Suchbegriff: longu
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Hannibal nimmt Turin ein. Treffen der Reuterey am Tesino, worinnen P. Scipio überwunden wird. DieGallier kommen haufenweise, um sich mit dem Hannibal zu vereinigen. Scipio zieht sich zurücke, gehtüber den Trebia und verschanzt sich daselbst. Wasin Sicilien vorfällt. Seeschlacht: darinnen werdendie Carthaginenser überwunden. Sempronius wirdnach Italien seinem Collegen zur Hülfe zurück beru fen. Der Vorstellungen des P. Scipio ungeachtetliefert er am Trebia eine Schlacht und wird geschla gen. Cn. Scipio ist in Spanien glücklich. Hannibal versucht den Ubergang über den Appennin. Zweytes Treffen des Hannibal mit dem Sempronius.Der Consul Servilius begiebt sich nach Riccini.Erneuerung der Saturnalischen Feste. Hannibalschickt die Gefangnen von den Bundsgenossen der Römer ohne Lösegeld zurück. Eine List, der er sich bedient, damit man ihm nicht nach dem Leben siehenmöge. Er geht über die Moräste bey Clusium, woer ein Auge verliert. Er nähert sich dem Feinde,und verheert die ganze Gegend, um den Consul zueinem Treffen zu reizen. Flaminius läßt sich widerdas Gutachten des Kriegsrathes und der schlimmenVorbedeutungen in eine Schlacht ein. BerühmteSchlacht bey Trasimen. Vergleichung des Flaminius und des Hannibal. Die schlechte Wahl desVolkes ist die Ursache dieser Niederlage. Allgemeine Betrübniß zu Rom darüber.

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Die Römer hatten im Anfange des FeldSchlacht bey Tesino. Polyb. III. 214. 218. Liv. XXI. 39. 47. Appian.316.zugs sich nichts weniger versehen, als daß siein Italien selbst würden den Krieg führenmüssen. Die ausserordentliche Geschwindigkeit ihres Feindes, der Erfolg einer somislichen Unternehmung, als der Durchzugdurch so viele Länder, und der Ubergang über die Alpen mit einer Armee war, die Eilfertigkeit und Hitze seiner Bewegungen gleichnach seiner Ankunft, alles dieses setzte Rom Vom andern Punischen Kriege. 389 in Erstaunen und verursachte die größte Unruhe daselbst. Sempronius, einer von denConsuln, empfing Befehl, Sicilien zu verlassen, um seinem Vaterlande zu Hülfe zu kommen. P. Scipio, der andre Consul,hatte kaum zu Pisa seine Truppen ausgeschifft und von dem Manlius und Attilius,diesen beyden Prätoren, diejenigen, die siecommandirten, an sich gezogen, so näherteer sich dem Feinde, gieng über den Po undlagerte sich am Tesino (*).


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Die Nachricht von diesem Treffen warnoch nicht nach Meßina, als der ConsulSempronius daselbst ankam. Als er in denHafen einlief, fand er den König Hiero, derihn mit einer wohl ausgerüsteten Flotte entgegen kam. Nachdem der Prinz auf dasSchiff des Consuls kam, so bezeigte er ihmdie Freude, die ihm die glückliche Ankunftseiner Armee und Flotte verursachte. Erwünschte ihm allen glücklichen Erfolg in Sicilien, und gab ihm hierauf einen Unterrichtvon dem Zustande der Insel und den Unternehmungen der Carthaginenser. Er versprach ihm, daß er in seinem hohen Alter denRömern mit eben dem Eifer und Muthe dienen wollte, den er in seiner Jugend bewiesenhätte. Er wollte seinen Legionen Kleider Vom andern Punischen Kriege. 405 und Lebensmittel ohne Entgeld verschaffen,wie auch denen, die auf den Schiffen Dienste thaten, sowohl den Soldaten als den Matrosen. Er sagte ihm, daß die Feinde ihreUnternehmungen vornehmlich wider Lilybäum und die Seestädte richteten. Es sey zubefürchten, daß ihnen eine grosse Menge Sicilianer aus Liebe zu neuen Veränderungenbeystehen würden. Der Consul urtheilteauf den Empfang dieser Nachrichten, daß erkeine Zeit zu verlieren hätte, und gieng alsovon da nach Lilybäum ab, von dem KönigeHiero und seiner Flotte begleitet. So baldsie ein wenig weit ins Meer hinein geseegeltwaren, erfuhren sie das Treffen, das beydieser Stadt geliefert worden war, und dieNiederlage der Carthaginenser.


