Suchbegriff: mago
Treffer: 163

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Hanno antwortete hierauf mit einer ganzgelassenen Stimme und Mine folgendergestalt. Ich würde heute gern ein tiefes Stillschweigen beobachtet haben, um diejenigeFreude, welcher sich, wie ich wahrnehme, einjeder überlässet, nicht durch einen Vortragzu stören, der vielleicht nicht nach eurem Geschmack seyn dürfte. Weil ich aber befürchten müste, wenn ich einem Senator, der michauffordert, nichts antworten wollte, michentweder eines übelangebrachten Stolzes, odereiner knechtischen Niederträchtigkeit schuldigzu machen, und zu erkennen zu geben, daß ichnicht wüste, wie ich sowohl selbst ein freyerMensch sey, als auch mit einem solchen zu thun habe, so antworte ich hiermit dem Himilco: daß ich nicht nur allemahl auf diesenKrieg übel zu sprechen gewesen, sondern auchnie aufhören werde, mich gegen euren unüberwindlichen General zu erklären, bis ich sehe,daß der Krieg durch einen Frieden, dessenBedingungen erträglich sind, geschlossen wor und was sich unter ihm zugetragen. 159den. Ich werde beständig den vorigen FrieV. R. E. 536. V. C. G. 216.den bedauren, bis ein neuer wieder hergestellet seyn wird. Die Vortheile, welche uns Mago eben itzt bis an den Himmel erhoben hat, erregen bey dem Himilco und andern Anhängern des Hannibals ein ausnehmendesVergnügen, und sie können in so fern beymir eine gleiche Wirkung haben, da ein soglücklicher Fortgang der Waffen, wenn wiruns denselben recht zu Nutze machen wollen,uns annehmliche Friedensbedingungen verschaffen kann. Lassen wir aber diesen glücklichen Zeitpunct aus den Händen, in welchem es bey uns zu stehen scheinet, nicht denFrieden anzunehmen, sondern zu geben, sofürchte ich sehr, es dürfte die Freude, welcheuns itzt entzückt, in kurzen zunichte und zuWasser werden. Denn was will es überhaupt mit diesem so sehr gepriesenem Glücke sagen, und womit endigen sich alle die grossen Lobsprüche? Es heißt, wir haben die Armeender Feinde niedergehauen, schicket uns frischeSoldaten. Was würdet ihr wohl verlangen, wenn ihr wäret überwunden worden?Wir haben, saget ihr ferner, uns zweyer feindlicher Lager bemächtiget, welche ohne Zweifelmit vieler Beute und allerhand Lebensmittelnversehen waren, schicket uns Proviant undGeld. Was würdet ihr denn begehren,wenn ihr euer Lager eingebüsset hättet? Damit es aber nicht das Ansehen habe, als obich hier allein als ein Verklagter abgehöret werden solle, so antwortet mir nun auch, 160 C. Terentius Varro, Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216.Himilco, oder Mago, denn ich glaube eben sowohl berechtiget zu seyn, euch zu fragen, als Himilco vermeinet, mit Fragen in mich zudringen. Ihr saget, die Niederlage bey Cannas habe das ganze Römische Reich überden Hauffen geworffen, und ganz Italien seygegen die Römer aufgebracht. Saget unsdoch, ist denn wohl unter allen Völkern desLateinischen Namens ein einiges, welches eure Parthey ergriffen hat? und ist unter allenden 35 Zünften, aus denen Rom bestehet,ein einiger Bürger, welcher zu euch übergegangen ist? Auf die dargegen ertheilte Ant wort des Mago, daß keines von beyden geschehen sey, fuhr er also fort: Da wir demnach noch eine sehr ansehnliche Menge Feindeauf dem Halse haben, so meldet uns dochwenigstens, was diejenigen, welche also nochübrig sind, für Anstalten machen, und ob siesich noch mit einiger Hofnung schmeicheln? Da Mago hierauf zur Antwort ertheilte, daß er davon nichts wisse; versetzte Hanno, es istdoch gleichwohl nichts leichter, als dieses, zuerfahren. Habt ihr aber auch nichts gehört,ob man etwan in dem Rathe zu Rom etwasvorgetragen, das auf die Erbittung des Friedens abzielet, oder sind vielleicht gar schonRömische Gesandten bey dem Hannibal angelangt, um sich mit ihm wegen des Friedens in Unterhandlung einzulassen? Da Mago a bermahls mit Nein antwortete, fuhr Hannoalso fort: Wir haben also noch immer dievöllige Kriegslast auf uns, welche wir da und was sich unter ihm zugetragen. 161mahls hatten, als Hannibal nach ItalienV. R. E. 536. V. C. G. 216.übersetzte. Es sind viele unter uns, welchesich noch gar wohl des abwechselnden Glückes in dem erstern Kriege erinnern. Konntees mit unsern Sachen zu Wasser und zu Lande wohl besser stehen, ehe Caius Lutatiusund Aulus Posthumius das Consulat antraten? und doch wurden wir unter ihrer Regierung bey den Aegatischen Inseln überwunden. Sollte sich das Blat jetzt wenden,doch die Götter wollen diese Prophezeyungnicht in die Erfüllung gehen lassen! sollte sich,sage ich, das Blat itzt wenden, dürffen wiruns wohl im geringsten Rechnung machen,daß wir sodann als Ueberwundene den Frieden erhalten werden, den uns itzo, da wirUeberwinder sind, niemand anbeut. Wenngegenwärtig die Rede davon wäre, entweder denen Römern den Frieden zu ertheilen,oder denselben von ihnen anzunehmen, wüsteich wohl, was ich darzu zu sagen hätte.Wollet ihr aber meine Meynung über die Vorstellungen des Mago wissen, so ist selbige diese: Entweder Hannibal ist siegreich,so bedarf er keiner Hülfe, oder er betrügetuns mit ungegründeter Hofnung, so verdienet er um so weniger, daß man ihm willfahre.


