Suchbegriff: louis_xiii
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Dieser Geist der Uneinigkeiten und Rotten war von dem Hofe bis in die kleinsten Städte gedrungen, und hatte alle Stände des Reichs eingenommen. Ludewigs des XIV. Man stritt sich über alles, weil nichts festgesetzt war; so gar die Kirchspiele in Paris wurden handgemenge. Die Proceßionen schlugen sich mit einander zu Ehren ihrer Baniere. Man sahe nicht selten die Canonici U. L. Fr. mit den Canonicis der heiligen Kapelle im Streit. Das Parlement und die Rechnungskammer prügelten sich in der Kirche wegen der Oberstelle, an dem Tage, den Ludewig der XIII dem Schutze der heiligen Jungfer übergab.


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Was man kaum glauben wird, und was gleichwohl ein zeitverwandter Schriftsteller, welcher sehr wohl davon unterrichtet seyn konnte, erzählet, ist, daß Ludewig der XIII, von seiner Kindheit an, den Beynamen des Gerechten führte, weil er unter demZeichen der Waage gebohren war.


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Der Kardinal von Richelieu und Ludewig derXIII waren gestorben; der eine wurde bewundert und gehaßt, der andere war schon vergessen. Sie hatten den Franzosen, welche damals sehr unruhig waren, Abscheu gegen das Ministerium, und wenig Ehrfurcht für den Thron hin terlassen. Ludewig der XIII richtete in seinem Testamente einen Rath auf, welcher die Regierung verwalten sollte. Dieser Monarche, welchem man bey seinem Leben wenig gefolget hatte, schmeichelte sich, Ludewigs des XIV. daß es nach seinem Tode eher geschehen würde; das erste aber, was seine Wittwe Anna von Oesterreich that, war dieses, daß sie durch einen Schluß des Parlements zu Paris den letzten Willen ihres Mannes für nichtig erklären ließ. Das Parlement war schon seit langer Zeit dem Hofe entgegen, und hatte unter Ludewigen kaum die Freyheit behalten Gegenvorstellungen thun zu dürfen; es hob also das Testament seines Königs mit eben der Leichtigkeit auf, mit welcher es etwa eine Streitsache zwischen gemeinenBürgern würde entschieden haben. Anna von Oesterreich wendete sich an diese Versammlung, um eine uneingeschränkte Regierung zu erhalten; weil sich Maria von Medicis nach dem Tode Heinrichs des IV gleichfalls dieses Tribunals bedient hatte, und ihr also hierinne vorgegangen war; und weil jeder andere Weg ungewiß und langweilig würde gewesen seyn, das von den Wachen umringte Parlement aber ihrem Willen nicht widerstehen konnte, und ein Schluß, welchen das Parlement und die Pairs ergehen ließen, das unwidersprechlichste Recht festzusetzen schien *.


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Der Kardinal von Richelieu und Ludewig derXIII waren gestorben; der eine wurde bewundert und gehaßt, der andere war schon vergessen. Sie hatten den Franzosen, welche damals sehr unruhig waren, Abscheu gegen das Ministerium, und wenig Ehrfurcht für den Thron hin terlassen. Ludewig der XIII richtete in seinem Testamente einen Rath auf, welcher die Regierung verwalten sollte. Dieser Monarche, welchem man bey seinem Leben wenig gefolget hatte, schmeichelte sich, Ludewigs des XIV. daß es nach seinem Tode eher geschehen würde; das erste aber, was seine Wittwe Anna von Oesterreich that, war dieses, daß sie durch einen Schluß des Parlements zu Paris den letzten Willen ihres Mannes für nichtig erklären ließ. Das Parlement war schon seit langer Zeit dem Hofe entgegen, und hatte unter Ludewigen kaum die Freyheit behalten Gegenvorstellungen thun zu dürfen; es hob also das Testament seines Königs mit eben der Leichtigkeit auf, mit welcher es etwa eine Streitsache zwischen gemeinenBürgern würde entschieden haben. Anna von Oesterreich wendete sich an diese Versammlung, um eine uneingeschränkte Regierung zu erhalten; weil sich Maria von Medicis nach dem Tode Heinrichs des IV gleichfalls dieses Tribunals bedient hatte, und ihr also hierinne vorgegangen war; und weil jeder andere Weg ungewiß und langweilig würde gewesen seyn, das von den Wachen umringte Parlement aber ihrem Willen nicht widerstehen konnte, und ein Schluß, welchen das Parlement und die Pairs ergehen ließen, das unwidersprechlichste Recht festzusetzen schien *.


