Suchbegriff: hasdrub
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Was der Tod Hasdrubals vor Wirkungen in Jtalien gehabt, haben wir im vorhergehenden gesehen. Mit den Sachen so wohl der Rö mer, als Carthaginenser, in Spanien stund es also. Hasdrubal, ein Sohn Gisgo, hat te sich in das Bätische zurückgezogen. Die Küsten des Mittelländischen Meeres und der und was sich unter ihnen zugetragen. 129 ganze Oestliche Theil der Provinz war vond. 545. J. n. R. E. d. 207. J. v. C. G.den Trupen des Scipio besetzt, und unter der Herrschaft der Römer. Hanno, der mit ei ner neuen Armee aus Africa gekommen war, das Generalat des Hasdrubals, eines Sohns des Hamilcars, zu übernehmen, stieß zu dem Mago, und rückte in Celtiberien, das mitten im Lande liegt, ein, wo er sich in kurzem an der Spitze einer mächtigen Armee befand.


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Scipio stellte ihm den M. Silanus mitSilanuswirft zwey feindliche Heere hinter einander über den Hauffen, und macht den Hanno, einen ihrer Anführer, zum Gefangnen. LiviusXXVIII. 1. 2.zehen tausend Mann zu Fuß und fünf hundert zu Pferde entgegen. Der brauchte,ohnerachtet der schlimmen Wege, so grosseGeschwindigkeit, daß er dem Feind schon ziemlich nahe auf dem Halse stund, ehe er nocheinige Nachricht von seinem Aufbruche erhalten hatte. Er war nur noch zehen tausend Schritt entfernt, als er von Celtiberischen Ueberläufern, die ihm zu Wegweisern gedient hatten, erfuhr, daß nicht weit von dem Wege zwo feindliche Armeen vorbey marschieren würden: eine auf der linken Seite unter Anführung des Mago, die aus neun tausend neu angeworbenen Celtiberiern bestehe und keine Kriegsdisciplin beobachtete: die andere auf der rechten, welche Hanno commandiere, und lauter streitbare und wohl disciplinirte Carthaginenser wären. Silanus bedachte sich nicht lange. Er ließ seine Trupen, so viel als möglich war, linker Handmarschieren, nahm sich darbey aber wohl inacht, daß ihn die ausstehenden Posten der Feinde nicht gewahr wurden. Sie waren 130 C. Claudius Nero, u. M. LiviusII. Cons.d. 545. J. n. R. E. d. 207. J. v. C. G. schon bis auf tausend Schritt an sie angerückt, als die Celtiberier sie endlich erblickten,und nicht ohne grosse Bestürzung und Unord nung sich zurück zu ziehen anfingen. Sila nus hatte seine Armee Speise zu sich nehmenlassen, und hielt sie in Schlachtordnung gestellet. Mago eilte gleich auf das erste Lärmen, das er hörte, herbey, und stellte seine Trupen, so gut er konnte, auch in Ordnung. Das Treffen nahm sogleich seinen Anfang. Die Celtiberier thaten keinen langen Widerstand, und wurden fast alle in Stücken zerhauen. Die Carthaginenser, welche auf die Nachricht eines Treffens aus dem andern Lager herbey gekommen waren, und sehr geeilet hatten den Jhrigen beystehn zu können, hatten ein gleiches Schicksal. Hanno, ihrGeneral, wurde nebst den Carthaginensern,die zuletzt angekommen waren, und die Jhrigen über den Hauffen geworfen angetroffen hatten, gefangen. Fast die ganze Reuterey, und was von alten Trupen unter dem Fußvolk war, folgte dem Mago auf seiner Flucht,der sich nach einem zehntägigen Marsche mitdem Hasdrubal in der Provinz Cadix vereinigte. Die nur erst kürzlich angeworbenenCeltiberier aber zerstreuten sich in den nächsten Wäldern, und erreichten von daraus ihre Häuser wieder.


