Suchbegriff: aemili
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zum Collegen. Ernennung der Trupen. Esd. 535. J. n. R. E. d. 217. J. v. C. G.kommen zu Rom Gesandte von dem KönigHieron mit Geschenken an. HochmüthigeRede des Bürgemeisters Varro. Vernünftige Rede des Paulus Emilius. Der Rathermahnet ihn, eine entscheidende Schlacht zu liefern. Schöne Rede des Fabius an den Paulus Emilius. Entdeckte Kriegeslist desHannibal. Er wird durch Hungersnoth in dieäusserste Unruhe gesetzt. Unruhe zu Rom wegen der Schlacht, welche soll geliefert werden.Theilung und Streit der beyden Bürgemeister. Varro entschließt sich, wider die Ermahnung seines Collegen, eine Schlacht zu liefern.Rede des Hannibal an seine Trupen. Berühmte Schlacht bey Cannas. Niederlage derRömer. Tod des Paulus Emilius. Es werden Betrachtungen darüber angestellt, daßHannibal Rom nicht hat angreiffen wollen.Die Charthaginenser machen Beute von denTodten auf der Wahlstatt. Hannibal bemächtiget sich der beyden Läger. Großmuth einerCanusischen Dame gegen die Römer. Derjunge Scipio unterdrücket eine gefährlicheZusammenverschwörung. Vier tausend Römerziehen sich nach Venusa zurück. Der Bürgemeister Varro begiebt sich dahin.

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Man giebt ihm den Paulus Emiliuszum Collegen.

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Der Adel warf hierauf seine Augen aufden Paulus Emilius, welcher in dem Jahre,welches vor dem 2. Punischen Kriege vorher (*) Man nennte einen neuen Menschen denjenigen, dessen Vorältern niemals CurrulischeAemter begleitet hatten; und dieses machtebey den Römern den Adel aus, welcher inden Patricischen und Plebeischen eingetheiletward. und was sich unter ihnen zugetragen. 69gieng, mit dem M. Livius Bürgemeister ged. 535. J. n. R. E. d. 217. J. v. C. G.wesen war. Wir haben schon erzählet, daßsie, bey Endigung ihres Bürgemeister-Amts,alle beyde vor dem Volke angeklagt worden,als ob sie einen Theil der Beute, welche sie im Kriege gemacht, unterschlagen hätten. Li vius war verdammet worden, und PaulusEmilius war mit genauer Noth davon gekommen. Weil er noch sehr erzürnet aufdas Volk war, welchem er eine so grosse Beschimpfung nicht verzeihen konnte, so wolte eranfangs durchaus kein Ehrenamt wieder annehmen. Man zwang ihn nichts destoweniger, sich zu überwinden, und da alle die übrigen Candidaten abstunden, so ward er demVarro mehr zum Gegner, als zum Collegengegeben.


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Der Adel warf hierauf seine Augen aufden Paulus Emilius, welcher in dem Jahre,welches vor dem 2. Punischen Kriege vorher (*) Man nennte einen neuen Menschen denjenigen, dessen Vorältern niemals CurrulischeAemter begleitet hatten; und dieses machtebey den Römern den Adel aus, welcher inden Patricischen und Plebeischen eingetheiletward. und was sich unter ihnen zugetragen. 69gieng, mit dem M. Livius Bürgemeister ged. 535. J. n. R. E. d. 217. J. v. C. G.wesen war. Wir haben schon erzählet, daßsie, bey Endigung ihres Bürgemeister-Amts,alle beyde vor dem Volke angeklagt worden,als ob sie einen Theil der Beute, welche sie im Kriege gemacht, unterschlagen hätten. Li vius war verdammet worden, und PaulusEmilius war mit genauer Noth davon gekommen. Weil er noch sehr erzürnet aufdas Volk war, welchem er eine so grosse Beschimpfung nicht verzeihen konnte, so wolte eranfangs durchaus kein Ehrenamt wieder annehmen. Man zwang ihn nichts destoweniger, sich zu überwinden, und da alle die übrigen Candidaten abstunden, so ward er demVarro mehr zum Gegner, als zum Collegengegeben.


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C. Terentius Varro.V. R. E. 536. V. C. G. 216.L. Aemilius Paulus

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Nachdem die Bürgemeister in Rom, wieStoltze Rede des BürgemeistersVarro. Liv.XXII.38.wir gesagt haben, geworben hatten, bliebensie noch einige Tage in der Stadt, und erwarteten die Hülffsvölker der Lateiner Während dieser Zeit hielt Varro verschiedene Versammlungen des Volks, worinnen er allezeitmit dem ihm gewöhnlichen Geiste der Verwegenheit und des Hochmuths redete, „indemer den Adel anklagte, daß sie den Krieg nachItalien gezogen hätten, und versicherte, daßer daselbst stets bleiben würde, so lange dieGenerale von der Art und dem Charakterdes Fabius das Commando haben würden.Er wolle ihn, an dem ersten Tage, da er den Feind sehen würde, endigen.“ Paulus AeVernünftige Rede des Paulus Ae milius.milius, sein College, hielt nur eine eintzige Rede an das Volk, und zwar den Tag vor seiner Abreise. Man gab ihm kein günstigesGehör, weil er lieber die Wahrheit redete, 74 C. Ter. Varro, u. L. Paul. Aemil. Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216. als schmeichelte. Er redete von dem Varromit vieler Mäßigung und Vorsichtigkeit, ausser daß er gestund, „es wäre ihm schwer zubegreiffen, wie ein General, eh er seine unddes Feindes Trupen, die Lage der Oerter,und die Beschaffenheit des Landes, undzwar, da er noch mitten in Rom wäre, solange voraus wissen könnte, was er werdethun müssen, wenn er an der Spitze seinerArmee seyn werde, und wie er so gar denTag voraus bestimmen könne, an welchemer eine Schlacht liefern würde. Er wüste,daß man die Entschliessungen der Menschennach den Umständen der Zeit und der Oerter bestimmen müsse, (*) und daß die Menschen durch ihre Entschliessungen diese Umstände, welche nicht davon abhängen, nichteinrichten könnten. Er wünschte, daß dieUnternehmungen, welche durch Klugheitbegleitet und angeordnet würden, einenglücklichen Fortgang haben möchten. DieVerwegenheit wäre ausserdem, daß sievernünftigen Leuten nicht zukäme, auch bisitzo unglücklich gewesen.“


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Vernünftige Rede des Paulus Ae milius.

