Suchbegriff: aischa
Treffer: 132

16 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Abubeker erhielt diesen Brief nicht; ebenTod des CalifenAbubeker . so wenig als er den vorhergehenden erhalten hatte, in welchem man ihn um Beilegung des Streits, der sich zu Damascus wegen des Getreides erhoben hatte, bat. Er hatte nicht einmal die Nachricht von Eroberung dieser Stadt bekommen können; denn er war eben an dem Tage gestorben, als sich Khaled derselben bemächtiget hatte. Die arabischen Schriftsteller sind wegen der Umstände seines Todes nicht einig. Einige versichern, er sey von den Juden vergiftet worden. Andre behaupten, er habe sich an einem sehr kalten Tage gebadet, worauf er von einem hitzigen Fieber überfallen worden, welches ihn in vierzehn Tagen ins Grab gebracht: auf diese Art erzehlt es Aiesha, seine Tochter, in den Uberlieferungen, die unter ihrem Namen herum gehen.


17 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Er trug seiner Tochter, der Aiesha, auf, alles unter die Armen auszutheilen, was er seit seiner Regierung könnte erworben haben. Er war allezeit sehr aufmerksam gewesen, den Unglücklichen unter die Armen zu greiffen, und besonders Leuten von Verdienst, welche sich in Dürftigkeit befanden. Alle Wochen theilte er

(*) Man muß nicht vergessen, daß man allezeit Mondenjahre meinet, welche 29. Tage kürzer als die unsrigen sind.

das Geld aus, welches sich in dem gemeinenAbubeker. Hegire 12. n. C. G. 633. Schatze befand. Einen Theil davon gab er den Kriegsleuten, und das übrige theilte er unter rechtschaffne Leute, von welchen er wußte, daß sie Noth litten. Diese Austheilung geschah alle Freytage Abends. Es geschahe sehr selten, daß er etwas für sich behielt. Er begnügte sich mit dem, was er von seinen Vorältern geerbt hatte, und lebte allezeit von seinem Eigenthume; so daß er die zwey Jahre seiner Regierung nicht mehr als drey Drachmen aus dem Schatze nahm, welche er, wie er sagte, als die Belohnung seiner Dienste betrachtete.


18 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Aiesha unternimmt, den Othmanvom Throne zu stossen.

19 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Man wird sich ohne Zweifel verwundern, unter der Zahl der Feinde des Califen die beruffene Aiesha zu finden, noch viel mehr aber, wenn man ihre Anschläge wider ihn lesen wird. Dieses Frauenzimmer, welches sich durch ihre Klugheit und ihre Verdienste die größte Hochachtung unter den Muselmännern erworben hatte, hegte einen unbeschreiblichen Abscheu gegen den Othman. Die Geschichtschreiber melden nicht, worauf er sich gegründet hatte; sie sagen uns bloß, daß sie den Abdallah - ebn - Zobeir gerne auf den Thron habe setzen wollen, und damit sie desto eher zu ihrem Zwecke gelangen möge, so habe sie ihn beredet, sich den Califen aus dem Wege zu schaffen.


20 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Die Ränke der Aiesha zogen sehr viele zuOthmanwird von seinem Schreiber verrathen. ihrer Parthey; gleichwohl aber kam der Untergang des Califen nicht von dieser Seite her. Er hatte in seinem Hause einen grausamen Feind, welcher um so gefährlicher seyn mußte, weil er sein Vertrauter war, auf den er sich bey Ausführung der meisten Angelegenheiten verließ.


21 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Ali hatte in der That eine sehr fürchterliche Parthey wieder sich, welche nichts als ihm zu schaden suchte. Besonders hatte ihn seit langer Zeit die berühmte Aiesha, die Wittwe desMahomets, verabscheuet. Sie hatte ihm eine Beleidigung vorzuwerffen, welche eine Frau nimmermehr zu vergeben pflegt, (*) sie gab daher bey aller Gelegenheit ihren Haß gegen ihn zu erkennen, und brachte es allezeit, so oft ein Calif sollte ernennet werden, dahin, daß er ausgeschlossen wurde.


22 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

(*) Aiesha, welche des Propheten liebste Frau gewesen war, war eben nicht die getreueste gewesen. Sie ward des Ehebruchs wegen angeklagt; und bey den Untersuchungen, die man deßwegen anstellte, war Ali so unvorsichtig gewesen, sich darein zu mengen, und hatte so gar einige Zeugnisse wider sie abgelegt. Mahomet konnte überzeugt genug seyn, daß seine Frau schuldig sey; allein er war zu witzig, als daß er es hätte zugestehen sollen. Er that so gar noch mehr, indem er das Gegentheil durch eine deswegen ausdrücklich geschehene Offenbarung erwieß. Sie stehet in dem 24sten Kapitel des Korans, welches das Licht überschrieben ist, wegen des Lichts nehmlich, das sie bey einem so kützlichen Handel gab.


23 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Abidallah war also der einzige, welcher sich in Yemen fest setzte; allein es wäre besser gewesen, wenn man ihm eben so begegnet hätte, als den übrigen; denn Yahi, welchen er ablösete, nahm alles Geld, das sich in dem öffentlichen Schatze befand, als er seinen Platz verließ, mit sich, und legte es zu Mecca in die Hände derAiesha, des Tallah und des Zobeir nieder.


