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Comptez-vous pour rien tant de Manufactures de Soye & de Cristaux? Ces derniers surtout furent perfe- ctionnés chez vous par nos Réfugiés, & nous avons per- du ce que vous avez acquis. Enfin si la Langue Française est devenue presque la Langue universelle, à qui en est-on redevable? Etoit-elle ainsi étendue du tems de Henri IV? Non sans doute; on ne connaissoit que l'Italien & l'Espa- gnol. Ce sont nos excellens Ecrivains, qui ont fait ces changemens. Mais qui a protégé, employé, encouragé ces excellens Ecrivains? C'étoit Mr. Colbert, me direz-vous. Je l'avoue, & je prétends bien que le Ministre doit par- tager la gloire du Maître. Mais qu'eût fait un Colbert sous un autre Prince? Sous votre Roi Guillaume qui n'aimoit rien, sous le Roi d'Espagne Charles II, sous tant d'autres Souverains?


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Es giebt Bücher, welche mich die wahren oder falschen Anekdoten eines Hofes lehren. Jeder, wer denHof gesehen hat, oder Lust ihn zu sehen gehabt hat, ist eben so gierig auf diese vornehme Kleinigkeiten, als ein Frauenzimmer aus der Provinz auf die Neuigkeiten ihres kleinen Städtchens ist. Im Grunde ist es einerley Sache, und einerley Verdienst. Unter Heinrichen dem IV unterhielt man sich mit den Anekdoten von Carl dem IX. In den ersten Jahren Ludewigs des XIV redete man noch von dem Herrn von Bellegarde. Alle diese kleinen Schildereyen erhalten sich ein oder zwey Menschenalter, und gehen hernach auf ewig unter.


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Feinde. Heinrich der Große und Ludewig derXIII waren seine Bundsgenossen und Beschützer gewesen.


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Nie hat ein Hof sich besser nach den Menschen und nach den Zeiten zu richten gewußt. Die Päbste sind meistens Italiener, welche in den Geschäfften grau geworden, und ohne Leidenschaften, welche sie verblenden könnten. Ihr Rath besteht aus Kardinälen, die ihnen gleichen, und alle von ebendemselben Geiste belebt werden. Aus diesem Rathe kommen Befehle, welche bis nach China und Amerika gehen; in diesem Verstande erstreckt er sich über die ganze Welt, und man kann das davon sagen, was ehemals ein Ausländer von dem römischen Senate sagte: ich habe eine Versammlung von Königen gesehen. Die meisten unsrer Schriftsteller haben sich mit Rechte wider den Stolz dieses Hofes aufgelegt; ich finde aber keinen unter ihnen, der ihm wegen seiner Klugheit habe Recht wiederfahren lassen. Ich weis nicht, ob eine andere Nation so lange Zeit so viel stets bestrittene Vorzüge, in Europa, würde erhalten haben. Jeder andre Hof würde sie vielleicht entweder aus Unbiegsamkeit, oder aus Weichlichkeit, entweder aus Lang Versuch über das Jahrhundertsamkeit oder aus Heftigkeit verlohren haben. Rom aber, welches fast stets Standhaftigkeit und Biegsamkeit zur rechten Zeit anzuwenden weis, hat alles erhalten, was es menschlicher Weise hat erhalten können. Kriechend sahe man es unter Carl dem V, schrecklich unserm Könige Heinrich dem III, bald Feind, bald Freund gegen Heinrichen den IV, schlau gegen Ludewigen den XIII, und dem XIVten Ludewig zeigte es sich offenbar entgegen, zu der Zeit, da er am meisten zu fürchten war. Oft ist es ein heimlicher Feind selbst der Kaiser gewesen, welchen es weniger als den türkischen Sultanen getrauet hat.


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Man befragte die Sterndeuter, und glaubte ihnen. Alle Geschichtbücher dieser Zeiten, von der Historie des Thuanus anzufangen, sind mit Vorherverkün digungen angefüllt. Der ernsthafte Herzog von SullyVersuch über das Jahrhundert erzählt diejenigen in allem Ernste, welche dem vierten Heinrich geschahen. Diese Leichtgläubigkeit, der untrüglichste Beweis der Unwissenheit, war so durchgängig angenommen, daß man einen Sterndeuter neben dem Zimmer der Königinn Anna von Oesterreich, in dem Augenblicke der Geburt Ludewigs desXIV, verborgen hielt.