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Der Rath ermahnet den Paulus Aemilius, eine entscheidende Schlacht zu liefern.

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Der Rath ließ den Paulus Aemilius erwegen, wie wichtig der glückliche oder unglückliche Fortgang dieses Feldzugs der Republickseyn könne. Man ermahnte ihn, sich diezeit wohl abzusehen, eine entscheidendeSchlacht zu liefern, und diejenige Tapferkeit (*) Se, quae consilia magis res dent hominibus,quam homines rebus, ea ante tempus im matura non praecepturum. Liv.und was sich unter ihnen zugetragen. 75 und Klugheit zu zeigen, welche man an ihmV. R. E. 536. V. C. G. 216.bewundere; mit einem Wort, sich so aufzuführen, wie es einem Römischen Namen anständig wäre. Diese Rede des Raths, undnoch mehr die ausserordentlichen Zurüstungen zu diesem Feldzuge, zeigen deutlich, daßder Rath selbst verlangte, endlich einmahl demKrieg ein Ende zu machen. Man stellt nicht80000 Mann, und noch mehr, auf die Beine, einen Krieg auf die lange Bank zu schieben und unthätig zu bleiben.


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Es war leicht zu urtheilen, daß PaulusSchöne Re de des Fabius an den Paulus Aemilius. Liv.XXII.39. Plut. imFab. 182.Aemilius seiner Seits entschlossen war, daßSichrere dem Scheinbahrern vorzuziehen.Indessen wollte Fabius, welcher voll Eiferfür das Wohl des Vaterlandes und vielleichtmißvergnügt über das alzudeutliche an denTag gelegte Verlangen des Raths, zu einer Schlacht zu schreiten, war, mit dem PaulusAemilius eine besondere Unterredung halten,damit er ihn noch mehr in seinen guten Entschliessungen bestärken möchte, und er redete,da er eben abreisen wollte, folgendermassen zu ihm.„ Wenn du einen dir ähnlichenCollegen hättest, welches höchlich zu wünschen wäre, oder wenn du selbst deinemCollegen ähnlich wärest, so würde es sehrunnütz seyn, daß ich mit dir redete. Dennzwey gute Bürgemeister würden meiner Ermahnung, in allem die für die Republickvortheilhaffteste Parthey zu ergreifen, nichtnöthig haben; und zwey schlechte Generale würden meinem Rathe nicht folgen, ja 76 C. Ter. Varro, u. L. Paul. Aemil. Cons.V. R. G. 536. V. C. G. 216.sich nicht einmahl die Mühe nehmen, ihn zuhören. Da ich aber den Unterscheid zwischen dir und dem Varro kenne, so wendeich mich zu dir allein, und ich fürchte sogar,daß du, so ein guter Bürger und geschickter General du auch bist, dich doch vergebens bemühen möchtest, die Republick zuunterstützen, da sie auf der andern Seite soschlecht gestützet ist. Die guten Partheyensowohl, als die bösen, werden von derBürgemeisterschen Würde unterstützet werden. Aber betrübe du dich hierinnen nicht, Paulus Aemilius. Erwarte in der Person des Varro, deines Collegen, eben soviel Widerstand, als in der Person desHannibal, deines Feindes; und ich weißnicht, ob nicht der erstere furchtbarer fürdich seyn wird, als der letztere. Mit demeinen wirst du nur auf dem Schlachtfelde,mit dem andern aber stets, und überall zuthun haben. Wider den Hannibal, wirstdu Hülffe in denen Legionen finden; Varroaber wird dich durch deine eignen Soldaten anfallen. Wir wissen, was die Unvor sichtigkeit des Flaminius der Republick gekostet hat. Wenn Varro seinen Entwurfausführen, und eine Schlacht liefern wird,so bald er den Feind siehet: so bin ich entweder unwissend in der Kriegskunst, undkenne weder den Hannibal und die Carthaginenser, oder es wird bald in Italien eindurch unsere Niederlage berühmterer Ortseyn, als der Trasunesische See. Ich kann und was sich unter ihnen zugetragen. 77versichern, ohne zu befürchten, daß manV. R. E. 536. V. C. G. 216.mich deßwegen einer eitlen Ehre halber inVerdacht haben kann, daß das einzigeMittel wider den Hannibal glücklich zu seyn,diejenige Aufführung ist, welche ich beobachtet habe, da ich wider ihn zu Felde gewesen. Und (*) ich verlange nicht, daß manhiervon nach dem Gefolge urtheile, denndieser ist nur ein Herr über Thörichte: sondern man muß nach der Vernunft urtheilen, welche allezeit einerley ist, wenn sich dieUmstände nicht verändern. Wir führenmitten in Italien Krieg, selbst in demSchooß unsres Vaterlandes. Auf allenSeiten sind wir mit unsern Bürgern undBundesgenossen umgeben. Sie helffen unsmit Volk, Pferden, Waffen und Lebensmitteln aus, und sie werden gewiß fortfahrendieses zu thun. Wir haben zu starke Zeugnisse ihres Eyfers und ihrer Treue, als daßwir daran sollten zweifeln können. Wirwerden täglich stärker, klüger, beständigerund geübter. Hannibal hingegen, ist ineinem fremden und feindlichen Lande, welches von seinem Vaterlande durch eine grosse Strecke von Land und See abgesondertist. Er ist mit allen im Kriege, was ihnumgiebt, da er von seinem Vaterlande entfernet ist, findet er den Frieden weder zu (*) Nec euentus modo hoc docet, stultorum istemag ster est, sed eadem ratio quae fuit, futuraque, donec eaedem res manebunt, immuta bilis est. Liv.78 C. Ter. Varro, u. L. Paul. Aemil. Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216.Lande, noch zur See. Keine Stadt nimmtihn in ihre Mauren auf, kein Grund undBoden ist, auf welchem er Staat machenkönnte. Er lebt, von einem Tage zum andern, von dem, was er auf den Feldernraubt. Er hat kaum den dritten Theil derTrupen behalten, mit welchen er über denJber gegangen ist. Es sind ihrer mehrdurch den Hunger, als durch das Schwerdtumgekommen, und er weiß nicht mehr, wieer die übrigen wenigen erhalten soll. Können wir also wohl zweifeln, daß wir, wennwir uns Zeit nehmen, einen Feind zernichten werden, welcher täglich schwächer wird,und welchem man weder Volk, noch Lebensmittel, noch Geld schickt? Wie langeist es, daß er sich um die Mauren vonGeraunium herumdrehet, und die elendeFestung in Apulien vertheidiget, nicht anders, als ob es die Mauern von Carthagowären? Damit du aber nicht glaubest,ich stelle dir nur mein Exempel vor, so er wege, wie die letzten Bürgemeister, Aetiliusund Servilius, seine Bemühungen verspottet haben, da sie den Krieg nur Vertheydi gungsweise geführet. Dieses, Paulus Aemilius, ist das einzige Mittel, welches du hast,die Republick zu retten. Das verdrüßlichste dabey ist dieses, daß du, wenn du eswirst anwenden wollen, auf Seiten deinerBürger mehr Widerstand finden wirst, alsauf Seiten deiner Feinde. Die Römerwerden eben das wollen, was die Cartha und was sich unter ihnen zugetragen. 79ginenser werden wollen werden, und VarV. R. E. 536. V. C. G. 216.ro wird eben so denken, wie Hannibal.Du allein (*) must zweyen Generalen gegenstehen; und du wirst zu deinem Zweckgelangen, wenn du das Reden und dieMeynungen der Leute wirst zu verachtenwissen; Wenn du dich weder durch den eiteln Ruhm deines Collegen wirst verblenden, noch durch die vermeynte Schande,womit man dich wird belegen wollen, schrecken lassen wirst. Man sagt gemeiniglich,daß die Wahrheit zwar einige Verfinsterungen leiden kann, daß sie aber niemalsganz verlöscht. Den Ruhm zu rechterZeit verachten, dieses ist das Mittel, sicheinen wahren Ruhm zu erwerben. Laßnur geduldig deine Klugheit eine Verwegenheit, deine weise Vorsichtigkeit eineLangsamkeit und Trägheit, und deine Geschicklichkeit in der Kriegskunst eine Ungeschicklichkeit und Zagheit nennen. Ich sehe es lieber, daß dich ein kluger Feind fürchtet, als daß dich unvernünftige Bürger (*) Duobus ducibus vnus resistas oportet. Resistes autem aduersus famam rumoresque hominum, si satis firmius steteris, si te nequeCollegae vana gloria, neque falsa tua infamiamouerit. Veritatem laborare nimis saepe,aiunt, extingui numquam gloriam qui spreuerit, veram habebit. Siue timidum pro cauto, tardum pro considerato, imbellem properito belli vocent. Malo te sapiens hostismetuat, quam stulti ciues laudent. Omniaaudentem contemnet Hannibal, nil temereagentem metuet.80 C. Ter. Varro, u. L. Paul. Aemil. Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216.loben. Hannibal wird dich verachten,wenn er sehen wird, daß du alles wagest:Wenn du nichts verwegen thun wirst, sowird er dich fürchten. Doch bey allendem ist meine Meynung nicht, daß du stetsunthätig bleiben sollest, sondern daß alledeine Unternehmungen von der Vernunftregieret, und nicht dem Zufall überlassenwerden sollen. Sey allezeit Herr über dieErfolge. Sey allezeit bewaffnet, und aufdeiner Huth. Verfehle keine dir günstigeGelegenheit, gieb aber niemals dem FeindeGelegenheit, dich zu überfallen. Wenndu dich im Gehen nicht übereilen wirst, sowirst du deutlich sehen, und alle deineSchritte werden sicher seyn. Die Hitzeverblendet und beunruhiget uns.“


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Schöne Re de des Fabius an den Paulus Aemilius. Liv.XXII.39. Plut. imFab. 182.

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Es war leicht zu urtheilen, daß PaulusSchöne Re de des Fabius an den Paulus Aemilius. Liv.XXII.39. Plut. imFab. 182.Aemilius seiner Seits entschlossen war, daßSichrere dem Scheinbahrern vorzuziehen.Indessen wollte Fabius, welcher voll Eiferfür das Wohl des Vaterlandes und vielleichtmißvergnügt über das alzudeutliche an denTag gelegte Verlangen des Raths, zu einer Schlacht zu schreiten, war, mit dem PaulusAemilius eine besondere Unterredung halten,damit er ihn noch mehr in seinen guten Entschliessungen bestärken möchte, und er redete,da er eben abreisen wollte, folgendermassen zu ihm.„ Wenn du einen dir ähnlichenCollegen hättest, welches höchlich zu wünschen wäre, oder wenn du selbst deinemCollegen ähnlich wärest, so würde es sehrunnütz seyn, daß ich mit dir redete. Dennzwey gute Bürgemeister würden meiner Ermahnung, in allem die für die Republickvortheilhaffteste Parthey zu ergreifen, nichtnöthig haben; und zwey schlechte Generale würden meinem Rathe nicht folgen, ja 76 C. Ter. Varro, u. L. Paul. Aemil. Cons.V. R. G. 536. V. C. G. 216.sich nicht einmahl die Mühe nehmen, ihn zuhören. Da ich aber den Unterscheid zwischen dir und dem Varro kenne, so wendeich mich zu dir allein, und ich fürchte sogar,daß du, so ein guter Bürger und geschickter General du auch bist, dich doch vergebens bemühen möchtest, die Republick zuunterstützen, da sie auf der andern Seite soschlecht gestützet ist. Die guten Partheyensowohl, als die bösen, werden von derBürgemeisterschen Würde unterstützet werden. Aber betrübe du dich hierinnen nicht, Paulus Aemilius. Erwarte in der Person des Varro, deines Collegen, eben soviel Widerstand, als in der Person desHannibal, deines Feindes; und ich weißnicht, ob nicht der erstere furchtbarer fürdich seyn wird, als der letztere. Mit demeinen wirst du nur auf dem Schlachtfelde,mit dem andern aber stets, und überall zuthun haben. Wider den Hannibal, wirstdu Hülffe in denen Legionen finden; Varroaber wird dich durch deine eignen Soldaten anfallen. Wir wissen, was die Unvor sichtigkeit des Flaminius der Republick gekostet hat. Wenn Varro seinen Entwurfausführen, und eine Schlacht liefern wird,so bald er den Feind siehet: so bin ich entweder unwissend in der Kriegskunst, undkenne weder den Hannibal und die Carthaginenser, oder es wird bald in Italien eindurch unsere Niederlage berühmterer Ortseyn, als der Trasunesische See. Ich kann und was sich unter ihnen zugetragen. 