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Zu eben dieser Zeit brachte der oberste Priester P. Licinius den C. Valerius Flaccusdahin, daß er sich, wider seinen Willen, zumPriester des Jupiters muste einweihen lassen.Die Begebenheit ist sehr sonderbar. Dieser
(*) Es waren in Rom 30 Curien, wie wir anderwerts schon gesagt haben. Jede von diesen Curien hatte ihr Haupt, welches Curiohieß, und alle Gebräuche des Gottesdienstsbesorgen mußte. Der vornehmste unter ihnen hieß Maximus Curio.
und was sich unter ihnen zugetragen. 15 Flaccus hatte sich in seiner Jugend durch seind. 543. J. n. R. E. d. 209. J. v. C. G.unordentliches und wollüstiges Leben berüchtigt gemacht. Durch seine Laster war er seinem Bruder dem L. Flaccus und allen seinen übrigen Anverwandten verhaßt geworden. Gleichwohl gab Licinius, welcher ohne Zweifel ein Freund seiner Familie war, nicht alleHofnung auf, ihn wieder auf gute Wege zubringen. Er stellte ihm vor, was es für einUnglück für ihn sey, daß er seine ganze Familie so betrübte und beschimpfte. Er gab ihm zu verstehen, daß das einzige sichre Mittel, seinen guten Namen wiederherzustellen, dieses sey, wenn er das Amt eines Priesters des Jupiters annehme, und demselben so vorstünde, daß seine kluge Aufführung alleFehler seines vergangenen Lebens bedeckte,und aus dem Gedächtnisse brächte. Derjunge Mensch glaubte es, und bequemte sichnach seinem Rathe. Er fing also an, sicheinzig mit der Wissenschafft der geistlichen Gebräuche, mit der Besorgung der Opfer, und des Gottesdiensts zu beschäfftigen, undsagte seinen übeln Sitten so ab, daß keinervon den Römischen Jünglingen von denVornehmsten des Senats mehr hochgeschätzet und von seiner Familie mehr geliebetwurde.32 - /
Zum Collegen bekam Marcellus den T. Quintus Crispinus, welcher damals Prä tor war. Den Tag darauf wurden P. Licinius Crassus Dives, damaliger Oberprie ster, P. Licinius Varus, Sextus Julius Cäsar, und Q. Claudius Flamen zu Prätors ernennt.
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M. Livius war unterschiedne Jahre vor 84 M. C. Marcellus, u. T. Q. Crispinus, Cons.d. 544. J. n. R. E. d. 208. J. v.C. G.her bey Niederlegung seines Consulats durchein Urtheil des Volks verdammt worden.Dieser Schimpf war ihm so empfindlich gewesen, daß er sich auf das Land begeben hatte. Es waren acht Jahr verflossen, ohne, daß er einen Fuß nach Rom gesetzt, weil er durchaus mit so ungerechten und undankbaren Bürgern nichts wollte zu thun haben. Jetzo, zu Ende dieser Zeit, überredeten ihn die Consuls M. Marcellus und M. Valeriuswieder in die Stadt zu kommen. Er bliebaber beständig in seinem Hause eingeschlossen, nahm keinen Antheil an den öffentlichenGeschäften, behielt beständig ein traurigesund finsteres Gesicht, und ließ seinen Bartund seine Haare wachsen. Endlich nöthig ten ihn die Censors L. Veturius und P. Licinius, diese Zeichen eines so anhaltenden Verdrusses abzulegen, und wieder in den Rath zu gehen. Er gab ihrem Ansehennach: man mochte aber vornehmen wasman wollte, so öffnete er niemals den Mund,und wenn es hoch kam, foso gab er seine Meynung mit einem Worte. Endlich aber brach er sein Stillschweigen, einen seiner Anverwandten in einer Ehrensache zu vertheidigen, welches M. Livius, der Befehlshaber zuTarent, ohne Zweifel seyn mochte, von demwir im Anfange dieses Jahrs geredet haben.Diese unerwartete That kehrte die Augenund die Aufmerksamkeit des Raths auf ihn. Jeder machte seine Betrachtungen. Man sagte, „das Volk habe ihn ungerechter Wei und was sich unter ihnen zugetragen. 85se verdammt; es wäre kein geringer Schad. 544. J. n. R. E. d. 208. J. v. C. G.de für die Republik, daß sie in einem so wichtigen Kriege die Hülfe und den Rath eines Mannes, der ihr so nützlich seyn kön̄te,hätte entbehren müssen; und das einzige Mittel, diesen Fehler gut zu machen, wäre, wennman ihn dem Nero zum Collegen gäbe.“
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Wir wollen die Geschichte dieses Krieges der Römer und ihrer Bundsgenossen wider und was sich unter ihnen zugetragen. 137 den Philippus gleich nach einander abhandeln,d. 545. J. n. R. E. d. 207. J. v. C. G.und zwar von dem Consulat des Marcellusund Crispinus, wo wir sie gelassen haben,an, bis auf den Frieden, der unter den Con suls, Scipio und Crassus, geschlossen wurde.Auf diese Art werden wir sodann nicht nöthighaben, die Beschreibung des Krieges widerden Hannibal, der unser Hauptaugenmerk hier ist, mit wenig wichtigern Begebenheiten zu unterbrechen.
