Suchbegriff: archi
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Das war das gefährlichste noch nicht.Archimedes hatte hinter den Mauern hoheund starke Machinen angebracht, welcheplötzlich grosse mit entsetzlichen Lasten beschwerte Balken auf die Galeren fallen liessen, undsie dadurch unter das Wasser drückten. Ueberdieses ließ er auch eine eiserne an eine Kette fest gemachte Hand hernieder, durch wel und was sich unter ihnen zugetragen. 309che derjenige, welcher die Machine regierte,d. 538. J. n. R. E. d. 214. J. v. C. G.wann er das Vordertheil eines Schiffs damitergreiffen konnte, das Schiff, durch ein Gegengewichte, welches hinter der Mauer hernieder fiel, in die Lufft zog und auf das Hintertheil stellte. Wann es einige Zeit auf diese Art gehangen hatte, so ward die Ketteplötzlich los gemacht, daß also das Schiffentweder auf das Hintertheil oder auf dieSeite fiel, und offt gänzlich zu Grunde gerichtet wurde. Desgleichen wurden dieSchiffe mit Stricken und Hacken auf dasLand hinzugerissen, daß sie an den Felsen,welche unter den Mauern versteckt lagen,zerschmettert wurden, und alle, welche draufwaren, verunglücken musten. Alle Augenblicke gaben die in die Höh gezogenen und in derLufft mit Gewalt herumgedrehten Galereneinen entsetzlichen Anblick, und wann sie wieder in das Meer stürzten, so war alles, wasdarauf war, verlohren.


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Diese Machine that die gehoffte Würkung nicht. Da sie noch weit von den Mauern war, schoß Archimedes einen grossen Felsvon von zehn (*) Zentnern, zu drey unterschiednen malen nach einander gegen sie los,welche mit einem entsetzlichen Gedonnere auf (*) Der Zentner, welchen die Griechenτάλαντονnennen, war von unterschiedener Art. Derkleinste war 25 Pfund, und der gröste über1200 Pfund. und was sich unter ihnen zugetragen. 311 die Sambuken traffen, ihre Stützen zerschmetd. 538. J. n. R. E. d. 214. J. v. C. G.terten, und die Galeren, auf welchen sie ruhten, so erschütterten, daß sie sich aus einandergaben.


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Allein Archimedes hatte alles vorhergesehen. Er hatte lange vorher, wie wir schonangemerkt haben, Machinen für unterschiedene Weiten, eine Menge von gehörigenPfeilen, und Stücken von Balken fertig gemacht, welche mit weniger Mühe und zuwiederholten malen konnten gebrauchet werden. Ueberdieses hatte er durch die Mauernnahe an einander Löcher machen lassen, worein er Scorpionen setzte, welche, weil sienicht weit trugen, diejenigen, die sich nahten,ohne gesehn zu werden, verwundeten.


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Als die Römer nun unter den Mauernwaren, und in Sicherheit zu seyn glaubten,fanden sie sich auf einmal einer unzehlbarenMenge von Pfeilen ausgesetzt, oder wurdenvon Steinen erdrückt, welche von oben auf 312 Q. F. Maximus, u. M. Claud. Marcellus, Cons.d. 538. J. n. R. E. d. 214. J. v. C. G. ihre Köpfe fielen, ohne daß sie unter denMauern einen Ort finden konnten, wo siefür dergleichen Hagel sicher gewesen wären.Dieses zwang sie zum Rückzuge. Alleinkaum waren sie etwas entfernt, als neue Pfeile auf sie losgeschossen wurden, so daß siesehr viel Volk verlohren, und alle ihre Galeren zerschmettert wurden, ohne daß sie denen Feinden den geringsten Schaden gethanhatten. Denn Archimedes hatte seine Machinen gröstentheils hinter den Mauern angebracht, so daß die Römer, welche der unzehlbaren Menge der Pfeile unterliegen musten, und gleichwohl nicht sahen woher sie ka men, wie Plutarchus sagt, mit den Götternzu streiten schienen.