77versichern, ohne zu befürchten, daß manV. R. E. 536. V. C. G. 216.mich deßwegen einer eitlen Ehre halber inVerdacht haben kann, daß das einzigeMittel wider den Hannibal glücklich zu seyn,diejenige Aufführung ist, welche ich beobachtet habe, da ich wider ihn zu Felde gewesen. Und (*) ich verlange nicht, daß manhiervon nach dem Gefolge urtheile, denndieser ist nur ein Herr über Thörichte: sondern man muß nach der Vernunft urtheilen, welche allezeit einerley ist, wenn sich dieUmstände nicht verändern. Wir führenmitten in Italien Krieg, selbst in demSchooß unsres Vaterlandes. Auf allenSeiten sind wir mit unsern Bürgern undBundesgenossen umgeben. Sie helffen unsmit Volk, Pferden, Waffen und Lebensmitteln aus, und sie werden gewiß fortfahrendieses zu thun. Wir haben zu starke Zeugnisse ihres Eyfers und ihrer Treue, als daßwir daran sollten zweifeln können. Wirwerden täglich stärker, klüger, beständigerund geübter. Hannibal hingegen, ist ineinem fremden und feindlichen Lande, welches von seinem Vaterlande durch eine grosse Strecke von Land und See abgesondertist. Er ist mit allen im Kriege, was ihnumgiebt, da er von seinem Vaterlande entfernet ist, findet er den Frieden weder zu (*) Nec euentus modo hoc docet, stultorum istemag ster est, sed eadem ratio quae fuit, futuraque, donec eaedem res manebunt, immuta bilis est. Liv.78 C. Ter. Varro, u. L. Paul. Aemil. Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216.Lande, noch zur See. Keine Stadt nimmtihn in ihre Mauren auf, kein Grund undBoden ist, auf welchem er Staat machenkönnte. Er lebt, von einem Tage zum andern, von dem, was er auf den Feldernraubt. Er hat kaum den dritten Theil derTrupen behalten, mit welchen er über denJber gegangen ist. Es sind ihrer mehrdurch den Hunger, als durch das Schwerdtumgekommen, und er weiß nicht mehr, wieer die übrigen wenigen erhalten soll. Können wir also wohl zweifeln, daß wir, wennwir uns Zeit nehmen, einen Feind zernichten werden, welcher täglich schwächer wird,und welchem man weder Volk, noch Lebensmittel, noch Geld schickt? Wie langeist es, daß er sich um die Mauren vonGeraunium herumdrehet, und die elendeFestung in Apulien vertheidiget, nicht anders, als ob es die Mauern von Carthagowären? Damit du aber nicht glaubest,ich stelle dir nur mein Exempel vor, so er wege, wie die letzten Bürgemeister, Aetiliusund Servilius, seine Bemühungen verspottet haben, da sie den Krieg nur Vertheydi gungsweise geführet. Dieses, Paulus Aemilius, ist das einzige Mittel, welches du hast,die Republick zu retten. Das verdrüßlichste dabey ist dieses, daß du, wenn du eswirst anwenden wollen, auf Seiten deinerBürger mehr Widerstand finden wirst, alsauf Seiten deiner Feinde. Die Römerwerden eben das wollen, was die Cartha und was sich unter ihnen zugetragen. 79ginenser werden wollen werden, und VarV. R. E. 536. V. C. G. 216.ro wird eben so denken, wie Hannibal.Du allein (*) must zweyen Generalen gegenstehen; und du wirst zu deinem Zweckgelangen, wenn du das Reden und dieMeynungen der Leute wirst zu verachtenwissen; Wenn du dich weder durch den eiteln Ruhm deines Collegen wirst verblenden, noch durch die vermeynte Schande,womit man dich wird belegen wollen, schrecken lassen wirst. Man sagt gemeiniglich,daß die Wahrheit zwar einige Verfinsterungen leiden kann, daß sie aber niemalsganz verlöscht. Den Ruhm zu rechterZeit verachten, dieses ist das Mittel, sicheinen wahren Ruhm zu erwerben. Laßnur geduldig deine Klugheit eine Verwegenheit, deine weise Vorsichtigkeit eineLangsamkeit und Trägheit, und deine Geschicklichkeit in der Kriegskunst eine Ungeschicklichkeit und Zagheit nennen. Ich sehe es lieber, daß dich ein kluger Feind fürchtet, als daß dich unvernünftige Bürger (*) Duobus ducibus vnus resistas oportet. Resistes autem aduersus famam rumoresque hominum, si satis firmius steteris, si te nequeCollegae vana gloria, neque falsa tua infamiamouerit. Veritatem laborare nimis saepe,aiunt, extingui numquam gloriam qui spreuerit, veram habebit. Siue timidum pro cauto, tardum pro considerato, imbellem properito belli vocent. Malo te sapiens hostismetuat, quam stulti ciues laudent. Omniaaudentem contemnet Hannibal, nil temereagentem metuet.80 C. Ter. Varro, u. L. Paul. Aemil. Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216.loben. Hannibal wird dich verachten,wenn er sehen wird, daß du alles wagest:Wenn du nichts verwegen thun wirst, sowird er dich fürchten. Doch bey allendem ist meine Meynung nicht, daß du stetsunthätig bleiben sollest, sondern daß alledeine Unternehmungen von der Vernunftregieret, und nicht dem Zufall überlassenwerden sollen. Sey allezeit Herr über dieErfolge. Sey allezeit bewaffnet, und aufdeiner Huth. Verfehle keine dir günstigeGelegenheit, gieb aber niemals dem FeindeGelegenheit, dich zu überfallen. Wenndu dich im Gehen nicht übereilen wirst, sowirst du deutlich sehen, und alle deineSchritte werden sicher seyn. Die Hitzeverblendet und beunruhiget uns.“


