Suchbegriff: otac
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Gegen das Ende dieses Jahres reisete Q.Fabiusmacht, daß Otacilius, seiner Muhme Mann, nicht zum Bürgemeister erwählet wird. Liv.XXIV.8.Fabius nach Rom, daselbst bey der Wahl derobrigkeitlichen Personen für das künftigeJahr den Vorsitz zu haben. Nachdem erauf den ersten dazu bequemen Tag eine Versammlung des Volks angesetzet hatte, so begab er sich, sobald er anlangte, auf das Felddes Mars, ohne in die Stadt zu gehen. 270 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G. Daselbst erwählten die jungen Leute (*) vonder Juliensischen Centurie, bey welcher er,nach dem Loose, zuerst seine Stimme geben muste, den T. Otacilius mit dem M. Armilius Regillus zum Burgemeister. Fabiusgebot Stillschweigen, und redete folgendermassen: „Wenn wir Frieden in Italien hätten, oder wenn wir mit einem GeneralKrieg hätten, welcher nicht im Standewäre, unsre Nachläßigkeit zu seinem Vortheil anzuwenden, so würde ich denjenigenals einen Feind eurer Freyheit betrachten,welcher die Wahl tadlen wollte, welche ihrgeliebt habt. Gleichwie aber unsere Generale während dieses Krieges, bey ihrem Bezeigen gegen den Feind, welchen wir zu bekriegen haben, keinen Fehler begangen haben, welcher nicht der Republik ein grossesUnglück zugezogen: so müst ihr nicht weniger Vorsichtigkeit anwenden, und nicht weniger auf eurer Huth seyn, wenn ihr eureStimmen zur Ernennung der Bürgemeister geben wollt, als wenn ihr euch bereitmacht, eben itzo den Feinden eine Schlachtzu liefern. Ein jeder unter euch muß itzozu sich selbst sagen: Ich will itzo einen Bürgermeister ernennen, welcher dem Hannibal die Spitze bieten kann. Wir mögenbey dieser Wahl so vorsichtig seyn, als wir (*) Eine jede Centurie bestund aus 2 Theilen,nämlich aus jungen und alten Leuten, welche2 abgesonderte Centurien ausmachten, die einerley Namen führeten. und was sich unter ihnen zugetragen. 271wollen, so hat doch Hannibal allezeit grosd. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.se Vortheile vor uns. Er hat das Commando der Armeen in beständiger Uebung.Seine Gewalt ist nicht in gewisse Grenzeneingeschränkt, und an keine gewisse Zeit gebunden. Er darf sich von niemanden Gesetze vorschreiben lassen. Er entscheidet alles für sich allein, nachdem es ihm die Umstände zu erfordern scheinen. Mit unsernBürgemeistern verhält es sich nicht also.Sie werden geschwind auf diesen Postengestellet, sie behalten ihn aber nur ein Jahr,Kaum fangen sie an sich drein zu finden,und die Sachen einzurichten, so ist ihre Zeitzu Ende, und man schickt ihnen einen Nachfolger. Diese Grundsätze vorausgesetzt,wollen wir nunmehr erwägen, wer diejeni gen sind, welche man itzo ernennet hat. M.Aemilius Regillus ist Priester des Romulus. Wir können ihn also weder von Romentfernen, noch ihn daselbst zurück behalten, ohne den Geschäften der Religion unddes Krieges Nachtheil zu verursachen. Was den T. Otacilius anlanget, so hater meiner Schwester Tochter geheyrathet,von welcher er Kinder hat. Aber eureWohlthaten, meine Herren, sowohl gegenmeine Vorfahren als gegen mich selbst, haben mir die Lehre gegeben, den Vortheilmeiner Familie dem Vortheil der Republiknicht vorzuziehen. Wenn das Meer still ist,so kan ein jeder das Schiff führen. Aberwenn sich ein wütender Sturm erhoben 272 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.hat, und wenn das Schiff ein Spiel derder Winde und Wellen worden ist, so gehöret ein Mensch dazu, welcher Verstandund Muth besitzt, ein geschickter und erfahrner Steuermann. Wir schiffen nichtauf einem stillen Meere. Mehr als einSturm hat uns beynahe schon versenkenwollen. Wir können uns daher nicht genug vorsehen, einen Mann zu erwählen,welcher im Stande ist, uns in den Hafen zu führen. Wir haben dich, Otacilius,bey nicht so wichtigen Verrichtungen aufdie Probe gestellt: Du hast dich aber dabey nicht so gut aufgeführet, daß wir dirwichtigere sollten anvertrauen können. DieFlotte, welche du dieses Jahr commandiret hast, hatte drey Gegenstände. Sie sollte die Africanischen Küsten zerstören, dieItaliänischen in Sicherheit setzen, und machen, daß man von Carthago aus demHannibal keine Hülfe an Geld, Menschenund Lebensmitteln schicken könne. Erhebet, meine Herren, den Otacilius zur Bürgemeisterwürde, wenn er, ich will nicht sagen, alle diese Absichten, sondern nur eineeinzige, erfüllet hat. Wenn im Gegentheilin der Zeit, da er die Flotte commandirethat, Hannibal alles bekommen hat, wasman ihm von Carthago geschickt, und diesesmit eben so viel Sicherheit, als wenn dasMeer vollkommen frey gewesen wäre; wenndie Italiänische Küsten in diesem Jahremehr angefallen worden, als die Africani und was sich unter ihnen zugetragen. 273schen: mit was für Recht könnte wohld. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.Otacilius verlangen, daß man ihn vor andern erwählen sollte, wider den Hannibaldas Commando zu führen? Wenn du Bürgemeister wärest, so hielte ich dafür, daß wir,nach dem Exempel unsrer Vorfahren, einenDictator erwehlen müsten, und du würdestnicht Ursach haben, dich zu verwundernoder böse zu seyn, daß sich in der Republikein besserer General fände, als du bist.Niemanden ist mehr daran gelegen, als dir,dich nicht mit einer Last beschweret zu sehen,welche dir zu schwer seyn würde. Last unshieraus schliessen, meine Herren, daß wirauf die Wahl eurer Bürgemeister nicht aufmerksam genug seyn können. Ich thue esnicht gern, daß ich euch an Trasimene undCannas erinnere. Aber dergleichen Unglück zu vermeiden, ist es gut, sich diese Exempel zuweilen vor Augen zu stellen. Wohlan! ruffet die Amensische Centurie zusam men, neue Stimmen zu geben.“ Otacilius machte viel Lermen, und rückte es seinem Vetter sehr stolz vor, daß er wollte,daß man ihm sein Bürgemeisteramt solltefortsetzen lassen. Aber Fabius befahl seinenLictoren, sich ihm zu nahen; und indem ernoch nicht in die Stadt gegangen war undsich sogleich an den Ort begeben hatte, wodie Versammlungen gehalten wurden, so ermahnte er ihn, zu bedenken, daß die Beile,das Zeichen des Rechts über Leben und Tod, 274 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G. noch vor ihm her (*) getragen würden. Hierdurch gab er dem Otacilius zu verstehen, daß sein Leben in Gefahr stünde, wenner sein aufrührisches Geschrey fortsetzte. Erschwieg, und die privilegirte Centurie gab wieder ihre Stimmen, und ernennte den FaFabius und Marcelluswerden zu Bürgemeistern ernennet.bius und Marcellus zu Bürgemeistern. Dieses war die vierte Bürgemeisterwürde desFabius, und die dritte des Marcellus, wennman diejenigen mitrechnet, zu welcher er warernennet worden, von welcher er aber wiederabgehen muste. Alle die andern Centurienwaren eben der Meynung, ohne daß die Meynungen im geringsten wären unterschiedengewesen. Man schritt hierauf zur Wahl der Prätoren. Den Otacilius zu trösten, daßer nicht Bürgemeister worden war, machteman ihm zum zweytenmahl zum Prätor. Den Q. Fulvius Flaccus, welcher itzo mitdieser Würde bekleidet war, ließ man beydiesem Amte. Die beyden andern warenQ. Fabius, Sohn des Bürgemeisters, welcher damahls curulischer Bauherr war, undP. Cornelius Lentulus. Nach der Ernennung der | Prätoren verordnete der Rath durch ein Decret, daß Q. Fulvius, ohnedas Looß zu ziehen, Prätor in der Stadt,und folglich allein derjenige seyn sollte, wel (*) Man trug die Beile den Bürgemeistern nichtvor, wenn sie in der Stadt waren. Valerius Publicola hatte diese Gewohnheit eingeführet. und was sich unter ihnen zugetragen. 275cher in Abwesenheit der Bürgemeister Bed. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.fehlshaber zu Rom seyn sollte.