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Hanno antwortete hierauf mit einer ganzgelassenen Stimme und Mine folgendergestalt. Ich würde heute gern ein tiefes Stillschweigen beobachtet haben, um diejenigeFreude, welcher sich, wie ich wahrnehme, einjeder überlässet, nicht durch einen Vortragzu stören, der vielleicht nicht nach eurem Geschmack seyn dürfte. Weil ich aber befürchten müste, wenn ich einem Senator, der michauffordert, nichts antworten wollte, michentweder eines übelangebrachten Stolzes, odereiner knechtischen Niederträchtigkeit schuldigzu machen, und zu erkennen zu geben, daß ichnicht wüste, wie ich sowohl selbst ein freyerMensch sey, als auch mit einem solchen zu thun habe, so antworte ich hiermit dem Himilco: daß ich nicht nur allemahl auf diesenKrieg übel zu sprechen gewesen, sondern auchnie aufhören werde, mich gegen euren unüberwindlichen General zu erklären, bis ich sehe,daß der Krieg durch einen Frieden, dessenBedingungen erträglich sind, geschlossen wor und was sich unter ihm zugetragen. 159den. Ich werde beständig den vorigen FrieV. R. E. 536. V. C. G. 216.den bedauren, bis ein neuer wieder hergestellet seyn wird. Die Vortheile, welche uns Mago eben itzt bis an den Himmel erhoben hat, erregen bey dem Himilco und andern Anhängern des Hannibals ein ausnehmendesVergnügen, und sie können in so fern beymir eine gleiche Wirkung haben, da ein soglücklicher Fortgang der Waffen, wenn wiruns denselben recht zu Nutze machen wollen,uns annehmliche Friedensbedingungen verschaffen kann. Lassen wir aber diesen glücklichen Zeitpunct aus den Händen, in welchem es bey uns zu stehen scheinet, nicht denFrieden anzunehmen, sondern zu geben, sofürchte ich sehr, es dürfte die Freude, welcheuns itzt entzückt, in kurzen zunichte und zuWasser werden. Denn was will es überhaupt mit diesem so sehr gepriesenem Glücke sagen, und womit endigen sich alle die grossen Lobsprüche? Es heißt, wir haben die Armeender Feinde niedergehauen, schicket uns frischeSoldaten. Was würdet ihr wohl verlangen, wenn ihr wäret überwunden worden?Wir haben, saget ihr ferner, uns zweyer feindlicher Lager bemächtiget, welche ohne Zweifelmit vieler Beute und allerhand Lebensmittelnversehen waren, schicket uns Proviant undGeld. Was würdet ihr denn begehren,wenn ihr euer Lager eingebüsset hättet? Damit es aber nicht das Ansehen habe, als obich hier allein als ein Verklagter abgehöret werden solle, so antwortet mir nun auch, 160 C. Terentius Varro, Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216.Himilco, oder Mago, denn ich glaube eben sowohl berechtiget zu seyn, euch zu fragen, als Himilco vermeinet, mit Fragen in mich zudringen. Ihr saget, die Niederlage bey Cannas habe das ganze Römische Reich überden Hauffen geworffen, und ganz Italien seygegen die Römer aufgebracht. Saget unsdoch, ist denn wohl unter allen Völkern desLateinischen Namens ein einiges, welches eure Parthey ergriffen hat? und ist unter allenden 35 Zünften, aus denen Rom bestehet,ein einiger Bürger, welcher zu euch übergegangen ist? Auf die dargegen ertheilte Ant wort des Mago, daß keines von beyden geschehen sey, fuhr er also fort: Da wir demnach noch eine sehr ansehnliche Menge Feindeauf dem Halse haben, so meldet uns dochwenigstens, was diejenigen, welche also nochübrig sind, für Anstalten machen, und ob siesich noch mit einiger Hofnung schmeicheln? Da Mago hierauf zur Antwort ertheilte, daß er davon nichts wisse; versetzte Hanno, es istdoch gleichwohl nichts leichter, als dieses, zuerfahren. Habt ihr aber auch nichts gehört,ob man etwan in dem Rathe zu Rom etwasvorgetragen, das auf die Erbittung des Friedens abzielet, oder sind vielleicht gar schonRömische Gesandten bey dem Hannibal angelangt, um sich mit ihm wegen des Friedens in Unterhandlung einzulassen? Da Mago a bermahls mit Nein antwortete, fuhr Hannoalso fort: Wir haben also noch immer dievöllige Kriegslast auf uns, welche wir da und was sich unter ihm zugetragen. 161mahls hatten, als Hannibal nach ItalienV. R. E. 536. V. C. G. 216.übersetzte. Es sind viele unter uns, welchesich noch gar wohl des abwechselnden Glückes in dem erstern Kriege erinnern. Konntees mit unsern Sachen zu Wasser und zu Lande wohl besser stehen, ehe Caius Lutatiusund Aulus Posthumius das Consulat antraten? und doch wurden wir unter ihrer Regierung bey den Aegatischen Inseln überwunden. Sollte sich das Blat jetzt wenden,doch die Götter wollen diese Prophezeyungnicht in die Erfüllung gehen lassen! sollte sich,sage ich, das Blat itzt wenden, dürffen wiruns wohl im geringsten Rechnung machen,daß wir sodann als Ueberwundene den Frieden erhalten werden, den uns itzo, da wirUeberwinder sind, niemand anbeut. Wenngegenwärtig die Rede davon wäre, entweder denen Römern den Frieden zu ertheilen,oder denselben von ihnen anzunehmen, wüsteich wohl, was ich darzu zu sagen hätte.Wollet ihr aber meine Meynung über die Vorstellungen des Mago wissen, so ist selbige diese: Entweder Hannibal ist siegreich,so bedarf er keiner Hülfe, oder er betrügetuns mit ungegründeter Hofnung, so verdienet er um so weniger, daß man ihm willfahre.