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Es war leicht zu urtheilen, daß PaulusSchöne Re de des Fabius an den Paulus Aemilius. Liv.XXII.39. Plut. imFab. 182.Aemilius seiner Seits entschlossen war, daßSichrere dem Scheinbahrern vorzuziehen.Indessen wollte Fabius, welcher voll Eiferfür das Wohl des Vaterlandes und vielleichtmißvergnügt über das alzudeutliche an denTag gelegte Verlangen des Raths, zu einer Schlacht zu schreiten, war, mit dem PaulusAemilius eine besondere Unterredung halten,damit er ihn noch mehr in seinen guten Entschliessungen bestärken möchte, und er redete,da er eben abreisen wollte, folgendermassen zu ihm.„ Wenn du einen dir ähnlichenCollegen hättest, welches höchlich zu wünschen wäre, oder wenn du selbst deinemCollegen ähnlich wärest, so würde es sehrunnütz seyn, daß ich mit dir redete. Dennzwey gute Bürgemeister würden meiner Ermahnung, in allem die für die Republickvortheilhaffteste Parthey zu ergreifen, nichtnöthig haben; und zwey schlechte Generale würden meinem Rathe nicht folgen, ja 76 C. Ter. Varro, u. L. Paul. Aemil. Cons.V. R. G. 536. V. C. G. 216.sich nicht einmahl die Mühe nehmen, ihn zuhören. Da ich aber den Unterscheid zwischen dir und dem Varro kenne, so wendeich mich zu dir allein, und ich fürchte sogar,daß du, so ein guter Bürger und geschickter General du auch bist, dich doch vergebens bemühen möchtest, die Republick zuunterstützen, da sie auf der andern Seite soschlecht gestützet ist. Die guten Partheyensowohl, als die bösen, werden von derBürgemeisterschen Würde unterstützet werden. Aber betrübe du dich hierinnen nicht, Paulus Aemilius. Erwarte in der Person des Varro, deines Collegen, eben soviel Widerstand, als in der Person desHannibal, deines Feindes; und ich weißnicht, ob nicht der erstere furchtbarer fürdich seyn wird, als der letztere. Mit demeinen wirst du nur auf dem Schlachtfelde,mit dem andern aber stets, und überall zuthun haben. Wider den Hannibal, wirstdu Hülffe in denen Legionen finden; Varroaber wird dich durch deine eignen Soldaten anfallen. Wir wissen, was die Unvor sichtigkeit des Flaminius der Republick gekostet hat. Wenn Varro seinen Entwurfausführen, und eine Schlacht liefern wird,so bald er den Feind siehet: so bin ich entweder unwissend in der Kriegskunst, undkenne weder den Hannibal und die Carthaginenser, oder es wird bald in Italien eindurch unsere Niederlage berühmterer Ortseyn, als der Trasunesische See. Ich kann und was sich unter ihnen zugetragen. 77versichern, ohne zu befürchten, daß manV. R. E. 536. V. C. G. 216.mich deßwegen einer eitlen Ehre halber inVerdacht haben kann, daß das einzigeMittel wider den Hannibal glücklich zu seyn,diejenige Aufführung ist, welche ich beobachtet habe, da ich wider ihn zu Felde gewesen. Und (*) ich verlange nicht, daß manhiervon nach dem Gefolge urtheile, denndieser ist nur ein Herr über Thörichte: sondern man muß nach der Vernunft urtheilen, welche allezeit einerley ist, wenn sich dieUmstände nicht verändern. Wir führenmitten in Italien Krieg, selbst in demSchooß unsres Vaterlandes. Auf allenSeiten sind wir mit unsern Bürgern undBundesgenossen umgeben. Sie helffen unsmit Volk, Pferden, Waffen und Lebensmitteln aus, und sie werden gewiß fortfahrendieses zu thun. Wir haben zu starke Zeugnisse ihres Eyfers und ihrer Treue, als daßwir daran sollten zweifeln können. Wirwerden täglich stärker, klüger, beständigerund geübter. Hannibal hingegen, ist ineinem fremden und feindlichen Lande, welches von seinem Vaterlande durch eine grosse Strecke von Land und See abgesondertist. Er ist mit allen im Kriege, was ihnumgiebt, da er von seinem Vaterlande entfernet ist, findet er den Frieden weder zu (*) Nec euentus modo hoc docet, stultorum istemag ster est, sed eadem ratio quae fuit, futuraque, donec eaedem res manebunt, immuta bilis est. Liv.78 C. Ter. Varro, u. L. Paul. Aemil. Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216.Lande, noch zur See. Keine Stadt nimmtihn in ihre Mauren auf, kein Grund undBoden ist, auf welchem er Staat machenkönnte. Er lebt, von einem Tage zum andern, von dem, was er auf den Feldernraubt. Er hat kaum den dritten Theil derTrupen behalten, mit welchen er über denJber gegangen ist. Es sind ihrer mehrdurch den Hunger, als durch das Schwerdtumgekommen, und er weiß nicht mehr, wieer die übrigen wenigen erhalten soll. Können wir also wohl zweifeln, daß wir, wennwir uns Zeit nehmen, einen Feind zernichten werden, welcher täglich schwächer wird,und welchem man weder Volk, noch Lebensmittel, noch Geld schickt? Wie langeist es, daß er sich um die Mauren vonGeraunium herumdrehet, und die elendeFestung in Apulien vertheidiget, nicht anders, als ob es die Mauern von Carthagowären? Damit du aber nicht glaubest,ich stelle dir nur mein Exempel vor, so er wege, wie die letzten Bürgemeister, Aetiliusund Servilius, seine Bemühungen verspottet haben, da sie den Krieg nur Vertheydi gungsweise geführet. Dieses, Paulus Aemilius, ist das einzige Mittel, welches du hast,die Republick zu retten. Das verdrüßlichste dabey ist dieses, daß du, wenn du eswirst anwenden wollen, auf Seiten deinerBürger mehr Widerstand finden wirst, alsauf Seiten deiner Feinde. Die Römerwerden eben das wollen, was die Cartha und was sich unter ihnen zugetragen. 