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16 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Obeidah war der gegenseitigen Meinung. Er stellte vor, wie wichtig es sey, sich nicht von Damascus zu entfernen, weil die Stadt durch den Mangel der Lebensmittel auf das äusserste gebracht wäre, und sich in wenig Tagen gewiß ergeben müßte; wann man hingegen die Besatzung aufhübe, so würden die Einwohner alles, was ihnen nöthig wäre, hinein bringen, und das, was man bisher gethan habe, würde umsonst gethan seyn. Unterdessen gab er es zu, daß es ein grosser Vortheil seyn würde, wenn man die Trupen schlagen könnte, welche derKäyser nach Syrien schickte; allein er fügte hin zu, daß, wenn man auch an einem völligen Sie Abubeker. Hegire 11. n. G. C. 632.ge ganz und gar nicht zu zweifeln hätte, woran doch allerdings noch zu zweifeln wäre, man dennoch wieder vor Damascus kommen müste, welches, wann es Zeit gehabt hätte sich zu verproviantiren, im Stande seyn würde, einen sehr langen Widerstand zu thun. Endlich, sagte er, solle man bedenken, daß die Hülffe noch nicht angekommen sey, und daß es also besser wäre, wenn man die Belagerung zu Stande zu bringen suchte; hätte man sich einmal des Orts bemächtiget, so würde es leichte seyn, sich darinne zu halten, und er würde sogar den Muselmännern zu einer Brustwehr dienen.


17 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Diese Meinung schien so vernünftig zu seyn, daß sie gar bald in dem Rathe einmüthig angenommen, und von dem Khaled endlich selbst gebilliget wurde. Die Damascener ihres Theils waren beständig in der größten Angst, einen so furchte baren Feind vor ihren Mauern zu sehen. Die Hülffe übrigens, die ihnen Heraclius zuschickte, marschirte sehr langsam, und es stand zu befürchten, daß die Lebensmittel, welche schon sehr abgenommen hatten, mittlerweile ganz und gar fehlen würden, da sie denn entweder vor Hunger und Elend umkommen, oder sich dem Joche der Muselmänner unterwerffen müßten.


18 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Die Bestürzung der unglücklichen Damascener über die Nachricht einer so schrecklichen Niederlage, ist leichter zu empfinden, als zu beschreiben. Unterdessen thaten die Befehlshaber, der allgemeinen Niedergeschlagenheit ohngeachtet, alles mögliche, ihnen wieder Muth zu machen, um sie zur Vertheidigung eines Platzes anzufrischen, welcher sich nunmehr auf nichts als ihre Unachtsamkeit und Thätigkeit verlassen konnte. Sie hofften in der That zwar neue Hülffe von dem Käyser; unterdessen aber musten sie doch beständig auf ihrer Hut seyn, um alle Ueberraschung zu vermeiden.


19 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Der Käyser schickt eine neue Armee gegen die Araber.

20 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Heraclius, welcher durch die bedrängten Umstände der Stadt, und durch die Niederlage seiner ausgeschickten Hülfsvölker gleich stark gerührt war, wandte nochmals alle Kräfte an, diesen Platz zu retten. Er ließ neue Werbungen anstellen, und brachte mit dem Reste der geschlagenen Armee ein Heer von siebenzig tausend Mann auf die Beine, welches er seinem Generale, dem Werdan, der nach Ainadin in Syrien geflohen war, zuschickte. Er befahl ihm nichts zu versäumen, um Damascus zu entsetzen, und so gar eine Schlacht zu liefern, wenn es nicht anders geschehen könnte.


