Suchbegriff: mosle
Treffer: 107

61 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Obeidallah fand sich zu bestimmter Stunde bey dem Scharick ein. Sobald man seine Ankunft gemeldet, versteckte sich Moslem in einen Winkel des Zimmers, wo er nicht konnte gesehen werden; und der Statthalter, welcher sich nichts übels versah, trat mit einem Muselmanne Namens Hani, welcher ein heimlicher Anhänger des Hassein, und einer von den Mitverschwornen wider den Obeidallah war, in das Zimmer. Dieser Hani war es, bey welchem Moslem, als er nach Cuffah kam, einkehrte, und so lange wohnte, bis er seine Zuflucht in das Haus des Scharick zu nehmen für nöthig befand.


62 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

MoslemverfehltseinenStreich.

63 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Nachdem der Statthalter einige Zeit mitMoslemverfehltseinenStreich. dem Kranken gesprochen hatte, so verlangte dieser zu trinken. Moslem machte hierauf einige Bewegung, allein er war nicht stark genug den Streich, den man abgeredet hatte, zu vollführen. Unterdessen hatte doch ein Bedienter des Statthalters das, was vorging, bemerkt, und einigen Verdacht daraus geschöpft, welchen er seinem Herren mittheilte, und ihn dadurch bewog, dieses Haus auf das schleunigste zu verlassen.


64 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Hani führte den Statthalter wieder zurück, und als er hierauf in das Zimmer des Scharick zurückkam, fand er, daß dieser demMoslem wegen seiner Weichherzigkeit die lebhaftesten Vorwürfe machte. Hani konnte sich nicht enthalten ein gleiches zu thun. Was für einen Streich, sagte er, hast du verfehlt? Diesen Abend hättest du dich im Besitze des Schlosses sehen können; urtheile also, was für Vortheil demHassein daraus entsprungen wäre.


65 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Moslem konnte es nicht leugnen, daß bey gegenwärtigen Umständen dem Hassein ein grosser Dienst geschehen wäre, wenn er den vorgehabten Streich ausgeführet hätte: er gestand, daß ihn ein Gebot des Propheten zurückgehalten haben; der Glaube, sagte der Apostel, verdammet den Mord, und ein Gläubiger bringt keinen Menschen hinterlistiger Weise um. Diese Entschuldigung schien bey einem Umstande, der zum glücklichen Ausgange ihrer Anschläge sehr wesentlich war, ungemein übel angebracht zu seyn. Unterdessen da dieser Streich verfehlt war, so mußte man andre Maaßregeln ergreifen, welches auch der Statthalter seiner Seits, ihren Meutereyen Einhalt zu thun, nicht unterließ.


66 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Man sahe gar bald, daß das GeheimnißEiner vonden Anhängern desHasseinwird inVerhaft genommen. ausgekommen sey, als Hani auf Befehl des Statthalters in Verhaft genommen ward. Anfangs war er Willens gewesen, sich des Moslem zu versichern; weil man ihn aber nicht gleich finden konnte, so ließ er unterdessen denHani aufheben, in Hoffnung, daß ihm dieser die Mittel jenen zu bekommen erleichtern würde.


67 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Sobald Hani vor ihn gestellt war, fragte er ihn, wo Moslem sey? Hani antwortete, er kenne ihn nicht; doch einer von den Leuten des Statthalters überführte ihn so gleich seiner Lügen, indem er das Verständniß, welches er mit ihm habe, entdeckte. Der Statthalter nahm hierauf wieder das Wort, und sagte mit vielem Ungestüm. Ich muß es den Augenblick wissen, wo er ist.


68 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Moslemgreift zuden Waffen

69 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Dieses nun war Moslem, welcher ernsthafte Betrachtungen über das, was vorgefallen war, angestellt, und endlich den Entschluß geYesid.Hegire 60.n. C. G. 680faßt hatte, sich öffentlich zu erklären, weil er wohl sahe, daß ihn nunmehr blos die Gewalt gegen die Rache des Obeidallah schützen könne. Er stieg also zu Pferde, und zeigte sich öffentlich in den Gassen von Cuffah. Man gab das Zeichen, worüber man eins geworden war, wenn es Zeit seyn würde zu den Waffen zu greifen; und sogleich kamen die Anhänger so häufig zusammen, daß er sich bald an der Spitze von ohngefehr vier tausend Mann sahe. Er ließ hierauf zwey Fahnen vortragen, deren eine roth, und die andere grün war, und zog auf diese Art aus der Stadt hinaus, das Schloß zu überfallen; zugleich schickte er einen eignen Boten an den Hassein, welcher ihm in aller möglichsten Eilfertigkeit zu ihm zu stossen rathen mußte.