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Diese Eroberung verursachte dem Scipiound seinen Trupen eine grosse Freude, undes machte ihnen viel Ehre, daß, als sie sichmit ihrem General und seiner Armee wiedervereinigten, sie einen Hauffen Gefangener,die sie bey dieser Gelegenheit gemacht hatten, vor sich her führen lassen konnten. P. Scipio ertheilte seinem Bruder alle die Lobeserhebungen, die er verdiente, und redete und was sich unter ihnen zugetragen. 133 in den rühmlichsten Ausdrückungen von derd. 545. J. n. R. E. d. 207. J. v. C. G.Eroberung der Stadt Oringis. Er schätzte den dabey erlangten Ruhm demjenigengleich, den er selbst bey der Bemächtigungder Stadt Carthagena ihm erworben hätte.Weil aber der Winter vor der Thür war,und er nicht genug Zeit übrig hatte, einen Versuch auf Cadix zu thun, oder die verschiedenen Theile der Armee des Hasdrubals, die in der Provinz zerstreut herumlagen, anzugreiffen, ging er mit allen seinenTrupen in das disseitige Spanien zurück.Er selbst erhob sich, nachdem er seine LegioP. Scipiobegibt sich nach Tarraco.nen in die Winterquartiere verleget, nach Tarraco, und fertigte seinen Bruder mit dem Hanno und den andern vornehmsten Carthaginensischen Gefangenen nach Rom ab.


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Jn der Zeit, von welcher hier die Rede ist,Scipio erhält einen grossen Sieg über die Carthaginenser, welche Hasgab Scipio grosse Proben seiner Geschicklichkeit und seines Heldenmuths. Hasdrubal, ein Sohn des Gisgo, der berühmteste unter den 152 L. Vetturius, u. Q. Cäcilius, Cons.d. 546. J. n. R. E. d. 206. J. v. C. G. Carthaginensischen Generalen, nach denenvon der Familie des Barcas, rückte nach seiner Ankunft zu Cadix in das jenseitige (*)drubal und Mago commandirten. LiviusXXVIII.12 - 16. Spanien ein. Durch Beyhülfe des Mago, eines Bruders des Hannibals, stellte er starke Werbungen im ganzen Lande an, und brachte eine Armee von funfzig (**) tausendMann zu Fuß, und fünf tausend fünf hundertzu Pferde zusammen. Die beyden Carthaginensischen Generale lagerten sich bey Silpia (***) in einer grossen Ebene, in der Absicht,ein Treffen nicht abzuschlagen, wenn ihnendie Römer solches anböten.


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Als beyde Armeen einander im Gesichte stunden, fielen von beyden Seiten einige leichte Scharmützel vor, und nachdem beydePartheyen in verschiedenen kleinen Treffenihre Kräfte gnugsam versuchet hatten, stellteHasdrubal zuerst seine Trupen in Schlachtordnung. Die Römer thaten alsobald ein gleiches. Beyde Armeen waren vor den Verschanzungen ihres Lagers gestellet, undverhielten sich ganz ruhig. Jede erwartetevon der andern den Angriff. Es ward Abend, ohne daß weder die eine noch die andere eine Bewegung gemacht hatte. Daher zuerst Hasdrubal, und nach ihm Scipio, die Soldaten wieder in das Lager einrücken liessen. Sie trieben solches einige Tage nach

(*) Diese beyden Städte lagen ohnweit des Ursprungs des Bätis oder Quadalquivirs, undzwar Castulo an der Nordlichen Seite desFlusses.

154 L. Vetturius, u. Q. Cäcilius, Cons.d. 546. J. n. R. E. d. 206. J. v. C. G. einander, ohne daß es zu einem Handgemenge kam.


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Die Freundschaft dieses Fürsten war vor die Absichten, welche Scipio auf Africa hatte, von der äusersten Wichtigkeit. Er warder reichste und mächtigste König des ganzen Landes. Er war mit den Carthaginensern schon in Krieg verwickelt gewesen. Seine Staaten befanden sich in Ansehung Spaniens in der bequemsten Lage, denn es war von daraus nur eine kurze Ueberfarth über das Meer. Scipio war der Meynung, die Erlangung eines so grossen Vortheils verlohne sich schon der Mühe, sich einer, obwohl ziemlich grossen Gefahr auszusetzen. Ergieng also ohne weitere Bedenklichkeit mitzwey Schiffen von Carthagena ab, mit demSyphax selbst zu sprechen. Zu eben der Zeit nahm der Carthaginensische General Hasdrubal, ein Sohn des Gisgo, der Spanien und was sich unter ihnen zugetragen. 163 zu verlassen war gezwungen worden, seined. 546. J. n. R. E. d. 206. J. v. C. G.Zuflucht zu diesem Fürsten. Er war schon in dem Hafen eingelauffen, als er die beyden Römischen Galeren, die noch auf der offenen See waren, gewahr wurde. Er machte einige Bewegungen sie anzugreiffen, weil aber der Wind, der ziemlich stark wehete,Scipio in weniger Zeit in den Hafen brachte, unterstund sich Hasdrubal nicht, ihn zubeunruhigen, sondern dachte an weiter nichts,als sich zu dem Syphax zu begeben, wohin ihm Scipio so gleich folgte.


