Suchbegriff: mazarin
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Ein Jahr darauf nöthigten eben diese Schleuderer, welche den großen Conde und die Prinzen der furchtsamen Rache des Mazarins verkauft hatten, die Königinn, ihnen das Gefängniß öffnen zu lassen, und ihren ersten Minister aus dem Reiche zu verjagen.Conde kam unter den Zurufungen des Volks wieder, welches ihn vorher so gehaßt hatte. Seine Gegenwart erneuerte die Meutereyen und Uneinigkeiten.


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In dieser Verzehrung blieb das Reich noch einige Jahre. Die Regierung nahm niemals andere als schwache und ungewisse Rathschlüsse: sie schien endlich unterliegen zu müssen: die Rebellen aber waren beständig uneins, und dieses errettete den Hof. Der Coadjutor, welcher bald des Prinzen von Conde Freund bald Feind war, brachte einen Theil des Parlements und des Volks wider ihn auf. Er unterstand sich zu gleicher Zeit der Königinn zu dienen, indem er diesem Prinzen die Spitze hielt, und sie zu beleidigen, indem er sie nöthigte, den Kardinal Mazarin zu entfernen, welcher seine Zuflucht nach Cöln nahm. Die Königinn war, vermöge des Widerspruchs, welcher bey schwachen Regierungen nur allzu gewöhnlich ist, genöthiget, sowohl seine Dienste als seine Beleidigungen anzunehmen, und eben den Coadjutor zum Kardinal zu ernennen, welcher der Urheber der Barricaden war, und die ganze königliche Familie ge

nöthiget hatte, aus der Hauptstadt zu entweichen und sie zu belagern.


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Nunmehr kehrte der Kardinal Mazarin, welcher aus dem Innersten seiner Verbannung von Cöln aus, den Hof regieret hatte, in das Königreich zurück, nicht so wohl als Minister, welcher seine Stelle wieder einnähme, sondern als Oberhaupt, welches sich wieder in den Besitz seiner Staaten setzte. Er wurde von einer kleinen Armee begleitet, welche aus sieben tausend Mann bestand, die er auf seine Unkosten, das ist, mit dem Gelde des Königreichs, welches er sich anmaßte, hatte werben lassen.


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Man läßt den König in einer Declaration damaliger Zeit sagen; daß der Kardinal diese Truppen wirklich von seinem Gelde angeworben habe. Dieses mag die Meynung derjenigen widerlegen, welche vorgeben, Mazarin habe sich bey seiner ersten Flucht aus dem Königreiche in Bedürfniß befunden. Die Anführung seiner kleinen Armee übergab er dem Marschalle von Hoquincourt. Alle Officiere trugen grüne Binden, dieses war die Livreyfarbe des Kardinals. Damals hatte jede Partey ihre besondere Binde. Die Partey des Königs trug weiße Bin den, die Partey des Prinzen von Conde isabellfär bige. Es war zum Erstaunen, daß der Kardinal Mazarin, welcher sich bisher so bescheiden gestellet hatte, die Verwegenheit besaß, eine Armee seine Livrey tragen zu lassen, als ob er eine andere Partey als die Partey seines Herrn gehabt hätte. Doch er konnte dieser Eitelkeit nicht widerstehen. Die Königinn billigte sie. Der König, welcher schon mün dig war, und sein Bruder kamen ihm entgegen.


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Man läßt den König in einer Declaration damaliger Zeit sagen; daß der Kardinal diese Truppen wirklich von seinem Gelde angeworben habe. Dieses mag die Meynung derjenigen widerlegen, welche vorgeben, Mazarin habe sich bey seiner ersten Flucht aus dem Königreiche in Bedürfniß befunden. Die Anführung seiner kleinen Armee übergab er dem Marschalle von Hoquincourt. Alle Officiere trugen grüne Binden, dieses war die Livreyfarbe des Kardinals. Damals hatte jede Partey ihre besondere Binde. Die Partey des Königs trug weiße Bin den, die Partey des Prinzen von Conde isabellfär bige. Es war zum Erstaunen, daß der Kardinal Mazarin, welcher sich bisher so bescheiden gestellet hatte, die Verwegenheit besaß, eine Armee seine Livrey tragen zu lassen, als ob er eine andere Partey als die Partey seines Herrn gehabt hätte. Doch er konnte dieser Eitelkeit nicht widerstehen. Die Königinn billigte sie. Der König, welcher schon mün dig war, und sein Bruder kamen ihm entgegen.