70 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Der Statthalter gab überall so gemessene Befehle, und seine Trupen hielten so festen Fuß, daß Moslem stutzig ward, und sich mit seiner Mannschaft nicht weiter fortzurücken wagte. Während der Zeit als Obeidallah den Feind auf diese Weise in Furcht hielt, schickte er verschiedene von seinen Freunden, welches ehrwürdige und vor dem Volke angesehene Leute waren, in die Stadt, welche den Einwohnern vorstellen mußten, wie unrecht es sey, daß sich ihre Mitbürger, einer solchen Sache wegen, dem Unglücke aussetzten.


71 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Diese Vorstellung ward mit aller möglichen Behutsamkeit gethan, so daß die meisten Cuffahner über die Gefahr, welche den ihDie Aufrührer verlassen ihn.rigen, die zu den Waffen gegriffen hatten, drohte, erschracken, aus der Stadt liefen, und Furcht und Schrecken unter die Mannschaft des Moslem brachten. Eine Muselmännin sogar wandte sich an den Anführer selbst, und sagte ihm mit einem drohenden Blicke, daß er sich nun fortmachen könnte, wann es ihn nicht bald reuen sollte. Er verachtete Anfangs diese Rede, und wartete bloß, bis die übrigen Anhänger, die er in Cuffah hatte, zu ihm stossen würden, um mit offenbarer Gewalt das Schloß anzugreifen; doch wie groß war seine Bestürzung, als er sahe, daß die Glieder seiner Trupen immer heller und heller wurden. Alle seine Mannschaft verließ ihn nach und nach, und endlich sahe er sich selbst genöthiget, wieder nach der Stadt zu kehren, weil nicht mehr als ohngefähr dreyßig Soldaten von vier tausend Mann bey ihm geblieben waren.


72 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Der Statthalter war erfreut, als er sahe, daß sich die Rebellen von selbst zerstreuten, ob er sich gleich die Gelegenheit, sich des Moslems zu bemächtigen, nicht zu Nutze machen wollte. Er ließ ihn ganz ruhig in die Stadt wieder zurückkehren, und hofte ihn bald wegen seines Aufruhrs zu bestrafen; übrigens gab er sich weiter keine Mühe, als daß erYesid.Hegire 60.n. C. G. 680 demjenigen, welcher ihm den Moslem liefern würde, eine Belohnung versprach.


73 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Der Statthalter war erfreut, als er sahe, daß sich die Rebellen von selbst zerstreuten, ob er sich gleich die Gelegenheit, sich des Moslems zu bemächtigen, nicht zu Nutze machen wollte. Er ließ ihn ganz ruhig in die Stadt wieder zurückkehren, und hofte ihn bald wegen seines Aufruhrs zu bestrafen; übrigens gab er sich weiter keine Mühe, als daß erYesid.Hegire 60.n. C. G. 680 demjenigen, welcher ihm den Moslem liefern würde, eine Belohnung versprach.


74 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Moslemnimmt dieFlucht.

75 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Moslem ließ sich durch diese abschlägliche Antwort nicht abweisen, sondern wiederholte seine Bitte, und drang in sie, ihm wenigstens zu erlauben, daß er unter ihrem Dache den Tag erwarten dürfe. Ihr werdet mir einen grossen Dienst erweisen, fügte er hinzu, und es soll euch nicht gereuen. Wer seyd ihr denn? erwiderte hierauf die Frau. Als sich Moslem ihr nun entdeckte, gab sie sich alle Mühe, ihn wohl zu empfangen, und verbarg ihn in einem abgelegten Ort ihres Hauses. Weil ihm übrigens einige Nahrung sehr nöthig war, wenn er sich anders länger erhalten wollte, so brachte sie ihm auch etwas zu essen, und that alles, ihm eine ruhige und gute Nacht zu verschaffen.