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Hanno antwortete hierauf mit einer ganzgelassenen Stimme und Mine folgendergestalt. Ich würde heute gern ein tiefes Stillschweigen beobachtet haben, um diejenigeFreude, welcher sich, wie ich wahrnehme, einjeder überlässet, nicht durch einen Vortragzu stören, der vielleicht nicht nach eurem Geschmack seyn dürfte. Weil ich aber befürchten müste, wenn ich einem Senator, der michauffordert, nichts antworten wollte, michentweder eines übelangebrachten Stolzes, odereiner knechtischen Niederträchtigkeit schuldigzu machen, und zu erkennen zu geben, daß ichnicht wüste, wie ich sowohl selbst ein freyerMensch sey, als auch mit einem solchen zu thun habe, so antworte ich hiermit dem Himilco: daß ich nicht nur allemahl auf diesenKrieg übel zu sprechen gewesen, sondern auchnie aufhören werde, mich gegen euren unüberwindlichen General zu erklären, bis ich sehe,daß der Krieg durch einen Frieden, dessenBedingungen erträglich sind, geschlossen wor und was sich unter ihm zugetragen. 159den. Ich werde beständig den vorigen FrieV. R. E. 536. V. C. G. 216.den bedauren, bis ein neuer wieder hergestellet seyn wird. Die Vortheile, welche uns Mago eben itzt bis an den Himmel erhoben hat, erregen bey dem Himilco und andern Anhängern des Hannibals ein ausnehmendesVergnügen, und sie können in so fern beymir eine gleiche Wirkung haben, da ein soglücklicher Fortgang der Waffen, wenn wiruns denselben recht zu Nutze machen wollen,uns annehmliche Friedensbedingungen verschaffen kann. Lassen wir aber diesen glücklichen Zeitpunct aus den Händen, in welchem es bey uns zu stehen scheinet, nicht denFrieden anzunehmen, sondern zu geben, sofürchte ich sehr, es dürfte die Freude, welcheuns itzt entzückt, in kurzen zunichte und zuWasser werden. Denn was will es überhaupt mit diesem so sehr gepriesenem Glücke sagen, und womit endigen sich alle die grossen Lobsprüche? Es heißt, wir haben die Armeender Feinde niedergehauen, schicket uns frischeSoldaten. Was würdet ihr wohl verlangen, wenn ihr wäret überwunden worden?Wir haben, saget ihr ferner, uns zweyer feindlicher Lager bemächtiget, welche ohne Zweifelmit vieler Beute und allerhand Lebensmittelnversehen waren, schicket uns Proviant undGeld. Was würdet ihr denn begehren,wenn ihr euer Lager eingebüsset hättet? Damit es aber nicht das Ansehen habe, als obich hier allein als ein Verklagter abgehöret werden solle, so antwortet mir nun auch, 160 C. Terentius Varro, Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216.Himilco, oder Mago, denn ich glaube eben sowohl berechtiget zu seyn, euch zu fragen, als Himilco vermeinet, mit Fragen in mich zudringen. Ihr saget, die Niederlage bey Cannas habe das ganze Römische Reich überden Hauffen geworffen, und ganz Italien seygegen die Römer aufgebracht. Saget unsdoch, ist denn wohl unter allen Völkern desLateinischen Namens ein einiges, welches eure Parthey ergriffen hat? und ist unter allenden 35 Zünften, aus denen Rom bestehet,ein einiger Bürger, welcher zu euch übergegangen ist? Auf die dargegen ertheilte Ant wort des Mago, daß keines von beyden geschehen sey, fuhr er also fort: Da wir demnach noch eine sehr ansehnliche Menge Feindeauf dem Halse haben, so meldet uns dochwenigstens, was diejenigen, welche also nochübrig sind, für Anstalten machen, und ob siesich noch mit einiger Hofnung schmeicheln? Da Mago hierauf zur Antwort ertheilte, daß er davon nichts wisse; versetzte Hanno, es istdoch gleichwohl nichts leichter, als dieses, zuerfahren. Habt ihr aber auch nichts gehört,ob man etwan in dem Rathe zu Rom etwasvorgetragen, das auf die Erbittung des Friedens abzielet, oder sind vielleicht gar schonRömische Gesandten bey dem Hannibal angelangt, um sich mit ihm wegen des Friedens in Unterhandlung einzulassen? Da Mago a bermahls mit Nein antwortete, fuhr Hannoalso fort: Wir haben also noch immer dievöllige Kriegslast auf uns, welche wir da und was sich unter ihm zugetragen. 161mahls hatten, als Hannibal nach ItalienV. R. E. 536. V. C. G. 216.übersetzte. Es sind viele unter uns, welchesich noch gar wohl des abwechselnden Glückes in dem erstern Kriege erinnern. Konntees mit unsern Sachen zu Wasser und zu Lande wohl besser stehen, ehe Caius Lutatiusund Aulus Posthumius das Consulat antraten? und doch wurden wir unter ihrer Regierung bey den Aegatischen Inseln überwunden. Sollte sich das Blat jetzt wenden,doch die Götter wollen diese Prophezeyungnicht in die Erfüllung gehen lassen! sollte sich,sage ich, das Blat itzt wenden, dürffen wiruns wohl im geringsten Rechnung machen,daß wir sodann als Ueberwundene den Frieden erhalten werden, den uns itzo, da wirUeberwinder sind, niemand anbeut. Wenngegenwärtig die Rede davon wäre, entweder denen Römern den Frieden zu ertheilen,oder denselben von ihnen anzunehmen, wüsteich wohl, was ich darzu zu sagen hätte.Wollet ihr aber meine Meynung über die Vorstellungen des Mago wissen, so ist selbige diese: Entweder Hannibal ist siegreich,so bedarf er keiner Hülfe, oder er betrügetuns mit ungegründeter Hofnung, so verdienet er um so weniger, daß man ihm willfahre.


