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16 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Diejenigen Kinder, welche späte reden lernen, haben viel Feuchtigkeit in der Zunge, und also auch in dem Gehirne. Wenn sich diese überflüssige Feuchtigkeit mit der Zeit verloren hat, so werden es sehr beredte Leute und grosse Redner, weil ihnen die nunmehr gemässigte Feuchtigkeit ein sehr starkes Gedächtniß verschaft hat. Dieser Fall, wie wir wissen, ereignete sich an dem Demosthenes, über welchen sich, wie wir angeführet haben, Cicero nicht genug wundern kann, wie er in seiner Kindheit so ungeschickt zum Reden, und in seinen ältern Jahren so beredt habe seyn können.


17 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

†) Demosthenes und Cicero müssen also in des Verfassers Augen Männer von sehr geringem Verstande gewesen seyn. E.


18 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Wie schädlich einer Wissenschaft es sey, wenn man die übrigen nicht damit verbinden kann, dieses hat schon Plato angemerkt, wenn er behauptet, die Vollkommenheit in einer jeden Wissenschaft insbesondere, hänge von der allgemeinen Erkenntniß aller Wissenschaften ab: denn kein Theil derGelehrsamkeit ist von dem andern so sehr entfernt, daß die Kenntniß des einen nicht zur Vollkommen heit in dem andern vieles beytragen könne. Was soll man aber denken, daß ich, so sorgfältig ich auch diese Art des Genies aufgesucht habe, nicht mehr als ein einziges Beyspiel davon in Spanien habe finden können? Sollte nicht daraus deutlich folgen, daß Galenus mit Recht behaupte, dieNatur habe es sich nicht einmal im Traume einkommen lassen, ausser Griechenland einen Menschen von einem gemässigten Temperamente, und einem Genie, daß sich zu allen Wissenschaften zugleich schicke, zu machen? Die Ursache davon giebt Galenus*) selbst an, wenn er versichert, daß Griechenland die allergemäßigste Gegend in der ganzen Welt sey, wo weder die Wärme der Luft die Kälte, noch die Feuchtigkeit die Trockenheit übertreffe. Diese Temperatur bringt die allerklügsten und zu allen Wissenschaften geschicktesten Leute hervor, wie es deutlich aus der grossen Anzahl der berühmten Männer, welche in Griechenland sind gebohren worden, erhellt. Sokrates,Plato, Aristoteles, Hippokrates, Galenus, Theophrastus, Demosthenes, Homerus, Thales, Diogenes, Solon und unzählige andre Weise, deren die Geschichte gedenkt, zeigen in ihren Werken eine allgemeine Kenntniß des ganzen Umfanges der Gelehrsamkeit. Schriftsteller aus andern Ländern hingegen, wenn sie etwas schreiben, das in die Medicin oder in eine andere Wissenschaft schlägt, rufen selten oder gar nicht die übrigen Wissenschaften, woraus sie Erläuterungen für ih

*) ὑγιεινων βιβλ. β.

re Materie nehmen könnten, zu Hülfe. Alle sind arm und bald erschöpflich, weil sie kein Genie haben, das zu allen Wissenschaften bequem ist.


19 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Dieses sahen die Griechen sehr wohl ein, weswegen sie auch alle Völker in der Welt, in Betrachtung ihrer Ungeschicklichkeit und wenigen Wissenschaft, Barbaren nannten. Man sieht daher auch, daß sich, so viele auch ausser Griechenland auf die Gelehrsamkeit gelegt haben, wenn sie Philosophen gewesen sind, doch weder dem Plato, noch dem Aristoteles gleich gekommen sind. Sind sie Aerzte gewesen, so sind sie weit unter einem Hippokrates und Galenus geblieben; sind sie Redner gewesen, so haben sie es keinem Demosthenes gleich gethan; und sind sie Dichter gewesen, so hat Homer immer noch einen unendlichen Vorzug vor ihnen behalten. Auch in allen den übrigen Wissenschaften haben die Griechen ohne Widerspruch allezeit den ersten Rang eingenommen. **) Wenigstens hat

*) Αριϛοτ. προβλημ. τμημ. ιδ. ἡ ἀριϛη κρασις και τῃ διανοια συμφερει.

