeln kanst? Ach!nachdem ich von dem HannibalGnade fürmeinen Sohn erlanget habe, sollt es dennnicht möglich seyn, auch von meinem Sohne Gnade für den Hannibal zu erlangen?Aber, ich willige darein, wir wollen gegenalles das Heiligste unter den Menschen keineAchtung haben, wir wollen zugleich die Treue,die Religion und die Frömmigkeit beleidigen;wir wollen uns der allerabscheulichsten Thatschuldig machen, wenn nicht unser Unterganghier unfehlbar mit dem Verbrechen vereiniget ist. Willst du den Hannibal allein angreiffen? was wird denn alsdenn diese Menge Menschen, sowohl Freye, als Sklaven,thun? Werden sich alle diese Augen, welcheunaufhörlich für seine Erhaltung wachen,auf einmahl zuschliessen? Hoffest du denn,daß alle diese zu seiner Vertheidigung bewaffnete Armee unbeweglich seyn und in dem Augenblick erstarren werde, da deine Wuthwird ausbrechen wollen? Wirst du die Blicke des Hannibal, diese furchtbaren Blicke,vor welchen ganze Armeen fliehen, und vorwelchen das Römische Volk zittert, ertragen 150 C. Terentius Varro, Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216.können? und wenn ihm auch alle andereHülffe mangelte, würdest du wohl das Herzhaben, mich zu durchstechen, wenn ich ihnmit meinem Leibe bedecken, und zwischen ihnund dich treten werde? Denn ich gebe dirhiermit die Erklärung, du wirst ihn mit deinen Stössen nicht eher erreichen können,wenn du nicht mich vorher durchbohret hast.Laß dich lieber diesen Augenblick bewegen, alsdaß du ein so übel eingerichtetes Unternehmenwagest. Laß meine Bitte einige Gewaltüber dich haben, da es heute zu deinem Besten so kräftig gewesen ist.“


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Als gegen Abend sein Vater aus demPerolla erbietet sich gegen seinen Vater, den Hannibalumzubringen.Speisesaal gegangen war, folgte er ihm inden Garten nach, welcher hinter dem Hausewar. Daselbst führte er ihn beyseite, undsagte zu ihm: „Mein Vater, ich entdecke direin Vorhaben, durch welches wir nicht nurvon den Römern Verzeihung wegen unserer Empörung erlangen werden, sondernwelches uns auch bey ihnen in das grösteAnsehen setzen wird, in welchem wir nochniemals gewesen sind.“ Pacuvius erstaunte ganz, und fragte ihn, was das fürein Vorhaben sey? Hierauf machte dieserjunge Mensch seinen Rock auf, und zeigteihm einen Dolch, welchen er an seinen Gürtel gehänget hatte. „Ich will, sagte er,durch das Blut des Hannibal unsern Bundmit den Römern besiegeln. Ich habe dirvorher davon Nachricht geben wollen, damit, wenn du etwa von dieser That keinZeuge seyn willst, du dich wegbegeben kanst.“ Calavius, welcher so erschrocken war, als obCalaviuswendet seinen Sohn von einem so schrecklichen Vorhaben ab.er schon das Blut des Hannibal hätte fliessensehen, ruffte aus: (*) „Mein Sohn, ich bitte (*) Seu, ego, te, inquit, fili, quaecumque luraliberos iungunt parentibus, precor quaesoque, ne ante oculos patris facere et pati omnia infanda velis. Paucae horae sunt, intra quas iurantes per quicquid deorum est,dextrae dextras iungentes, fidem obstrinximus, vt sacratas fide manus, digressi ab colloquio, extemplo in eum armaremus? Surgisab hospitali mensa, ad quam tertius Campanorum adhibitus ab Hannibale es, vt eamipsam mensam cruentares hospitis sanguine?Hannibalem pater filio meo potui placare, filium Hannibali non possum? Sed sit nihilsancti, non fides, non religio, non pietas:audeantur infanda, si non perniciem nobiscum scelere afferunt. Vnus aggressurus esHannibalem? Quid illa turba tot liberorumseruorumque? quid in vnum intenti omniumoculi? quid tot dextrae? torpescentne in amentia illa? Vultum ipsius Hannibalis, quemarmati exercitus sustinere nequeunt, quemhorret populus Romanus, tu sustinebis? Atqui per meum pectus petendus ille tibi transfigendusque est. Deterreri hic sine te potius, quam illic vinci. Valeant preces apud temeae, sicut pro te hodie valuerunt.Liu.148 C. Terentius Varro, Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216.dich, und ich beschwere dich bey den heiligstenRechten der Natur und des Bluts, welchesVäter und Kinder verknüpffet, daß du nichtvor den Augen deines Vaters das schrecklichste unter allen Lastern begehest, und dich dergrausamsten Strafe aussetzest. Vor wenigAugenblicken haben wir uns durch die feyerlichsten Eyde verbunden, und dem Hannibaldie heiligsten Merkmahle einer unverletzlichenFreundschaft gegeben, da wir alle Götter zuZeugen unserer Treue angeruffen haben: undnun, da wir kaum von dieser Unterhaltungaufgestanden sind, sollten wir eben diese Hand und was sich unter ihm zugetragen. 149wider ihn waffnen, welche wir ihm als einenV. R. E. 536. V. C. G. 216.Bürgen unserer Treue dargebothen haben.Du verläst diesen geheiligten Tisch, wo dieGötter, welche das Gastrecht rächen, denVorsitz haben, und zu welchem du aus einerGunst bist gelassen worden, welche zweyCampanier mit dir theilen, nur darum, damit du ihn einen Augenblick darnach mit demBlute deines Wirths besudeln kanst? Ach!nachdem ich von dem HannibalGnade fürmeinen Sohn erlanget habe, sollt es dennnicht möglich seyn, auch von meinem Sohne Gnade für den Hannibal zu erlangen?Aber, ich willige darein, wir wollen gegenalles das Heiligste unter den Menschen keineAchtung haben, wir wollen zugleich die Treue,die Religion und die Frömmigkeit beleidigen;wir wollen uns der allerabscheulichsten Thatschuldig machen, wenn nicht unser Unterganghier unfehlbar mit dem Verbrechen vereiniget ist. Willst du den Hannibal allein angreiffen? was wird denn alsdenn diese Menge Menschen, sowohl Freye, als Sklaven,thun? Werden sich alle diese Augen, welcheunaufhörlich für seine Erhaltung wachen,auf einmahl zuschliessen? Hoffest du denn,daß alle diese zu seiner Vertheidigung bewaffnete Armee unbeweglich seyn und in dem Augenblick erstarren werde, da deine Wuthwird ausbrechen wollen? Wirst du die Blicke des Hannibal, diese furchtbaren Blicke,vor welchen ganze Armeen fliehen, und vorwelchen das Römische Volk zittert, ertragen 150 C. Terentius Varro, Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216.können? und wenn ihm auch alle andereHülffe mangelte, würdest du wohl das Herzhaben, mich zu durchstechen, wenn ich ihnmit meinem Leibe bedecken, und zwischen ihnund dich treten werde? Denn ich gebe dirhiermit die Erklärung, du wirst ihn mit deinen Stössen nicht eher erreichen können,wenn du nicht mich vorher durchbohret hast.Laß dich lieber diesen Augenblick bewegen, alsdaß du ein so übel eingerichtetes Unternehmenwagest. Laß meine Bitte einige Gewaltüber dich haben, da es heute zu deinem Besten so kräftig gewesen ist.“


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Calavius