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Die Freundschaft dieses Fürsten war vor die Absichten, welche Scipio auf Africa hatte, von der äusersten Wichtigkeit. Er warder reichste und mächtigste König des ganzen Landes. Er war mit den Carthaginensern schon in Krieg verwickelt gewesen. Seine Staaten befanden sich in Ansehung Spaniens in der bequemsten Lage, denn es war von daraus nur eine kurze Ueberfarth über das Meer. Scipio war der Meynung, die Erlangung eines so grossen Vortheils verlohne sich schon der Mühe, sich einer, obwohl ziemlich grossen Gefahr auszusetzen. Ergieng also ohne weitere Bedenklichkeit mitzwey Schiffen von Carthagena ab, mit demSyphax selbst zu sprechen. Zu eben der Zeit nahm der Carthaginensische General Hasdrubal, ein Sohn des Gisgo, der Spanien und was sich unter ihnen zugetragen. 163 zu verlassen war gezwungen worden, seined. 546. J. n. R. E. d. 206. J. v. C. G.Zuflucht zu diesem Fürsten. Er war schon in dem Hafen eingelauffen, als er die beyden Römischen Galeren, die noch auf der offenen See waren, gewahr wurde. Er machte einige Bewegungen sie anzugreiffen, weil aber der Wind, der ziemlich stark wehete,Scipio in weniger Zeit in den Hafen brachte, unterstund sich Hasdrubal nicht, ihn zubeunruhigen, sondern dachte an weiter nichts,als sich zu dem Syphax zu begeben, wohin ihm Scipio so gleich folgte.


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Syphax bildete sich nicht wenig ein, auf eine solche Art von zween Generalen der beyden mächtigsten Völker des Erdbodens besuchet zu werden, die an einem Tage sichum seinen Beystand und seine Freundschaftzu bewerben zu ihm kamen. Er nöthigte siebeyde in seinem Pallaste ihren Aufenthalt zu nehmen. Ja er bemühete sich so gar, sie dahin zu bringen, daß sie in einer Zusammenkunft ihre Zwistigkeiten beylegen möchten. Allein Scipio lehnte es von sich ab, indem er vorstellte, er habe weder etwas, das seine Person angienge, mit Hasdrubal auszumachen, noch sey auch mit einer Vollmacht versehen, sich mit einem Feinde über Staatssachen in einige Unterhandlung einzulassen.Doch wollte er wohl auf Ersuchen des Königs mit dem Hasdrubal essen, auch nichtentgegen seyn, sich mit demselben auf einem Lager niederzulassen. Der Umgang des Scipio hatte so viel reitzendes, und seine 164 L. Vetturius, u. Q. Cäcilius, Cons.d. 546. J. n. R. E. d. 206. J. v. C. G. Geschicklichkeit sich in die Gemüther andererzu finden, war so groß, daß er während derTafel nicht allein den barbarischen FürstenSyphax, der durch eine ihm gänzlich ungewöhnliche Höflichkeit und Leutseeligkeit leichter zu gewinnen war, sondern auch selbst den gegen die Römer und gegen den Scipio insbesondere so erbitterten Feind Hasdrubaleinnahm. Dieser Carthaginenser bekannte nachher, daß ihm diese Unterredung einenviel höhern Begriff von dem Scipio gegeben,als alle dessen Siege und Kriegseroberungen. Er fügte hinzu: er zweifele im geringsten nicht, Syphax und sein Königreich werde nun gänzlich den Römern ergeben seyn. So ausserordentlich war die Kunst des Scipio sich in die Gemüther einzuschmeicheln, und das Vertrauen derjenigen zu gewinnen, mit denen er Unterhandlungen pflegte.