21 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Diese That war, so zu reden, das Zeichen zur Niedermetzlung der Griechen. Die Araber fielen auf sie los, und hieben alle erbärmlich nieder, welche nicht geschwind genug waren die Flucht zu ergreiffen. Nachdem die Muselmänner also ihre tapfern Weibespersonen befreyet und alle Beute wieder bekommen hatten, so kehr ten sie auf das eiligste zurück, sich wieder mitAbubeker. Hegire 11. n. G. C. 632. dem Obeidah zu verbinden. Dieser hatte in der That zwar Sorge getragen, sich in dem Lager, wohin er sich nach seinem Verluste gezogen hatte, wohl zu verschanzen; es war aber doch noch immer zu befürchten, Werdan, welcher an der Spitze der neuen Hülfsvölker war, die derKäyser den Griechen schickte, möchte in Abwesenheit des Khaled und der übrigen vornehmsten Officierer, die ihm gefolgt waren, einigen Versuch wagen, das Lager zu erobern.


22 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Diese Anordnung verursachte auf dieser Seite die Niederlage der Damascener. Sie wandten zwar alle ihre Kräfte an, und schlugen sich mit aller Tapferkeit, welche Wuth und Verzweiflung nur geben kan; doch der Sieg erklärte Abubeker. Hegire 12. n. C. G. 633.sich für die Araber. Die Christen wurden auf das grausamste niedergemacht, und es kam nicht ein einziger von denen, die bey diesem Angriffe gewesen waren, davon. Die, welche durch die andern Thore ausgefallen waren, wurden gleichfalls sehr mißgehandelt, so daß die Damascener, diesem unglücklichen Ausfalle zu Folge, mit aller Gewalt zu kapituliren beschlossen. Umsonst bath Thomas um einigen Aufschub, damit er an den Käyser um Hülffe schreiben könne; die Einwohner wollten ihn nicht mehr hören, und dachten nunmehr desto eifriger auf eine schleinige Uebergabe, als sie erfuhren, daßKhaled in den Waffenstillestand nicht habe willigen wollen, um welchen ihn ihr General gebeten hatte.


23 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Thomas, der Schwiegersohn des Kaysers Heraclius, stellte sich an die Spitze dieser unglücklichen Flüchtlinge; und Herbis, ein Officier von dem vornehmsten Range, theilte mit ihm die Sorge und Verwirrung, die sie bey Einrichtung dieses Zuges fanden. Man bemühte sich, alles so anzuordnen, daß die Weiber und Kinder, und das Geräthe, welches unermeßlich war, wider die Anfälle der Räuber, die das Land durchstreiften, gesichert wären. Man machte also verschiedene Hauffen Reuterey, welche diese unglückliche Vertriebene wider das, was ihnen etwa begegnen könnte, beschützen sollten.


24 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Die Geschichte seines Abfalls verursachte in dem Gemüthe dieses jungen Frauenzimmers eine sehr plötzliche Veränderung. Die Liebe für die Religion erhielt die Oberhand über die Neigung, welche sie zu den Jonas gehabt hatte; sie begegnete ihm mit der äussersten Verachtung, sie entfernte sich, und versicherte ihn, daß sie nimmermehr mit einem Menschen, welcher die Schwachheit gehabt habe, das Christenthum abzuschwören, etwas wolle zu thun haben; und als die Damascener endlich die Erlaubniß erhalten hatten, die Stadt zu verlassen, so begab sie sich mit der Tochter des Heraclius und andern Frauenzimmer weg, um sich nach Antiochia zu wenden.


25 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Der General der Muselmänner that seinen Marsch so eilig, daß er gar bald im Stande war, die Damascener zu erreichen. Es schien übrigens alles ihr Unglück zu wollen. Wann es nur darauf angekommen wäre, sich nach Antiochia, wie man es anfangs vorhatte, zu begeben, so hätten sie leicht vor Ankunft der Araber diesen Ort erreichen können; weil aber der Käyser von ihrem Vorhaben Nachricht erhielt, so schickte er ihnen schleinig einen Bothen entgegen, welcher ihnen in seinem Namen befehlen mußte, sich nach Constantinopel zu wenden.Heraclius befürchtete mit Grund, daß die Ankunft der Damascener in Antiochia, diese Stadt in die größte Bestürzung setzen würde, und daß die Erzehlung von den Thaten der Araber die Einwohner vielleicht so furchtsam machen könne, daß sie den Ort gänzlich verliessen.


