Suchbegriff: hasdrub
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Diese Rede muste nothwendig den MasiMasinissaschickt der SophonisbeGift. Liv.XXX. 15.nissa in die äusserste Verlegenheit setzen. Wie sollte er der Sophonisbe sein Wort, das er ihr gegeben, halten? Wie sollte erdem Scipio, von dem er abhängig war, etwas abschlagen? Wie sollte er sich selbst überwinden? Denn freylich konnte er seine Nei 356 Cn. S. Cäpio, n. L. S. Geminus, Cons.d. 549. J. n. R. E. d. 203. J. v.C. G.gung, ob sie schon durch den weisen Rath desScipio war irre gemacht worden, nicht ineinem Augenblick unterdrücken. Er versprach zwar dem Scipio mit einer Erröthung des Gesichts, und mit thränenden Augen, ihm zu gehorchen, doch mit angehängter Bitte, einige Rücksicht auf das Versprechen,welches er von sich gegeben, zu haben, als wodurch er sich unbesonnener Weise der So phonisbe verbindlich gemacht, sie in keinesMenschen Gewalt zu überliefern. Kaumaber war er in seinem Zelte allein, als sich inseiner Seele ein harter Streit zwischen seiner Liebe und seiner Schuldigkeit erhob. Man hörte ihn lange Zeit nach einander Seufzer ausstossen, welche die heftige Bewegung, in der er sich befand, anzeigten. Endlich, nach einem letzten Seufzer, ergriff er einen ziemlich befremdlichen Entschluß, durch den er so wohl dem, was er der Sophonisbe, als was er seiner Ehre schuldig war, ein Gnüge zu leisten gedachte. Er rufte einen treuen Officier, welcher nach der damaligen bey den Königen gewöhnlichen Art, das Gift, das in der äussersten Noth ihre letzte Zuflucht war, verwahrte, herbey. Demselben befahl er, solches zu recht zu machen, es der Sophonisbe zu überbringen, und ihr seinetwegen zu sagen: „Masinissa habe nichts mehr gewünscht,als seinem ersten Versprechen, das er ihr, alser sie geheyrathet, gethan, nachkommen zukönnen. Allein da ihm diejenigen, von denen er abhängig wäre, die Freyheit solches und was sich unter ihnen zugetragen. 357 zu thun beraubten, wolle er ihr wenigstensd. 549. J. n. R. E. d. 203. J. v. C. G.die andere gegebene Versicherung, nämlich zu verhindern, daß sie nicht in die Hände der Römer geriethe, halten. Sie möchte demnach ihren Entschluß mit der Herzhaftigkeit einer Carthaginenserin, einer Toch ter des Hasdrubals, und einer Gemahlinzweener Könige fassen.“


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Die Freude, welche den Carthaginensernd. 549. J. n. R. E. d. 203. J. v. C. G.der geringe Vortheil, den sie über die Römische Flotte erhalten, gemacht hatte, war von einer kurzen Dauer, und verwandelte sichDie Carthaginenser schicken Abgeordnete an den Scipio, und bitten um Frieden.gar bald in ein allgemeines Schrecken, als sie die Niederlage und Gefangennehmung des Syphax, auf den sie fast mehr, als auf den Hasdrubal und seine Armee, gerechnet hatten, erfuhren. Niemand unterstund sich weiter, für die Fortsetzung des Krieges zureden, denn er würde nicht seyn gehöret worden. Es wurden also dreyßig Abgeordnete,welches die Vornehmsten des Raths waren,die einen engen Rath ausmachten, und deren Gutachten einen grossen Einfluß in die Schlüsse des ganzen Raths hatten, an den Scipio abgeschickt, den Frieden von ihm zu erbitten. So bald sie in dem Lager der Römer, und von dar bey dem Zelte des Scipioangekommen waren, warffen sie sich zu den Füssen dieses Generals nieder, ohne Zweifel nach Art der Morgenländer, von denen die Carthaginenser abstammten. Jhre Rede war so demüthig, oder vielmehr so niederträchtig, als diese erste Handlung gewesenwar. Ohne daß sie sich bemühten, ihre Aufführung zu rechtfertigen, schoben sie die Schuldalles dessen, was vorgegangen war, auf denHannibal, und auf das ungestüme Betreiben derjenigen, die ihn in seinem hochmüthigen Unternehmungen Beystand geleistet. Sie baten um Gnade für ihre Republik, 360 Cn. S. Cäpio, u. L. S. Geminus, Cons.d. 549. J. n. R. E. d. 203. J. v. C. G. welche (*) zweymal durch die Unbesonnenheit ihrer Bürger zu Grunde zu gehen verdienet, und nun zum zweitenmale der Gnade ihrer Feinde ihre Erhaltung zu danken haben sollte. Sie fügten hinzu: „Sie wüsten,daß das Römische Volk nicht den Untergang ihrer Feinde, sondern nur den Ruhm suchte, sie zu überwinden und sich zu unterwerffen. Was sie anbelangte, wären siebereit, als unterthänige Sklaven alle Bedingungen, die ihnen Scipio aufzulegen belieben würde, einzugehen.“