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Hanno antwortete hierauf mit einer ganzgelassenen Stimme und Mine folgendergestalt. Ich würde heute gern ein tiefes Stillschweigen beobachtet haben, um diejenigeFreude, welcher sich, wie ich wahrnehme, einjeder überlässet, nicht durch einen Vortragzu stören, der vielleicht nicht nach eurem Geschmack seyn dürfte. Weil ich aber befürchten müste, wenn ich einem Senator, der michauffordert, nichts antworten wollte, michentweder eines übelangebrachten Stolzes, odereiner knechtischen Niederträchtigkeit schuldigzu machen, und zu erkennen zu geben, daß ichnicht wüste, wie ich sowohl selbst ein freyerMensch sey, als auch mit einem solchen zu thun habe, so antworte ich hiermit dem Himilco: daß ich nicht nur allemahl auf diesenKrieg übel zu sprechen gewesen, sondern auchnie aufhören werde, mich gegen euren unüberwindlichen General zu erklären, bis ich sehe,daß der Krieg durch einen Frieden, dessenBedingungen erträglich sind, geschlossen wor und was sich unter ihm zugetragen. 159den. Ich werde beständig den vorigen FrieV. R. E. 536. V. C. G. 216.den bedauren, bis ein neuer wieder hergestellet seyn wird. Die Vortheile, welche uns Mago eben itzt bis an den Himmel erhoben hat, erregen bey dem Himilco und andern Anhängern des Hannibals ein ausnehmendesVergnügen, und sie können in so fern beymir eine gleiche Wirkung haben, da ein soglücklicher Fortgang der Waffen, wenn wiruns denselben recht zu Nutze machen wollen,uns annehmliche Friedensbedingungen verschaffen kann. Lassen wir aber diesen glücklichen Zeitpunct aus den Händen, in welchem es bey uns zu stehen scheinet, nicht denFrieden anzunehmen, sondern zu geben, sofürchte ich sehr, es dürfte die Freude, welcheuns itzt entzückt, in kurzen zunichte und zuWasser werden. Denn was will es überhaupt mit diesem so sehr gepriesenem Glücke sagen, und womit endigen sich alle die grossen Lobsprüche? Es heißt, wir haben die Armeender Feinde niedergehauen, schicket uns frischeSoldaten. Was würdet ihr wohl verlangen, wenn ihr wäret überwunden worden?Wir haben, saget ihr ferner, uns zweyer feindlicher Lager bemächtiget, welche ohne Zweifelmit vieler Beute und allerhand Lebensmittelnversehen waren, schicket uns Proviant undGeld. Was würdet ihr denn begehren,wenn ihr euer Lager eingebüsset hättet? Damit es aber nicht das Ansehen habe, als obich hier allein als ein Verklagter abgehöret werden solle, so antwortet mir nun auch, 160 C. Terentius Varro, Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216.Himilco, oder Mago, denn ich glaube eben sowohl berechtiget zu seyn, euch zu fragen, als Himilco vermeinet, mit Fragen in mich zudringen. Ihr saget, die Niederlage bey Cannas habe das ganze Römische Reich überden Hauffen geworffen, und ganz Italien seygegen die Römer aufgebracht. Saget unsdoch, ist denn wohl unter allen Völkern desLateinischen Namens ein einiges, welches eure Parthey ergriffen hat? und ist unter allenden 35 Zünften, aus denen Rom bestehet,ein einiger Bürger, welcher zu euch übergegangen ist? Auf die dargegen ertheilte Ant wort des Mago, daß keines von beyden geschehen sey, fuhr er also fort: Da wir demnach noch eine sehr ansehnliche Menge Feindeauf dem Halse haben, so meldet uns dochwenigstens, was diejenigen, welche also nochübrig sind, für Anstalten machen, und ob siesich noch mit einiger Hofnung schmeicheln? Da Mago hierauf zur Antwort ertheilte, daß er davon nichts wisse; versetzte Hanno, es istdoch gleichwohl nichts leichter, als dieses, zuerfahren. Habt ihr aber auch nichts gehört,ob man etwan in dem Rathe zu Rom etwasvorgetragen, das auf die Erbittung des Friedens abzielet, oder sind vielleicht gar schonRömische Gesandten bey dem Hannibal angelangt, um sich mit ihm wegen des Friedens in Unterhandlung einzulassen? Da Mago a bermahls mit Nein antwortete, fuhr Hannoalso fort: Wir haben also noch immer dievöllige Kriegslast auf uns, welche wir da und was sich unter ihm zugetragen. 161mahls hatten, als Hannibal nach ItalienV. R. E. 536. V. C. G. 216.übersetzte. Es sind viele unter uns, welchesich noch gar wohl des abwechselnden Glückes in dem erstern Kriege erinnern. Konntees mit unsern Sachen zu Wasser und zu Lande wohl besser stehen, ehe Caius Lutatiusund Aulus Posthumius das Consulat antraten? und doch wurden wir unter ihrer Regierung bey den Aegatischen Inseln überwunden. Sollte sich das Blat jetzt wenden,doch die Götter wollen diese Prophezeyungnicht in die Erfüllung gehen lassen! sollte sich,sage ich, das Blat itzt wenden, dürffen wiruns wohl im geringsten Rechnung machen,daß wir sodann als Ueberwundene den Frieden erhalten werden, den uns itzo, da wirUeberwinder sind, niemand anbeut. Wenngegenwärtig die Rede davon wäre, entweder denen Römern den Frieden zu ertheilen,oder denselben von ihnen anzunehmen, wüsteich wohl, was ich darzu zu sagen hätte.Wollet ihr aber meine Meynung über die Vorstellungen des Mago wissen, so ist selbige diese: Entweder Hannibal ist siegreich,so bedarf er keiner Hülfe, oder er betrügetuns mit ungegründeter Hofnung, so verdienet er um so weniger, daß man ihm willfahre.