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Gegen das Ende dieses Jahres reisete Q.Fabiusmacht, daß Otacilius, seiner Muhme Mann, nicht zum Bürgemeister erwählet wird. Liv.XXIV.8.Fabius nach Rom, daselbst bey der Wahl derobrigkeitlichen Personen für das künftigeJahr den Vorsitz zu haben. Nachdem erauf den ersten dazu bequemen Tag eine Versammlung des Volks angesetzet hatte, so begab er sich, sobald er anlangte, auf das Felddes Mars, ohne in die Stadt zu gehen. 270 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G. Daselbst erwählten die jungen Leute (*) vonder Juliensischen Centurie, bey welcher er,nach dem Loose, zuerst seine Stimme geben muste, den T. Otacilius mit dem M. Armilius Regillus zum Burgemeister. Fabiusgebot Stillschweigen, und redete folgendermassen: „Wenn wir Frieden in Italien hätten, oder wenn wir mit einem GeneralKrieg hätten, welcher nicht im Standewäre, unsre Nachläßigkeit zu seinem Vortheil anzuwenden, so würde ich denjenigenals einen Feind eurer Freyheit betrachten,welcher die Wahl tadlen wollte, welche ihrgeliebt habt. Gleichwie aber unsere Generale während dieses Krieges, bey ihrem Bezeigen gegen den Feind, welchen wir zu bekriegen haben, keinen Fehler begangen haben, welcher nicht der Republik ein grossesUnglück zugezogen: so müst ihr nicht weniger Vorsichtigkeit anwenden, und nicht weniger auf eurer Huth seyn, wenn ihr eureStimmen zur Ernennung der Bürgemeister geben wollt, als wenn ihr euch bereitmacht, eben itzo den Feinden eine Schlachtzu liefern. Ein jeder unter euch muß itzozu sich selbst sagen: Ich will itzo einen Bürgermeister ernennen, welcher dem Hannibal die Spitze bieten kann. Wir mögenbey dieser Wahl so vorsichtig seyn, als wir (*) Eine jede Centurie bestund aus 2 Theilen,nämlich aus jungen und alten Leuten, welche2 abgesonderte Centurien ausmachten, die einerley Namen führeten. und was sich unter ihnen zugetragen. 271wollen, so hat doch Hannibal allezeit grosd. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.se Vortheile vor uns. Er hat das Commando der Armeen in beständiger Uebung.Seine Gewalt ist nicht in gewisse Grenzeneingeschränkt, und an keine gewisse Zeit gebunden. Er darf sich von niemanden Gesetze vorschreiben lassen. Er entscheidet alles für sich allein, nachdem es ihm die Umstände zu erfordern scheinen. Mit unsernBürgemeistern verhält es sich nicht also.Sie werden geschwind auf diesen Postengestellet, sie behalten ihn aber nur ein Jahr,Kaum fangen sie an sich drein zu finden,und die Sachen einzurichten, so ist ihre Zeitzu Ende, und man schickt ihnen einen Nachfolger. Diese Grundsätze vorausgesetzt,wollen wir nunmehr erwägen, wer diejeni gen sind, welche man itzo ernennet hat. M.Aemilius Regillus ist Priester des Romulus. Wir können ihn also weder von Romentfernen, noch ihn daselbst zurück behalten, ohne den Geschäften der Religion unddes Krieges Nachtheil zu verursachen. Was den T. Otacilius anlanget, so hater meiner Schwester Tochter geheyrathet,von welcher er Kinder hat. Aber eureWohlthaten, meine Herren, sowohl gegenmeine Vorfahren als gegen mich selbst, haben mir die Lehre gegeben, den Vortheilmeiner Familie dem Vortheil der Republiknicht vorzuziehen. Wenn das Meer still ist,so kan ein jeder das Schiff führen. Aberwenn sich ein wütender Sturm erhoben 272 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.hat, und wenn das Schiff ein Spiel derder Winde und Wellen worden ist, so gehöret ein Mensch dazu, welcher Verstandund Muth besitzt, ein geschickter und erfahrner Steuermann. Wir schiffen nichtauf einem stillen Meere. Mehr als einSturm hat uns beynahe schon versenkenwollen. Wir können uns daher nicht genug vorsehen, einen Mann zu erwählen,welcher im Stande ist, uns in den Hafen zu führen. Wir haben dich, Otacilius,bey nicht so wichtigen Verrichtungen aufdie Probe gestellt: Du hast dich aber dabey nicht so gut aufgeführet, daß wir dirwichtigere sollten anvertrauen können. DieFlotte, welche du dieses Jahr commandiret hast, hatte drey Gegenstände. Sie sollte die Africanischen Küsten zerstören, dieItaliänischen in Sicherheit setzen, und machen, daß man von Carthago aus demHannibal keine Hülfe an Geld, Menschenund Lebensmitteln schicken könne. Erhebet, meine Herren, den Otacilius zur Bürgemeisterwürde, wenn er, ich will nicht sagen, alle diese Absichten, sondern nur eineeinzige, erfüllet hat. Wenn im Gegentheilin der Zeit, da er die Flotte commandirethat, Hannibal alles bekommen hat, wasman ihm von Carthago geschickt, und diesesmit eben so viel Sicherheit, als wenn dasMeer vollkommen frey gewesen wäre; wenndie Italiänische Küsten in diesem Jahremehr angefallen worden, als die Africani und was sich unter ihnen zugetragen. 273schen: mit was für Recht könnte wohld. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.Otacilius verlangen, daß man ihn vor andern erwählen sollte, wider den Hannibaldas Commando zu führen? Wenn du Bürgemeister wärest, so hielte ich dafür, daß wir,nach dem Exempel unsrer Vorfahren, einenDictator erwehlen müsten, und du würdestnicht Ursach haben, dich zu verwundernoder böse zu seyn, daß sich in der Republikein besserer General fände, als du bist.Niemanden ist mehr daran gelegen, als dir,dich nicht mit einer Last beschweret zu sehen,welche dir zu schwer seyn würde. Last unshieraus schliessen, meine Herren, daß wirauf die Wahl eurer Bürgemeister nicht aufmerksam genug seyn können. Ich thue esnicht gern, daß ich euch an Trasimene undCannas erinnere. Aber dergleichen Unglück zu vermeiden, ist es gut, sich diese Exempel zuweilen vor Augen zu stellen. Wohlan! ruffet die Amensische Centurie zusam men, neue Stimmen zu geben.“ Otacilius machte viel Lermen, und rückte es seinem Vetter sehr stolz vor, daß er wollte,daß man ihm sein Bürgemeisteramt solltefortsetzen lassen. Aber Fabius befahl seinenLictoren, sich ihm zu nahen; und indem ernoch nicht in die Stadt gegangen war undsich sogleich an den Ort begeben hatte, wodie Versammlungen gehalten wurden, so ermahnte er ihn, zu bedenken, daß die Beile,das Zeichen des Rechts über Leben und Tod, 274 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G. noch vor ihm her (*) getragen würden. Hierdurch gab er dem Otacilius zu verstehen, daß sein Leben in Gefahr stünde, wenner sein aufrührisches Geschrey fortsetzte. Erschwieg, und die privilegirte Centurie gab wieder ihre Stimmen, und ernennte den FaFabius und Marcelluswerden zu Bürgemeistern ernennet.bius und Marcellus zu Bürgemeistern. Dieses war die vierte Bürgemeisterwürde desFabius, und die dritte des Marcellus, wennman diejenigen mitrechnet, zu welcher er warernennet worden, von welcher er aber wiederabgehen muste. Alle die andern Centurienwaren eben der Meynung, ohne daß die Meynungen im geringsten wären unterschiedengewesen. Man schritt hierauf zur Wahl der Prätoren. Den Otacilius zu trösten, daßer nicht Bürgemeister worden war, machteman ihm zum zweytenmahl zum Prätor. Den Q. Fulvius Flaccus, welcher itzo mitdieser Würde bekleidet war, ließ man beydiesem Amte. Die beyden andern warenQ. Fabius, Sohn des Bürgemeisters, welcher damahls curulischer Bauherr war, undP. Cornelius Lentulus. Nach der Ernennung der | Prätoren verordnete der Rath durch ein Decret, daß Q. Fulvius, ohnedas Looß zu ziehen, Prätor in der Stadt,und folglich allein derjenige seyn sollte, wel (*) Man trug die Beile den Bürgemeistern nichtvor, wenn sie in der Stadt waren. Valerius Publicola hatte diese Gewohnheit eingeführet. und was sich unter ihnen zugetragen. 275cher in Abwesenheit der Bürgemeister Bed. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.fehlshaber zu Rom seyn sollte.


