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46 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Dieser kühne Ton ließ den Befehlshaber muthmassen, daß der, welcher rede, kein gemeiner Mensch seyn müsse, er rufte daher einen von seinen Leuten, und befahl, ihm den Kopf abzuschlagen. Da dieser Befehl in griechischer Sprache, welcheWerdan verstand, war gegeben worden, so hatte dieser Sklave Gegenwart des Geistes genug, eine List zu erdenken, welche seinem Herrn das Leben rettete: Er gab dem Amru eine Ohrfeige, und sagte ihm ganz zornig, daß er wohl sehr unverschämt seyn müsse, in seiner Gegenwart das Wort zu ergreiffen. Weil Werdan, ohne Zweifel, darnach aussah, was er war, so fiel der Befehlshaber in diese Falle; er glaubte dieseOmar. Hegire 18. n. C. G. 639. Gefangne wären nichts als gemeine Soldaten, wovon der eine vielleicht eine kleine Stelle höher stehe, als die beyden andern, und sich also sehen lassen wolle. Dieser Irrthum machte, daß der Befehlshaber den Befehl, welchen er gegeben hatte, wiederrufte.


47 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

So bald Amru sich im Besitze von Alexandria sahe, hielt er für zuträglich, die Flüchtigen zu verfolgen, und so viele, als nur immer möglich, auszurotten; denn wenn er ihnen Zeit ließ, sich wieder zu setzen, so war zu fürchten, daß sie wider die Muselmänner aufs neue anrücken und sie unaufhörlich beunruhigen möchten.


48 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Einige Araber, welche glücklich genug geweSie werden von den GrieOmar. Hegire 19. n. C. G. 640.sen waren, dem Blutbade zu entkommen, flohen eiligst zu dem Amru, und erzehlten ihm das chen abermals daraus vertrieben.ihnen begegnete Unglück. Der Feldherr kehrte den Augenblick zurück, in Hoffnung, den Platz im ersten Anlauffe wieder wegzunehmen; doch die Griechen hatten sich in dem Schlosse festgesetzt, und er fand sie so wohl verschanzt, daß er eine neue Belagerung vornehmen mußte. Anfangs wurde sie eben so tapfer ausgehalten, als die erste, allein sie dauerte nicht so lange. Nachdem sich die Griechen einige Tage hintereinander auf eine recht heldenmäßige Art vertheidiget hatten, so zogen sie sich ganz sachte aus dem Schlosse, begaben sich in den Hafen, gingen wieder zu Schiffe, und liessen die Muselmänner Alexandria ruhig besitzen. Amru blieb einige Zeit daselbst, um sich feste zu setzen, und den Griechen alle Lust zum Wiederkommen zu benehmen.


49 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Einige Araber, welche glücklich genug geweSie werden von den GrieOmar. Hegire 19. n. C. G. 640.sen waren, dem Blutbade zu entkommen, flohen eiligst zu dem Amru, und erzehlten ihm das chen abermals daraus vertrieben.ihnen begegnete Unglück. Der Feldherr kehrte den Augenblick zurück, in Hoffnung, den Platz im ersten Anlauffe wieder wegzunehmen; doch die Griechen hatten sich in dem Schlosse festgesetzt, und er fand sie so wohl verschanzt, daß er eine neue Belagerung vornehmen mußte. Anfangs wurde sie eben so tapfer ausgehalten, als die erste, allein sie dauerte nicht so lange. Nachdem sich die Griechen einige Tage hintereinander auf eine recht heldenmäßige Art vertheidiget hatten, so zogen sie sich ganz sachte aus dem Schlosse, begaben sich in den Hafen, gingen wieder zu Schiffe, und liessen die Muselmänner Alexandria ruhig besitzen. Amru blieb einige Zeit daselbst, um sich feste zu setzen, und den Griechen alle Lust zum Wiederkommen zu benehmen.


50 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Was bey der Eroberung von Alexandria am allermerkwürdigsten war, war der strenge Gehorsam, den man dem Feldherrn leistete, welcher die Plünderung verbothen hatte. Die Soldaten rührten nicht das geringste an: sie lagen zwar, als sie das zweytemal diese Stadt einnahmen, dem Amru heftig an, seinen Befehl zu wiederruffen, und ihnen zu erlauben, daß sie sich die Vortheile, die sie durch ihre Dienste erworben hätten, zu Nutze machen dürften; doch da ihnen der Feldherr befahl, diesertwegen den Willen des Califen, an welchen er gleich nach der Einnahme des Platzes geschrieben haOmar. Hegire 19. n. C. G. 640.be, zu erwarten, so machten sie weiter nicht die geringste Bewegung, und jeder blieb in den Grenzen seiner Schuldigkeit.


51 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Die Antwort des Califen blieb nicht lange aussen. Nachdem Omar dem Amru alle Erkenntlichkeit für seine Dienste bezeigt, dankte er ihm sehr, daß er bedacht gewesen sey, die Soldaten zurück zu halten, und ihnen das Plündern zu verwehren. Er bat ihn, seine Sorgfalt zu erneuern, damit kein Schade geschehe, und empfohl ihm zugleich, alle Reichthümer, so wohl an Geräthe und Edelsteinen, als an Gold und Silber, fleißig zu sammlen, um sich einen Schatz davon zu machen, dessen er sich bey Gelegenheit zur Nothdurft der Muselmänner, und zu Bestreitung der Kriegsunkosten bedienen könne.