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Die Rede des Hanno machte gar einenDer Rath schickt dem Hannibalneue HülfsTrupen zu.geringen Eindruck in denen Gemüthern. Siewaren von der Freude, welche ihnen der Siegverursachte, zu sehr eingenommen, als daß sieim geringsten darinne hätten gestöret werden können. Ueberdies machte den Hanno der 162 C. Terentius Varro, Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216. Haß, welcher jederzeit zwischen seiner und desHannibals Familie gewesen war, verdächtig, und man blieb gewiß versichert, daßwenn man sich nur einiger massen angriffe,in kurtzen ein vor die Carthaginenser glücklicher Ausgang des Krieges erfolgen würde.Es wurde also mit der grösten Einmüthigkeitbeschlossen, dem Hannibal eine Verstärkungvon vier tausend Numidiern, vierzig Elephanten und eine grosse Summe Geldes zuzuschi cken. Man ließ auch zugleich mit dem Mago einen General abreisen, welcher in Spanien 20000 Mann zu Fuß und 4000 zu Pferde anwerben, und damit sowohl die Armeedieser Provinz als die in Italien verstärkensollte. Aber allen diesen Befehlen wurde mitvieler Langsamkeit und Nachläßigkeit nachgelebet, wie solches insgemein in gutem Glückezu ergehen pfleget, zumahl wenn dabey dieUneinigkeit und Eiffersucht unter denenjenigen, welche die Regierung führen, herrschet.Der Geist der Partheylichkeit und der Un ruhe ist das Verderben eines Staats. Hanno war ein Mann von sehr guter Ueberlegung, und hatte sehr heilsame Absichten, erbeschmitzte aber alle diese vortreflichen Eigenschafften durch die gar zu deutlich zu Tagegelegte Antipathie gegen die Familie undPerson des Hannibals. Man muß unpartheyisch seyn, und nur allein das allgemeineBeste suchen, wenn man in Berathschlagungen Nutzen schaffen, und seinen Rathschlägen eine Vorzüglichkeit erwerben will.


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Die wahrhafte Ursache von dem widrigenSchicksaal des Hannibals ist vielmehr in demAussenbleiben der Hülfe und der frischenMannschafft, die er aus seinem Vaterlandeerwartete, zu suchen. Der Rath zu Car thago hatte zwar nach dem vom Mago abgestatteten Bericht beschlossen, die Eroberungen in Italien weiter zu treiben, und deswegen eine ansehnliche Verstärkung von Numidischer Reuterey, nebst vierzig Elephantenund tausend Talenten, welche eine MillionThaler betragen, aus Africa dahin zu schicken, wie auch in Spanien zwanzigtausendMann zu Fuß und viertausend Pferde aufzu und was sich unter ihm zugetragen. 173bringen, um damit die Armeen in Italien undV. R. E. 536. V. C. G. 216.Spanien zu verstärken. Allein Mago konnte nicht mehr als zwölftausend zu Fuß undzweytausend fünfhundert Pferde erhalten,und da er eben im Begriff war, mit diesemHeer, welches lange so stark nicht war, alsman ihm versprochen hatte, nach Italien aufzubrechen, wurde ihm ein Gegenbefehl zugeschickt, und er nach Spanien zu gehen beordert. Hannibal erhielt also, ohngeachtet dergrossen Versprechungen, weder Infanterienoch Cavallerie, weder Elephanten noch Geld,und man überließ ihn gänzlich seinem eigenenSchicksaal. Seine Armee war bis auf26000 Mann zu Fuß und 9000 zu Pferde geschmolzen. Wie konnte es also möglich seyn,mit einer so geschwächten Armee in einem fremden Lande alle nöthige Posten zu besetzen, dieneuen Bundesgenossen zu erhalten, die gemachten Eroberungen zu behaupten, und sichgegen zwo Römische Armeen, welche alle Jahre ergänzt wurden, im Felde vortheilhaftig zustellen? Dieses war die wahrhafte Ursache von dem Verfall der Sachen des Hanni bals. Wenn die Stelle des Polybius, woer von dieser Materie gehandelt hat, nochvorhanden wäre, würden wir ohne Zweifelfinden, daß er die Schuld mehr dieser Ursache, als der Anmuthigkeit der Stadt Capuabeygeschrieben hätte.


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Die wahrhafte Ursache von dem widrigenSchicksaal des Hannibals ist vielmehr in demAussenbleiben der Hülfe und der frischenMannschafft, die er aus seinem Vaterlandeerwartete, zu suchen. Der Rath zu Car thago hatte zwar nach dem vom Mago abgestatteten Bericht beschlossen, die Eroberungen in Italien weiter zu treiben, und deswegen eine ansehnliche Verstärkung von Numidischer Reuterey, nebst vierzig Elephantenund tausend Talenten, welche eine MillionThaler betragen, aus Africa dahin zu schicken, wie auch in Spanien zwanzigtausendMann zu Fuß und viertausend Pferde aufzu und was sich unter ihm zugetragen. 173bringen, um damit die Armeen in Italien undV. R. E. 536. V. C. G. 216.Spanien zu verstärken. Allein Mago konnte nicht mehr als zwölftausend zu Fuß undzweytausend fünfhundert Pferde erhalten,und da er eben im Begriff war, mit diesemHeer, welches lange so stark nicht war, alsman ihm versprochen hatte, nach Italien aufzubrechen, wurde ihm ein Gegenbefehl zugeschickt, und er nach Spanien zu gehen beordert. Hannibal erhielt also, ohngeachtet dergrossen Versprechungen, weder Infanterienoch Cavallerie, weder Elephanten noch Geld,und man überließ ihn gänzlich seinem eigenenSchicksaal. Seine Armee war bis auf26000 Mann zu Fuß und 9000 zu Pferde geschmolzen. Wie konnte es also möglich seyn,mit einer so geschwächten Armee in einem fremden Lande alle nöthige Posten zu besetzen, dieneuen Bundesgenossen zu erhalten, die gemachten Eroberungen zu behaupten, und sichgegen zwo Römische Armeen, welche alle Jahre ergänzt wurden, im Felde vortheilhaftig zustellen? Dieses war die wahrhafte Ursache von dem Verfall der Sachen des Hanni bals. Wenn die Stelle des Polybius, woer von dieser Materie gehandelt hat, nochvorhanden wäre, würden wir ohne Zweifelfinden, daß er die Schuld mehr dieser Ursache, als der Anmuthigkeit der Stadt Capuabeygeschrieben hätte.