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Gegen das Ende dieses Jahres reisete Q.Fabiusmacht, daß Otacilius, seiner Muhme Mann, nicht zum Bürgemeister erwählet wird. Liv.XXIV.8.Fabius nach Rom, daselbst bey der Wahl derobrigkeitlichen Personen für das künftigeJahr den Vorsitz zu haben. Nachdem erauf den ersten dazu bequemen Tag eine Versammlung des Volks angesetzet hatte, so begab er sich, sobald er anlangte, auf das Felddes Mars, ohne in die Stadt zu gehen. 270 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G. Daselbst erwählten die jungen Leute (*) vonder Juliensischen Centurie, bey welcher er,nach dem Loose, zuerst seine Stimme geben muste, den T. Otacilius mit dem M. Armilius Regillus zum Burgemeister. Fabiusgebot Stillschweigen, und redete folgendermassen: „Wenn wir Frieden in Italien hätten, oder wenn wir mit einem GeneralKrieg hätten, welcher nicht im Standewäre, unsre Nachläßigkeit zu seinem Vortheil anzuwenden, so würde ich denjenigenals einen Feind eurer Freyheit betrachten,welcher die Wahl tadlen wollte, welche ihrgeliebt habt. Gleichwie aber unsere Generale während dieses Krieges, bey ihrem Bezeigen gegen den Feind, welchen wir zu bekriegen haben, keinen Fehler begangen haben, welcher nicht der Republik ein grossesUnglück zugezogen: so müst ihr nicht weniger Vorsichtigkeit anwenden, und nicht weniger auf eurer Huth seyn, wenn ihr eureStimmen zur Ernennung der Bürgemeister geben wollt, als wenn ihr euch bereitmacht, eben itzo den Feinden eine Schlachtzu liefern. Ein jeder unter euch muß itzozu sich selbst sagen: Ich will itzo einen Bürgermeister ernennen, welcher dem Hannibal die Spitze bieten kann. Wir mögenbey dieser Wahl so vorsichtig seyn, als wir (*) Eine jede Centurie bestund aus 2 Theilen,nämlich aus jungen und alten Leuten, welche2 abgesonderte Centurien ausmachten, die einerley Namen führeten. und was sich unter ihnen zugetragen. 271wollen, so hat doch Hannibal allezeit grosd. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.se Vortheile vor uns. Er hat das Commando der Armeen in beständiger Uebung.Seine Gewalt ist nicht in gewisse Grenzeneingeschränkt, und an keine gewisse Zeit gebunden. Er darf sich von niemanden Gesetze vorschreiben lassen. Er entscheidet alles für sich allein, nachdem es ihm die Umstände zu erfordern scheinen. Mit unsernBürgemeistern verhält es sich nicht also.Sie werden geschwind auf diesen Postengestellet, sie behalten ihn aber nur ein Jahr,Kaum fangen sie an sich drein zu finden,und die Sachen einzurichten, so ist ihre Zeitzu Ende, und man schickt ihnen einen Nachfolger. Diese Grundsätze vorausgesetzt,wollen wir nunmehr erwägen, wer diejeni gen sind, welche man itzo ernennet hat. M.Aemilius Regillus ist Priester des Romulus. Wir können ihn also weder von Romentfernen, noch ihn daselbst zurück behalten, ohne den Geschäften der Religion unddes Krieges Nachtheil zu verursachen. Was den T. Otacilius anlanget, so hater meiner Schwester Tochter geheyrathet,von welcher er Kinder hat. Aber eureWohlthaten, meine Herren, sowohl gegenmeine Vorfahren als gegen mich selbst, haben mir die Lehre gegeben, den Vortheilmeiner Familie dem Vortheil der Republiknicht vorzuziehen. Wenn das Meer still ist,so kan ein jeder das Schiff führen. Aberwenn sich ein wütender Sturm erhoben 272 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.hat, und wenn das Schiff ein Spiel derder Winde und Wellen worden ist, so gehöret ein Mensch dazu, welcher Verstandund Muth besitzt, ein geschickter und erfahrner Steuermann. Wir schiffen nichtauf einem stillen Meere. Mehr als einSturm hat uns beynahe schon versenkenwollen. Wir können uns daher nicht genug vorsehen, einen Mann zu erwählen,welcher im Stande ist, uns in den Hafen zu führen. Wir haben dich, Otacilius,bey nicht so wichtigen Verrichtungen aufdie Probe gestellt: Du hast dich aber dabey nicht so gut aufgeführet, daß wir dirwichtigere sollten anvertrauen können. DieFlotte, welche du dieses Jahr commandiret hast, hatte drey Gegenstände. Sie sollte die Africanischen Küsten zerstören, dieItaliänischen in Sicherheit setzen, und machen, daß man von Carthago aus demHannibal keine Hülfe an Geld, Menschenund Lebensmitteln schicken könne. Erhebet, meine Herren, den Otacilius zur Bürgemeisterwürde, wenn er, ich will nicht sagen, alle diese Absichten, sondern nur eineeinzige, erfüllet hat. Wenn im Gegentheilin der Zeit, da er die Flotte commandirethat, Hannibal alles bekommen hat, wasman ihm von Carthago geschickt, und diesesmit eben so viel Sicherheit, als wenn dasMeer vollkommen frey gewesen wäre; wenndie Italiänische Küsten in diesem Jahremehr angefallen worden, als die Africani und was sich unter ihnen zugetragen. 273schen: mit was für Recht könnte wohld. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.Otacilius verlangen, daß man ihn vor andern erwählen sollte, wider den Hannibaldas Commando zu führen? Wenn du Bürgemeister wärest, so hielte ich dafür, daß wir,nach dem Exempel unsrer Vorfahren, einenDictator erwehlen müsten, und du würdestnicht Ursach haben, dich zu verwundernoder böse zu seyn, daß sich in der Republikein besserer General fände, als du bist.Niemanden ist mehr daran gelegen, als dir,dich nicht mit einer Last beschweret zu sehen,welche dir zu schwer seyn würde. Last unshieraus schliessen, meine Herren, daß wirauf die Wahl eurer Bürgemeister nicht aufmerksam genug seyn können. Ich thue esnicht gern, daß ich euch an Trasimene undCannas erinnere. Aber dergleichen Unglück zu vermeiden, ist es gut, sich diese Exempel zuweilen vor Augen zu stellen. Wohlan! ruffet die Amensische Centurie zusam men, neue Stimmen zu geben.“ Otacilius machte viel Lermen, und rückte es seinem Vetter sehr stolz vor, daß er wollte,daß man ihm sein Bürgemeisteramt solltefortsetzen lassen. Aber Fabius befahl seinenLictoren, sich ihm zu nahen; und indem ernoch nicht in die Stadt gegangen war undsich sogleich an den Ort begeben hatte, wodie Versammlungen gehalten wurden, so ermahnte er ihn, zu bedenken, daß die Beile,das Zeichen des Rechts über Leben und Tod, 274 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G. noch vor ihm her (*) getragen würden. Hierdurch gab er dem Otacilius zu verstehen, daß sein Leben in Gefahr stünde, wenner sein aufrührisches Geschrey fortsetzte. Erschwieg, und die privilegirte Centurie gab wieder ihre Stimmen, und ernennte den FaFabius und Marcelluswerden zu Bürgemeistern ernennet.bius und Marcellus zu Bürgemeistern. Dieses war die vierte Bürgemeisterwürde desFabius, und die dritte des Marcellus, wennman diejenigen mitrechnet, zu welcher er warernennet worden, von welcher er aber wiederabgehen muste. Alle die andern Centurienwaren eben der Meynung, ohne daß die Meynungen im geringsten wären unterschiedengewesen. Man schritt hierauf zur Wahl der Prätoren. Den Otacilius zu trösten, daßer nicht Bürgemeister worden war, machteman ihm zum zweytenmahl zum Prätor. Den Q. Fulvius Flaccus, welcher itzo mitdieser Würde bekleidet war, ließ man beydiesem Amte. Die beyden andern warenQ. Fabius, Sohn des Bürgemeisters, welcher damahls curulischer Bauherr war, undP. Cornelius Lentulus. Nach der Ernennung der | Prätoren verordnete der Rath durch ein Decret, daß Q. Fulvius, ohnedas Looß zu ziehen, Prätor in der Stadt,und folglich allein derjenige seyn sollte, wel (*) Man trug die Beile den Bürgemeistern nichtvor, wenn sie in der Stadt waren. Valerius Publicola hatte diese Gewohnheit eingeführet. und was sich unter ihnen zugetragen. 275cher in Abwesenheit der Bürgemeister Bed. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.fehlshaber zu Rom seyn sollte.