52 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Ein eifriger Anhänger des Aristoteles, Namens Johann, welcher den Zunahmen derGrammatiker führte, sahe mit Vergnügen, daß man die Bibliothek so gar nichts achte. Die Gleichgültigkeit der Mahometaner brachte ihn daher auf den Einfall, sich dieselbe von demAmru, welcher ihn sehr hoch schätzte, schenken zu lassen.


53 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Amru, welcher diesem Gelehrten in der That wohlwollte, antwortete ihm sehr freundschafftlich, daß er von Grund des Herzens wünsche, über diese Bücher etwas zu sprechen zu haben, um ihm mit dem größten Vergnügen ein Geschenke damit machen zu können; allein dieses hange unumgänglich einzig von dem Califen ab. Diesertwegen aber, versicherte er ihm, solle er noch nicht verzweifeln, weil er so gleich an denOmar auf eine solche Art deswegen schreiben wolle, daß er gewiß eine geneigte Antwort zu erhalten glaube. Er that es auch in der That, und unterließ nicht die Verdienste des Johannes zu erheben, und vorzustellen, daß ein solches Geschenk vollkommen wohl bey ihm aufgehoben seyn würde.


54 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Die Vorsicht, welche Amru brauchte, war an dem Untergange dieser reichen Bibliothek Schuld. Omar that den Ausspruch, in seiner Antwort an den Feldherrn, in folgenden Ausdrücken: Das, was in den Büchern, deren du gedenkest, enthalten ist, stimmt entweder mit dem überein, was in dem Buche Gottes (dem Korane) geschrieben Omar. Hegire 19. n. C. G. 640.ist, oder es stimmt nicht damit überein: stimmt es damit überein, so ist der Koran hinlänglich; stimmt es nicht damit überein, so müssen sie vertilget werden.


55 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

So bald dieser Brief eingehändigt war, ward der Befehl des Califen ausgeführt, und die Bücher wurden zum Feuer verdammt. Die erstaunliche Menge derselben kan man aus der Zeit schliessen, die man zu ihrer Verbrennung brauchte. Nachdem sie Amru in der ganzen Stadt hatte austheilen lassen, die Bäder, deren vier tausend an der Zahl waren, damit zu heitzen, so brachte man ganzer sechs Monate zu, ehe sie alle verzehrt wurden. Dieses war das zweytemal, daß Alexandria eine unermeßliche Menge gelehrter Reichthümer, deren Verlust hernach selbst von den Arabern bedauert wurde, als sich der Geschmack an den Wissenschaften unter ihnen zeigte, von der Flamme verzehren sah.


56 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Einige Zeit nach dieser traurigen Verbrennung, bekam Amru Briefe, in welchen ihm die grausame Theurung gemeldet wurde, welche Arabien verheerte, und auch schon in Medina, und in den umliegenden Gegenden verspürt würde. Der Calife befahl ihm daher, so sehr als möglich zu eilen, eine ansehnliche Hülffe an Lebensmitteln dahin zu schicken.


57 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Da Aegypten ein Land von einer erstaunlichen Fruchtbarkeit ist, so fiel es dem Amru nicht schwer, dem Verlangen des Califen ein GnügeOmar. Hegire 19. n. C. G. 640. zu thun. So bald er die Nachricht erhielt, lies er Kameele, mit Korn beladen, abgehen; den Tag darauf gingen deren eben so viele ab, welches alle Tage hintereinander fort dauerte; so daß zwischen Alexandria und Medina, welche beynahe hundert Meilen von einander liegen, eine Kette war, wovon das eine äusserste Ende in Medina war, indem sich das andre noch in Alexandria befand.


58 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Auf diese Art stellte Amru den Ueberfluß in ganz Arabien wieder her. Weil aber der Weg lang und beschwerlich war, so dachte er auf ein Mittel, ihn kürzer und weniger kostbar zu machen. Er hatte gehört, daß ein gewisser römischer Käyser (*) ehedem einen Kanal bey Mesrah hatte graben lassen, welcher bis in das rothe Meer ging; er unternahm es daher, ihn wieder zu erneuern. Zu dieser grossen Arbeit brauchte er einen Theil seiner Trupen, und in kurzer Zeit ward ein sehr bequemer Kanal fertig, welchen er durch das Wasser des Nils, das er hinein leitete, schifbar machte. Man nennte ihn Khalige Emir al Mumenin, das ist, den Kanal des Anführers der Gläubigen. Er war so wohl den Aegyptern, als den Arabern, wegen leichter Vertreibung der Lebensmittel, ausserordentlich nützlich. Heut zu Tage ist er nicht mehr vorhanden: man

(*) Trajanus.

Omar. Hegire 19. n. C. G. 640.sagt, die Türken hätten ihn verfallen lassen, als sie sich Aegyptens bemächtigten.


59 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

So bald es die Umstände erlaubten, wendete Amru seine Waffen nach Africa, während der Zeit daß die andern Feldherren Eroberungen in Asien machten. Beyde Länder wurden beynahe gänzlich dem muselmännischen Joche unterwürffig, und die Mahometanische Religion ward gar bald die Religion dieser weiten Reiche.


60 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Dieser Krieg war die Folge desjenigen Krieges, welcher unter der vorigen Regierung hitzig genug war geführet worden. Als Omar auf den Thron gestiegen war, hatte er in den Theil von Chaldäa, welcher das persische Irack genennet wurde, weil es die Perser noch besassen, Trupen geschickt: Weil nun dieser Calif sich dieses Landes bemächtigen wollte, so brachte er ein zahlreiches Heer auf die Beine, das er unter Anführung des Abu - Obeid, welchem er den Almothana, den Amru und Salit als Unterfeldherren beygesellte, aufbrechen ließ.