79ginenser werden wollen werden, und VarV. R. E. 536. V. C. G. 216.ro wird eben so denken, wie Hannibal.Du allein (*) must zweyen Generalen gegenstehen; und du wirst zu deinem Zweckgelangen, wenn du das Reden und dieMeynungen der Leute wirst zu verachtenwissen; Wenn du dich weder durch den eiteln Ruhm deines Collegen wirst verblenden, noch durch die vermeynte Schande,womit man dich wird belegen wollen, schrecken lassen wirst. Man sagt gemeiniglich,daß die Wahrheit zwar einige Verfinsterungen leiden kann, daß sie aber niemalsganz verlöscht. Den Ruhm zu rechterZeit verachten, dieses ist das Mittel, sicheinen wahren Ruhm zu erwerben. Laßnur geduldig deine Klugheit eine Verwegenheit, deine weise Vorsichtigkeit eineLangsamkeit und Trägheit, und deine Geschicklichkeit in der Kriegskunst eine Ungeschicklichkeit und Zagheit nennen. Ich sehe es lieber, daß dich ein kluger Feind fürchtet, als daß dich unvernünftige Bürger (*) Duobus ducibus vnus resistas oportet. Resistes autem aduersus famam rumoresque hominum, si satis firmius steteris, si te nequeCollegae vana gloria, neque falsa tua infamiamouerit. Veritatem laborare nimis saepe,aiunt, extingui numquam gloriam qui spreuerit, veram habebit. Siue timidum pro cauto, tardum pro considerato, imbellem properito belli vocent. Malo te sapiens hostismetuat, quam stulti ciues laudent. Omniaaudentem contemnet Hannibal, nil temereagentem metuet.80 C. Ter. Varro, u. L. Paul. Aemil. Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216.loben. Hannibal wird dich verachten,wenn er sehen wird, daß du alles wagest:Wenn du nichts verwegen thun wirst, sowird er dich fürchten. Doch bey allendem ist meine Meynung nicht, daß du stetsunthätig bleiben sollest, sondern daß alledeine Unternehmungen von der Vernunftregieret, und nicht dem Zufall überlassenwerden sollen. Sey allezeit Herr über dieErfolge. Sey allezeit bewaffnet, und aufdeiner Huth. Verfehle keine dir günstigeGelegenheit, gieb aber niemals dem FeindeGelegenheit, dich zu überfallen. Wenndu dich im Gehen nicht übereilen wirst, sowirst du deutlich sehen, und alle deineSchritte werden sicher seyn. Die Hitzeverblendet und beunruhiget uns.“


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Es war leicht zu urtheilen, daß PaulusSchöne Re de des Fabius an den Paulus Aemilius. Liv.XXII.39. Plut. imFab. 182.Aemilius seiner Seits entschlossen war, daßSichrere dem Scheinbahrern vorzuziehen.Indessen wollte Fabius, welcher voll Eiferfür das Wohl des Vaterlandes und vielleichtmißvergnügt über das alzudeutliche an denTag gelegte Verlangen des Raths, zu einer Schlacht zu schreiten, war, mit dem PaulusAemilius eine besondere Unterredung halten,damit er ihn noch mehr in seinen guten Entschliessungen bestärken möchte, und er redete,da er eben abreisen wollte, folgendermassen zu ihm.„ Wenn du einen dir ähnlichenCollegen hättest, welches höchlich zu wünschen wäre, oder wenn du selbst deinemCollegen ähnlich wärest, so würde es sehrunnütz seyn, daß ich mit dir redete. Dennzwey gute Bürgemeister würden meiner Ermahnung, in allem die für die Republickvortheilhaffteste Parthey zu ergreifen, nichtnöthig haben; und zwey schlechte Generale würden meinem Rathe nicht folgen, ja 76 C. Ter. Varro, u. L. Paul. Aemil. Cons.V. R. G. 536. V. C. G. 216.sich nicht einmahl die Mühe nehmen, ihn zuhören. Da ich aber den Unterscheid zwischen dir und dem Varro kenne, so wendeich mich zu dir allein, und ich fürchte sogar,daß du, so ein guter Bürger und geschickter General du auch bist, dich doch vergebens bemühen möchtest, die Republick zuunterstützen, da sie auf der andern Seite soschlecht gestützet ist. Die guten Partheyensowohl, als die bösen, werden von derBürgemeisterschen Würde unterstützet werden. Aber betrübe du dich hierinnen nicht, Paulus Aemilius. Erwarte in der Person des Varro, deines Collegen, eben soviel Widerstand, als in der Person desHannibal, deines Feindes; und ich weißnicht, ob nicht der erstere furchtbarer fürdich seyn wird, als der letztere. Mit demeinen wirst du nur auf dem Schlachtfelde,mit dem andern aber stets, und überall zuthun haben. Wider den Hannibal, wirstdu Hülffe in denen Legionen finden; Varroaber wird dich durch deine eignen Soldaten anfallen. Wir wissen, was die Unvor sichtigkeit des Flaminius der Republick gekostet hat. Wenn Varro seinen Entwurfausführen, und eine Schlacht liefern wird,so bald er den Feind siehet: so bin ich entweder unwissend in der Kriegskunst, undkenne weder den Hannibal und die Carthaginenser, oder es wird bald in Italien eindurch unsere Niederlage berühmterer Ortseyn, als der Trasunesische See. Ich kann und was sich unter ihnen zugetragen. 77versichern, ohne zu befürchten, daß manV. R. E. 536. V. C. G. 216.mich deßwegen einer eitlen Ehre halber inVerdacht haben kann, daß das einzigeMittel wider den Hannibal glücklich zu seyn,diejenige Aufführung ist, welche ich beobachtet habe, da ich wider ihn zu Felde gewesen. Und (*) ich verlange nicht, daß manhiervon nach dem Gefolge urtheile, denndieser ist nur ein Herr über Thörichte: sondern man muß nach der Vernunft urtheilen, welche allezeit einerley ist, wenn sich dieUmstände nicht verändern. Wir führenmitten in Italien Krieg, selbst in demSchooß unsres Vaterlandes. Auf allenSeiten sind wir mit unsern Bürgern undBundesgenossen umgeben. Sie helffen unsmit Volk, Pferden, Waffen und Lebensmitteln aus, und sie werden gewiß fortfahrendieses zu thun. Wir haben zu starke Zeugnisse ihres Eyfers und ihrer Treue, als daßwir daran sollten zweifeln können. Wirwerden täglich stärker, klüger, beständigerund geübter. Hannibal hingegen, ist ineinem fremden und feindlichen Lande, welches von seinem Vaterlande durch eine grosse Strecke von Land und See abgesondertist. Er ist mit allen im Kriege, was ihnumgiebt, da er von seinem Vaterlande entfernet ist, findet er den Frieden weder zu (*) Nec euentus modo hoc docet, stultorum istemag ster est, sed eadem ratio quae fuit, futuraque, donec eaedem res manebunt, immuta bilis est. Liv.78 C. Ter. Varro, u. L. Paul. Aemil. Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216.Lande, noch zur See. Keine Stadt nimmtihn in ihre Mauren auf, kein Grund undBoden ist, auf welchem er Staat machenkönnte. Er lebt, von einem Tage zum andern, von dem, was er auf den Feldernraubt. Er hat kaum den dritten Theil derTrupen behalten, mit welchen er über denJber gegangen ist. Es sind ihrer mehrdurch den Hunger, als durch das Schwerdtumgekommen, und er weiß nicht mehr, wieer die übrigen wenigen erhalten soll. Können wir also wohl zweifeln, daß wir, wennwir uns Zeit nehmen, einen Feind zernichten werden, welcher täglich schwächer wird,und welchem man weder Volk, noch Lebensmittel, noch Geld schickt? Wie langeist es, daß er sich um die Mauren vonGeraunium herumdrehet, und die elendeFestung in Apulien vertheidiget, nicht anders, als ob es die Mauern von Carthagowären? Damit du aber nicht glaubest,ich stelle dir nur mein Exempel vor, so er wege, wie die letzten Bürgemeister, Aetiliusund Servilius, seine Bemühungen verspottet haben, da sie den Krieg nur Vertheydi gungsweise geführet. Dieses, Paulus Aemilius, ist das einzige Mittel, welches du hast,die Republick zu retten. Das verdrüßlichste dabey ist dieses, daß du, wenn du eswirst anwenden wollen, auf Seiten deinerBürger mehr Widerstand finden wirst, alsauf Seiten deiner Feinde. Die Römerwerden eben das wollen, was die Cartha und was sich unter ihnen zugetragen. 79ginenser werden wollen werden, und VarV. R. E. 536. V. C. G. 216.ro wird eben so denken, wie Hannibal.Du allein (*) must zweyen Generalen gegenstehen; und du wirst zu deinem Zweckgelangen, wenn du das Reden und dieMeynungen der Leute wirst zu verachtenwissen; Wenn du dich weder durch den eiteln Ruhm deines Collegen wirst verblenden, noch durch die vermeynte Schande,womit man dich wird belegen wollen, schrecken lassen wirst. Man sagt gemeiniglich,daß die Wahrheit zwar einige Verfinsterungen leiden kann, daß sie aber niemalsganz verlöscht. Den Ruhm zu rechterZeit verachten, dieses ist das Mittel, sicheinen wahren Ruhm zu erwerben. Laßnur geduldig deine Klugheit eine Verwegenheit, deine weise Vorsichtigkeit eineLangsamkeit und Trägheit, und deine Geschicklichkeit in der Kriegskunst eine Ungeschicklichkeit und Zagheit nennen. Ich sehe es lieber, daß dich ein kluger Feind fürchtet, als daß dich unvernünftige Bürger (*) Duobus ducibus vnus resistas oportet. Resistes autem aduersus famam rumoresque hominum, si satis firmius steteris, si te nequeCollegae vana gloria, neque falsa tua infamiamouerit. Veritatem laborare nimis saepe,aiunt, extingui numquam gloriam qui spreuerit, veram habebit. Siue timidum pro cauto, tardum pro considerato, imbellem properito belli vocent. Malo te sapiens hostismetuat, quam stulti ciues laudent. Omniaaudentem contemnet Hannibal, nil temereagentem metuet.80 C. Ter. Varro, u. L. Paul. Aemil. Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216.loben. Hannibal wird dich verachten,wenn er sehen wird, daß du alles wagest:Wenn du nichts verwegen thun wirst, sowird er dich fürchten. Doch bey allendem ist meine Meynung nicht, daß du stetsunthätig bleiben sollest, sondern daß alledeine Unternehmungen von der Vernunftregieret, und nicht dem Zufall überlassenwerden sollen. Sey allezeit Herr über dieErfolge. Sey allezeit bewaffnet, und aufdeiner Huth. Verfehle keine dir günstigeGelegenheit, gieb aber niemals dem FeindeGelegenheit, dich zu überfallen. Wenndu dich im Gehen nicht übereilen wirst, sowirst du deutlich sehen, und alle deineSchritte werden sicher seyn. Die Hitzeverblendet und beunruhiget uns.“


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Es war leicht zu urtheilen, daß PaulusSchöne Re de des Fabius an den Paulus Aemilius. Liv.XXII.39. Plut. imFab. 182.Aemilius seiner Seits entschlossen war, daßSichrere dem Scheinbahrern vorzuziehen.Indessen wollte Fabius, welcher voll Eiferfür das Wohl des Vaterlandes und vielleichtmißvergnügt über das alzudeutliche an denTag gelegte Verlangen des Raths, zu einer Schlacht zu schreiten, war, mit dem PaulusAemilius eine besondere Unterredung halten,damit er ihn noch mehr in seinen guten Entschliessungen bestärken möchte, und er redete,da er eben abreisen wollte, folgendermassen zu ihm.„ Wenn du einen dir ähnlichenCollegen hättest, welches höchlich zu wünschen wäre, oder wenn du selbst deinemCollegen ähnlich wärest, so würde es sehrunnütz seyn, daß ich mit dir redete. Dennzwey gute Bürgemeister würden meiner Ermahnung, in allem die für die Republickvortheilhaffteste Parthey zu ergreifen, nichtnöthig haben; und zwey schlechte Generale würden meinem Rathe nicht folgen, ja 76 C. Ter. Varro, u. L. Paul. Aemil. Cons.V. R. G. 536. V. C. G. 216.sich nicht einmahl die Mühe nehmen, ihn zuhören. Da ich aber den Unterscheid zwischen dir und dem Varro kenne, so wendeich mich zu dir allein, und ich fürchte sogar,daß du, so ein guter Bürger und geschickter General du auch bist, dich doch vergebens bemühen möchtest, die Republick zuunterstützen, da sie auf der andern Seite soschlecht gestützet ist. Die guten Partheyensowohl, als die bösen, werden von derBürgemeisterschen Würde unterstützet werden. Aber betrübe du dich hierinnen nicht, Paulus Aemilius. Erwarte in der Person des Varro, deines Collegen, eben soviel Widerstand, als in der Person desHannibal, deines Feindes; und ich weißnicht, ob nicht der erstere furchtbarer fürdich seyn wird, als der letztere. Mit demeinen wirst du nur auf dem Schlachtfelde,mit dem andern aber stets, und überall zuthun haben. Wider den Hannibal, wirstdu Hülffe in denen Legionen finden; Varroaber wird dich durch deine eignen Soldaten anfallen. Wir wissen, was die Unvor sichtigkeit des Flaminius der Republick gekostet hat. Wenn Varro seinen Entwurfausführen, und eine Schlacht liefern wird,so bald er den Feind siehet: so bin ich entweder unwissend in der Kriegskunst, undkenne weder den Hannibal und die Carthaginenser, oder es wird bald in Italien eindurch unsere Niederlage berühmterer Ortseyn, als der Trasunesische See. Ich kann und was sich unter ihnen zugetragen. 