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Gegen das Ende dieses Jahres reisete Q.Fabiusmacht, daß Otacilius, seiner Muhme Mann, nicht zum Bürgemeister erwählet wird. Liv.XXIV.8.Fabius nach Rom, daselbst bey der Wahl derobrigkeitlichen Personen für das künftigeJahr den Vorsitz zu haben. Nachdem erauf den ersten dazu bequemen Tag eine Versammlung des Volks angesetzet hatte, so begab er sich, sobald er anlangte, auf das Felddes Mars, ohne in die Stadt zu gehen. 270 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G. Daselbst erwählten die jungen Leute (*) vonder Juliensischen Centurie, bey welcher er,nach dem Loose, zuerst seine Stimme geben muste, den T. Otacilius mit dem M. Armilius Regillus zum Burgemeister. Fabiusgebot Stillschweigen, und redete folgendermassen: „Wenn wir Frieden in Italien hätten, oder wenn wir mit einem GeneralKrieg hätten, welcher nicht im Standewäre, unsre Nachläßigkeit zu seinem Vortheil anzuwenden, so würde ich denjenigenals einen Feind eurer Freyheit betrachten,welcher die Wahl tadlen wollte, welche ihrgeliebt habt. Gleichwie aber unsere Generale während dieses Krieges, bey ihrem Bezeigen gegen den Feind, welchen wir zu bekriegen haben, keinen Fehler begangen haben, welcher nicht der Republik ein grossesUnglück zugezogen: so müst ihr nicht weniger Vorsichtigkeit anwenden, und nicht weniger auf eurer Huth seyn, wenn ihr eureStimmen zur Ernennung der Bürgemeister geben wollt, als wenn ihr euch bereitmacht, eben itzo den Feinden eine Schlachtzu liefern. Ein jeder unter euch muß itzozu sich selbst sagen: Ich will itzo einen Bürgermeister ernennen, welcher dem Hannibal die Spitze bieten kann. Wir mögenbey dieser Wahl so vorsichtig seyn, als wir (*) Eine jede Centurie bestund aus 2 Theilen,nämlich aus jungen und alten Leuten, welche2 abgesonderte Centurien ausmachten, die einerley Namen führeten. und was sich unter ihnen zugetragen. 271wollen, so hat doch Hannibal allezeit grosd. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.se Vortheile vor uns. Er hat das Commando der Armeen in beständiger Uebung.Seine Gewalt ist nicht in gewisse Grenzeneingeschränkt, und an keine gewisse Zeit gebunden. Er darf sich von niemanden Gesetze vorschreiben lassen. Er entscheidet alles für sich allein, nachdem es ihm die Umstände zu erfordern scheinen. Mit unsernBürgemeistern verhält es sich nicht also.Sie werden geschwind auf diesen Postengestellet, sie behalten ihn aber nur ein Jahr,Kaum fangen sie an sich drein zu finden,und die Sachen einzurichten, so ist ihre Zeitzu Ende, und man schickt ihnen einen Nachfolger. Diese Grundsätze vorausgesetzt,wollen wir nunmehr erwägen, wer diejeni gen sind, welche man itzo ernennet hat. M.Aemilius Regillus ist Priester des Romulus. Wir können ihn also weder von Romentfernen, noch ihn daselbst zurück behalten, ohne den Geschäften der Religion unddes Krieges Nachtheil zu verursachen. Was den T. Otacilius anlanget, so hater meiner Schwester Tochter geheyrathet,von welcher er Kinder hat. Aber eureWohlthaten, meine Herren, sowohl gegenmeine Vorfahren als gegen mich selbst, haben mir die Lehre gegeben, den Vortheilmeiner Familie dem Vortheil der Republiknicht vorzuziehen. Wenn das Meer still ist,so kan ein jeder das Schiff führen. Aberwenn sich ein wütender Sturm erhoben 272 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.hat, und wenn das Schiff ein Spiel derder Winde und Wellen worden ist, so gehöret ein Mensch dazu, welcher Verstandund Muth besitzt, ein geschickter und erfahrner Steuermann. Wir schiffen nichtauf einem stillen Meere. Mehr als einSturm hat uns beynahe schon versenkenwollen. Wir können uns daher nicht genug vorsehen, einen Mann zu erwählen,welcher im Stande ist, uns in den Hafen zu führen. Wir haben dich, Otacilius,bey nicht so wichtigen Verrichtungen aufdie Probe gestellt: Du hast dich aber dabey nicht so gut aufgeführet, daß wir dirwichtigere sollten anvertrauen können. DieFlotte, welche du dieses Jahr commandiret hast, hatte drey Gegenstände. Sie sollte die Africanischen Küsten zerstören, dieItaliänischen in Sicherheit setzen, und machen, daß man von Carthago aus demHannibal keine Hülfe an Geld, Menschenund Lebensmitteln schicken könne. Erhebet, meine Herren, den Otacilius zur Bürgemeisterwürde, wenn er, ich will nicht sagen, alle diese Absichten, sondern nur eineeinzige, erfüllet hat. Wenn im Gegentheilin der Zeit, da er die Flotte commandirethat, Hannibal alles bekommen hat, wasman ihm von Carthago geschickt, und diesesmit eben so viel Sicherheit, als wenn dasMeer vollkommen frey gewesen wäre; wenndie Italiänische Küsten in diesem Jahremehr angefallen worden, als die Africani und was sich unter ihnen zugetragen. 273schen: mit was für Recht könnte wohld. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.Otacilius verlangen, daß man ihn vor andern erwählen sollte, wider den Hannibaldas Commando zu führen? Wenn du Bürgemeister wärest, so hielte ich dafür, daß wir,nach dem Exempel unsrer Vorfahren, einenDictator erwehlen müsten, und du würdestnicht Ursach haben, dich zu verwundernoder böse zu seyn, daß sich in der Republikein besserer General fände, als du bist.Niemanden ist mehr daran gelegen, als dir,dich nicht mit einer Last beschweret zu sehen,welche dir zu schwer seyn würde. Last unshieraus schliessen, meine Herren, daß wirauf die Wahl eurer Bürgemeister nicht aufmerksam genug seyn können. Ich thue esnicht gern, daß ich euch an Trasimene undCannas erinnere. Aber dergleichen Unglück zu vermeiden, ist es gut, sich diese Exempel zuweilen vor Augen zu stellen. Wohlan! ruffet die Amensische Centurie zusam men, neue Stimmen zu geben.“ Otacilius machte viel Lermen, und rückte es seinem Vetter sehr stolz vor, daß er wollte,daß man ihm sein Bürgemeisteramt solltefortsetzen lassen. Aber Fabius befahl seinenLictoren, sich ihm zu nahen; und indem ernoch nicht in die Stadt gegangen war undsich sogleich an den Ort begeben hatte, wodie Versammlungen gehalten wurden, so ermahnte er ihn, zu bedenken, daß die Beile,das Zeichen des Rechts über Leben und Tod, 274 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G. noch vor ihm her (*) getragen würden. Hierdurch gab er dem Otacilius zu verstehen, daß sein Leben in Gefahr stünde, wenner sein aufrührisches Geschrey fortsetzte. Erschwieg, und die privilegirte Centurie gab wieder ihre Stimmen, und ernennte den FaFabius und Marcelluswerden zu Bürgemeistern ernennet.bius und Marcellus zu Bürgemeistern. Dieses war die vierte Bürgemeisterwürde desFabius, und die dritte des Marcellus, wennman diejenigen mitrechnet, zu welcher er warernennet worden, von welcher er aber wiederabgehen muste. Alle die andern Centurienwaren eben der Meynung, ohne daß die Meynungen im geringsten wären unterschiedengewesen. Man schritt hierauf zur Wahl der Prätoren. Den Otacilius zu trösten, daßer nicht Bürgemeister worden war, machteman ihm zum zweytenmahl zum Prätor. Den Q. Fulvius Flaccus, welcher itzo mitdieser Würde bekleidet war, ließ man beydiesem Amte. Die beyden andern warenQ. Fabius, Sohn des Bürgemeisters, welcher damahls curulischer Bauherr war, undP. Cornelius Lentulus. Nach der Ernennung der | Prätoren verordnete der Rath durch ein Decret, daß Q. Fulvius, ohnedas Looß zu ziehen, Prätor in der Stadt,und folglich allein derjenige seyn sollte, wel (*) Man trug die Beile den Bürgemeistern nichtvor, wenn sie in der Stadt waren. Valerius Publicola hatte diese Gewohnheit eingeführet. und was sich unter ihnen zugetragen. 275cher in Abwesenheit der Bürgemeister Bed. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.fehlshaber zu Rom seyn sollte.