24 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Die Versprechungen des Ali machten bey diesen zwey Muselmännern wenig Eindruck. Sie konnten leicht voraus sehen, daß sie der Calif nur bey sich behalten wolle, damit er ihre Aufführung beobachten und sie vielleicht gar zur Rechenschaft ziehen könne, wann sich etwa in Medina einige Unruhen äussern sollten. Unterdessen verstellten sie sich doch eine Zeitlang; und als sie erfuhren, daß sich Aiesha nach Mecca begeben habe, so baten sie um Erlaubniß, gleichfalls dahin zu reisen, unter dem Vorwande, einer andächtigen Wallfahrt. Hier nun machten sie gemeinschaftlich mit der Wittwe desPropheten, eine fürchterliche Parthey, gegen die der Calif hernach vergebens alle seine Kräfte anwendete. Das Geld, welches ihnen der Statthalter von Yemen gebracht hatte, that ihnen ungemein grosse Dienste, Verständnisse an allen Orten zu unterhalten; und sie wußten ihre Händel so wohl einzurichten, daß sich der Aufstand in kurzen überall, und besonders in Syrien, spüren ließ.


25 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Aisha stellt sich an die Spitze der Aufrührer.

26 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Auf diese erhaltene Erklärungen war nichts anders zu thun, als schleinig die Trupen zu bewaffnen, um diese Aufrührer im Zaume zu halten. Doch eben da er sich gegen einen Feind, welcher noch weit entfernt war, in Sicherheit zu setzen bemüht war, entstand in Arabien selbst eine Parthey, welche um so viel mehr zu fürchten war, da sie die berühmte Aiesha, eine geschworne Feindin des Califen, an ihrer Spitze hatte. Sie war die Seele und die Triebfeder von allem, was wider den Ali vorgenommen wurde; und bey ihr versammleten sich die Aufrührer, um die nöthigen Maaßregeln zum Fortgange ihres Aufstandes abzureden. Bey ihr fanden sich entweder selbst, oder durch ihre Abgeordnete, alle diejenigen ein, welche zu der Familie des Ommiah gehörten, und sich allesamt verschworen hatten, den Tod des Othmans zu rächen, welcher selbst aus diesem Geschlechte war.


27 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Die Ommiaden schienen berechtiget zu seyn, den Tod ihres Anverwandten an dem Califen zu rächen: sie glaubten in der That, daß Ali desselben Urheber sey, und man hatte nichts un terlassen, sie in dieser Meinung zu bestärken.Ali. Hegire 36. n. C. G. 656. Was aber die Aiesha, den Tellah und Zobeir anbelangte, die an der Spitze dieser Verschwörung waren, so war ihr Betragen bey diesen Umständen eine Folge der allerabscheulichsten Verrätherey.


28 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Wenn man dem Zeugnisse des Ebn - Athir, eines arabischen Geschichtschreibers, glauben darf, so waren Aiesha, und ihre zwey Helffershelffer, die wahren Urheber, oder wenigstens Mitschuldige der Ermordung des Othmans. Sie allein verdienten eine ihrem Verbrechen gemässe Strafe, doch vermöge einer Abscheulichkeit, wozu vielleicht gemeine Verbrecher unfähig gewesen wären, suchten sie den ganzen Greuel ihrer Schandthat auf den Ali zu welzen, damit sie ihn desto sichrer verderben könnten. Dieses nun ist die tugendhafte Aiesha, welche unter ihrem Volke so berühmt, und in der Geschichte der Muselmänner unter dem Namen der Mutter der Gläubigen so bekannt ist. Vermöge dieses verehrungswürdigen Titels, hätte sie, sollte man glauben, sich aller Klagen gegen irgend einem dieser vorgegebenen Gläubigen, wann er auch noch so strafbar gewesen wäre, enthalten sollen; allein ein Verbrechen zu begehen, um es auf einen andern zu welzen, auf den Regenten, und so zu reden auf den ganzen Staat, welchen man dadurch den grausamsten Zwistigkeiten aussetzt, das ist die allerentsetzlichste Schandthat.


29 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Wenn man dem Zeugnisse des Ebn - Athir, eines arabischen Geschichtschreibers, glauben darf, so waren Aiesha, und ihre zwey Helffershelffer, die wahren Urheber, oder wenigstens Mitschuldige der Ermordung des Othmans. Sie allein verdienten eine ihrem Verbrechen gemässe Strafe, doch vermöge einer Abscheulichkeit, wozu vielleicht gemeine Verbrecher unfähig gewesen wären, suchten sie den ganzen Greuel ihrer Schandthat auf den Ali zu welzen, damit sie ihn desto sichrer verderben könnten. Dieses nun ist die tugendhafte Aiesha, welche unter ihrem Volke so berühmt, und in der Geschichte der Muselmänner unter dem Namen der Mutter der Gläubigen so bekannt ist. Vermöge dieses verehrungswürdigen Titels, hätte sie, sollte man glauben, sich aller Klagen gegen irgend einem dieser vorgegebenen Gläubigen, wann er auch noch so strafbar gewesen wäre, enthalten sollen; allein ein Verbrechen zu begehen, um es auf einen andern zu welzen, auf den Regenten, und so zu reden auf den ganzen Staat, welchen man dadurch den grausamsten Zwistigkeiten aussetzt, das ist die allerentsetzlichste Schandthat.


30 - Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen /

Da aber die Verschwörung einmal angefangen war, so kam es nur noch darauf an, wegen der Mittel, sie zu ihrer VollkommenheitVerschiedne Anschläge der Aufrührer.zu bringen, zu Rathe zu gehen, und dahin lieffen alle Versammlungen aus, welche bey der Aiesha gehalten wurden. Dieses rachgierige Weib wollte, daß man geraden Weges auf Medina losgehen solle. Man muß, sagte sie, das Uebel in seiner Quelle angreiffen. Andre hielten davor, daß man sich nach Syrien begeben, und zu den zahlreichen Trupen stossen müsse, die Moavias in dieser Provinz aufgebracht habe.