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Nach der Ankunft zu Lilybäum nahm Hiero von dem Consul Abschied und begab sichmit seiner Flotte zurück. Nachdem Sempronius dem Prätor zu Lilybäum anbefohlen hatte, für die Sicherheit der Küsten zuwachen, so seegelte er nach Malta, wo dieCarthaginenser eine starke Besatzung hatten.So bald er sich davor sehen ließ, überlieferte man ihm den Hamilkar, einen Sohn desGisgon, und ungefähr zween tausend Soldaten, die unter seinem Commando stunden.Einige Tage darauf kam er nach Lilybäumzurück, wo er und der Prätor alle Gefangnen öffentlich ausboten und verkauften, aus 406 Vom andern Punischen Kriege.genommen die Personen von einer edlern Geburt. Als der Consul sah, daß Sicilienvon dieser Seite her nichts mehr zu befürchten hätte, so gieng er nach den VulcanischenInseln (*), wo sich, wie man sagte, dieCarthaginensische Flotte gelagert habensollte. Er traf aber daselbst nicht einen einzigen Feind an. Sie waren von da schonweggeseegelt, die Küsten an Italien zu plündern.


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Die Zurück berufung des Sempronius nach Italien. Polyb. III. 220. Liv. XXI.51.

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So hatten also beyde Consuln alle Truppen der Republik bey einander vereinigt.Man versah sich nun alle Augenblicke, daßbeyde Armeen an einander gerathen würden.Hannibal hatte sich dem Lager der Römergenähert, von welchem er nur durch diesenkleinen Fluß getrennt wurde. Da diese beyden Armeen einander so nahe waren, so setztees oft Scharmützel. Sempronius befandsich in einem an der Spitze eines Theils seiner Reuterey, und trug wider die Carthaginenser einen Vortheil davon, der zwar vonkeiner Wichtigkeit war, unterdessen aberdoch die Einbildung vermehrte, die dieserFeldherr von seinen Verdiensten hatte.


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Sempronius wird beym Flusse Trebia überwunden.

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So gründlich diese Vorstellungen waren,so fand doch Sempronius keinen Geschmackdaran, oder er achtete sie doch nicht. Erhatte sechzehn tausend Römer und zwanzigtausend von den Bundesgenossen, ohne dieReuterey zu rechnen, unter seinem Commando. So hoch belief sich damals eine vollkommne Armee, wenn beyde Consuln sichmit einander vereinigt hatten. Obgleich diefeindliche Armee durch die Gallier verstärktworden war, so war sie doch noch nicht sozahlreich. Dieses schien ihm ein sehr glücklicher Umstand zu seyn. Er sagte öffentlich:æSowohl Officiere als Gemeine verlangtendie Schlacht, seinen Collegen ausgenom Vom andern Punischen Kriege. 409men, dessen Muth noch mehr als sein Leibdurch die Wunde entkräftet wäre, und deralso von keinem Treffen etwas hören könnte. Aber sollte denn die ganze Armee mitihm krank seyn? Worauf wartete er denn?Hoffte er denn, daß noch ein dritter Consul und noch eine neue Armee ihm zu Hülfekommen sollte? Was würde es für einSchmerz für unsre Vorfahren seyn, wennsie zween Consuln an der Spitze zwo grosserArmeen vor eben den Carthaginensern zittern sähen, welche sie vordem selbst bis indie Mauern von Carthago verfolgt und daselbst angegriffen hatten?“