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Da während dessen Mago, der BruderV. R. E. 537. V. C. G. 215.Hannibals, im Begriff war, von Carthagoabzugehen, und die zwölftausend Mann zuFuß, fünfhundert zu Pferde, zwanzig Elephanten, und tausend Talente Silbers (ohngefähr eine Million Thaler) unter Bedeckung einer Flotte von sechzig Galeeren nachItalien überzubringen, erhielt man allda dieNachricht, daß die Carthaginenser in Spanien wären geschlagen worden, und fast alleVölker dieser Provinz die Parthey der Römer ergriffen hätten. Diese Zeitung machte,daß man den Entwurf, den man gemacht hatte, den Mago nach Italien zu schicken,änderte, weil Spanien der Hülffe weit mehrbenöthiget zu seyn schien. Hierzu kam nochein anderer Zufall, der sich um eben die Zeitereignete, und den Hannibal immer nochmehr in Vergessenheit brachte. Es war solcher die Gelegenheit, die sich darbot, Sardinien wieder zu erobern. „Man vernahm, daßDie Carthaginenser schicken Trupen nach Sardinien. Liv.XXIII.32.die Römer nicht nur eine gar geringe Machtauf dieser Insul hätten, sondern auch an die Stelle des Aulus Cornelius, der dieseProvinz lange Zeit beherrschet hatte, undsie vollkommen kannte, einen neuen undnoch ganz unerfahrnen Prätor dahin schicken wollten. Daß die Sardinier auch überhaupt des Jochs der Römer überdrüßigwären, weil man ihnen im vorigen Jahremit äuserster Härte begegnet, und sie gezwungen hätte, Geld und Getrayde überihr Vermögen herbey zu schaffen; und es 202 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.V. R. E. 537. V. C. G. 215.daher nur an einem Oberhaupte, der denAnfang zum Aufruhr machte, fehlete.“Diese Klagen wurden durch die Abgeordnete,welche die Vornehmsten der Nation, und in sonderheit Hampsicoras, der wegen seinesAnsehens und Reichthums am meisten vermochte, heimlich waren abgefertiget worden,nach Carthago überbracht. Weil diese Zeitungen, die sie zu gleicher Zeit aus Spanienund Sardinien erhielten, bey ihnen zugleichFurcht und Hofnung erweckten, beorderten sie den Mago mit seinen Schiffen und Tru pen nach Spanien, und gaben dem Hasdrubal,den man den Kahlen zunamte, fast eine gleiche Anzahl Soldaten zur Unternehmung aufSardinien. Hannibal, der eines Beystandes am höchsten benöthiget war, und seineMacht von Tage zu Tage abnehmen sahe,war indessen in der grösten Unruhe und Verlegenheit.


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Da während dessen Mago, der BruderV. R. E. 537. V. C. G. 215.Hannibals, im Begriff war, von Carthagoabzugehen, und die zwölftausend Mann zuFuß, fünfhundert zu Pferde, zwanzig Elephanten, und tausend Talente Silbers (ohngefähr eine Million Thaler) unter Bedeckung einer Flotte von sechzig Galeeren nachItalien überzubringen, erhielt man allda dieNachricht, daß die Carthaginenser in Spanien wären geschlagen worden, und fast alleVölker dieser Provinz die Parthey der Römer ergriffen hätten. Diese Zeitung machte,daß man den Entwurf, den man gemacht hatte, den Mago nach Italien zu schicken,änderte, weil Spanien der Hülffe weit mehrbenöthiget zu seyn schien. Hierzu kam nochein anderer Zufall, der sich um eben die Zeitereignete, und den Hannibal immer nochmehr in Vergessenheit brachte. Es war solcher die Gelegenheit, die sich darbot, Sardinien wieder zu erobern. „Man vernahm, daßDie Carthaginenser schicken Trupen nach Sardinien. Liv.XXIII.32.die Römer nicht nur eine gar geringe Machtauf dieser Insul hätten, sondern auch an die Stelle des Aulus Cornelius, der dieseProvinz lange Zeit beherrschet hatte, undsie vollkommen kannte, einen neuen undnoch ganz unerfahrnen Prätor dahin schicken wollten. Daß die Sardinier auch überhaupt des Jochs der Römer überdrüßigwären, weil man ihnen im vorigen Jahremit äuserster Härte begegnet, und sie gezwungen hätte, Geld und Getrayde überihr Vermögen herbey zu schaffen; und es 202 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.V. R. E. 537. V. C. G. 215.daher nur an einem Oberhaupte, der denAnfang zum Aufruhr machte, fehlete.“Diese Klagen wurden durch die Abgeordnete,welche die Vornehmsten der Nation, und in sonderheit Hampsicoras, der wegen seinesAnsehens und Reichthums am meisten vermochte, heimlich waren abgefertiget worden,nach Carthago überbracht. Weil diese Zeitungen, die sie zu gleicher Zeit aus Spanienund Sardinien erhielten, bey ihnen zugleichFurcht und Hofnung erweckten, beorderten sie den Mago mit seinen Schiffen und Tru pen nach Spanien, und gaben dem Hasdrubal,den man den Kahlen zunamte, fast eine gleiche Anzahl Soldaten zur Unternehmung aufSardinien. Hannibal, der eines Beystandes am höchsten benöthiget war, und seineMacht von Tage zu Tage abnehmen sahe,war indessen in der grösten Unruhe und Verlegenheit.


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Da während dessen Mago, der BruderV. R. E. 537. V. C. G. 215.Hannibals, im Begriff war, von Carthagoabzugehen, und die zwölftausend Mann zuFuß, fünfhundert zu Pferde, zwanzig Elephanten, und tausend Talente Silbers (ohngefähr eine Million Thaler) unter Bedeckung einer Flotte von sechzig Galeeren nachItalien überzubringen, erhielt man allda dieNachricht, daß die Carthaginenser in Spanien wären geschlagen worden, und fast alleVölker dieser Provinz die Parthey der Römer ergriffen hätten. Diese Zeitung machte,daß man den Entwurf, den man gemacht hatte, den Mago nach Italien zu schicken,änderte, weil Spanien der Hülffe weit mehrbenöthiget zu seyn schien. Hierzu kam nochein anderer Zufall, der sich um eben die Zeitereignete, und den Hannibal immer nochmehr in Vergessenheit brachte. Es war solcher die Gelegenheit, die sich darbot, Sardinien wieder zu erobern. „Man vernahm, daßDie Carthaginenser schicken Trupen nach Sardinien. Liv.XXIII.32.die Römer nicht nur eine gar geringe Machtauf dieser Insul hätten, sondern auch an die Stelle des Aulus Cornelius, der dieseProvinz lange Zeit beherrschet hatte, undsie vollkommen kannte, einen neuen undnoch ganz unerfahrnen Prätor dahin schicken wollten. Daß die Sardinier auch überhaupt des Jochs der Römer überdrüßigwären, weil man ihnen im vorigen Jahremit äuserster Härte begegnet, und sie gezwungen hätte, Geld und Getrayde überihr Vermögen herbey zu schaffen; und es 202 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.V. R. E. 537. V. C. G. 215.daher nur an einem Oberhaupte, der denAnfang zum Aufruhr machte, fehlete.“Diese Klagen wurden durch die Abgeordnete,welche die Vornehmsten der Nation, und in sonderheit Hampsicoras, der wegen seinesAnsehens und Reichthums am meisten vermochte, heimlich waren abgefertiget worden,nach Carthago überbracht. Weil diese Zeitungen, die sie zu gleicher Zeit aus Spanienund Sardinien erhielten, bey ihnen zugleichFurcht und Hofnung erweckten, beorderten sie den Mago mit seinen Schiffen und Tru pen nach Spanien, und gaben dem Hasdrubal,den man den Kahlen zunamte, fast eine gleiche Anzahl Soldaten zur Unternehmung aufSardinien. Hannibal, der eines Beystandes am höchsten benöthiget war, und seineMacht von Tage zu Tage abnehmen sahe,war indessen in der grösten Unruhe und Verlegenheit.