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Der Kardinal von Richelieu und Ludewig derXIII waren gestorben; der eine wurde bewundert und gehaßt, der andere war schon vergessen. Sie hatten den Franzosen, welche damals sehr unruhig waren, Abscheu gegen das Ministerium, und wenig Ehrfurcht für den Thron hin terlassen. Ludewig der XIII richtete in seinem Testamente einen Rath auf, welcher die Regierung verwalten sollte. Dieser Monarche, welchem man bey seinem Leben wenig gefolget hatte, schmeichelte sich, Ludewigs des XIV. daß es nach seinem Tode eher geschehen würde; das erste aber, was seine Wittwe Anna von Oesterreich that, war dieses, daß sie durch einen Schluß des Parlements zu Paris den letzten Willen ihres Mannes für nichtig erklären ließ. Das Parlement war schon seit langer Zeit dem Hofe entgegen, und hatte unter Ludewigen kaum die Freyheit behalten Gegenvorstellungen thun zu dürfen; es hob also das Testament seines Königs mit eben der Leichtigkeit auf, mit welcher es etwa eine Streitsache zwischen gemeinenBürgern würde entschieden haben. Anna von Oesterreich wendete sich an diese Versammlung, um eine uneingeschränkte Regierung zu erhalten; weil sich Maria von Medicis nach dem Tode Heinrichs des IV gleichfalls dieses Tribunals bedient hatte, und ihr also hierinne vorgegangen war; und weil jeder andere Weg ungewiß und langweilig würde gewesen seyn, das von den Wachen umringte Parlement aber ihrem Willen nicht widerstehen konnte, und ein Schluß, welchen das Parlement und die Pairs ergehen ließen, das unwidersprechlichste Recht festzusetzen schien *.


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Die Schlachten bey Pavia und S. Quentin waren noch dem Ruhme Frankreichs sehr nachtheilige Zeitpunkte. Heinrich der IV hatte das Unglück gehabt, nur über sein eigen Volk ansehnliche Vortheile davon zu tragen. Unter dem XIIIten Ludewig hatte der Marschall von Guebriant einigen glücklichen Fortgang gehabt, welchem aber immer anderweitige Verluste das Gleichgewicht hielten. Große Schlachten, welche die Staaten erschüttern, und auf ewig in dem Gedächtnisse der Menschen bleiben, hatte zu dieser Zeit niemand als Gustav Adolph geliefert.


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Indessen, daß Prinz von Conde** die Jahre seiner Jugend nach Siegen zählte, und der BruderLudwigs des XIII, der Herzog von Orleans, dieEhre eines Sohnes Heinrichs des IVten, und dieEhreFrankreichs, durch die Einnahmen der Festungen Grevelingen, Courtray und Mardyck, verthei

* Den 20 August 1648.

** Sein Vater starb 1646.

Ludewigs des XIV. digte *; hatte der Vicomte von Turenne Landau eingenommen, die Spanier aus Trier verjagt, und den Churfürsten wieder eingesetzet **.


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Sie flohe mit ihren Kindern aus Paris: ihr Minister, der Herzog von Orleans, der Bruder Ludewigs des XIII, der große Conde selbst thaten ein gleiches, und begaben sich nach St. Germain. Man ward genöthiget, die Edelsteine und die Krone bey Wucherern zu versetzen. Dem Könige fehlte oft das Nothwendige. Seine Kammerpagen bekamen den Abschied, weil man sie nicht länger unterhalten konnte. Zu eben dieser Zeit war sogar die MuhmeLudewigs des XIV, die Tochter Heinrichs des Großen, und Gemahlinn des Königs von England, welche ihre Zuflucht nach Paris genommen hatte, in die äußerste Armuth gerathen, und ihre Tochter, welche hernach an den BruderLudewigs des XIV verheirathet wurde, mußte im Bette liegen bleiben, weil sie sich sonst nicht wärmen konnte. Auf alle die Trübsalen so vieler königlichen Personen gab das Volk zu Paris, welches in seiner Wuth ertrunken war, nicht die geringste Acht.


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Der Protector entschloß sich für Frankreich; doch ohne ein besonder Bündniß zu schließen, und ohne die Ueberwindungen im Voraus zu theilen. Er wollte seine unrechtmäßige Regierung durch die allergrößten Unternehmungen berühmt machen. Seine Absicht war, den Spaniern America aus den Händen zu reißen; doch sie wurden in Zeiten davon benachrichtiget, und die Admirale des Cromwels nahmen Versuch über das Jahrhundert ihnen nichts als Jamaica weg *, eine Provinz, welche die Engländer noch besitzen, und welche der Grund ihres Handels in der neuen Welt ist. Erst nach der Eroberung von Jamaica geschahe es, daß Cromwel seinen Tractat mit dem Könige von Frankreich unterzeichnete; doch ohne die geringste Erwähnung von Dünkirchen zu thun. Der Protector verfuhr wie mit seines Gleichen, und zwang den König, ihm den Titel Bruder zu geben. Sein Sekretair unterzeichnete sich in dem Originale des Tractats, welches in England blieb, vor den gevollmächtigten französischen Minister. Er schloß aber diesen Tractat in der That als der überlegene Theil, indem er den König von Frankreich nöthigte, Carln den II und den Herzog von York, einen Enkel Heinrichs des IV, welche ihre Zuflucht in Frankreich genommen hatten, aus seinen Staaten zu weisen **.