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Syphax bildete sich nicht wenig ein, auf eine solche Art von zween Generalen der beyden mächtigsten Völker des Erdbodens besuchet zu werden, die an einem Tage sichum seinen Beystand und seine Freundschaftzu bewerben zu ihm kamen. Er nöthigte siebeyde in seinem Pallaste ihren Aufenthalt zu nehmen. Ja er bemühete sich so gar, sie dahin zu bringen, daß sie in einer Zusammenkunft ihre Zwistigkeiten beylegen möchten. Allein Scipio lehnte es von sich ab, indem er vorstellte, er habe weder etwas, das seine Person angienge, mit Hasdrubal auszumachen, noch sey auch mit einer Vollmacht versehen, sich mit einem Feinde über Staatssachen in einige Unterhandlung einzulassen.Doch wollte er wohl auf Ersuchen des Königs mit dem Hasdrubal essen, auch nichtentgegen seyn, sich mit demselben auf einem Lager niederzulassen. Der Umgang des Scipio hatte so viel reitzendes, und seine 164 L. Vetturius, u. Q. Cäcilius, Cons.d. 546. J. n. R. E. d. 206. J. v. C. G. Geschicklichkeit sich in die Gemüther andererzu finden, war so groß, daß er während derTafel nicht allein den barbarischen FürstenSyphax, der durch eine ihm gänzlich ungewöhnliche Höflichkeit und Leutseeligkeit leichter zu gewinnen war, sondern auch selbst den gegen die Römer und gegen den Scipio insbesondere so erbitterten Feind Hasdrubaleinnahm. Dieser Carthaginenser bekannte nachher, daß ihm diese Unterredung einenviel höhern Begriff von dem Scipio gegeben,als alle dessen Siege und Kriegseroberungen. Er fügte hinzu: er zweifele im geringsten nicht, Syphax und sein Königreich werde nun gänzlich den Römern ergeben seyn. So ausserordentlich war die Kunst des Scipio sich in die Gemüther einzuschmeicheln, und das Vertrauen derjenigen zu gewinnen, mit denen er Unterhandlungen pflegte.


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Syphax bildete sich nicht wenig ein, auf eine solche Art von zween Generalen der beyden mächtigsten Völker des Erdbodens besuchet zu werden, die an einem Tage sichum seinen Beystand und seine Freundschaftzu bewerben zu ihm kamen. Er nöthigte siebeyde in seinem Pallaste ihren Aufenthalt zu nehmen. Ja er bemühete sich so gar, sie dahin zu bringen, daß sie in einer Zusammenkunft ihre Zwistigkeiten beylegen möchten. Allein Scipio lehnte es von sich ab, indem er vorstellte, er habe weder etwas, das seine Person angienge, mit Hasdrubal auszumachen, noch sey auch mit einer Vollmacht versehen, sich mit einem Feinde über Staatssachen in einige Unterhandlung einzulassen.Doch wollte er wohl auf Ersuchen des Königs mit dem Hasdrubal essen, auch nichtentgegen seyn, sich mit demselben auf einem Lager niederzulassen. Der Umgang des Scipio hatte so viel reitzendes, und seine 164 L. Vetturius, u. Q. Cäcilius, Cons.d. 546. J. n. R. E. d. 206. J. v. C. G. Geschicklichkeit sich in die Gemüther andererzu finden, war so groß, daß er während derTafel nicht allein den barbarischen FürstenSyphax, der durch eine ihm gänzlich ungewöhnliche Höflichkeit und Leutseeligkeit leichter zu gewinnen war, sondern auch selbst den gegen die Römer und gegen den Scipio insbesondere so erbitterten Feind Hasdrubaleinnahm. Dieser Carthaginenser bekannte nachher, daß ihm diese Unterredung einenviel höhern Begriff von dem Scipio gegeben,als alle dessen Siege und Kriegseroberungen. Er fügte hinzu: er zweifele im geringsten nicht, Syphax und sein Königreich werde nun gänzlich den Römern ergeben seyn. So ausserordentlich war die Kunst des Scipio sich in die Gemüther einzuschmeicheln, und das Vertrauen derjenigen zu gewinnen, mit denen er Unterhandlungen pflegte.