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Auf die erste Nachricht seiner Zurückkunft warbGaston von Orleans, der Bruder Ludewigs desXIII, welcher die Entfernung des Kardinals zuwege gebracht hatte, in Paris Truppen, ohne eigentlich zu wissen, wozu sie sollten gebraucht werden. Das Parlement erneuerte seine Schlüsse, es erklärte denMazarin in die Acht, und setzte einen Preis auf seinen Kopf. Man mußte in den Registern nachsehen, welches der Preis auf den Kopf eines Feindes des Vaterlandes sey. Man fand, daß man unter dem neunten Carl demjenigen öffentlich funzig tausend Thaler versprochen hatte, welcher den Admiral Coligny lebendig oder todt liefern würde. Man glaubte in allem Ernste sehr regelmäßig zu verfahren, wenn man eben den Preis auf die Ermordung des Kardinals und ersten Ministers setzte. Doch diese in die Achterklärung setzte niemanden in Versuchung, die funfzig tausend Thaler zu verdienen, welche am Ende gewiß nicht würden seyn bezahlet worden. Bey einem andern Volke, und zu einer andern Zeit, würde dieser Rechtsschluß seine Ausführer gefunden haben; damals aber diente er zu nichts, als zu neuen Spöttereyen. Die Blots und die Marignys, witzige Köpfe, welche mitten unter diesen Unruhen zu lachen machten, ließen in Paris eine Eintheilung von hundert und funfzig tausend Livres anschlagen; so wohl für den, welcher dem Kardinale die Nase oder ein Ohr abschneiden würde, als für den, welcher ihm ein Auge ausstechen oder ihn zum Verschnittenen machen würde. Dieses Lächerliche war die ganze Wirkung der in die Achterklärung. Der Kardinal seiner Seits gebrauchte gegen seine Feinde weder Gift noch Versuch über das Jahrhundert Mord; und, ungeachtet der Bitterkeit und Raserey so vieler Parteyen, wurden doch nicht viele große Verbrechen begangen. Die Anführer der Parteyen waren nicht sehr grausam, und das Volk nicht sehr wüthend; denn es war kein Religionskrieg.


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Auf die erste Nachricht seiner Zurückkunft warbGaston von Orleans, der Bruder Ludewigs desXIII, welcher die Entfernung des Kardinals zuwege gebracht hatte, in Paris Truppen, ohne eigentlich zu wissen, wozu sie sollten gebraucht werden. Das Parlement erneuerte seine Schlüsse, es erklärte denMazarin in die Acht, und setzte einen Preis auf seinen Kopf. Man mußte in den Registern nachsehen, welches der Preis auf den Kopf eines Feindes des Vaterlandes sey. Man fand, daß man unter dem neunten Carl demjenigen öffentlich funzig tausend Thaler versprochen hatte, welcher den Admiral Coligny lebendig oder todt liefern würde. Man glaubte in allem Ernste sehr regelmäßig zu verfahren, wenn man eben den Preis auf die Ermordung des Kardinals und ersten Ministers setzte. Doch diese in die Achterklärung setzte niemanden in Versuchung, die funfzig tausend Thaler zu verdienen, welche am Ende gewiß nicht würden seyn bezahlet worden. Bey einem andern Volke, und zu einer andern Zeit, würde dieser Rechtsschluß seine Ausführer gefunden haben; damals aber diente er zu nichts, als zu neuen Spöttereyen. Die Blots und die Marignys, witzige Köpfe, welche mitten unter diesen Unruhen zu lachen machten, ließen in Paris eine Eintheilung von hundert und funfzig tausend Livres anschlagen; so wohl für den, welcher dem Kardinale die Nase oder ein Ohr abschneiden würde, als für den, welcher ihm ein Auge ausstechen oder ihn zum Verschnittenen machen würde. Dieses Lächerliche war die ganze Wirkung der in die Achterklärung. Der Kardinal seiner Seits gebrauchte gegen seine Feinde weder Gift noch Versuch über das Jahrhundert Mord; und, ungeachtet der Bitterkeit und Raserey so vieler Parteyen, wurden doch nicht viele große Verbrechen begangen. Die Anführer der Parteyen waren nicht sehr grausam, und das Volk nicht sehr wüthend; denn es war kein Religionskrieg.


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Der Geist des Schwindels, welcher zu dieser Zeit herrschte, besaß das ganze Parlement von Paris so sehr *, daß es, nachdem es einen Mord befohlen hatte, worüber man lachte, einen Schluß faßte, vermöge dessen verschiedene Räthe sich an die Grän zen begeben mußten, um von der Armee des Kardinals Mazarin, das ist, von der königlichen Armee, Nachricht einzuziehen.