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Ob Marcellus sich gleich wider die Machinen des Archimedes nicht zu schützen wuste, so unterließ er doch nicht darüber zuscherzen. Wie lange wollen wir noch,sprach er zu seinen Arbeitsleuten und Ingenieurs, mit diesem geometrischen Boiareus, welcher meinen Galeren und Sambuken so übel mitfährt, streiten? Erübertrifft bey weiten die Riesen mit denhundert Händen, wovon uns die Fabelerzehlet, da er so viel Pfeile auf einmalwider uns losschiessen kan.Marcellushatte Grund es dem einzigen Archimedes zuzuschreiben. Denn in der That waren dieSyracuser alle nichts als Machinen diesesgrossen Geometra, und er war einzig die Seele, welcher sie bewegte und regierte. Alle an und was sich unter ihnen zugetragen. 313dere Waffen blieben müßig, blos der archid. 538. J. n. R. E. d. 214. J. v. C. G.medischen bediente man sich, sowohl sich zu vertheidigen als anzugreiffen.


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Ob Marcellus sich gleich wider die Machinen des Archimedes nicht zu schützen wuste, so unterließ er doch nicht darüber zuscherzen. Wie lange wollen wir noch,sprach er zu seinen Arbeitsleuten und Ingenieurs, mit diesem geometrischen Boiareus, welcher meinen Galeren und Sambuken so übel mitfährt, streiten? Erübertrifft bey weiten die Riesen mit denhundert Händen, wovon uns die Fabelerzehlet, da er so viel Pfeile auf einmalwider uns losschiessen kan.Marcellushatte Grund es dem einzigen Archimedes zuzuschreiben. Denn in der That waren dieSyracuser alle nichts als Machinen diesesgrossen Geometra, und er war einzig die Seele, welcher sie bewegte und regierte. Alle an und was sich unter ihnen zugetragen. 313dere Waffen blieben müßig, blos der archid. 538. J. n. R. E. d. 214. J. v. C. G.medischen bediente man sich, sowohl sich zu vertheidigen als anzugreiffen.


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Endlich als Marcellus die Römer so beMarcellusverwandelt die Belagerung in eine Blokade. Liv.XXIV.34.stürzt sahe, daß sie gleich flohen, sobald sienur auf den Mauern einen kleinen Strickoder ein Stückchen Holz wahrnahmen, weilsie befürchteten, Archimedes wolle wieder gegen sie eine schreckliche Machine loslassen,so gab er die Hoffnung auf Syracus mitSturm einzunehmen, hörte mit den Anfällen auf, und beschloß die Uebergabe derStadt der Zeit zu überlassen, indem er dieBelagerung in eine Blokade verwandelte.Der einzige Trost der Römer bestand darinne, daß sie die Belagerten mit Hunger zuzwingen hofften, wenn sie einer so grossenMenge Volkes, als in Syracus war, alleLebensmittel abschnitten, welche ihnen zuWasser oder zu Lande könnten zugeführetwerden. In den acht Monaten, da manvor dieser Stadt lag, sind alle Kriegslisteversucht, und unzehlbare tapfere Thaten verrichtet worden, nur den Sturm wollte mannicht mehr wagen. So viel vermag ein einziger Mensch, und eine einzige Wissenschafftbey gewissen Gelegenheiten, wenn man sieanzuwenden weiß. Nehmt einen einzigenAlten aus Syracus, seine Einnahme ist unhintertreiblich, da die Römer so viele Kräffte dabey anwenden. Nur seine Gegenwartverwirret und verhindert alle ihre Anschläge.


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Betrachtung über den Archimedes und seine Machinen.

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Lasset uns aus diesem Exempel, welchesman nicht offte genug wiederholen kan,schliessen, wie sehr es der Nutzen der FürstenBetrachtung über den Archimedes und seine Machinen.erfodere, die Künste zu beschützen, gelehrtenLeuten wohl zu wollen, die Akademien derWissenschafften durch Ehrenbezeigungen undwürkliche Belohnungen, welche niemals einen Staat arm machen, aufzumuntern. Ich setze hier die Geburth und den Adel des Archimedes bey Seite, denn diesen war er weder seine tieffe Wissenschafft noch sein Ansehnschuldig. Ich betrachte ihn hier nur als einen Gelehrten, als einen geschickten Geometra. Was für ein Verlust wäre es für Syracus gewesen, wenn man einen solchenMann, einigen Aufwand oder einige Belohnungen zu ersparen, im Dunkeln und ohneVerrichtung gelassen hätte. Hiero bezeigtesich ganz anders. Er erkannte alle Verdienste unsers Geometra, und bey Fürsten istes ein grosses Verdienst, die Verdienste anderer zu erkennen. Er brachte ihn zu Ehren, er gebrauchte ihn und erwartete nicht, bisihn die Nothwendigkeit darzu zwingen würde. Alsdann wäre es zu späte gewesen. EineweiseVorsicht, welches der wahre Charaktereines grossen Königs oder grossen Staatsministers ist, hieß ihn, im Schosse des Friedens, alles dasjenige anschaffen, was zu Führung des Kriegs oder zur tapfern Aushaltung einer Belagerung nothwendig ist, ober gleich damals von Seiten der Römer, mitwelchen Syracus in einer genauen Freund und was sich unter ihnen zugetragen. 315schafft stand, nichts zu befürchten hatte. Dad. 538. J. n. R. E. d. 214. J. v. C. G.her sahe man auch in einem Augenblicke eineunglaubliche Menge verschiedener Machinengleichsam aus der Erde hervorkommen, deren Anblick allein Unordnung und Bestürzung unter eine Armee bringen konnte.