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Die Mutter dieser zwey Prinzen, Henriette von Frankreich, eine Tochter Heinrichs des Großen, welche

* Im Monat May 1655.

** Den 2ten November 1655.

Ludewigs des XIV. in Frankreich ohne Hülfe geblieben war, ward genö thiget den Kardinal zu beschwören, von Cromwellen wenigstens zu erhalten, daß ihr das Leibgedinge bezahlt würde. Konnte eine schmerzhaftere Erniedrigung für sie seyn, als daß sie denjenigen um Lebensunterhalt ansprechen mußte, welcher das Blut ihres Mannes auf der Henkerbühne vergossen hatte. Mazarin that im Namen dieser Königinn ganz schwache Vorstellungen in England, und kündigte ihr endlich an, daß er nichts habe erhalten können. Sie blieb in Paris in der größten Armuth und voller Scham, dieBarmherzigkeitCromwels angesprochen zu haben; da indessen ihre Söhne zu der Armee des Prinzen von Conde und des Don Juan von Oesterreich giengen, das Kriegshandwerk wider Frankreich, welches sie verließ, zu erlernen.


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Rechnen sie so viel Seidenmanufacturen, und die Crystallenmanufacturen, für nichts? Die letzten besonders wurden durch unsere Ausgetriebenen vollkommen gemacht, und wir verloren das, was ihr Land erhielt. Und wenn die französische Sprache beynahe die allgemeine Sprache geworden ist, wem hat man es denn zu danken? War sie zu den Zeiten Heinrichs des IV. von solchem Umfange? Nein, wahrhaftig nicht, man wußte nichts, als das Italienische und Spanische. Unsere vortrefflichen Schriftsteller sind es, welche diese Veränderung gemacht haben. Allein, wer hat denn diese vortrefflichen Schriftsteller Ludewigs des XIV. beschützet, gebraucht und ermuntert? Es war Colbert, werden sie sagen. Ich gesteh es, und behaupte so gar, daß der Minister hierinne den Ruhm mit seinem Herrn theilen müsse. Allein was hätte Colbert unter einem andern Fürsten gethan? Unter eurem Könige, Wilhelm, welcher nichts liebte, und dem Könige von Spanien, dem zweyten Carl, unter so vielen andern Regenten?


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In der letzten Historie Ludewigs des XV giebt man vor, daß die Madame von Montespan, die Madame von Maintenon selbst an den Hof gebracht habe. Man betrügt sich, der Herzog von Richelieu war es, welcher sie dahin brachte; der Vater des ersten Kammerjunkers, welcher in Europa durch seine anmuthige Gestalt, durch seinen Witz und durch die Dienste, die er in der Schlacht bey Fontenay geleistet, so bekannt gewesen ist. Die Wohnung des Richelieu war der Sammelplatz der besten Gesellschaft in Paris, und erhielt den Ruhm des Marais, welches damals das schöne Viertheil der Stadt war. Die Frau von Maintenon, die man damals die Frau Scarron nennte, eine Witwe des Sohnes eines Oberkammerraths, aus guter Familie, und die Enkelinn des unter dem großen Heinrich so bekannten von Aubigne, kam sehr oft in das Haus des Herrn von Richelieu, wo sie ungemein wohl gelitten war. Die Frau von Montespan wollte ihren Sohn, den Herzog von Maine, der damals noch ein Kind war, und einen etwas ungestalten Fuß hatte, in das Bad nach Barege schicken; sie sucht also eine verständige und verschwiegene Person, die die Aufsicht über sich nehmen wollte. Die Geburt des Herzogs von Maine war damals noch ein Geheimniß. Der Herzog von Richelieu schlug diese Reise der Frau Scarron vor, weil sie nicht reich war, und der Herr von Louvois, welcher um die Sache wußte, schickte ihn in geheim mit dem jungen Herzoge nach dem Bade ab. von Ludewig dem XIV. Man muß gestehen, daß bey dem Glücke dieser Dame ein besonderes Schicksal waltete. Sie war zu Niord in dem Gefängnisse gebohren, wo man ihren Vater verschlossen hielt, nachdem er aus dem Castelle Trompette mit der Tochter des Untergouverneurs eines von Cardillac, die er hernach heirathete, geflohen war. Sie war also von väterlicher und mütterlicher Seite von gutem Herkommen, nur daß sie kein Vermögen hatte. Ihr Vater hatte das wenige Vermögen verthan, welches er gehabt hatte, und suchte sein Glück in Amerika. Er nahm seine Tochter in ihrem dritten Jahre mit dahin, und als man mit ihr an das Ufer ausstieg, so wäre sie beynahe von einer Schlange aufgefressen worden.


