Suchbegriff: moli
Treffer: 80

31 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Terenz verlegte die Intrigue der Perinthia des Menanders in die Andria des nehmlichen griechischen Dichters, und machte aus zwey einfachen Stücken ein zusammengesetztes. Ich that in dem unehelichen Sohne das Gegentheil. Goldoni hatte den Geitzigen des Moliere, und die Charaktere deswahren Freundes in ein Lustspiel von drey Aufzügen zusammengeschmolzen. Ich trennte diesen doppelten Stoff und machte ein Stück von fünf Aufzügen daraus. Dieses Stück mag nun gut oder schlecht geworden seyn; genug, in diesem Punkte hatte ich Recht.


32 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Doch ist dabey anzumerken, daß es überhaupt mehr Stücke giebt, in welchen das Gespräch, als in welchen der Plan gut ist. DasGenie, welches die Zufälle zu ordnen vermag, scheinet weit rarer, als das Genie, welches die gehörigen Reden zu finden weis. Wie viel schöne Scenen hat Moliere! Aber seine glücklichen Entwickelungen sind zu zählen.


33 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Ein eingebildeter alter Narr hat seinen bürgerlichen Namen Arnolph in den Namen Herr de la Souche verwandelt; und auf diesem sinnreichen Auswege kann die ganze Verwickelung beruhen, und die Auflösung kann so ungezwungen und unerwartet daraus her fliessen, daß alle Zuschauer ruffen werden: vortrefflich! Und darinn werden sie Recht haben. Aber wenn man ihnen, ohne alleWahrscheinlichkeit, fünf bis sechsmal hinter einander, diesen Arnolph als den Vertrauten seines Nebenbuhlers zeigt, wie ihn sein Mündel hinter das Licht führet, daß er in eins fort von Valeren zur Agnes, und von der Agnes zu Valeren gehen muß: so ist das kein Drama mehr; es ist eine Erzehlung. Und wer nicht nicht alle den Witz, alle die Lustigkeit, das ganze Genie des Moliere hat, dem wird man ganz gewiß den Mangel an Erfindung vorwerffen, dem wird man mehr als einmal hören lassen: das ist ein Mährchen, darüber man einschlaffen möchte!


34 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Carl Goldoni hat im Italiänischen eineKomödie, oder vielmehr ein Possenspiel in drey Aufzügen geschrieben, das er den aufrichtigen Freund nennet. Es ist ein Mischmasch von den Charakteren des wahren Freundes, und des Geitzigen vom Moliere. Die Cassette und der Diebstahl kommen darinn vor; und die Helfte der Scenen spielen in dem Hause eines geitzigen Vaters.


35 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Aus dem andern Theile, glaubte ich, liesse sich etwas Erträgliches machen; ich bemächtigte mich also seiner, als ob es das Meinige wäre. Goldoni selbst war nicht gewissenhafter gewesen. Er hatte sich den Geitzigen eigen gemacht, ohne daß jemand das geringste dawider einzuwenden gefunden; und noch war niemand auf den Einfall gekommen, Molieren oder Corneillen eines Diebstahls zu beschuldigen, weil sie die Idee zu diesem oder jenem Stücke von einem italiänischenVerfasser, oder von dem spanischen Theaterentlehnet haben.


36 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Terenz contrastiert wenig. Plautuscontrastiert noch weniger. Moliere öftrer. Aber wenn bey Molieren der Contrast oft das Hülfsmittel eines Mannes von Genie ist, muß man ihn deswegen auch andern Dichtern vorschreiben? Hätte man nicht vielmehr Ursache, eben deswegen sie davor zu warnen?


37 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Terenz contrastiert wenig. Plautuscontrastiert noch weniger. Moliere öftrer. Aber wenn bey Molieren der Contrast oft das Hülfsmittel eines Mannes von Genie ist, muß man ihn deswegen auch andern Dichtern vorschreiben? Hätte man nicht vielmehr Ursache, eben deswegen sie davor zu warnen?


38 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Warum will man den Verfaßer in seinen Personen suchen? Was hat Racine mit derAthalie, was hat Moliere mit dem Tartüff gemein? Es sind Männer von Genie, die die verstecktesten Falten des menschlichen Herzens durchsucht, und da alles das gefunden haben, was in ihren Werken wahr und rührend ist. Ihre Gedichte wollen wir beurtheilen, und um ihre Personen uns unbekümmert lassen.


39 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Moliere ist öfters unnachahmlich. Er hat Scenen von vier bis fünf Personen, die aus lauter einsylbigten Wörtern bestehen, und wo jede Person nur ein einziges solches Wort sagt; allein dieses Wort ist ihrem Charakter gemäß, und schildert ihn. Es giebt in seinengelehrten Frauenzimmern Stellen, worüber einem die Feder aus der Hand fällt. Hat man ein wenig Genie, so verschwindet es da. Man bleibt ganze Tage, ohne das geringste zu machen. Man mißfällt sich selber. Der Muth kömmt nicht eher nach und nach wieder, als bis man das Gelesene nach und nach vergißt, bis sich der Eindruck, den es auf uns gemacht hat, nach und nach verlieret.