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Es sind einige unter diesen Machinen,deren Würkung man kaum begreiffen kan,und deren Würklichkeit man in Zweifel ziehen möchte, wann es erlaubt wäre, an denZeugnissen der Schrifftsteller, zum Exempel des Polybius, zu zweifeln, welcher fast zueben den Zeiten lebte, und die neuesten Begebenheiten, welche noch allen Menschen imGedächtnisse waren, aufschrieb. Allein, wiekan man der Uebereinstimmung der römischen und griechischen Geschichtschreiber,theils Freunde, theils Feinde, seinen Beyfallgewisser Thaten wegen versagen, wovon ganze Armeen die Zeugen waren, und ihre Würkungen empfunden hatten, und welche einen sogrossen Einfluß in die Folgen des ganzenKrieges hatten. Das, was bey der Belagerung von Syracus ausgeübet worden,zeigt, wie weit die Alten ihre mathematischeEinsicht, und die Kunst zu belagern und zuvertheidigen, gebracht hatten. Unsere Artillerie, welche den Donner so vollkommen nachahmet, kan keine grössere Würkungen verursachen, als die Machinen des Archimedes,gesetzt daß sie ihnen ja gleich käme.


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Man redet von einem Brennspiegel, womit Archimedes einen Theil der römischen 316 Q. F. Maximus, u. M. Claud. Marcellus, Cons.d. 538. J. n. R. E. d. 214. J. v. C. G. Flotte soll verbrannt haben. Die Erfindungwürde sehr besonders seyn. Allein kein alterSchrifftsteller gedenkt desselben, es ist eineneuere Sage, welche keinen Grund hat.Die Brennspiegel waren zwar den Altenschon bekannt, allein nicht in einer solchenVollkommenheit, welche die grösten Meßkünstler für unmöglich halten.


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Zu Anfange des dritten Jahres der BeMarcellusberathschlaget, ob er die Belagerung von Syracusa fortsetzen oder aufheben solle. Liv.XXV.23.lagerung von Syracusa, da die Römer auchCapua zu belagern anfingen, war Marcellusnoch nicht weit gekommen. Er sahe kein einzig Mittel, Syracusa einnehmen zu können,weder mit Gewalt, weil ihm Archimedesstets unüberwindliche Hindernisse entgegensetzte; noch durch Hunger weil die carthaginensische Flotte, welche zahlreicher wieder gekommen war, als vorher, daselbstdie Zufuhre frey herein brachte. Er berathschlagte also, ob er vor der Stadt bleiben sollte, die Belagerung fortzusetzen, oder ob ergegen Agrigent wider den Hippocrates und Himilco marschiren sollte. Aber, ehe er dieEr macht sich in der Stadt ein heimliches Verständniß, welches entdecket wird. Liv.XXV.23.letztere Parthey ergriff, wollte er versuchen, ob er sich nicht durch ein heimliches Verständniß Meister von Syracusa machen könnte. Er hatte in seinem Lager unterschiedenevon den vornehmsten Syracusanern, welchedahin gekommen waren, bey dem Anfange der Unruhen eine Freystadt zu suchen. Marcellus machte sich an sie, und versprach ihnen, daß er, wenn sich die Stadt den Rö 330 Q. F. Flaccus, u. A. C. Pulcher, Cons.d. 540. J. n. R. E. d. 212. J. v.C. G.mern ergäbe, ihre Gesetze, Vorrechte undFreyheit erhalten wollte. Sie liessen es anihren guten Willen nicht fehlen: aber eswar nicht leicht, daß sie mit denjenigen vonihren Anverwandten und Freunden redenkonnten, welche in der Stadt geblieben waren, weil die Urheber der Empörung, indemsie verschiedene Einwohner für verdächtighielten, ihre Wachsamkeit und Aufmerksamkeit verdoppelten, zu verhindern, daß nichtetwas dergleichen wider ihr Wissen zumVortheil der Römer versucht würde. EinSklave von einem der flüchtigen Syracusaner gieng als ein Ueberläufer in die Stadt,und spann ein geheimes Verständniß an, inwelches sich auf 80 der vornehmsten Syracusaner einliessen. Sie theilten sich, undwollten bald diese, bald wieder andere, inKähnen unter Fischernetze verborgen, in dasLager des Marcellus kommen. Als alleMaaßregeln, die Stadt den Römern zu übergeben, waren genommen worden, so entdeck te ein gewisser Attalus, aus Verdruß, daßman ihn nicht an dem Geheimnisse hatteTheil nehmen lassen, die Zusammenverschwörung dem Epicydes, welcher alle die Zusammenverschwornen umbringen ließ.