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Der Kardinal von Richelieu und Ludewig derXIII waren gestorben; der eine wurde bewundert und gehaßt, der andere war schon vergessen. Sie hatten den Franzosen, welche damals sehr unruhig waren, Abscheu gegen das Ministerium, und wenig Ehrfurcht für den Thron hin terlassen. Ludewig der XIII richtete in seinem Testamente einen Rath auf, welcher die Regierung verwalten sollte. Dieser Monarche, welchem man bey seinem Leben wenig gefolget hatte, schmeichelte sich, Ludewigs des XIV. daß es nach seinem Tode eher geschehen würde; das erste aber, was seine Wittwe Anna von Oesterreich that, war dieses, daß sie durch einen Schluß des Parlements zu Paris den letzten Willen ihres Mannes für nichtig erklären ließ. Das Parlement war schon seit langer Zeit dem Hofe entgegen, und hatte unter Ludewigen kaum die Freyheit behalten Gegenvorstellungen thun zu dürfen; es hob also das Testament seines Königs mit eben der Leichtigkeit auf, mit welcher es etwa eine Streitsache zwischen gemeinenBürgern würde entschieden haben. Anna von Oesterreich wendete sich an diese Versammlung, um eine uneingeschränkte Regierung zu erhalten; weil sich Maria von Medicis nach dem Tode Heinrichs des IV gleichfalls dieses Tribunals bedient hatte, und ihr also hierinne vorgegangen war; und weil jeder andere Weg ungewiß und langweilig würde gewesen seyn, das von den Wachen umringte Parlement aber ihrem Willen nicht widerstehen konnte, und ein Schluß, welchen das Parlement und die Pairs ergehen ließen, das unwidersprechlichste Recht festzusetzen schien *.


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* Riencourt in seiner Historie Ludewigs des XIV ist so unverständig, daß er vorgiebt, das Testament Ludewigs des XIII sey durch das Parlement bestätiget worden. Was diesen Schriftsteller mag irre gemacht ha ben, ist dieses, daß Ludewig der XIII die Königinn in der That zur Regentin erkläret hatte, und dieses wurde bestätiget: er hatte aber ihr Ansehen eingeschränkt, und dieses wurde umgestoßen.


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* Riencourt in seiner Historie Ludewigs des XIV ist so unverständig, daß er vorgiebt, das Testament Ludewigs des XIII sey durch das Parlement bestätiget worden. Was diesen Schriftsteller mag irre gemacht ha ben, ist dieses, daß Ludewig der XIII die Königinn in der That zur Regentin erkläret hatte, und dieses wurde bestätiget: er hatte aber ihr Ansehen eingeschränkt, und dieses wurde umgestoßen.


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Anna von Oesterreich war anfangs genöthigt den Krieg wider den König von Spanien, den IVten Philipp, ihren Bruder, welchen sie liebte, fortzusetzen. Es ist schwer eigentlich zu sagen, warum man diesen Krieg führte. Man verlangte nichts von Spanien, auch nicht einmal Navarra, welches doch das väterliche Erbtheil der Könige von Frankreich hätte seyn sollen. Man schlug sich seit 1635 herum, weil es der Kardinal von Richelieu so haben wollte. Frankreich und Schweden griffen auch den Kaiser an; die Stärke des Krieges aber war um diese Zeit auf der Seite von Flandern. Die spanischen Truppen rückten aus dem Hennegauischen, an die 26000 Mann stark, unter der Anführung eines alten versuchten Generals, mit Namen Don Francisco de Melos. Sie verwüsteten die Gränzen von Champagne; sie fielen Rocroy an, und hofften gar bald bis vor die Thore von Paris zu dringen, wie sie es acht Jahr vorher gethan hatten. Der Tod Lude Ludewigs des XIV.wigs des XIII, die Ohnmacht einer Minderjährigkeit machten ihre Hoffnung noch stärker, und als sie sahen, daß man ihnen nichts als eine Armee entgegenstellte, welche an Anzahl viel geringer war, und von einem Jünglinge von 21 Jahren angeführet wurde, so verwandelte sich ihre Hoffnung in Sicherheit.