40 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Auch so gar da, wo es diesem wunderbaren Mann nicht gelegen war, sein ganzes Genie zu zeigen, läßt es sich spüren. Elmire würde sich dem Tartüff auf die plumpste Art antragen, und Tartüff würde ein Dummkopf scheinen, der sich in die augenscheinlichste Falle locken liesse, wenn Moliere dem nicht vorzubeugen gewußt hätte. Und man sehe nur, wie. Elmire hat die Erklärung des Tartüff ohne Unwillen angehört. Sie hat ihrem Sohne Stillschweigen auferlegt. Sie macht die Anmerkung, daß ein verliebter Mensch leicht zu verführen sey. Und auf diese Weise betriegt der Dichter den Zuschauer, und bereitet sich eine Scene, die, ohne diese Vorsicht, weit mehr Kunst erfordert hätte, als er so dabey angewendet hat. Aber wenn Dorine, in eben demselben Stücke, mehr Witz, mehr Verstand, feinere Begriffe, und sogar edlere Aus drücke hat, als ihre Herrschaft insgesammt: wenn sie sagt:


41 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Moliere hat sie des Aufschreibens gewürdiget: was kann man stärkeres für sie sagen?


42 - Von der dramatischen Dichtkunst /

Aber wenn sie Moliere auch nicht aufgeschrieben hätte, würde deswegen ein anderer Unrecht thun, wenn er darauf bedacht wäre? O ihr Kunstrichter, ihr engen, schaalen Köpfe, wie lange wollt ihr noch, nichts nach sich selbst beurtheilen, sondern nur alles nach seinem gegenwärtigen Zustande billigen oder mißbilligen?


43 - Fils naturelle /

Je laisserois là ma morale, & je me garderois bien de rendre importans sur la scène, des êtres qui sont nuls dans la société. Les Daves ont été les pivots de la Comédie ancienne, parce qu'ils étoient en effet les moteurs de tous les troubles domestiques. Sontce les mœurs qu'on avoit il y a deux mille ans, ou les nôtres, qu'il faut imiter? Nos valets de comédie sont toujours plaisans, preuve certaine qu'ils sont froids. Si le poëte les laisse dans l'antichambre, où ils doivent être, l'action, se passant entre les principaux personnages, en sera plus intéressante & plus forte. Moliere, qui savoit si bien en tirer parti, les a exclus du Tartuffe & du Mifanthrope. Ces intrigues de valets & de soubrettes, dont on coupe l'action principale, sont un moyen sûr d'anéantir l'intérêt. L'action théâtrale ne se repose point; & mêler deux intrigues, c'est les arrêter alternativement l'une & l'autre.


44 - Fils naturelle /

Ce n'est pas le précepte; c'est autre chose de plus immédiat, de plus intime, de plus obscur & de plus certain, qui les guide & qui les éclaire. Je ne peux vous dire que cas je fais d'un grand acteur, d'une grande actrice. Combien je serois vain de ce talent, si je l'avois! Isolé sur la surface de la terre, maître de mon sort, libre de préjugés, j'ai voulu une fois être comédien; & qu'on me 170 DE LA POÉSIE réponde du succès de Quinault Dufresne, & je le suis demain. Il n'y a que la médiocrité qui donne du dégoût au théâtre; &, dans quelqu'état que ce soit, que les mauvaises mœurs qui déshonorent. Au-dessous de Ra cine & de Corneille, c'est Baron, la Desmares, la de Seine, que je vois; au-dessous de Moliere & de Regnard, Quinault l'aîné & sa sœur.


45 - Fils naturelle /

Le genre burlesque & le genre merveilleux n'ont point de poétique & n'en peuvent avoir.Si l'on hasarde sur la scène lyrique un trait nouveau, c'est une absurdité qui ne se soutient que par des liaisons plus ou moins éloignées avec une absurdité ancienne. Le nom & les talens de l'auteur y font aussi quelque chose. Moliere allume des chandelles tout 242 DE LA POÉSIE autour de la tête du Bourgeois Gentilhomme: c'est une extravagance qui n'a pas de bon-sens; on en convient, & l'on en rit. Un autre imagine des hommes qui deviennent petits à mesure qu'ils font des sottises: il y a dans cette fiction une allégorie sensée; & il estsifflé. Angélique se rend invisible à son amant par le pouvoir d'un anneau qui ne la cache à aucun des spectateurs, & cette machine ridicule ne choque personne. Qu'on mette un poignard dans la main d'un méchant qui en frappe ses ennemis, & qui ne blesse que lui-même: c'est assez le sort de la méchanceté; & rien n'est plus incertain que le succès de cepoignard merveilleux.