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Gegen das Ende dieses Jahres reisete Q.Fabiusmacht, daß Otacilius, seiner Muhme Mann, nicht zum Bürgemeister erwählet wird. Liv.XXIV.8.Fabius nach Rom, daselbst bey der Wahl derobrigkeitlichen Personen für das künftigeJahr den Vorsitz zu haben. Nachdem erauf den ersten dazu bequemen Tag eine Versammlung des Volks angesetzet hatte, so begab er sich, sobald er anlangte, auf das Felddes Mars, ohne in die Stadt zu gehen. 270 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G. Daselbst erwählten die jungen Leute (*) vonder Juliensischen Centurie, bey welcher er,nach dem Loose, zuerst seine Stimme geben muste, den T. Otacilius mit dem M. Armilius Regillus zum Burgemeister. Fabiusgebot Stillschweigen, und redete folgendermassen: „Wenn wir Frieden in Italien hätten, oder wenn wir mit einem GeneralKrieg hätten, welcher nicht im Standewäre, unsre Nachläßigkeit zu seinem Vortheil anzuwenden, so würde ich denjenigenals einen Feind eurer Freyheit betrachten,welcher die Wahl tadlen wollte, welche ihrgeliebt habt. Gleichwie aber unsere Generale während dieses Krieges, bey ihrem Bezeigen gegen den Feind, welchen wir zu bekriegen haben, keinen Fehler begangen haben, welcher nicht der Republik ein grossesUnglück zugezogen: so müst ihr nicht weniger Vorsichtigkeit anwenden, und nicht weniger auf eurer Huth seyn, wenn ihr eureStimmen zur Ernennung der Bürgemeister geben wollt, als wenn ihr euch bereitmacht, eben itzo den Feinden eine Schlachtzu liefern. Ein jeder unter euch muß itzozu sich selbst sagen: Ich will itzo einen Bürgermeister ernennen, welcher dem Hannibal die Spitze bieten kann. Wir mögenbey dieser Wahl so vorsichtig seyn, als wir (*) Eine jede Centurie bestund aus 2 Theilen,nämlich aus jungen und alten Leuten, welche2 abgesonderte Centurien ausmachten, die einerley Namen führeten. und was sich unter ihnen zugetragen. 271wollen, so hat doch Hannibal allezeit grosd. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.se Vortheile vor uns. Er hat das Commando der Armeen in beständiger Uebung.Seine Gewalt ist nicht in gewisse Grenzeneingeschränkt, und an keine gewisse Zeit gebunden. Er darf sich von niemanden Gesetze vorschreiben lassen. Er entscheidet alles für sich allein, nachdem es ihm die Umstände zu erfordern scheinen. Mit unsernBürgemeistern verhält es sich nicht also.Sie werden geschwind auf diesen Postengestellet, sie behalten ihn aber nur ein Jahr,Kaum fangen sie an sich drein zu finden,und die Sachen einzurichten, so ist ihre Zeitzu Ende, und man schickt ihnen einen Nachfolger. Diese Grundsätze vorausgesetzt,wollen wir nunmehr erwägen, wer diejeni gen sind, welche man itzo ernennet hat. M.Aemilius Regillus ist Priester des Romulus. Wir können ihn also weder von Romentfernen, noch ihn daselbst zurück behalten, ohne den Geschäften der Religion unddes Krieges Nachtheil zu verursachen. Was den T. Otacilius anlanget, so hater meiner Schwester Tochter geheyrathet,von welcher er Kinder hat. Aber eureWohlthaten, meine Herren, sowohl gegenmeine Vorfahren als gegen mich selbst, haben mir die Lehre gegeben, den Vortheilmeiner Familie dem Vortheil der Republiknicht vorzuziehen. Wenn das Meer still ist,so kan ein jeder das Schiff führen. Aberwenn sich ein wütender Sturm erhoben 272 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.hat, und wenn das Schiff ein Spiel derder Winde und Wellen worden ist, so gehöret ein Mensch dazu, welcher Verstandund Muth besitzt, ein geschickter und erfahrner Steuermann. Wir schiffen nichtauf einem stillen Meere. Mehr als einSturm hat uns beynahe schon versenkenwollen. Wir können uns daher nicht genug vorsehen, einen Mann zu erwählen,welcher im Stande ist, uns in den Hafen zu führen. Wir haben dich, Otacilius,bey nicht so wichtigen Verrichtungen aufdie Probe gestellt: Du hast dich aber dabey nicht so gut aufgeführet, daß wir dirwichtigere sollten anvertrauen können. DieFlotte, welche du dieses Jahr commandiret hast, hatte drey Gegenstände. Sie sollte die Africanischen Küsten zerstören, dieItaliänischen in Sicherheit setzen, und machen, daß man von Carthago aus demHannibal keine Hülfe an Geld, Menschenund Lebensmitteln schicken könne. Erhebet, meine Herren, den Otacilius zur Bürgemeisterwürde, wenn er, ich will nicht sagen, alle diese Absichten, sondern nur eineeinzige, erfüllet hat. Wenn im Gegentheilin der Zeit, da er die Flotte commandirethat, Hannibal alles bekommen hat, wasman ihm von Carthago geschickt, und diesesmit eben so viel Sicherheit, als wenn dasMeer vollkommen frey gewesen wäre; wenndie Italiänische Küsten in diesem Jahremehr angefallen worden, als die Africani und was sich unter ihnen zugetragen. 273schen: mit was für Recht könnte wohld. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.Otacilius verlangen, daß man ihn vor andern erwählen sollte, wider den Hannibaldas Commando zu führen? Wenn du Bürgemeister wärest, so hielte ich dafür, daß wir,nach dem Exempel unsrer Vorfahren, einenDictator erwehlen müsten, und du würdestnicht Ursach haben, dich zu verwundernoder böse zu seyn, daß sich in der Republikein besserer General fände, als du bist.Niemanden ist mehr daran gelegen, als dir,dich nicht mit einer Last beschweret zu sehen,welche dir zu schwer seyn würde. Last unshieraus schliessen, meine Herren, daß wirauf die Wahl eurer Bürgemeister nicht aufmerksam genug seyn können. Ich thue esnicht gern, daß ich euch an Trasimene undCannas erinnere. Aber dergleichen Unglück zu vermeiden, ist es gut, sich diese Exempel zuweilen vor Augen zu stellen. Wohlan! ruffet die Amensische Centurie zusam men, neue Stimmen zu geben.“ Otacilius machte viel Lermen, und rückte es seinem Vetter sehr stolz vor, daß er wollte,daß man ihm sein Bürgemeisteramt solltefortsetzen lassen. Aber Fabius befahl seinenLictoren, sich ihm zu nahen; und indem ernoch nicht in die Stadt gegangen war undsich sogleich an den Ort begeben hatte, wodie Versammlungen gehalten wurden, so ermahnte er ihn, zu bedenken, daß die Beile,das Zeichen des Rechts über Leben und Tod, 274 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G. noch vor ihm her (*) getragen würden. Hierdurch gab er dem Otacilius zu verstehen, daß sein Leben in Gefahr stünde, wenner sein aufrührisches Geschrey fortsetzte. Erschwieg, und die privilegirte Centurie gab wieder ihre Stimmen, und ernennte den FaFabius und Marcelluswerden zu Bürgemeistern ernennet.bius und Marcellus zu Bürgemeistern. Dieses war die vierte Bürgemeisterwürde desFabius, und die dritte des Marcellus, wennman diejenigen mitrechnet, zu welcher er warernennet worden, von welcher er aber wiederabgehen muste. Alle die andern Centurienwaren eben der Meynung, ohne daß die Meynungen im geringsten wären unterschiedengewesen. Man schritt hierauf zur Wahl der Prätoren. Den Otacilius zu trösten, daßer nicht Bürgemeister worden war, machteman ihm zum zweytenmahl zum Prätor. Den Q. Fulvius Flaccus, welcher itzo mitdieser Würde bekleidet war, ließ man beydiesem Amte. Die beyden andern warenQ. Fabius, Sohn des Bürgemeisters, welcher damahls curulischer Bauherr war, undP. Cornelius Lentulus. Nach der Ernennung der | Prätoren verordnete der Rath durch ein Decret, daß Q. Fulvius, ohnedas Looß zu ziehen, Prätor in der Stadt,und folglich allein derjenige seyn sollte, wel (*) Man trug die Beile den Bürgemeistern nichtvor, wenn sie in der Stadt waren. Valerius Publicola hatte diese Gewohnheit eingeführet. und was sich unter ihnen zugetragen. 275cher in Abwesenheit der Bürgemeister Bed. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.fehlshaber zu Rom seyn sollte.