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Allein ein anderer Gedanke beschäftigte den Hasdrubal, und machte ihm grausameUnruhen. Er sahe wohl ein, daß ein sogrosser Feldherr nicht eine angenehme Spatzierfarth die Länge lang an den Küsten zuthun, oder seine eitele Neugier zu vergnügen, seine Trupen in einer neu eroberten Provinz verlassen, mit zwo Galeren nach Africa übergesetzet, und sich auf einem feindlichen Gebiete der Treue eines Fürsten, auf welche er nicht so gar viel rechnen dürffe, überlassen habe. Er merkte wohl daß die Absicht dieser Reise des Scipio keine andere sey, als Africa anzufallen. Er wuste, daß dieser Ge und was sich unter ihnen zugetragen. 165neral schon seit langer Zeit auf diese Erobed. 546. J. n. R. E. d. 206. J. v. C. G.rung sann, und frey genug heraus gesaget hatte, warum er nicht berechtiget seyn sollte, mit gewafneter Hand bis vor die Thore Carthagens anzurücken, da Hannibal die Verwegenheit gehabt hätte, mit seinem Heer bis in das Herz von Jtalien einzudringen. Aus allen diesen Reden schloß er, es müsten die Carthaginenser von nun an nicht auf die Wiedererlangung Spaniens, sondern nurauf die Erhaltung von Africa denken. Undhierinnnen betrog er sich keinesweges.


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Man könnte fragen, ob es auch der Klugheit gemäß gewesen sey, daß Scipio die Reise, von der hier die Rede ist, unternommen,und sich ohne Noth aller der Gefahr, diedaraus folgen konnte, ausgestellet, zumahl da einige Augenblicke eher sich der Hasdrubal gar seiner Person hätte bemächtigen können. Und was würde dies für ein Unglück vor Rom gewesen seyn! Er lief nicht weniger Gefahr von Seiten des Syphax, eines Herrn, der kein Sclave seiner Worte war,der mit den Carthaginensern noch wirklich imBündnis stund, und der, da er ihren fürchterlichsten Feind in seiner Gewalt hatte, leichthätte Lust bekommen können, ihnen denselbenzu überliefern. Wir werden weiter unten sehen, wie ihm diese Handlung von dem Fa bius als verwegen und als ganz unregelmässig ist vorgeworffen worden. Allein das Ansehen des Fabius, der ausserordentlich wider den Scipio eingenommen war, darf hier 166 L. Vetturius, u. Q. Cäcilius, Cons.d. 546. J. n. R. E. d. 206. J. v. C. G. von keinem gar grossen Gewicht seyn. Jchunterstehe mich nicht, einen solchen Zweifelaufzulösen, sondern überlasse die Entscheidungden Lesern. Wenn der Ausgang in dergleichen Dingen ein gültiger Schiedsrichter seyn könnte, würde die Antwort leicht fallen: allein der kluge Fabius giebt zu verstehen, daß der Ausgang nur ein Lehrmeister solcher Personen sey, denen es an gnugsamen Verstande fehle. Euentus ſtultorum magiſter eſt.LiviusXXVII. 39. Es verhalte sich aber damit wie es wolle, sohatte Scipio nicht Ursach, sich seine Reise reuen zu lassen, denn er gieng nicht eher wieder nachSpanien zurück, als bis er ein Trutz - undSchutzbündnis mit dem Syphax wider die Carthaginenser geschlossen hatte. Nachdem er sich am Boord seiner Galeren begeben hatte, lief er nach Verfliessung von vier Tagen im Hafen von Carthagena ein, undnahm sich so gleich der Sachen in der Provinz an.