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direnden General, zwischen dem Mago, Myrcal, Barmocar und allen Senatoren vonCarthago, welche Hannibal bey sich gehabt,wie auch allen Carthaginensern, die unterihm dienen, einer Seits; und zwischen demXenophanes von Athen, einem Sohn desCleomachus, anderer Seits, welcher vondem Könige Philippus, einem Sohne des Demetrius, sowohl in seinem, als der Macedonier und aller mit seiner Krone in Bündniß stehenden Namen, an uns abgeschicket worden ist.


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Wenn man alles das Unglück zusammennimmt, welches denen Römern in einem Jahre begegnet war, eine Niederlage von funfzig tausend Mann, nebst den besten Generalen und Senatoren bey Cannas, und kurzdarauf eine fast gänzliche Ausrottung einerArmee mit dem Consul in Gallien; den fastallgemeinen Abfall der Bundsgenossen; den sowohl an den Hasdrubal ausgefertigten Be 216 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.V. R. E. 537. V. C. G.125.fehl, mit seiner ganzen Armee nach Italien ü berzugehen, als an den Mago, eben dahinzwölf tausend Mann zu Fuß, funfzehn hundert Pferde und zwanzig Elephanten überzu führen; ferner den neuen Tractat des Philippus, der im Begriff stund eine Flotte vonzweyhundert Seegeln gegen die Römer auslauffen zu lassen, und sie mit aller seinerMacht sowohl zu Wasser als zu Lande anzugreiffen; wenn man, sage ich, alle diese Umstände zusammen nimmt, welche nicht nurzusammen erfolgen konnten, sondern allemAnsehen nach zusammen erfolgen musten,schien bey allen den so weißlich genommenenMaasregeln der Umsturz Roms ganz unvermeidlich. Und wer hätte nicht meynen sollen, daß es mit demselben auf die Neige gienge? Allein, wenn dieses erfolget wäre, wiewürde es mit der so klaren und deutlichenProphezeyung, welche von der zukünftigenGrösse Roms in der heiligen Schrifft aufgezeichnet ist, ausgesehen haben? Fällt es etwan dem Allmächtigen schwer, alle diese Gefahr abzuwenden? Und eben dieses erfolgte. In dem Augenblick, da Hasdrubal im Abmarsch aus Spanien begriffen ist, wird ihm zu rechter Zeit von den Scipionengemeint sind Publius und Gnaeus Scipio ein Treffengeliefert, er wird überwunden und zurückgehalten. Die Nachricht von diesem widrigenZufall hemmet, so bald sie nach Carthago überbracht wird, den Uebergang des Mago.Die Gefangennehmung der Gesandten desPhilippus vereitelt alle Absichten dieses neues und was sich unter ihnen zugetragen. 217 Feindes. Aus dem folgenden wird es sichV. R. E. 537. V. C. G. 215.deutlich ergeben, wie Rom bey allen diesenStürmen in einer recht bewundernswürdigenGelassenheit und Standhafftigkeit verblieben.Jetzt wollen wir in unserer Erzehlung fortfahren.


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Wenn man alles das Unglück zusammennimmt, welches denen Römern in einem Jahre begegnet war, eine Niederlage von funfzig tausend Mann, nebst den besten Generalen und Senatoren bey Cannas, und kurzdarauf eine fast gänzliche Ausrottung einerArmee mit dem Consul in Gallien; den fastallgemeinen Abfall der Bundsgenossen; den sowohl an den Hasdrubal ausgefertigten Be 216 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.V. R. E. 537. V. C. G.125.fehl, mit seiner ganzen Armee nach Italien ü berzugehen, als an den Mago, eben dahinzwölf tausend Mann zu Fuß, funfzehn hundert Pferde und zwanzig Elephanten überzu führen; ferner den neuen Tractat des Philippus, der im Begriff stund eine Flotte vonzweyhundert Seegeln gegen die Römer auslauffen zu lassen, und sie mit aller seinerMacht sowohl zu Wasser als zu Lande anzugreiffen; wenn man, sage ich, alle diese Umstände zusammen nimmt, welche nicht nurzusammen erfolgen konnten, sondern allemAnsehen nach zusammen erfolgen musten,schien bey allen den so weißlich genommenenMaasregeln der Umsturz Roms ganz unvermeidlich. Und wer hätte nicht meynen sollen, daß es mit demselben auf die Neige gienge? Allein, wenn dieses erfolget wäre, wiewürde es mit der so klaren und deutlichenProphezeyung, welche von der zukünftigenGrösse Roms in der heiligen Schrifft aufgezeichnet ist, ausgesehen haben? Fällt es etwan dem Allmächtigen schwer, alle diese Gefahr abzuwenden? Und eben dieses erfolgte. In dem Augenblick, da Hasdrubal im Abmarsch aus Spanien begriffen ist, wird ihm zu rechter Zeit von den Scipionengemeint sind Publius und Gnaeus Scipio ein Treffengeliefert, er wird überwunden und zurückgehalten. Die Nachricht von diesem widrigenZufall hemmet, so bald sie nach Carthago überbracht wird, den Uebergang des Mago.Die Gefangennehmung der Gesandten desPhilippus vereitelt alle Absichten dieses neues und was sich unter ihnen zugetragen. 217 Feindes. Aus dem folgenden wird es sichV. R. E. 537. V. C. G. 215.deutlich ergeben, wie Rom bey allen diesenStürmen in einer recht bewundernswürdigenGelassenheit und Standhafftigkeit verblieben.Jetzt wollen wir in unserer Erzehlung fortfahren.