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Tod des Archimedes. Liv. eben das. Plut. im Marc. 308.

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Ein unversehener Zufall verursachte demTod des Archimedes. Liv. eben das. Plut. im Marc. 308.Marcellus eine ausserordentliche Bekümmernis. Während der Zeit, da in Syracus alles in Bewegung war, hielt sich Archimedes, als ein Mensch einer andern Welt, deran dem, was in dieser vorgehet, keinen Antheil nimmt, in seinem Zimmer eingeschlossen, 348 Q. F. Flaccus, u. A. C. Pulcher, Cons.d. 540. J. n. R. E. d. 212. J. v. C. G. und war mit Betrachtung geometrischer Figuren, die er in dem Staube abgezeichnethatte, beschäfftiget. Er richtete auf dieseBetrachtung nicht allein seine Augen, sondern auch alle Kräfte seiner Seelen, dergestalt, daß er weder von dem Tumult derRömer, welche überall herum lieffen, nochvon dem Lermen, wovon die ganze Stadt erschallte, etwas vernahm. Auf einmal kommtihm ein Soldat über den Hals, der ihm anbefiehlt, mit ihm zu dem Marcellus zu kommen. Archimedes ersuchte ihn, nur einenAugenblick zu verziehen, bis er seine Aufgabeaufgelöset und den völligen Erweis aus einander gesetzet habe. Der Soldat, der sichwenig aus seiner Aufgabe und aus seinem Erweise machte, ja seine Rede selbst nicht einmalverstund, wurde über den Verzug böse, zogseinen Degen und tödtete ihn.


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Ein unversehener Zufall verursachte demTod des Archimedes. Liv. eben das. Plut. im Marc. 308.Marcellus eine ausserordentliche Bekümmernis. Während der Zeit, da in Syracus alles in Bewegung war, hielt sich Archimedes, als ein Mensch einer andern Welt, deran dem, was in dieser vorgehet, keinen Antheil nimmt, in seinem Zimmer eingeschlossen, 348 Q. F. Flaccus, u. A. C. Pulcher, Cons.d. 540. J. n. R. E. d. 212. J. v. C. G. und war mit Betrachtung geometrischer Figuren, die er in dem Staube abgezeichnethatte, beschäfftiget. Er richtete auf dieseBetrachtung nicht allein seine Augen, sondern auch alle Kräfte seiner Seelen, dergestalt, daß er weder von dem Tumult derRömer, welche überall herum lieffen, nochvon dem Lermen, wovon die ganze Stadt erschallte, etwas vernahm. Auf einmal kommtihm ein Soldat über den Hals, der ihm anbefiehlt, mit ihm zu dem Marcellus zu kommen. Archimedes ersuchte ihn, nur einenAugenblick zu verziehen, bis er seine Aufgabeaufgelöset und den völligen Erweis aus einander gesetzet habe. Der Soldat, der sichwenig aus seiner Aufgabe und aus seinem Erweise machte, ja seine Rede selbst nicht einmalverstund, wurde über den Verzug böse, zogseinen Degen und tödtete ihn.