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Von dar führte Scipio seine Armee vorCastuls ergiebt sich, und wird etwas gelinder gehalten.Castulo, welches nicht nur von den Spaniern des Orts, sondern auch von einigen Carthaginensischen Trupen, die von der Armee des Hasdrubals noch übrig geblieben, und auf der Flucht allda zusammen gekommen waren, vertheidiget wurde. Die Nachrichtvon der Einnahme und Einäscherung derStadt Jlliturgis kam noch vor dem Scipiodaselbst an, und setzte die Einwohner in Furchtund Verzweifelung. Da die Sache der daselbst befindlichen Carthaginenser von der Sa 170 L. Vetturius, u. Q. Cäcilius, Cons.d. 546. J. n. R. E. d. 206. J. v.C. G.che der Einwohner gänzlich unterschieden, undniemand weiter als nur auf seine Rettungbedacht war, ohne sich um des andern seinezu bekümmern, verwandelte sich ihr gegen einander hegendes Mißtrauen bald in eine offenbare Uneinigkeit. Die Belagerten überlieferten das Oberhaupt der Carthaginenser, Himilcon, seine Trupen und die Stadt dem Scipio. Dieser Sieg war mit wenigerm Blutvergiessen verknüpft, als der vorige; es waren aber auch die Einwohner von Castulo weniger strafbar, als die von Jlliturgis, und ihre freywillige Uebergabe hatte den Zorn der Römer um sehr vieles besänftiget.


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Alle diese und die darauf folgenden Verrichtungen, denen ich keineswegs etwasvon ihrem Werthe benehmen will, sind inAnsehung der Schwürigkeiten gar in keineVergleichung mit den Hindernissen undGefahren zu stellen, die sich in dem Afrikanischen Kriege ereignen werden. Wir haben allda keinen Hafen, in den unsere Flotte einlauffen könnte; kein Land, dasuns aufzunehmen geneigt wäre; keineStadt, die mit uns im Bunde stünde;keinen König, der mit uns Freundschafthielte; keine Gegend endlich, wo wir entweder uns lagern, oder, wo wir marschiren könnten, ohne sogleich die Feinde aufdem Nacken zu haben. Kanst du auf denSyphax und auf die Numidier gewisseRechnung machen? Fürwahr, es ist genung, daß du dich ihnen einmahl, ohne in und was sich unter ihnen zugetragen. 223 Gefahr gerathen zu seyn, anvertrauet hast.d. 547. J. n. R. E. d. 205. J. v. C. G.Die Verwegenheit ist nicht allemahl glücklich, und der Betrug suchet insgemein sich in wenig bedeutenden Dingen ein Vertrauen zu erwerben, um sich hernach destobesser zu erholen, wenn er bey einer wichtigen Gelegenheit, die sich der Mühe verlohnt, mit mehrerm Vortheil betrügen kann. Dein Vater und dein Oheim wurden nicht eher durch die Waffen der Feinde zu Grunde gerichtet, als nachdem sie durch die Verrätherey der Celtiberier, ihrer Bundsgenossen, waren verlassen worden; und du selbst hattest nicht so viel vonSeiten des Hasdrubals und des Mago,mit denen du in Krieg verwickelt warest, zu befürchten, als von dem Mandonius und JudibilisIndibilis, mit dem du dich in Freundschaft eingelassen hattest. Kannst du auf die Treue der Numidier Staat machen, du, der du den Abfall deiner eignen Soldaten erfahren hast?


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Noch mehr. Kann es nicht kommen,daß die Carthaginenser, indem sie sich, aufdie Stärke und Güte ihrer Mauern, aufdie Einigkeit der Afrikanischen Völker, undauf die Treue der mit ihnen im Bunde stehende Könige verlassen, eine neue Armee aus Afrika nach Jtalien schicken, so bald sie uns deines und deiner Armee Beystand beraubet sehen? Kann es nicht kommen, daß sie, ohne Afrika zu entblössen, dem Mago, dermit seiner Flotte aus den Balearischen Jnseln ausgelauffen ist, und ietzt wirklich anden Ligurischen Küsten kreutzet, Befehl ertheilen, zu dem Hannibal zu stossen? Wirwerden uns sodann in eben der Verlegenheit befinden, in der wir nur kürzlich gewe und was sich unter ihnen zugetragen. 225sen seyn, als Hasdrubal nach Jtalien herd. 547. J. n. R. E. d. 205. J. v. C. G.über kam; der Hasdrubal, den du in Spanien aus deinen Händen entwischenliessest, du, der du jetzt viel Aufhebensmachest, mit deinen Truppen nicht nuralle Zugänge von Carthago, sondern auch ganz Afrika zu versperren. Du wirst mir vielleicht antworten, du habestihn überwunden. Allein, eben darum gehet es mir theils deines Ruhms, theils desBestens der Republik wegen nahe, daßdu einem General, den du nur erst aus dem Felde geschlagen hattest, den Weg nach Jtalien offen gelassen.