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Gegen das Ende dieses Jahres reisete Q.Fabiusmacht, daß Otacilius, seiner Muhme Mann, nicht zum Bürgemeister erwählet wird. Liv.XXIV.8.Fabius nach Rom, daselbst bey der Wahl derobrigkeitlichen Personen für das künftigeJahr den Vorsitz zu haben. Nachdem erauf den ersten dazu bequemen Tag eine Versammlung des Volks angesetzet hatte, so begab er sich, sobald er anlangte, auf das Felddes Mars, ohne in die Stadt zu gehen. 270 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G. Daselbst erwählten die jungen Leute (*) vonder Juliensischen Centurie, bey welcher er,nach dem Loose, zuerst seine Stimme geben muste, den T. Otacilius mit dem M. Armilius Regillus zum Burgemeister. Fabiusgebot Stillschweigen, und redete folgendermassen: „Wenn wir Frieden in Italien hätten, oder wenn wir mit einem GeneralKrieg hätten, welcher nicht im Standewäre, unsre Nachläßigkeit zu seinem Vortheil anzuwenden, so würde ich denjenigenals einen Feind eurer Freyheit betrachten,welcher die Wahl tadlen wollte, welche ihrgeliebt habt. Gleichwie aber unsere Generale während dieses Krieges, bey ihrem Bezeigen gegen den Feind, welchen wir zu bekriegen haben, keinen Fehler begangen haben, welcher nicht der Republik ein grossesUnglück zugezogen: so müst ihr nicht weniger Vorsichtigkeit anwenden, und nicht weniger auf eurer Huth seyn, wenn ihr eureStimmen zur Ernennung der Bürgemeister geben wollt, als wenn ihr euch bereitmacht, eben itzo den Feinden eine Schlachtzu liefern. Ein jeder unter euch muß itzozu sich selbst sagen: Ich will itzo einen Bürgermeister ernennen, welcher dem Hannibal die Spitze bieten kann. Wir mögenbey dieser Wahl so vorsichtig seyn, als wir (*) Eine jede Centurie bestund aus 2 Theilen,nämlich aus jungen und alten Leuten, welche2 abgesonderte Centurien ausmachten, die einerley Namen führeten. und was sich unter ihnen zugetragen. 271wollen, so hat doch Hannibal allezeit grosd. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.se Vortheile vor uns. Er hat das Commando der Armeen in beständiger Uebung.Seine Gewalt ist nicht in gewisse Grenzeneingeschränkt, und an keine gewisse Zeit gebunden. Er darf sich von niemanden Gesetze vorschreiben lassen. Er entscheidet alles für sich allein, nachdem es ihm die Umstände zu erfordern scheinen. Mit unsernBürgemeistern verhält es sich nicht also.Sie werden geschwind auf diesen Postengestellet, sie behalten ihn aber nur ein Jahr,Kaum fangen sie an sich drein zu finden,und die Sachen einzurichten, so ist ihre Zeitzu Ende, und man schickt ihnen einen Nachfolger. Diese Grundsätze vorausgesetzt,wollen wir nunmehr erwägen, wer diejeni gen sind, welche man itzo ernennet hat. M.Aemilius Regillus ist Priester des Romulus. Wir können ihn also weder von Romentfernen, noch ihn daselbst zurück behalten, ohne den Geschäften der Religion unddes Krieges Nachtheil zu verursachen. Was den T. Otacilius anlanget, so hater meiner Schwester Tochter geheyrathet,von welcher er Kinder hat. Aber eureWohlthaten, meine Herren, sowohl gegenmeine Vorfahren als gegen mich selbst, haben mir die Lehre gegeben, den Vortheilmeiner Familie dem Vortheil der Republiknicht vorzuziehen. Wenn das Meer still ist,so kan ein jeder das Schiff führen. Aberwenn sich ein wütender Sturm erhoben 272 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.hat, und wenn das Schiff ein Spiel derder Winde und Wellen worden ist, so gehöret ein Mensch dazu, welcher Verstandund Muth besitzt, ein geschickter und erfahrner Steuermann. Wir schiffen nichtauf einem stillen Meere. Mehr als einSturm hat uns beynahe schon versenkenwollen. Wir können uns daher nicht genug vorsehen, einen Mann zu erwählen,welcher im Stande ist, uns in den Hafen zu führen. Wir haben dich, Otacilius,bey nicht so wichtigen Verrichtungen aufdie Probe gestellt: Du hast dich aber dabey nicht so gut aufgeführet, daß wir dirwichtigere sollten anvertrauen können. DieFlotte, welche du dieses Jahr commandiret hast, hatte drey Gegenstände. Sie sollte die Africanischen Küsten zerstören, dieItaliänischen in Sicherheit setzen, und machen, daß man von Carthago aus demHannibal keine Hülfe an Geld, Menschenund Lebensmitteln schicken könne. Erhebet, meine Herren, den Otacilius zur Bürgemeisterwürde, wenn er, ich will nicht sagen, alle diese Absichten, sondern nur eineeinzige, erfüllet hat. Wenn im Gegentheilin der Zeit, da er die Flotte commandirethat, Hannibal alles bekommen hat, wasman ihm von Carthago geschickt, und diesesmit eben so viel Sicherheit, als wenn dasMeer vollkommen frey gewesen wäre; wenndie Italiänische Küsten in diesem Jahremehr angefallen worden, als die Africani und was sich unter ihnen zugetragen. 273schen: mit was für Recht könnte wohld. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.Otacilius verlangen, daß man ihn vor andern erwählen sollte, wider den Hannibaldas Commando zu führen? Wenn du Bürgemeister wärest, so hielte ich dafür, daß wir,nach dem Exempel unsrer Vorfahren, einenDictator erwehlen müsten, und du würdestnicht Ursach haben, dich zu verwundernoder böse zu seyn, daß sich in der Republikein besserer General fände, als du bist.Niemanden ist mehr daran gelegen, als dir,dich nicht mit einer Last beschweret zu sehen,welche dir zu schwer seyn würde. Last unshieraus schliessen, meine Herren, daß wirauf die Wahl eurer Bürgemeister nicht aufmerksam genug seyn können. Ich thue esnicht gern, daß ich euch an Trasimene undCannas erinnere. Aber dergleichen Unglück zu vermeiden, ist es gut, sich diese Exempel zuweilen vor Augen zu stellen. Wohlan! ruffet die Amensische Centurie zusam men, neue Stimmen zu geben.