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Während des Waffenstillstandes langteeine grosse Fracht Getrayde, welches der Prä tor Sardiniens Lentulus schickte, und aus hundert Lastschiffen bestund, unter Begleitungvon zwanzig Kriegsschiffen an, ohne in geringster Gefahr, weder vor den Feinden, noch dem Meere gewesen zu seyn. Cn. Octaviuswar so glücklich nicht. Denn, nachdem er mit zweyhundert Last - und dreyßig Kriegsschiffen aus Sicilien ausgelauffen war, und Afrika fast schon im Gesichte hatte, ohne ein Unglück erlitten zu haben, fing ihn auf einmal der Wind an zu verlassen. Bald darauf wurde er ihm gar zuwider, und zerstreute seine Lastschiffe. Er selbst kam endlich mitden grossen Schiffen, nachdem er lange Zeitmit Wind und Wellen, die ihn zurücktrieben, gestritten, durch Hülfe des starken Ruderns, beym Vorgebürge Apollo an. Die kleinen Schiffe aber wurden meistens an die und was sich unter ihnen zugetragen. 377 Jnsel Aegimurus verschlagen, welche von derd. 549. J. n. R. E. d. 203. J. v. C. G.Seite des Meeres, ohngefähr dreyßig tausend Schritt von Carthago, den Meerbusen, in welchem diese Stadt gebauet ist, verschliesset. Der Rest wurde bis an den der Stadt gegen über liegenden Ort, der damalsdiewarmen Bäder genennet wurde, getrieben.Alles dieses geschahe im Angesichte Carthagens. Das Volk lief daher auf dem offenen Markte zusammen. Der Magistrat versammlete augenblicklich den Rath. DasVolk, welches im Eingange des Rathhausesstund, drung in die Rathsherren, die nöthigen Befehle ergehen zu lassen, daß eine so ansehnliche Beute, die sich ihnen von selbst darböte, ihnen nicht aus den Händen gelassenwürde. Die vernünftigsten mochten ihnen vorstellen, wie sie wollten, daß man ja des Friedens wegen Gesandte nach Rom geschickt hätte, und die Zeit des Waffenstillstands noch nicht verflossen wäre, so drung das Volk, mit Rathsgliedern vermischt, dergestallt darauf, daß endlich der Rath sich gezwungen sahe, dem Hasdrubal zu erlauben, mit einer Flotte von funfzig Schiffen in die Jnsel Aegimurus überzuschiffen, alle Ufer und benachbarte Hafen zu durchsuchen, die Römischen Schiffe, welche der Sturm verschlagen hatte, zusammen zu bringen, und sie nach Carthago zu führen. Man erkennet hieraus die Gemühsart der Carthaginenser, als solcher Leute, die bis zur Tollheit gewinnsüchtig waren, und aus Beobachtung 378 Cn. S. Cäpio, u. L. S. Geminus, Cons.d. 549. J. n. R. E. d. 203. J. v. C. G. der Treue und Redlichkeit gar wenig machten.


