Suchbegriff: aischa
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46 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Das ganze Gefolge der Aiesha merkte nur allzuwohl, was dieser Vorwurf sagen wolle, und weil man schon über die erste Rede verdrüßlich war, und weder auf die eine noch auf die andre eine gute Antwort zu geben wußte, so kam man zu Scheltworten, und von den Scheltworten zum Sebel. Das Handgemenge war blutig und es blieben auf beyden Seiten nicht wenige auf dem Platze. Des Morgens darauf fing man mit eben so vieler Wuth wieder an. Auch bey diesem zweyten Kampfe kamen verschiedne von den Streitern um, den größten Verlust aber litten die Anhänger der Aiesha.


47 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Die Anhänger der Aiesha nahmen denDie Aufrührer versuchen vergebens, denStatthalter von Basrah zu überraschen. Vorschlag der Einwohner an; allein der Geist des Aufruhrs, welcher sie belebte, ließ sie nicht lange ruhig. Sie machten den Anschlag, Basrah zu überraschen, und wollten sich daher, um sicher zu gehen, zuerst des Befehlshabers bemächtigen. Dieses war eben der Othmanebn - Hanif, welchen sie so mißgehandelt hatten, als er bey dem ersten Kampfe vor Basrah war gefangen genommen worden. Sie hatten ihn bald darauf wieder frey gelassen, und er hatte sich wieder in seinen Platz gezogen, welchen er auf das beste zu vertheidigen bedacht war.


48 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Sie schickten also zu ihm, und liessen ihn in das Lager einladen, um sich mit der Aiesha zu besprechen. Man kan sich leicht einbilden, daß er, nach den erlittenen Beschimpfungen, wenig Lust haben konnte, dieser Einladung zu folgen, welche er als eine neue Verrätherey seiner Feinde ansahe. Unterdessen ließ er in der Antwort, welche er gab, doch keinen Argwohn spüren, so daß er die Unterredung, um welche man ihn ersuchte, zwar ausschlug, zur Entschuldigung aber die Abrede, die man genommen habe, vorwandte, auf beyden Theilen nichts eher wieder vorzunehmen, bis die Abgeordneten zurück gekommen wären.


49 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Eine sehr stürmische Nacht gab ihnen die erwünschte Gelegenheit dazu an die Hand; sie überrumpelten den Platz, und setzten sich in der Moschee feste. Der Befehlshaber wandte seine äussersten Kräfte an, sie wieder hinaus zu jagen; da er aber nicht von genugsamen Trupen unterstützt wurde, so ward er genöthiget, sich zurück zu ziehen. Die Anhänger der Aiesha wurden durch dieses erste Glück muthig, und verfolgten ihn mit ausnehmender Heftigkeit. Der Befehlshaber, welcher nur eine Handvoll Volks um sich hatte, vertheidigte sich lange Zeit sehr tapfer; endlich aber ward er von dem Feinde gefangen genommen, nachdem vierzig von seinen Leuten auf der Stelle geblieben waren.


50 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Man sendete ihn so gleich zu der Aiesha, welche sein Schicksal entscheiden sollte. Sie befahl den Augenblick, daß man ihm das Leben nehmen solle; doch zum Glücke für den Befehlshaber waren einige Personen zugegen, welchen seine Umstände nahe giengen. Sie baten für ihn um Gnade, und wendeten so gar den Namen des Propheten dazu an, bis Aiesha Ali. Hegire 36. n. C. G. 656. endlich die Todesstrafe in vierzig Stockschläge auf die Fußsohlen verwandelte.


51 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Man sendete ihn so gleich zu der Aiesha, welche sein Schicksal entscheiden sollte. Sie befahl den Augenblick, daß man ihm das Leben nehmen solle; doch zum Glücke für den Befehlshaber waren einige Personen zugegen, welchen seine Umstände nahe giengen. Sie baten für ihn um Gnade, und wendeten so gar den Namen des Propheten dazu an, bis Aiesha Ali. Hegire 36. n. C. G. 656. endlich die Todesstrafe in vierzig Stockschläge auf die Fußsohlen verwandelte.


52 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Hierauf hielt Aiesha mit den zwey vornehmsten Rädelsführern, dem Tellah und Zobeir, den Einzug in ihre neue Eroberung. Nachdem sie von dem Platze Besitz genommen hatten, so gaben sie sich Mühe die Gemüther zu gewinnen, und sich die Gunst der Einwohner zu verschaffen, um sie dahin zu vermögen, daß sie sich insgesamt wider den Ali erklärten, dessen Untergang sie beschlossen hatten.


53 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Das Verfahren dieses Muselmanns machte bey allen Gemüthern sehr viel Eindruck. Ein jeder warf sich es heimlich vor, daß er nicht eben so viel Muth als Ziad habe. Nach und nach erhob sich in der Versammlung ein Gemurre, zum Vortheile des Califs; man such te sich selbst aufzumuntern, seine VertheidigungAli. Hegire 36. n. C. G. 656. zu übernehmen; doch die meisten wurden durch das Gerüchte zurückgehalten, welches Aiesha und ihre Anhänger von dem Tode des letztern Califen ausgebreitet hatten. Sie beschuldigten den Ali, daß er an dieser Ermordung Theil habe, und diese häßliche Beschuldigung machte ihm die Gemüther abwendig. Zwar waren die meisten weit davon entfernt, den Califen für schuldig zu halten; gleichwohl aber ward es ihnen schwer, sich für einen Mann zu erklären, den man dieses Verbrechens wegen in Verdacht hatte.