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Der Herzog von Enghien hatte mit der Nachricht von dem Tode Ludewigs des XIII den Befehl erhalten, keine Schlacht zu wagen. Der Marschall von Hopital, welcher ihm zum Rathgeber und Führer beygegeben war, unterstützte diese furchtsamen Befehle durch seine Vorsichtigkeit. Der Prinz glaubte weder dem Hofe noch dem Marschalle; er vertraute sein Vorhaben niemanden als dem Feldmarschall Gassion, ein Mann, welcher es werth war, von ihm zu Rathe gezogen zu werden, und beyde zwungen den Marschall, daß er die Schlacht selbst für nöthig erkennen mußte.


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Die Schlachten bey Pavia und S. Quentin waren noch dem Ruhme Frankreichs sehr nachtheilige Zeitpunkte. Heinrich der IV hatte das Unglück gehabt, nur über sein eigen Volk ansehnliche Vortheile davon zu tragen. Unter dem XIIIten Ludewig hatte der Marschall von Guebriant einigen glücklichen Fortgang gehabt, welchem aber immer anderweitige Verluste das Gleichgewicht hielten. Große Schlachten, welche die Staaten erschüttern, und auf ewig in dem Gedächtnisse der Menschen bleiben, hatte zu dieser Zeit niemand als Gustav Adolph geliefert.


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Indessen, daß Prinz von Conde** die Jahre seiner Jugend nach Siegen zählte, und der BruderLudwigs des XIII, der Herzog von Orleans, dieEhre eines Sohnes Heinrichs des IVten, und dieEhreFrankreichs, durch die Einnahmen der Festungen Grevelingen, Courtray und Mardyck, verthei

* Den 20 August 1648.

** Sein Vater starb 1646.

Ludewigs des XIV. digte *; hatte der Vicomte von Turenne Landau eingenommen, die Spanier aus Trier verjagt, und den Churfürsten wieder eingesetzet **.


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Ob diese Königinn durch ihr Herz oder durch ihre Staatsklugheit zu dieser Wahl gebracht worden, dieses hat man niemals erfahren können, und auch die Scharfsichtigsten werden sich umsonst bemühen, es zu ergründen. Mazarin bediente sich Anfangs seiner Gewalt sehr mäßig. Man müßte lange Zeit mit einem Minister gelebet haben, wenn man bestimmen wollte, welchen Grad der Schwachheit oder Stärke sein Geist gehabt habe, und wie weit seine Klugheit Versuch über das Jahrhundert oder seine Betrügerey gegangen sey. Ohne also errathen zu wollen, was Mazarin war, wollen wir bloß sagen, was er gethan hat. Er bestrebte sich im Anfange seiner Größe eben so viel Einfalt sehen zu lassen, als Richelieu Hoheit gezeiget hatte. Er nahm keine Wachen an, er zog mit keiner königl. Pracht einher, und hatte zuerst ein sehr mäßiges Gefolge. Er brachte aller Orten Redseligkeit, ja sogar Weichlichkeit an, wo sein Vorfahrer nichts als unbeweglichen Stolz an Tag geleget hatte. Die Königinn wollte ihre Regentschaft und ihre Person dem Hofe und dem Volke beliebt machen, und es gelang ihr. Gaston, Herzog von Orleans, und Bruder Ludwigs des XIII, nebst dem Prinzen von Conde unterstützten ihre Gewalt, und ihre Eifersucht, gieng auf nichts, als dem Staate zu dienen.