“ Otacilius machte viel Lermen, und rückte es seinem Vetter sehr stolz vor, daß er wollte,daß man ihm sein Bürgemeisteramt solltefortsetzen lassen. Aber Fabius befahl seinenLictoren, sich ihm zu nahen; und indem ernoch nicht in die Stadt gegangen war undsich sogleich an den Ort begeben hatte, wodie Versammlungen gehalten wurden, so ermahnte er ihn, zu bedenken, daß die Beile,das Zeichen des Rechts über Leben und Tod, 274 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G. noch vor ihm her (*) getragen würden. Hierdurch gab er dem Otacilius zu verstehen, daß sein Leben in Gefahr stünde, wenner sein aufrührisches Geschrey fortsetzte. Erschwieg, und die privilegirte Centurie gab wieder ihre Stimmen, und ernennte den FaFabius und Marcelluswerden zu Bürgemeistern ernennet.bius und Marcellus zu Bürgemeistern. Dieses war die vierte Bürgemeisterwürde desFabius, und die dritte des Marcellus, wennman diejenigen mitrechnet, zu welcher er warernennet worden, von welcher er aber wiederabgehen muste. Alle die andern Centurienwaren eben der Meynung, ohne daß die Meynungen im geringsten wären unterschiedengewesen. Man schritt hierauf zur Wahl der Prätoren. Den Otacilius zu trösten, daßer nicht Bürgemeister worden war, machteman ihm zum zweytenmahl zum Prätor. Den Q. Fulvius Flaccus, welcher itzo mitdieser Würde bekleidet war, ließ man beydiesem Amte. Die beyden andern warenQ. Fabius, Sohn des Bürgemeisters, welcher damahls curulischer Bauherr war, undP. Cornelius Lentulus. Nach der Ernennung der | Prätoren verordnete der Rath durch ein Decret, daß Q. Fulvius, ohnedas Looß zu ziehen, Prätor in der Stadt,und folglich allein derjenige seyn sollte, wel (*) Man trug die Beile den Bürgemeistern nichtvor, wenn sie in der Stadt waren. Valerius Publicola hatte diese Gewohnheit eingeführet. und was sich unter ihnen zugetragen. 275cher in Abwesenheit der Bürgemeister Bed. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.fehlshaber zu Rom seyn sollte.


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Gegen das Ende dieses Jahres reisete Q.Fabiusmacht, daß Otacilius, seiner Muhme Mann, nicht zum Bürgemeister erwählet wird. Liv.XXIV.8.Fabius nach Rom, daselbst bey der Wahl derobrigkeitlichen Personen für das künftigeJahr den Vorsitz zu haben. Nachdem erauf den ersten dazu bequemen Tag eine Versammlung des Volks angesetzet hatte, so begab er sich, sobald er anlangte, auf das Felddes Mars, ohne in die Stadt zu gehen. 270 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G. Daselbst erwählten die jungen Leute (*) vonder Juliensischen Centurie, bey welcher er,nach dem Loose, zuerst seine Stimme geben muste, den T. Otacilius mit dem M. Armilius Regillus zum Burgemeister. Fabiusgebot Stillschweigen, und redete folgendermassen: „Wenn wir Frieden in Italien hätten, oder wenn wir mit einem GeneralKrieg hätten, welcher nicht im Standewäre, unsre Nachläßigkeit zu seinem Vortheil anzuwenden, so würde ich denjenigenals einen Feind eurer Freyheit betrachten,welcher die Wahl tadlen wollte, welche ihrgeliebt habt. Gleichwie aber unsere Generale während dieses Krieges, bey ihrem Bezeigen gegen den Feind, welchen wir zu bekriegen haben, keinen Fehler begangen haben, welcher nicht der Republik ein grossesUnglück zugezogen: so müst ihr nicht weniger Vorsichtigkeit anwenden, und nicht weniger auf eurer Huth seyn, wenn ihr eureStimmen zur Ernennung der Bürgemeister geben wollt, als wenn ihr euch bereitmacht, eben itzo den Feinden eine Schlachtzu liefern. Ein jeder unter euch muß itzozu sich selbst sagen: Ich will itzo einen Bürgermeister ernennen, welcher dem Hannibal die Spitze bieten kann. Wir mögenbey dieser Wahl so vorsichtig seyn, als wir (*) Eine jede Centurie bestund aus 2 Theilen,nämlich aus jungen und alten Leuten, welche2 abgesonderte Centurien ausmachten, die einerley Namen führeten. und was sich unter ihnen zugetragen. 271wollen, so hat doch Hannibal allezeit grosd. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.se Vortheile vor uns. Er hat das Commando der Armeen in beständiger Uebung.Seine Gewalt ist nicht in gewisse Grenzeneingeschränkt, und an keine gewisse Zeit gebunden. Er darf sich von niemanden Gesetze vorschreiben lassen. Er entscheidet alles für sich allein, nachdem es ihm die Umstände zu erfordern scheinen. Mit unsernBürgemeistern verhält es sich nicht also.Sie werden geschwind auf diesen Postengestellet, sie behalten ihn aber nur ein Jahr,Kaum fangen sie an sich drein zu finden,und die Sachen einzurichten, so ist ihre Zeitzu Ende, und man schickt ihnen einen Nachfolger. Diese Grundsätze vorausgesetzt,wollen wir nunmehr erwägen, wer diejeni gen sind, welche man itzo ernennet hat. M.Aemilius Regillus ist Priester des Romulus. Wir können ihn also weder von Romentfernen, noch ihn daselbst zurück behalten, ohne den Geschäften der Religion unddes Krieges Nachtheil zu verursachen. Was den T. Otacilius anlanget, so hater meiner Schwester Tochter geheyrathet,von welcher er Kinder hat. Aber eureWohlthaten, meine Herren, sowohl gegenmeine Vorfahren als gegen mich selbst, haben mir die Lehre gegeben, den Vortheilmeiner Familie dem Vortheil der Republiknicht vorzuziehen. Wenn das Meer still ist,so kan ein jeder das Schiff führen. Aberwenn sich ein wütender Sturm erhoben 272 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.hat, und wenn das Schiff ein Spiel derder Winde und Wellen worden ist, so gehöret ein Mensch dazu, welcher Verstandund Muth besitzt, ein geschickter und erfahrner Steuermann. Wir schiffen nichtauf einem stillen Meere. Mehr als einSturm hat uns beynahe schon versenkenwollen. Wir können uns daher nicht genug vorsehen, einen Mann zu erwählen,welcher im Stande ist, uns in den Hafen zu führen. Wir haben dich, Otacilius,bey nicht so wichtigen Verrichtungen aufdie Probe gestellt: Du hast dich aber dabey nicht so gut aufgeführet, daß wir dirwichtigere sollten anvertrauen können. DieFlotte, welche du dieses Jahr commandiret hast, hatte drey Gegenstände. Sie sollte die Africanischen Küsten zerstören, dieItaliänischen in Sicherheit setzen, und machen, daß man von Carthago aus demHannibal keine Hülfe an Geld, Menschenund Lebensmitteln schicken könne. Erhebet, meine Herren, den Otacilius zur Bürgemeisterwürde, wenn er, ich will nicht sagen, alle diese Absichten, sondern nur eineeinzige, erfüllet hat. Wenn im Gegentheilin der Zeit, da er die Flotte commandirethat, Hannibal alles bekommen hat, wasman ihm von Carthago geschickt, und diesesmit eben so viel Sicherheit, als wenn dasMeer vollkommen frey gewesen wäre; wenndie Italiänische Küsten in diesem Jahremehr angefallen worden, als die Africani und was sich unter ihnen zugetragen. 273schen: mit was für Recht könnte wohld. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.Otacilius verlangen, daß man ihn vor andern erwählen sollte, wider den Hannibaldas Commando zu führen? Wenn du Bürgemeister wärest, so hielte ich dafür, daß wir,nach dem Exempel unsrer Vorfahren, einenDictator erwehlen müsten, und du würdestnicht Ursach haben, dich zu verwundernoder böse zu seyn, daß sich in der Republikein besserer General fände, als du bist.Niemanden ist mehr daran gelegen, als dir,dich nicht mit einer Last beschweret zu sehen,welche dir zu schwer seyn würde. Last unshieraus schliessen, meine Herren, daß wirauf die Wahl eurer Bürgemeister nicht aufmerksam genug seyn können. Ich thue esnicht gern, daß ich euch an Trasimene undCannas erinnere. Aber dergleichen Unglück zu vermeiden, ist es gut, sich diese Exempel zuweilen vor Augen zu stellen. Wohlan! ruffet die Amensische Centurie zusam men, neue Stimmen zu geben.