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Unterdessen waren die Gemüther zwischenUnruhe der Römer, wegen des Abzugs des Hannibals.LiviusXXX. 28.Furcht und Hofnung getheilt, und beyde Affecten nahmen mit einander von Tag zu Tage zu. „Man wuste nicht, ob man sich freuen sollte, daß Hannibal, nachdem er sechzehn Jahr nach einander gleichsam in Besitz Jtaliens gewesen war, es endlich verlassen hätte, oder ob man sich betrüben müste, daß er mit seinen Trupen nach Afrika zurückgegangen wäre. Man sagte, der Kriegwäre deswegen, weil sich das Theater desselben verändert hätte, nicht weniger gefährlich. Fabius, der vor kurzem gestorben wäre, hätte ihnen öfters voraus gesagt, daßHannibal viel fürchterlicher seyn würde,

(*) Dieses Gelübde hätte sollen in dem vorhergehenden Jahre erfüllet werden, und die Verordnung war deswegen auch schon ergangen.Es kam aber vermuthlich ein Hinderniß darzwischen.

384 M. Servilius, u. Tib. Claudius, Cons.d. 550. J. n. R. E. d. 202. J. v. C. G. wenn er für die Vertheidigung seines Vaterlandes streiten sollte, als er gewesen, da er ein fremdes Land angegriffen hätte. Sci pio würde weder mit einem barbarischen Könige, wie Syphax, der ohne Kriegserfahrung gewesen, noch mit dessen Schwiegervater, dem Hasdrubal, der fertiger zufliehen als zu streiten wäre, noch mit zusammengeraften und halb bewafneten Bauernzu thun haben: sondern mit dem berühmten Feldherrn Hannibal, der so zu sagen in dem Zelte seines Vaters gebohren, undmitten unter dem Geräusch der Waffenauferzogen wäre; welcher von seiner Kindheit an gedienet, und von seiner Jugend ancommandiret; welcher, allezeit von dem Siege begleitet, Spanien, Gallien und Jtalien mit dem Ruhm seines Namens erfüllet, und in allen diesen Landen ruhmwürdigeAndenken seiner Heldenthaten zurück gelassen habe. Dieser General stehe an derSpitze solcher Soldaten, die eben so alt imDienst, als er, worden, und welche Gefahren und Strapatzen, die dem Ansehen nach über menschliche Kräfte wären, abgehärtet hätte; die mehr als tausendmal mit Römischem Blute besprützt worden, und Beute, die sie nicht nur von Soldaten, sondern auch von Generalen selbst gemacht hätten,mit sich führten. Scipio würde in derSchlacht verschiedene Carthaginenser finden, welche mit ihrer Hand Prätors, Generale und Consuls getödtet, welche sich und was sich unter ihnen zugetragen. 385 von andern durch Kränze und andered. 550. J. n. R. E. d. 202. J. v. C. G.Kriegsbelohnungen, als gewissen Zeugen ihrer bewiesenen Tapferkeit, unterschieden;welche Städte eingenommen und Lager imSturm erobert hätten. Alle zu Rom inden höchsten Ehrenämtern stehende Personen zusammen, liessen nicht so viele Bündel Stäbe (Faſces) vor sich hertragen, alsHannibal von denen Generalen, die er inverschiedenen Schlachten erlegt, erbeutet hätte.“


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Da aller Gemüther nur einzig und allein auf den Macedonischen Krieg gerichtet waren, erhielt man von einer andern SeiteNachrichten, dergleichen man zu erwartennicht die geringste Ursache hatte, nämlich daß der Carthaginensische General Hamil car, der von der Armee des Hasdrubals in Ligurien übrig geblieben war, die Jnsubrier, Cenomanen, Bojer und andre Völker des Cisalpinifchen Galliens aufgewiegelt habe. Der Prätor L. Furius, der in dieser Provinz commandirte, meldete dem Rath, daßdie Feinde, nachdem sie Placenz verheeretund zum Theil in Brand gesteckt, jetzt wirklich auf Cremona losgiengen. Er wäre nicht im Stande, diesen beyden Colonien beyzustehen, weil er überhaupt nicht mehr als fünftausend Mann an Trupen bey sich hätte, und es nichts anders seyn würde, als sie aufdie Schlachtbank liefern, wenn er sie widereine Armee, die sich wenigstens auf vierzigtausend Mann beliefe, ins Feld stellen wollte.