54 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Die Abgesandten, welche von Cuffah zurück kamen, stiessen endlich zu Dulkar wieder zu ihm, wo sie eben zu der Zeit anlangten, als der Statthalter von Basrah den Califen zu begrüssen kam. Nachdem er in dem Gefängnisse, in welchem man ihn einige Zeit verschlossen gehalten, viel ausgestanden hatte, war er endlich wieder auf freyen Fuß gesetzt worden, und zu dem Ali gekommen, ihm von allen, was zu Basrah vorgegangen, Nachricht zu geben. Der Calif, welcher an seinem Gesichte die Merkmahle der grausamen Beschimpfung, welche ihm die Anhänger der Aiesha angethan hatten, sahe, beklagte sein Unglück, und lobte öffentlich seine Treue und Standhaftigkeit.


55 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Hassan ward zu Cuffah mit vieler AchtungBemühung des Hassans, bey den Cuffahnern Hülfsvölker auszuwirken. empfangen; allein bey dem Statthalter konnte er deßwegen nichts mehr ausrichten; dieser führte mit ihm eben die Sprache, die er mit den vorigen Abgesandten geführet hatte. Unterdessen bekamen die Sachen doch gar bald ein ander Ansehen, und zwar bey Gelegenheit einer Versammlung, in welcher man zwey Briefe ablaß, welche Aiesha, die gegenwärtigen Angelegenheiten betreffend, geschrieben hatte. Zeidebn - Saukan, welcher sie in Händen hatte, kam in die Versammlung, und sagte zu den Cuffahnern: Hier ist ein Brief von der Aiesha, welche mir befiehlt, mich in Cuffah ruhig zu halten, oder, wenn ich an diesen Uneinigkeiten Theil nehmen wollte, auf keine andre Seite, als auf die ihre zu treten, und ihr zu Hülffe zu kommen. Hier ist noch einer, fügte er hinzu, welcher an die Versammlung der Cuffahner Ali. Hegire 36. n. C. G. 656.gerichtet ist, und welcher eben dieselben Befehle in sich hält.


56 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Hier ist ein Brief von der Aiesha, welche mir befiehlt, mich in Cuffah ruhig zu halten, oder, wenn ich an diesen Uneinigkeiten Theil nehmen wollte, auf keine andre Seite, als auf die ihre zu treten, und ihr zu Hülffe zu kommen. Hier ist noch einer, fügte er hinzu, welcher an die Versammlung der Cuffahner

57 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Der Aiesha war befohlen, ruhig in ihrem Hause zu bleiben, uns aber war befohlen, zu streiten, bis kein Aufruhr mehr seyn würde. Nun aber befiehlt uns diese Mutter der Gläubigen das, was sie thun sollte, und thut das, was wir thun sollten

58 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Die Freyheit, welche sich Zeid nahm, die Aufführung der Aiesha zu tadeln, verursachte anfangs unter den Cuffahnern einiges Gemurre, man fing so gar an Scheltworte zu gebrauchen. Doch weil Hassan zu dem Volke reden wollte, so ward es nach und nach stiller, und endlich machte man sich bereit ihn zu hören: Euer Haupt, sagte er, spricht euch um Hülffe an, und so wohl euer Nutzen, als eure Schuldigkeit erfordern es, sie ihm nicht zu versagen. Und warum solltet ihr sie ihm auch versagen? Hat er jemanden Unrecht gethan? Sollte man wohl sagen, daß er seine Würde erschlichen habe, oder derselben unwerth sey? Die Rebellen geben beständig vor, den Tod desOthmans zu rächen; und diesertwegen wollen sie die Waffen ergriffen haben; allein, ihr Cuffahner, trauet ihnen nicht; sie wollen nicht den Othman rächen,Ali. Hegire 36. n. C. G. 656. sondern den Ali absetzen. Und gleichwohl ist es eben der Ali, welchen man einmüthig zu Medina erwählt hat, und dem Tellah und Zobeir den Eid der Treue geleistet haben, sie, die man jetzt an der Spitze der Rebellen sieht.


59 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Der Ruf von diesem Marsche, und die Ver Ali kömmt vor Basrah.bindung der Cuffahner mit den Medinern, setzten die Anhänger der Aiesha in grosse Unruhe. Noch bestürzter aber waren sie, als man den Califen mit seinen Trupen vor Basrah erscheinen, und sein Lager unter den Mauern dieser Stadt aufschlagen sahe.


60 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Doch die aufrührische Aiesha brauchte so viel Wendungen, daß sie gar bald den Zobeir wieder auf die ersten Gedanken, die sie ihmAli. Hegire 36. n. C. G. 656. beygebracht hatte, brachte: und damit sie von diesem Muselmanne weiter nichts möge zu befürchten habe, so ließ sie ihn keine Zusammenkunft mehr mit dem Califen halten. Weil aber Zobeir immer wegen des Eides unruhig blieb, den er dem Ali, bey seiner Ernennung zum Califen, geleistet hatte; so sprach ihn Aiesha von aller Verbindung los, indem sie ihn einem Sklaven die Freyheit geben ließ. Dieses nehmlichDie Art der Muselmänner, sich von ihremEide loß zu machen. war die Art, wie die Muselmänner einen Eid aussöhnten, von welchem sie nicht länger wollten gebunden seyn. Durch dieses Mittel trat Zobeir wieder auf die Seite der Rebellen, und führte in dem Treffen, welches kurz darauf vorfiel, die Waffen wider den Ali.