Suchbegriff: ludwig_ix
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Carl von Anjou, König von Neapel und Sicilien, bediente sich eigentlich der heroischen Frömmigkeit Lu dewigs zu seinen Absichten. Er gab vor, der König von Tunis wäre ihm einige Jahre Tribut schuldig. Er wollte sich dieser Lande bemächtigen, und der heilige Ludewig hoffte, wenigstens nach dem Vorgeben aller Geschichtschreiber, (auf was für einen Grund, weiß ich nicht,) den König von Tunis zu bekehren. Die christlichen Truppen stiegen unweit Geschichte der Kreuzzüge. der Ruinen Karthagens ans Land; gar bald aber wurde der König in seinem Lager von den vereinigten Mauren belagert. Eben die Krankheiten, welche die Unmäßigkeit seiner versetzten Unterthanen und die Veränderung der Himmelsgegenden, in sein Lager in Aegypten gezogen hatten, verstörten auch sein Lager bey Karthago. Einer von seinen Söhnen, der ihm während seiner Gefangenschaft zu Damiate war gebohren worden, starb an dieser Art von Pest vor Tu nis. Endlich wurde der König selbst davon angegriffen; er ließ sich auf der Asche ausstrecken, und gab in einem Alter von fünf und funfzig Jahren mit der Gottesfurcht eines Mönchen und dem Muthe eines Helden seinen Geist auf. Kaum war er todt, so langte sein Bruder der König von Sicilien an; man machte Friede mit den Mauren, und führte die Ueberbleibsel der Christen nach Europa zurück. Man kann nicht weniger als hundert tausend Perso nen rechnen, die in diesen beyden Feldzügen des heil. Ludewigs sind aufgeopfert worden. Fügt man hier zu die hundert und funfzig tausend, die Friedrich dem Rothbarte nachfolgeten, die dreyhundert tausend von dem Kreuzzuge Philipps Augusts und Richards; wenigstens zweyhundert tausend von der Zeit des Johanns von Brienne: rechnet man die sechzehn hundert tausend Kreuzfahrer, die schon nach Asien übergegangen waren, und was in dem Zuge nach Constantinopel und in den Kriegen, die auf diese Veränderung erfolgten, umgekommen ist, ohne von dem nordischen Kreuzzuge und dem wider die Albigenser etwas zu gedenken; so wird man finden, daß der Geschichte der Kreuzzüge. Orient das Grab von mehr als zwo Millionen Europäern geworden ist.


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Verschiedene Länder wurden dadurch entvölkert, und in Armuth versetzet. Der Herr von Joinville saget ausdrücklich, er habe den König Ludewig in seinem zweyten Kreuzzuge nicht begleiten wollen, weil er es nicht gekonnt hätte, und der erstere seine ganze Herrschaft zu Grunde gerichtet hätte.


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Die Ranzion des heil. Ludewigs hatte achthundert tausend Bezans, welche wenigstens neun Millionen unserer heutigen Münze betragen, gekostet. Wenn von zwo Millionen Menschen, die im Oriente umkamen, jeder nur hundert Franken mit sich dahin genommen, so sind es wieder zweyhundert Millionen französische Pfunde, die der Krieg kostete. Die Genueser, Pisaner, und insonderheit die Venetianer, bereicherten sich dabey; Frankreich aber, England und Deutschland wurden erschöpfet.


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Man saget, die Könige von Frankreich hätten bey diesen Kreuzzügen gewonnen, weil der heilige Ludewig seine Kammergüter durch Ankauf einiger Ländereyen herunter gekommener von Adel vermehret hätte; allein er vermehrte sie nur durch seine gute Haushaltung, während seines Aufenthalts in seinen Staten.