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Das war es eben, was Hannibal verlangte, welcher den Grundsatz hatte, daß einGeneral, der in einem feindlichen Lande ist,und ein ausserordentliches Unternehmen ausführen will, nichts anders thun kann, als dieHoffnung seiner Bundsgenossen allezeit durcheine neue That zu erhalten. Er wußte, daßer mit neu angeworbnen und unversuchtenSoldaten zu thun hatte. Er wollte sich derHitze der Gallier zu seinem Vortheile bedienen, welche nach dem Treffen verlangten. Erwollte sich auch die Abwesenheit des Scipiozu Nutze machen, der wegen seiner Wundenicht bey dem Treffen seyn konnte. Endlichsah er, daß die freye und ebne Gegend, woer stunde, der vortheilhafteste Stand war,den er wählen konnte, seine zahlreiche Reuterey und seine Elephanten, worinnen die Stärke seiner Armee bestund, wohl zu gebrauchen.Alle diese Gründe reizten ihn zum Treffen.Er gieng also auf nichts, denn auf einen Hinterhalt um, wovon ihm die Verwegenheitdes Sempronius einen glücklichen Fortgangprophezeyte.


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Die GcgendGegend zwischen beyden Armeenschien ihm zu seinem Vorhaben sehr dienlichzu seyn. Sie war frey und eben, und esfloß ein Fluß durch dieselbe, dessen Uferziemlich hoch und mit Gebüschen und Heckenbesetzt waren. Es waren auch Hölen undTiefen daselbst, worinnen er selbst viel Reute Vom andern Punischen Kriege. 411rey verstecken konnte. Er wußte, daß einHinterhalt in einer ebnen und flachen aber dochauch verwachsnen Gegend oft sichrer unddienlicher, als in einem Holze ist, weil mansich hier dessen weniger versieht. Er befahlseinem Bruder, dem Mago, sich hier mitzween tausend Mann theils Cavalerie theilsInfanterie zu verstecken. Er ließ daraufeinige Numidische Reuterey über den Trebiagehn, mit dem Befehl, bey anbrechendemTage sich biß an den Eingang des RömischenLagers zu nähern, um die Feinde zum Treffen zu locken, sich darauf über den Fluß zurück zu ziehen, um die Römer zu reizen, ihnen nach zufolgen und auf die Ebne herüberzu marschiren. Es geschah, was er vorhergesehen hatte. Der hitzige Sempronius schicktewider die Numidier sogleich seine Reutereyfort, darauf sechstausend Bogenschützen undendlich folgte die ganze Armee nach. DieNumidier flohen mit Fleiß, und die Römerverfolgten sie hitzig.


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Sempronius stellte nach der Gewohnheitder Römer seine Infanterie, die sechs unddreyßig tausend Mann stark war, in dreyLinien. Die Cavalerie, die sich auf viertausend Mann belief, wurde auf beyde Flügel vertheilt. Die Völker, die eine leichteRüstung hatten, wurden vor allen voran gestellt. Nach dieser Schlachtordnung konnten die Römer von der CarthaginensischenArmee sehr ins Gedränge gebracht werden.


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Diese Nachricht verursachte in Rom einPolyb. III. 227. Liv. XXI.57.so großes Schrecken, daß die Einwohneralle Augenblicke dachten, die siegreiche Armee käme schon vor ihre Mauern angezogen,ohne daß sie Hülfe übrig hätten, sie zu vertheidigen. Sie sagten, daß sie nach der 418 Vom andern Punischen Kriege. Niederlage des Scipio beym Tesino noch einen Sempronius in Sicilien gehabt hätten,den sie zurück rufen können, seinem Collegen zu Hülfe zu kommen. Nachdem aberbeyde Consuln mit ihren Armeen geschlagenwaren, welche andre Legionen und Feldherren sollten sie dem siegreichen Feinde entgegen stellen?