77versichern, ohne zu befürchten, daß manV. R. E. 536. V. C. G. 216.mich deßwegen einer eitlen Ehre halber inVerdacht haben kann, daß das einzigeMittel wider den Hannibal glücklich zu seyn,diejenige Aufführung ist, welche ich beobachtet habe, da ich wider ihn zu Felde gewesen. Und (*) ich verlange nicht, daß manhiervon nach dem Gefolge urtheile, denndieser ist nur ein Herr über Thörichte: sondern man muß nach der Vernunft urtheilen, welche allezeit einerley ist, wenn sich dieUmstände nicht verändern. Wir führenmitten in Italien Krieg, selbst in demSchooß unsres Vaterlandes. Auf allenSeiten sind wir mit unsern Bürgern undBundesgenossen umgeben. Sie helffen unsmit Volk, Pferden, Waffen und Lebensmitteln aus, und sie werden gewiß fortfahrendieses zu thun. Wir haben zu starke Zeugnisse ihres Eyfers und ihrer Treue, als daßwir daran sollten zweifeln können. Wirwerden täglich stärker, klüger, beständigerund geübter. Hannibal hingegen, ist ineinem fremden und feindlichen Lande, welches von seinem Vaterlande durch eine grosse Strecke von Land und See abgesondertist. Er ist mit allen im Kriege, was ihnumgiebt, da er von seinem Vaterlande entfernet ist, findet er den Frieden weder zu (*) Nec euentus modo hoc docet, stultorum istemag ster est, sed eadem ratio quae fuit, futuraque, donec eaedem res manebunt, immuta bilis est. Liv.78 C. Ter. Varro, u. L. Paul. Aemil. Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216.Lande, noch zur See. Keine Stadt nimmtihn in ihre Mauren auf, kein Grund undBoden ist, auf welchem er Staat machenkönnte. Er lebt, von einem Tage zum andern, von dem, was er auf den Feldernraubt. Er hat kaum den dritten Theil derTrupen behalten, mit welchen er über denJber gegangen ist. Es sind ihrer mehrdurch den Hunger, als durch das Schwerdtumgekommen, und er weiß nicht mehr, wieer die übrigen wenigen erhalten soll. Können wir also wohl zweifeln, daß wir, wennwir uns Zeit nehmen, einen Feind zernichten werden, welcher täglich schwächer wird,und welchem man weder Volk, noch Lebensmittel, noch Geld schickt? Wie langeist es, daß er sich um die Mauren vonGeraunium herumdrehet, und die elendeFestung in Apulien vertheidiget, nicht anders, als ob es die Mauern von Carthagowären? Damit du aber nicht glaubest,ich stelle dir nur mein Exempel vor, so er wege, wie die letzten Bürgemeister, Aetiliusund Servilius, seine Bemühungen verspottet haben, da sie den Krieg nur Vertheydi gungsweise geführet. Dieses, Paulus Aemilius, ist das einzige Mittel, welches du hast,die Republick zu retten. Das verdrüßlichste dabey ist dieses, daß du, wenn du eswirst anwenden wollen, auf Seiten deinerBürger mehr Widerstand finden wirst, alsauf Seiten deiner Feinde. Die Römerwerden eben das wollen, was die Cartha und was sich unter ihnen zugetragen. 79ginenser werden wollen werden, und VarV. R. E. 536. V. C. G. 216.ro wird eben so denken, wie Hannibal.Du allein (*) must zweyen Generalen gegenstehen; und du wirst zu deinem Zweckgelangen, wenn du das Reden und dieMeynungen der Leute wirst zu verachtenwissen; Wenn du dich weder durch den eiteln Ruhm deines Collegen wirst verblenden, noch durch die vermeynte Schande,womit man dich wird belegen wollen, schrecken lassen wirst. Man sagt gemeiniglich,daß die Wahrheit zwar einige Verfinsterungen leiden kann, daß sie aber niemalsganz verlöscht. Den Ruhm zu rechterZeit verachten, dieses ist das Mittel, sicheinen wahren Ruhm zu erwerben. Laßnur geduldig deine Klugheit eine Verwegenheit, deine weise Vorsichtigkeit eineLangsamkeit und Trägheit, und deine Geschicklichkeit in der Kriegskunst eine Ungeschicklichkeit und Zagheit nennen. Ich sehe es lieber, daß dich ein kluger Feind fürchtet, als daß dich unvernünftige Bürger (*) Duobus ducibus vnus resistas oportet. Resistes autem aduersus famam rumoresque hominum, si satis firmius steteris, si te nequeCollegae vana gloria, neque falsa tua infamiamouerit. Veritatem laborare nimis saepe,aiunt, extingui numquam gloriam qui spreuerit, veram habebit. Siue timidum pro cauto, tardum pro considerato, imbellem properito belli vocent. Malo te sapiens hostismetuat, quam stulti ciues laudent. Omniaaudentem contemnet Hannibal, nil temereagentem metuet.80 C. Ter. Varro, u. L. Paul. Aemil. Cons.V. R. E. 536. V. C. G. 216.loben. Hannibal wird dich verachten,wenn er sehen wird, daß du alles wagest:Wenn du nichts verwegen thun wirst, sowird er dich fürchten. Doch bey allendem ist meine Meynung nicht, daß du stetsunthätig bleiben sollest, sondern daß alledeine Unternehmungen von der Vernunftregieret, und nicht dem Zufall überlassenwerden sollen. Sey allezeit Herr über dieErfolge. Sey allezeit bewaffnet, und aufdeiner Huth. Verfehle keine dir günstigeGelegenheit, gieb aber niemals dem FeindeGelegenheit, dich zu überfallen. Wenndu dich im Gehen nicht übereilen wirst, sowirst du deutlich sehen, und alle deineSchritte werden sicher seyn. Die Hitzeverblendet und beunruhiget uns.“