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Diese Königinn war die erste, die ihn, so bald er Protector der drey Königreiche war, dafür erkannte. Fast alle gekrönte Häupter von Europa schickten Ge Cromwell.sandten an ihren Bruder Cromwell, an diesen Bedienten eines Bischofs, der nur erst kürzlich durch die Hände des Scharfrichters einen Monarchen, ihren Anverwandten, umgebracht hatte. Sie bemüheten sich, fast um die Wette, nach einem Bündnisse mit ihm. Der Kardinal Mazarin verjagte ihm zu Ge fallen die beyden Söhne Carls des ersten, die beyden Enkel von Heinrich dem vierten, und beyden VetternLudewigs des vierzehnten aus Frankreich. Frankreich eroberte Dünkirchen für ihn, und überlieferte ihm die Schlüssel davon. Nach seinem Tode trug Ludewig der vierzehnte und sein ganzer Hof die Trauer, ausgenommen Mademoiselle, welche das Herz hatte, mit einem farbigen Kleide öffentlich zu erscheinen, und die Ehre ihres Hauses allein behauptete.


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2. Er wiederholet an unterschiedenen Orten, daßSpanien ohne America mächtiger seyn würde. Er gründet sich auf die Entvölkerung Spaniens, und auf die Ohnmacht, worinn dieses Königreich seit langer Zeit geschmachtet hat. Diese Meynung, daß America Spanien entkräftet, findet sich fast in hundert Schriftstellern; wenn sie aber hätten in Erwägung ziehen wollen, daß die Schätze der neuen Welt die Befe stigung der Macht Carls des fünften gewesen, und daß Philipp der zweyte Meister von ganz Europa geworden seyn würde, wenn Heinrich der Große, Elisabeth und die Prinzen von Oranien nicht Helden gewesen wären; würden sie ihre Meynungen ohne Zweifel geändert haben. Man hat geglaubt, daß die spanische Monarchie zu Grunde gerichtet wäre, weil die Könige, Philipp der Dritte, Philipp der Vierte, und Carl der Zweyte unglücklich oder schwach gewesen sind. Man sehe aber nur, wie diese Monarchie unter dem Kardinal Alberoni auf einmal ein neues Leben bekommen hat, man werfe seine Augen auf Africa und Asien, den Kriegsschauplatz der gegenwärtigen spanischen Regierung; so wird man bald einräumen müssen, daß die Völker dasjenige sind, Johann Law, Melon und Dutot. wozu sie die Könige oder die Staatsbedienten machen. Der Muth, die Tapferkeit, der Fleiß und alle Gaben bleiben vergraben, so lange bis ein Geist erscheint, der sie erwecket. Das Capitolium wird itzo von Barfüßermönchen bewohnt, und man theilet itzo an eben dem Orte Rosenkränze aus, wo die überwundenen Könige dem Wagen eines Pauls Aemils nachfolgten. Es darf nur ein Kaiser seine Residenz zu Rom nehmen, der ein Julius Cäsar ist, so werden alle Römer selbst wieder Cäsars werden. Was die Entvölkerung Spaniens betrifft, ist solche geringer, als man vorgiebt; und überhaupt von der Sache zu reden, sind nicht dieses Königreich und die Länder in America, die davon abhangen, heut zu Tage Provinzen eines einzigen Reiches, die durch einen Zwischenraum, den man in zween Monaten zurück legen kann, getrennet sind? Endlich werden ihre Schätze durch einen nothwendigen Umlauf auch uns zu Theile; die Coschenille, der Indig, die Chinachinä, die Bergwerke von Mexico und Peru sind unser, und unsere Manufacturen sind folglich spanisch. Wenn America ihnen zur Last gereichte, würden sie wohl so lange Zeit darauf bestehen, denen Fremden den Eingang in dieses Land zu versperren? Verwahret man denn die Wälle seines Verderbens so sorgfältig, wenn man zwey hundert Jahre Zeit gehabt, seine Ueberlegungen darüber zu machen?