“ Otacilius machte viel Lermen, und rückte es seinem Vetter sehr stolz vor, daß er wollte,daß man ihm sein Bürgemeisteramt solltefortsetzen lassen. Aber Fabius befahl seinenLictoren, sich ihm zu nahen; und indem ernoch nicht in die Stadt gegangen war undsich sogleich an den Ort begeben hatte, wodie Versammlungen gehalten wurden, so ermahnte er ihn, zu bedenken, daß die Beile,das Zeichen des Rechts über Leben und Tod, 274 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.d. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G. noch vor ihm her (*) getragen würden. Hierdurch gab er dem Otacilius zu verstehen, daß sein Leben in Gefahr stünde, wenner sein aufrührisches Geschrey fortsetzte. Erschwieg, und die privilegirte Centurie gab wieder ihre Stimmen, und ernennte den FaFabius und Marcelluswerden zu Bürgemeistern ernennet.bius und Marcellus zu Bürgemeistern. Dieses war die vierte Bürgemeisterwürde desFabius, und die dritte des Marcellus, wennman diejenigen mitrechnet, zu welcher er warernennet worden, von welcher er aber wiederabgehen muste. Alle die andern Centurienwaren eben der Meynung, ohne daß die Meynungen im geringsten wären unterschiedengewesen. Man schritt hierauf zur Wahl der Prätoren. Den Otacilius zu trösten, daßer nicht Bürgemeister worden war, machteman ihm zum zweytenmahl zum Prätor. Den Q. Fulvius Flaccus, welcher itzo mitdieser Würde bekleidet war, ließ man beydiesem Amte. Die beyden andern warenQ. Fabius, Sohn des Bürgemeisters, welcher damahls curulischer Bauherr war, undP. Cornelius Lentulus. Nach der Ernennung der | Prätoren verordnete der Rath durch ein Decret, daß Q. Fulvius, ohnedas Looß zu ziehen, Prätor in der Stadt,und folglich allein derjenige seyn sollte, wel (*) Man trug die Beile den Bürgemeistern nichtvor, wenn sie in der Stadt waren. Valerius Publicola hatte diese Gewohnheit eingeführet. und was sich unter ihnen zugetragen. 275cher in Abwesenheit der Bürgemeister Bed. 537. J. n. R. E. d. 215. J. v. C. G.fehlshaber zu Rom seyn sollte.


38 - /

Fabius hatte kaum vernommen, daß Han nibal Arpi verlassen hatte, und nach Campanien zurück gekehret war, als er abreisete,sich an die Spitze seiner Armee stellte, undTag und Nacht sehr hurtig marschirte. Er befahl zu gleicher Zeit dem Tib. Gracchus,Lucerien zu verlassen, und mit seinen Trupengegen Benevent zu kommen, und dem Prätor Q. Fabius, seinem Sohne, befahl er die Stelle des Gracchus bey Lucerien zu ersetzen.Zu gleicher Zeit giengen 2 Prätors nach Si cilien; P. Cornelius zu seiner Armee, Otacilius zum Commando seiner Flotte, und zuBeschützung der Küsten. Kurz, alle begaben sich auf ihre Posten, und diejenigen,welche man in ihren Aemtern bestätiget hatte, bekamen Befehl, auf demjenigen Postenzu bleiben, wo sie in dem vorhergehendenJahre gewesen waren.


39 - /

Einige Tage vor der Eroberung derStadt Syracus gieng T. Otacilius mit achzig Galeren von fünf Ruderbänken von Lilybäum nach Utica, und da er vor Anbruchdes Tages in den Hafen dieser Stadt einlief, bemächtigte er sich der Lastschiffe, die ermit Getreyde beladen darinnen antraf. Hierauf stieg er mit seinen Soldaten ans Land,plünderte die ganze Gegend umher aus, undkam mit einer reichen Beute wieder in seineGaleren zurück. Er langte drey Tage nach 350 Q. F. Flaccus, u. A. C. Pulcher, Cons.d. 540. J. n. R. E. d. 212. J. v. C. G. seiner Abreise zu Lilybäum wieder an, undbrachte hundert und dreyßig mit allerhandProviant, insonderheit mit einer grossen Menge Korn, beladene Fahrzeuge mit, die er ohneVerzug nach Syracus überschickte. DieserVorrath half einer Hungersnoth ab, welchedie Ueberwinder so wohl als die Ueberwundenen zu bedrohen anfing, und beugete den traurigen Folgen vor, welche dieses Uebel bey beyden hätte nach sich ziehen können, wenn dieZufuhr später angelangt wäre.


40 - /

Die beyden Consuls waren mit ihren Armeen in Apulien. Weil man aber von Seiten des Hannibals und der Carthaginensernicht so viel mehr zu befürchten hatte, so erhielten sie Befehl, um Apulien und Macedo nien zu losen. Dem Sulpicius fiel Mace donien zu, wo er an die Stelle des Levinuskam: Fulvius aber ward nach Rom geruffen, der Rathswahl auf das nächste Jahrvorzustehen. Als die Consuls sollten erwählet werden, so ernennte die Centuria Juniorum, welche die Veturische genennt wurde,und welcher das Recht, ihre Stimme zuerstzu geben, durch das Loos zugefallen war, den T. Manlius Torquatus, und den T. OManliusTorquatus schlägt das Consulataus.tacilius. Es hatte sich schon eine MengeVolks, welche glaubte, daß die mehrestenStimmen diese Wahl bestätigen würden,um den Manlius herum versammlet, ihm zuseiner Beföderung Glück zu wünschen; als sich Manlius dem Tribunal des Consuls näherte, und ihn anzuhören bat. Jedermannerwartete begierig, was er vorbringen würde, als er die Regierung wegen seines schwa und was sich unter ihnen zugetragen. 489chen Gesichts ausschlug. (*) „Es würde,d. 541. J. n. R. E. d. 211. J. v. C. G.setzte er hinzu, gleich verwegen seyn, wennein General oder ein Steuermann, wennsie sich selbst durch fremde Augen müstenführen lassen, verlangen wollte, daß ihmandre die Sorgen ihres Lebens und ihreWohlfahrt überlassen sollten. Er bate also den Consul, daß er der Centuria Juniorum noch einmal ihre Stimmen zu sammlen befehlen, und sie ermahnen möchte,daß sie bey der Wahl eines Consuls vornehmlich mit auf den Krieg, welchen sie in Italien auszuhalten hätten, und auf die Umstände, in welchen sich gegenwärtig die Republick befände, sehen sollten. Man habe sichkaum von dem Schrecken erhohlt, welchesdie Annäherung Hannibals in Rom verursacht, als dieser fürchterliche Feind vor einigen Monaten mit seinen Trupen derStadt näher gerückt wäre. Die Centuria antwortete, daß sie ihre Meynung nichtändern, sondern auf ihrer gethanen Wahlbestehen würde.“


41 - /

Nachdem man die Consuls erwählt hatte, so ernannte man auch die Prätors. Undeben damahls erfuhr man, daß L. Otacilius,an welchen man wegen des Consulats gedacht hatte, in Sicilien gestorben sey.