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Diese traurigen Betrachtungen beschäftigten die Römer nicht lange. Sie dachtennur darauf, wie sie den Folgen dieser unglücklichen Schlacht vorbeugen wollten.Man machte große Zurüstungen zum künftigen Feldzuge. Man legte Besatzungen indie Städte. Man schickte Truppen nachSicilien und Sardinien. Man ließ aucheinige nach Tarent und nach allen wichtigenPosten marschiren. Man rüstete sechzigfünfruderichte Galeeren aus und man schickte an den König Hiero, eine Hülfe von ihmzu verlangen. Dieser König unterstützte siemit fünfhundert Cretensern und tausend mitSchildern bewaffneten Soldaten. Kurzman traf alle nur ersinnliche Anstalten.Denn, sagt Polybius, das ist der Charakter der Römer, zusammen und ein jeder besonders betrachtet, wenn sie am meisten Ursache zu fürchten haben, da sind sie am fürchterlichsten. Vor allen ließen sie den ConsulSempronius von der Armee kommen, beyder Versammlung den Vorsitz zu haben, in Vom andern Punischen Kriege. 419 welcher man zur Wahl der neuen Consulnschreiten wollte. Man ernennte den Cn. Servilius und C. Flaminius zu diesen Würden. Wir werden den Charakter des letztern bald kennen lernen, nachdem wir erzählthaben werden, was in eben dem Jahre inSpanien vorgegangen war.


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Nachdem er den Appennin herunter war,so schlug er zehn Meilen von Placenz sein Lager auf. Den Morgen darauf suchte erden Feind mit zwölftausend Mann zu Fußeund fünftausend Reutern auf. Sempronius, der schon von Rom wieder gekommenwar, schlug das Treffen nicht aus. Diebeyden Armeen waren nicht weiter denn eine Meile von einander. Folgenden Tageszogen sie mit einer gleichen Hitze zum Treffen aus, dessen Ausgang lange ungewiß war,indem bald diese bald jene Partey den Vortheil auf ihrer Seite hatte. Bey dem er Vom andern Punischen Kriege. 425sten Angriffe waren die Römer den Carthaginensern so überlegen, daß sie dieselben indie Flucht trieben und bis in ihr Lager verfolgten. Ja sie unterstunden sich so gar, siedarinnen anzugreifen. Hannibal aber hattean die Eingänge wenig Truppen gestellt,deren aber doch genug waren, sie zu vertheidigen. Den andern befahl er, sich dichtbey einander in der Mitte des Lagers zu halten, bis er ihnen das Zeichen zum Angriffeder Feinde geben würde. Es war ungefährdes Nachmittags um drey Uhr, als Sempronius zum Rückzuge blasen ließ, nachdemer seine Truppen vergebens abgemattet hatte, und die Hoffnung aufgab, das Carthaginensische Lager zu erstürmen, und denFeind darinnen anzugreifen. So bald Hannibal den Rückzug der Römer bemerkte, befahl er seiner Cavalerie, zur Rechten undzur Linken auszufallen, und auf sie einzustürmen, indessen daß er durch den mittelstenEingang ins Lager heraus brechen und siemit dem Kerne seiner Infanterie anfallenwürde. Das Treffen würde eins von denblutigsten gewesen seyn, wann es wegen desTages hätte länger währen können. DieNacht trennte die Streitenden, die schrecklich auf einander erhitzt waren. Es bliebenalso nicht so viel Leute, als nach der Hitze,womit man focht, hätten bleiben können.Der Verlust belief sich nicht höher, als auf 426 Vom andern Punischen Kriege. sechshundert Mann zu Fuße und dreyhundert Reuter auf beyden Seiten. Der Verlust der Römer aber war wichtiger, so wohlwegen des Standes, als wegen der Mengeder Todten, indem verschiedne edle Ritter,fünf Tribunen von den Legionen, und dreyCommendanten der Aliirten auf dem Platzeblieben.


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Nach diesem Treffen zog sich Hannibalnach Ligurien. Bey seiner Ankunft lieferten ihm die Einwohner zum Beweise ihrerTreue zween römische Quästoren, den L.Fulvius, und den C. Lucretius, zween Tribunen über zwo Legionen, und fünf Ritter,die fast alle Söhne von Senatoren waren.Sempronius zog sich nach Lucca.