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Gleich zu eben der Zeit, als sich diese Versammlung wider den Minister des Königs zu solchen Aus schweifungen bringen ließ, erklärte sie den Prinzen von Conde, welcher doch wider niemanden, als wider eben diesen Minister, zu den Waffen gegriffen hatte, des Verbrechens der beleidigten Majestät schuldig; und befahl aus einer Verwirrung des Geistes, welche alle die vorhergehenden Unternehmungen glaublich machen, daß die Truppen des Gastons, Herzogs von Orleans, wider den Mazarin aufbrechen sollten, verboth aber zugleich, nicht einen Heller aus den

* Im December 1651.

Ludewigs des XIV. öffentlichen Einnahmen, zu ihrer Besoldung, zu nehmen.


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Ludewig der XIV, welcher in lauter Widerwärtigkeiten erzogen ward, zog mit seiner Mutter, seinem Versuch über das JahrhundertBruder und dem Kardinal Mazarin aus einer Provinz in die andere, und hatte kaum so viel Truppen um sich, als er nach der Zeit im Frieden bloß zu seiner Leibwache hatte. Fünf bis sechs tausend Mann, wovon ein Theil aus Spanien gekommen, der andere von den Freunden des Prinzen von Conde geworben worden, verfolgten ihn in dem Innersten seines Königreichs.


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Die königliche Armee war in zwey Heere vertheilt.Conde stürzte sich auf dasjenige, welches bey Blenau stand, und von dem Marschall von Hoquincourt angeführet wurde. Dieses Heer ward zu gleicher Zeit zerstreuet und angegriffen. Man konnte es Turennen nicht wissen lassen. Der Kardinal Mazarin war voller Erschrecken, begab sich eilend mitten in der Nacht nach Gien, und weckte den König aus dem Schlafe, ihm Nachricht davon zu geben. Sein kleiner Hof ward bestürzt, man schlug dem Könige vor, sich durch die Flucht zu retten, und sich in aller Stille nach Bourges bringen zu lassen. Der siegende Prinz von Conde nahete sich der Stadt Gien, und die allgemeine Furcht ward immer stärker und stärker.Turenne brachte durch seine Standhaftigkeit vielen neuen Muth bey, und errettete den Hof durch seine Geschicklichkeit. Er machte mit den wenigen Truppen, welche ihm übrig waren, so glückliche Bewegungen, und nutzte Zeit und Ort so wohl, daß er den Conde verhinderte, seinen Vortheil zu verfolgen. Nunmehr war es schwer zu entscheiden, welcher die meiste Ehre erlangt habe, ob der siegende Conde, oder Turenne, welcher ihm die Frucht des Sieges Versuch über das Jahrhundert entrissen hatte. Es ist wahr, daß in dieser Schlacht bey Blenau, welche seit so langer Zeit in Frankreich berühmt ist, kaum vierhundert Mann blieben; nichts destoweniger aber war der Prinz von Conde auf dem Puncte, die ganze königliche Familie in seine Gewalt zu bekommen, und sich seines Feindes, des Kardinals Mazarin, zu bemächtigen. Man konnte keine kleinere Schlacht, keinen größern Antheil dabey, und keine dringendere Gefahr sehen.


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Die königliche Armee war in zwey Heere vertheilt.Conde stürzte sich auf dasjenige, welches bey Blenau stand, und von dem Marschall von Hoquincourt angeführet wurde. Dieses Heer ward zu gleicher Zeit zerstreuet und angegriffen. Man konnte es Turennen nicht wissen lassen. Der Kardinal Mazarin war voller Erschrecken, begab sich eilend mitten in der Nacht nach Gien, und weckte den König aus dem Schlafe, ihm Nachricht davon zu geben. Sein kleiner Hof ward bestürzt, man schlug dem Könige vor, sich durch die Flucht zu retten, und sich in aller Stille nach Bourges bringen zu lassen. Der siegende Prinz von Conde nahete sich der Stadt Gien, und die allgemeine Furcht ward immer stärker und stärker.Turenne brachte durch seine Standhaftigkeit vielen neuen Muth bey, und errettete den Hof durch seine Geschicklichkeit. Er machte mit den wenigen Truppen, welche ihm übrig waren, so glückliche Bewegungen, und nutzte Zeit und Ort so wohl, daß er den Conde verhinderte, seinen Vortheil zu verfolgen. Nunmehr war es schwer zu entscheiden, welcher die meiste Ehre erlangt habe, ob der siegende Conde, oder Turenne, welcher ihm die Frucht des Sieges Versuch über das Jahrhundert entrissen hatte. Es ist wahr, daß in dieser Schlacht bey Blenau, welche seit so langer Zeit in Frankreich berühmt ist, kaum vierhundert Mann blieben; nichts destoweniger aber war der Prinz von Conde auf dem Puncte, die ganze königliche Familie in seine Gewalt zu bekommen, und sich seines Feindes, des Kardinals Mazarin, zu bemächtigen. Man konnte keine kleinere Schlacht, keinen größern Antheil dabey, und keine dringendere Gefahr sehen.


