Suchbegriff: alexei
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Man versammelte die Bischöfe, Aebte und Professores, welche in dem alten Testamente fanden, daß diejenigen, welche ihrem Vater oder ihrer Mutter fluchen, getödtet werden sollen; daß zwar David seinem Sohne Absalon, als er einen Aufstand wider ihn erreget, verziehen hätte, aber Gott habe ihm nicht verziehen. Dieses war ihre Meynung, ohne was daraus zu schlüßen; in der That aber war es nichts anders, als ein Todesurtheil. Alexius hatte niemals seinem Vater gefluchet; er hatte sich nie, wie Absalon, wider ihn empöret; er hatte nicht öffentlich bey den Kebsweibern des Königs geschlaffen; er war ohne väterliche Erlaubniß gereiset, und hatte Briefe an seine Freunde geschrieben, in welchen er ihnen zu verstehen gab, er hoffe, sie würden seiner in Rußland einmal gedenken. Unterdessen war doch unter hundert und zwanzig weltlichen Richtern nicht ein einziger, welcher ihn nicht zum Tode verdammte, und diejenigen, welche ihren Namen nicht unterschreiben konnten, ließen andere für sich unterzeichnen. Man hat in Europa gesaget, der Czaar habe sich vom Czaar Peter, dem großen. den Criminalproceß des Don Carlos aus dem Spanischen in das Rußische übersetzen lassen: dieser un glückliche Prinz, welchen sein Vater Philipp der zweyte in das Gefängniß hatte legen lassen, wo dieser Erbe einer großen Monarchie starb. Dieser Criminalproceß aber ist niemals da gewesen, und nie hat man die Todesart dieses Prinzen erfahren, sie mag nun gewaltsam oder natürlich gewesen seyn.Peter, der unumschränkteste von den Monarchen, brauchte kein Beyspiel. So viel ist gewiß, sein Sohn starb den Tag darauf auf seinem Bette im Gefängnisse, und der Czaar hatte in Moscau eine von den schönsten Apotheken in Europa. Gleichwol ist es wahrscheinlich, daß der Prinz Alexius, der Erbe der weitläuftigsten Monarchie in der Welt, welchen einzig und allein die Unterthanen seines Vaters, die einmal die Seinigen werden sollten, verdammet hatten, aus Bestürzung über ein so außerordentliches und trauriges Urtheil kann gestorben seyn. Der Vater gieng seinen sterbenden Sohn zu sehen, und man saget, daß er Thränen vergossen habe: infelix utcunque ferent ea fata nepotes. Dieser Thränen ungeachtet wurden die Räder mit den Gliedern seiner Freunde dennoch bedecket. Er ließ seinem eigenen Schwager, dem Grafen Lapuchin, einem Bruder sei ner Gemahlinn Ottokesa Lapuchin, welche er verstos sen hatte, und Oheim des Prinzen Alexius, den Kopf abschlagen. Ein gleiches Schicksal hatte der Beichtvater des Prinzen. Wenn Moscau gesittet geworden ist, so muß man bekennen, daß es ihm theuer zu stehen gekommen.