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Diejenigen, welche die Lieferung übernommen hatten, zeigten wenigstens im Anfangein Anschaffung des benöthigten nicht wenigerGeschwindigkeit und Aufrichtigkeit, als siebey der Uebernehmung Muth und Vertrauen bewiesen hatten. Die Trupen wurdensowohl gekleidet und unterhalten, als es inden Zeiten hätte geschehen können, da dieSchatzkasten der Republick gut gefüllet waren. Als dieser Vorrath in Spanien anDie Cartha ginenser wer den zwey mahl gleich nach einan der von den Scipionengemeint sind Publius und Gnaeus Scipioin Spanien geschlagen. Ebend.langte, belagerten Hasdrubal, Mago und Hamilcar eben die Stadt Jlliturgis, die sich vor die Römer erklärt hatte. Die Scipionengemeint sind Publius und Gnaeus Scipio brachen durch diese drey feindliche Lagerherzhafft durch, und richteten ein grossesBlutbad unter denenjenigen an, die sich ihnen entgegen stellen wollten. Nachdem siedie Lebensmittel, woran die in der Stadtgrossen Mangel litten, hineingebracht, und sieermuntert hatten, ihre Mauern mit eben derTapferkeit zu vertheidigen, als sie die Römervor ihr Bestes fechten sähen, marschirten sieauf das Lager des Hannibals zu, welches (*) Hi mores, eaque caritas patriae per omnesordines velut tenore vno pertinebat. Liu.248 T. S. Gracchus, u. Q. F. Maximus, Cons.V. R. E. 537. V. C. G. 215. unter allen dreyen das stärkste war, in derAbsicht, es zu bestürmen. Die beyden andernGenerale aber eilten so gleich mit ihren beyden Armeen herbey, um den Hannibal zuunterstützen, weil sie wohl sahen, daß es hierum alles zu thun wäre. Nachdem sie alleaus ihren Lagern ausgerückt waren, beliefsich ihre streitbare Mannschafft auf sechzigtausend Soldaten, da hingegen die Römernicht mehr als sechstausend Mann hatten.Nichtsdestoweniger erklärte sich der Sieg völlig vor die Römer, als welche eine grössereAnzahl Feinde erlegten, als sie selbst hatten,mehr als dreytausend Gefangene machten,und auf tausend Pferde und neun und funfzig Fahnen erbeuteten. Es blieben über dieses fünf Elephanten auf dem Platze, und diedrey Lager geriethen in die Hände der Ueberwinder. Hierdurch wurden die Carthaginenser genöthiget, Jlliturgis zu verlassen.Nachdem sie aber ihre Armee wieder mit Unterthanen aus der Provinz ergänzet hatten,die häuffig Dienste nahmen, wenn nur etwasvor sie im Kriege zu gewinnen war, zumahlda das Land von junger Mannschafft wimmelte, gedachten sie Intibili zu überrumpeln. Beydieser Gelegenheit kam es zu einer neuenSchlacht, welche eben so glücklich vor die Römer ausfiel, als die vorige. Die Carthaginenser verlohren auf dem Platze selbst dreyzehntausend Mann, zweytausend geriethen indie Gefangenschaft, und zwey und vierzigFahnen, nebst neun Elephanten kamen in der und was sich unter ihnen zugetragen. 249 Römer Hände. Dieses bewog fast alle SpaV. R. E. 537. V. C. G. 215.nische Völker, die Römische Parthey zu ergreiffen, und dieses Jahr hindurch wurdenweit wichtigere Thaten in dieser Provinz, alsin Italien, ausgeführet.


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Die Feinde hatten drey besondere ArmeDie beyden Scipionengemeint sind Publius und Gnaeus Scipiotheilen ihre Armeen.en in dem Lande. Hasdrubal, ein Sohn Gisgo, und Mago hatten die Trupen, diesie commandirten, zusammenstossen lassen,und waren von dem Römischen Lager nur ohngefähr fünf Tagereisen entfernt. Hasdrubal, ein Sohn des Hamilcars, der seitlanger Zeit den Krieg in Spanien führte,stund ohnweit Anitorgis gelagert, und wardem Feinde noch viel näher. Die Absicht der beyden Scipionengemeint sind Publius und Gnaeus Scipio war, denselben zuerstanzugreiffen, und sie glaubten stark genungzu seyn, ihn gänzlich über den Hauffen zuwerffen. Nur dieses einzige befürchteten sie,es möchten nach dessen Ueberwindung sichdie beyden andern Generale vor Furcht wegen dieser Niederlage in die Gebürge und insolche Gegenden, worzu man nicht kommenkönnte, zurückziehen, und solchergestallt denKrieg in die Länge ziehen. Um solcher Schwürigkeit vorzukommen, hielten sie vor das beste, ihre Trupen in zwey Corps zu theilen,und auf einmahl den ganzen SpanischenKrieg auszumachen. Diesem zu Folge sollte P. Cornelius mit zweydrittheil der Armee,das aus Römern und den Bundsgenossen bestund, auf den Mago und Hasdrubal,einem Sohn des Gisgo, losgehen, während daß sein Bruder Cnejus mit dem andernDrittheil, welches die alten Trupen und die 450 Q. F. Flaccus, u. A. C. Pulcher, Cons.d. 540. J. n. R. E. d. 212. J. v. C. G. Celtiberier ausmachte, wider den andern Hasdrubal zu Felde liegen sollte.