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Conde, welcher sich nicht schmeichelte, Turennen zu überraschen, wie er den Hoquincourt überrascht hatte, ließ seine Armee gegen Paris anrücken. Er eilte, in dieser Stadt seines Ruhms zu genießen, und sich die vortheilhaften Gesinnungen des blinden Volks zu Nutze zu machen. Die Verwunderung, welche man über die letzte Schlacht bezeugte, und wovon man die Umstände vergrößerte, der Haß, welchen man gegen den Mazarin hegte, der Name und die Gegenwart des großen Conde schienen ihn anfangs zum unumschränkten Herrn der Hauptstadt zu machen. In der That aber waren alle Gemüther getheilet; jede Partey bestund aus kleinen Parteyen, so wie es bey allen Trubeln zu geschehen pflegt. Der Coadjutor, welcher Kardinal von Retz geworden war, und sich, dem Ansehen nach, mit dem Hofe, welcher ihn fürchtete, und dem er nicht trauete, ausgesöhnet hatte, war nicht mehr Herr des Volkes, und spielte nicht mehr die vornehmste Person. Er beherrschte den Herzog von Orleans, und war dem Prinz von Conde entgegen. Das Parlement schwebte zwischen dem Hofe, dem Herzoge von Orleans und dem Prinzen; alle aber kamen darinne überein, auf den MazarinLudewigs des XIV. zu schimpfen. Jeder hatte insgeheim seine besondern Absichten; das Volk war ein stürmisches Meer, dessen Wellen von entgegenstehenden Winden auf Gerathewohl getrieben wurden.


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Conde, welcher sich nicht schmeichelte, Turennen zu überraschen, wie er den Hoquincourt überrascht hatte, ließ seine Armee gegen Paris anrücken. Er eilte, in dieser Stadt seines Ruhms zu genießen, und sich die vortheilhaften Gesinnungen des blinden Volks zu Nutze zu machen. Die Verwunderung, welche man über die letzte Schlacht bezeugte, und wovon man die Umstände vergrößerte, der Haß, welchen man gegen den Mazarin hegte, der Name und die Gegenwart des großen Conde schienen ihn anfangs zum unumschränkten Herrn der Hauptstadt zu machen. In der That aber waren alle Gemüther getheilet; jede Partey bestund aus kleinen Parteyen, so wie es bey allen Trubeln zu geschehen pflegt. Der Coadjutor, welcher Kardinal von Retz geworden war, und sich, dem Ansehen nach, mit dem Hofe, welcher ihn fürchtete, und dem er nicht trauete, ausgesöhnet hatte, war nicht mehr Herr des Volkes, und spielte nicht mehr die vornehmste Person. Er beherrschte den Herzog von Orleans, und war dem Prinz von Conde entgegen. Das Parlement schwebte zwischen dem Hofe, dem Herzoge von Orleans und dem Prinzen; alle aber kamen darinne überein, auf den MazarinLudewigs des XIV. zu schimpfen. Jeder hatte insgeheim seine besondern Absichten; das Volk war ein stürmisches Meer, dessen Wellen von entgegenstehenden Winden auf Gerathewohl getrieben wurden.


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Man sahe nichts als Unterhandlungen unter den Häuptern der Partey, Abordnungen des Parlements, Versammlungen der Kammern, Aufruhr unter dem Pöbel, und Kriegsleute auf dem Felde. Der Prinz hatte die Spanier zu Hülfe gerufen. Carl der IV, der aus seinen Staaten vertriebene Herzog von Lothringen, dessen ganzes Vermögen in einer Armee von acht tausend Mann bestand, welche er alle Jahre an den König von Spanien verkaufte, näherte sich mit dieser Armee der Stadt Paris. Der Kardinal Mazarin both ihm mehr Geld an, wenn er wieder zurück kehren wollte, als ihm die Partey des Conde gegeben hatte, herbey zu kommen. Der Herzog von Lothringen verließ Frankreich gar bald, nachdem er es überall, wodurch sein Zug gieng, verwüstet hatte, und nahm von beyden Parteyen das Geld mit weg.