** Jch bin ein Schuldner beyde der Griechen und der Ungriechen; beyde der Weisen und der Unweisen. Röm. I. 14.

also die Meynung des Aristoteles bey den Griechen ihre Richtigkeit, weil sie in der That sowohl die schönsten, als klügsten Leute von der Welt sind: nur daß sie durch die Ueberschwemmung der Türken, welche sie mit Gewalt der Waffen unterwürfig machten, sehr vieles erlitten haben. Eben diese Ueberschwemmung war es, wodurch die Gelehrsamkeit aus Griechenland vertrieben, und die Atheniensische Hoheschule nach Paris inFrankreich, wo sie auch noch jetzt ist, verlegt wurde. Die fähigen Genies, welche auch noch jetzt in diesem Lande erzeugt werden, müssen also nothwendig verlohren gehen, weil sie keine Cultur haben können, da sie wohl sonst den obenerzählten nichts nachgeben würden. Jn den übrigen Gegenden, ausser Griechenland, ob sie gleich Schulen und Uebungen in Wissenschaften gehabt haben, hat es doch niemals ein Mensch höher gebracht, als der Grieche. Der Arzt denkt, alles gethan zu haben, was man von ihm fordern kann, wenn er es dahin bringt, daß er das, was Hippokrates und Galenus sagen, versteht; und der natürliche Weltweise glaubt den höchsten Gipfel in seiner Wissenschaft erreicht zu haben, wenn er das, was Aristoteles vorgebracht hat, einsiehet.


20 - Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften /

Demosthenes

21 - /

Le premier de ces siécles, à qui la véritable gloire est attachée, est celui de Philippe & d'Alexandre, ou celui des Péricles, des Démosthenes, des Aristotes, des Platons, des Appelles, des Phidias, des Praxiteles; & cet hon- neur a été renfermé dans les limites de la Grece, le reste de la Terre étoit barbare.


22 - /

Das erste von diesen Jahrhunderten, welches mit einem wahrhaften Ruhme pranget, ist das Jahrhun dert des Philippus und des Alexanders, oder das Zeitalter der Perikles, der Demosthenen, der Aristoteles, der Platons, der Apelles, der Phidias, derPraxiteles. Und diese Ehre war nur in den GränzenGriechenlandes eingeschlossen, der übrige Theil der Erde waren Barbaren.


23 - /

Ein andrer beträchtlicher Theil des Handels mit gedruckten Papieren, ist derjenige, welcher mit den polemischen Schriften, und zwar mit den eigentlichen polemischen Büchern, zu thun hat, worinnen man seinen Nächsten verlästert, um Geld zu gewinnen. Ich will gar nicht von den Factums der Advocaten reden, welche das edle Recht haben, ihre Gegenpartey, so sehr als sie können, herunter zu machen, und ganze Familien rechtmäßig zu beschimpfen: ich rede nur von denjenigen, die in England wider das Ministerium demosthenischePhilippica, aus lauter Liebe für das Vaterland, auf ihren Böden schreiben. Diese Stücke werden das Blatt für zwey Schillinge verkauft; man zieht manchmal vier bis fünf tausend Stücke davon ab, und dadurch bekömmt ein beredter Bürger wenigstens auf zwey bis drey Monate Lebensunterhalt. Ich habe den Ritter Walpole erzählen hören, daß einmal ein solcher Demosthenes für zwey Schillinge, der sich noch für keinen Theil des uneinigen Parlaments erkläret hatte, zu ihm gekommen sey, und ihm seine Feder zu Vertilgung aller seiner Feinde angeboten Gedruckte Lügen. habe. Der Minister dankte ihm ganz höflich für seinen Eifer, und nahm seine Dienste nicht an. Sie werden es also nicht übel nehmen, sagte der Schrift steller, daß ich ihrem Gegner, dem Herrn Pultney, meine Dienste antrage. Er ging sogleich zu ihm, und ward ebenfalls abgewiesen. Nunmehr erklärte er sich so wohl wider den einen, als wider den andern; des Montags schrieb er wider den Herrn Walpole, und des Mittewochs wider den Herrn Pultney. Nachdem er die ersten Wochen so ziemlich ehrlich davon gelebet hatte, so kam er endlich vor beyder Thüren betteln.