26 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Der General der Muselmänner that seinen Marsch so eilig, daß er gar bald im Stande war, die Damascener zu erreichen. Es schien übrigens alles ihr Unglück zu wollen. Wann es nur darauf angekommen wäre, sich nach Antiochia, wie man es anfangs vorhatte, zu begeben, so hätten sie leicht vor Ankunft der Araber diesen Ort erreichen können; weil aber der Käyser von ihrem Vorhaben Nachricht erhielt, so schickte er ihnen schleinig einen Bothen entgegen, welcher ihnen in seinem Namen befehlen mußte, sich nach Constantinopel zu wenden.Heraclius befürchtete mit Grund, daß die Ankunft der Damascener in Antiochia, diese Stadt in die größte Bestürzung setzen würde, und daß die Erzehlung von den Thaten der Araber die Einwohner vielleicht so furchtsam machen könne, daß sie den Ort gänzlich verliessen.


27 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Diese Veränderung verursachte den Verlust der Damascener, welche sonst ganz leicht sicher nach Antiochia hätten kommen können. Allein die Nothwendigkeit, welche ihnen derKäyser auflegte, einen so weiten Zufluchtsort zu suchen, brachte sie den Arabern in die Hände. Dieses aber geschah doch erst nach einem Marsche von etlichen Tagen; der Umweg, wel chen sie genommen hatten, um auf den WegAbubeker. Hegire 12. n. C. G. 633. nach Constantinopel zu kommen, machte, daß das Nachsetzen der Araber ein wenig nachließ; weil aber eine so grosse Menge nirgends durchziehen konnte, ohne Spuren von sich zu hinterlassen, so kostete es den Arabern wenig Mühe sie anzutreffen. Sie entdeckten sie in einer Ebene, wo sie sich ein wenig auszuruhen, niedergelassen hatten.


28 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Die Tochter des Heraclius wird dem Thomasgegeben.

29 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Beynahe hätte auch nicht viel gefehlt, so wäre die Wittwe des Thomas, die Tochter des Käysers Heraclius, diesem Renegaten überlassen worden, um ihn wegen des Verlusts seiner Frau zu trösten. Rafi, einer von den mahometanischen Generalen, in dessen Gewalt diese Prinzeßin gekommen war, machte diesem Nichtswürdigen ein Geschenke damit, und dieser hatte auch die Unverschämtheit sie anzunehmen, ohne viel zu überlegen, daß der Vater dieser Prinzeßin sein gebietender Herr gewesen sey.Khaled selbst bewilligte eine so schimpfliche Ueberlassung, er fügte aber doch die Bedingung hinzu, daß sie Jonas nicht anders, als in demAbubeker. Hegire 12. n. C. G. 633. Falle, wenn sie der Käyser nicht frey kauffen wollte, in Besitz nehmen sollte.


30 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Beynahe hätte auch nicht viel gefehlt, so wäre die Wittwe des Thomas, die Tochter des Käysers Heraclius, diesem Renegaten überlassen worden, um ihn wegen des Verlusts seiner Frau zu trösten. Rafi, einer von den mahometanischen Generalen, in dessen Gewalt diese Prinzeßin gekommen war, machte diesem Nichtswürdigen ein Geschenke damit, und dieser hatte auch die Unverschämtheit sie anzunehmen, ohne viel zu überlegen, daß der Vater dieser Prinzeßin sein gebietender Herr gewesen sey.Khaled selbst bewilligte eine so schimpfliche Ueberlassung, er fügte aber doch die Bedingung hinzu, daß sie Jonas nicht anders, als in demAbubeker. Hegire 12. n. C. G. 633. Falle, wenn sie der Käyser nicht frey kauffen wollte, in Besitz nehmen sollte.