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Zwischen diesen zwey Ausschweifungen war es fast unmöglich, den gehörigen Mittelweg zu treffen, weil man in der That keine bestätigte Gesetze dabey anführen konnte, und alles von der Gelegenheit und Zeit abgehangen hatte. Unter einer strengen Regierung war das Parlement nichts: unter einem schwachen Könige war es alles, und man konnte auf dasselbe dasjenige deuten, was der Herr von Guimenee sagte, als diese Versammlung sich unter Ludwig dem XIII beklagte, daß die Abgeordneten des Adels den Vorzug vor ihr gehabt hätten: Meine Herren, während der Minderjährigkeit werden sie sich schon Genugthuung zu verschaffen wissen.


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Sie flohe mit ihren Kindern aus Paris: ihr Minister, der Herzog von Orleans, der Bruder Ludewigs des XIII, der große Conde selbst thaten ein gleiches, und begaben sich nach St. Germain. Man ward genöthiget, die Edelsteine und die Krone bey Wucherern zu versetzen. Dem Könige fehlte oft das Nothwendige. Seine Kammerpagen bekamen den Abschied, weil man sie nicht länger unterhalten konnte. Zu eben dieser Zeit war sogar die MuhmeLudewigs des XIV, die Tochter Heinrichs des Großen, und Gemahlinn des Königs von England, welche ihre Zuflucht nach Paris genommen hatte, in die äußerste Armuth gerathen, und ihre Tochter, welche hernach an den BruderLudewigs des XIV verheirathet wurde, mußte im Bette liegen bleiben, weil sie sich sonst nicht wärmen konnte. Auf alle die Trübsalen so vieler königlichen Personen gab das Volk zu Paris, welches in seiner Wuth ertrunken war, nicht die geringste Acht.


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Auf die erste Nachricht seiner Zurückkunft warbGaston von Orleans, der Bruder Ludewigs desXIII, welcher die Entfernung des Kardinals zuwege gebracht hatte, in Paris Truppen, ohne eigentlich zu wissen, wozu sie sollten gebraucht werden. Das Parlement erneuerte seine Schlüsse, es erklärte denMazarin in die Acht, und setzte einen Preis auf seinen Kopf. Man mußte in den Registern nachsehen, welches der Preis auf den Kopf eines Feindes des Vaterlandes sey. Man fand, daß man unter dem neunten Carl demjenigen öffentlich funzig tausend Thaler versprochen hatte, welcher den Admiral Coligny lebendig oder todt liefern würde. Man glaubte in allem Ernste sehr regelmäßig zu verfahren, wenn man eben den Preis auf die Ermordung des Kardinals und ersten Ministers setzte. Doch diese in die Achterklärung setzte niemanden in Versuchung, die funfzig tausend Thaler zu verdienen, welche am Ende gewiß nicht würden seyn bezahlet worden. Bey einem andern Volke, und zu einer andern Zeit, würde dieser Rechtsschluß seine Ausführer gefunden haben; damals aber diente er zu nichts, als zu neuen Spöttereyen. Die Blots und die Marignys, witzige Köpfe, welche mitten unter diesen Unruhen zu lachen machten, ließen in Paris eine Eintheilung von hundert und funfzig tausend Livres anschlagen; so wohl für den, welcher dem Kardinale die Nase oder ein Ohr abschneiden würde, als für den, welcher ihm ein Auge ausstechen oder ihn zum Verschnittenen machen würde. Dieses Lächerliche war die ganze Wirkung der in die Achterklärung. Der Kardinal seiner Seits gebrauchte gegen seine Feinde weder Gift noch Versuch über das Jahrhundert Mord; und, ungeachtet der Bitterkeit und Raserey so vieler Parteyen, wurden doch nicht viele große Verbrechen begangen. Die Anführer der Parteyen waren nicht sehr grausam, und das Volk nicht sehr wüthend; denn es war kein Religionskrieg.