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Alle Zeichen, deren man damahls eineVerlöschung des Feuers in dem Tempel der Vesta. Liv. ebend.grosse Menge zu erzehlen wuste, verursachten keine so grosse Furcht und Unruhe, als die Verlöschung des Feuers in dem Tempel der Vesta machte. Die Vestalische Jungfrau, durch deren Nachläßigkeit dieses Unglück sich ereignet hatte, wurde auf Befehl des Ober 148 L. Vetturius, u. Q. Cäcilius, Cons.d. 546. J. n. R. E. d. 206. J. v. C. G.priesters P. Licinius mit Ruthen gepeitschet,und man verordnete deswegen gewisse besondere Gebeter, um den Zorn der Götter abzuwenden.
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Hierauf stellte L. Vetturius Philo die Versammlungen wegen der Wahl der neuen Consuls an: und alle Centurien ernannten miteinmüthigem Schluß und ausserordentlichenMerkmaalen der Hochachtung und Gewogenheit den P. Scipio darzu. Zum Colle gen gaben sie ihm den Oberpriester, P. Licinius Crassus. Man bemerkte, daß diese Versammlung viel zahlreicher war, als irgend eine, seit dem Anfange dieses Krieges,gewesen war.
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Es war das vierzehnte Jahr des zweiten Punischen Krieges, in welchem P. Scipiound P. Licinius Crassus das Consulat antraten. Scipio that so gleich dem Rathe denAntrag, und erhielt darzu Erlaubnis, diejenigen Spiele, zu denen er sich durch ein Gelübde in der Zeit, da sich die Soldaten in Spanien empörten, verpflichtet hatte, zu begehen, und zu diesem Aufwande die nöthigen Summen von dem Gelde, das er in die öffentliche Schatzkammer geliefert hatte,zu nehmen.
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Den Tag darauf erklärte sich Scipio, daß er sich dem Ausspruche des Raths unterwürfe. Zu Folge dessen vertheilte der Rath dieProvinzen unter den Consuln, ohne darüberdas Looß zu werffen, weil die Würde eines Oberpriesters dem Licinius Crassus nichtverstattete, aus Jtalien zu gehen. Man schlug dem Scipio Sicilien nebst den dreyßig Galeeren zu, die der C. Servilius im vorhergehenden Jahre commandiret hatte; und man erlaubte ihm, nach Afrika überzugehen, wenn er glaubte, daß es das Wohl der Republik er forderte. Dem Licinius wurde der Krieg gegen den Hannibal in Brutium zu führen aufgetragen, und ihm erlaubt, eine Armee der beyden Consuln des vorigen Jahres, die ihm beliebte, darzu auszulesen. Man brachte auch die Anweisung der Uebrigen Provinzen zur Richtigkeit. Hierauf wurden die Spiele, zu welchen Scipio sich durch ein Gelübde anheischig gemacht hatte, angestellet. Der Zulauf des Volk war ausnehmend, und es bezeigte dabey eine besondere Zufriedenheit. Man schickte auch Geschenke nach Delphi, um den Apollo an der Beute Theil nehmen zu lassen, die man dem Hasdrubal abgenommen hatte.
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Den Tag darauf erklärte sich Scipio, daß er sich dem Ausspruche des Raths unterwürfe. Zu Folge dessen vertheilte der Rath dieProvinzen unter den Consuln, ohne darüberdas Looß zu werffen, weil die Würde eines Oberpriesters dem Licinius Crassus nichtverstattete, aus Jtalien zu gehen. Man schlug dem Scipio Sicilien nebst den dreyßig Galeeren zu, die der C. Servilius im vorhergehenden Jahre commandiret hatte; und man erlaubte ihm, nach Afrika überzugehen, wenn er glaubte, daß es das Wohl der Republik er forderte. Dem Licinius wurde der Krieg gegen den Hannibal in Brutium zu führen aufgetragen, und ihm erlaubt, eine Armee der beyden Consuln des vorigen Jahres, die ihm beliebte, darzu auszulesen. Man brachte auch die Anweisung der Uebrigen Provinzen zur Richtigkeit. Hierauf wurden die Spiele, zu welchen Scipio sich durch ein Gelübde anheischig gemacht hatte, angestellet. Der Zulauf des Volk war ausnehmend, und es bezeigte dabey eine besondere Zufriedenheit. Man schickte auch Geschenke nach Delphi, um den Apollo an der Beute Theil nehmen zu lassen, die man dem Hasdrubal abgenommen hatte.
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Nachdem alles fertig war, reisete ScipioScipio geht nach Sicilien ab, und sein College in die Provinz Brutium. LiviusXXVIII. 46.nach Sicilien ab. Licinius that gleichfalls seine Reise in das Gebiete der Brutier. Unter den beyden Armeen, die er allda antraf, wehlte er diejenige, die unter dem Consul L. Vetturius gedienet hatte. Metellus behielt das Commando der andern. Die Prätoren giengen auch von Rom, und begabensich in ihre angewiesene Provinzen.