Suchbegriff: wittenberg
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1 - Tobias Hübner an Augustus Buchner / 250110 250110.1 250110.2 250110.3

Dünnhaupt: Handbuch (1990), 866f. verzeichnet sieben deutsche gedruckte Gedichte Buchners, von denen als das von Hübner erwähnte Sonett hier nur JN Lächerlicher Tracht/ in Frembder Kleider Arten/ (Dünnhaupt, Nr. 21) in Betracht kommt. Nach Buchners Gedicht sollte die Hochzeit während der Fastnachtszeit stattfinden. Auf den 10. 2. 1625 als Hochzeitstag weist ein anderes, anläßlich der Hochzeit (vielleicht v. M. Joh. Segetus, dem Rektor der Stadtschule in Wittenberg) verfaßtes deutsches Gedicht hin. Es beginnt:WAnn Februarius nicht so gar grawsamlich/ Hett in der Lufft/ auff Erd/ im Meer erzeiget sich/ Gestürmet vnd tumultuiert alß wer er toll/ Da bald sein schein den Zehenden wolt werden voll/APPLAUSUS FESTTVI, Quos NUPTIIS [...] DN. ZACHARIӔ Schürers Junioris, Bibliopolæ Lipsiensis primarii Sponsi, Ut & [...] MARGARITӔ, [...] DN. MICHAELIS Blumen/ Mercatoris & Senatoris Reipubl. Wittebergensis [...] filiæ Sponsæ [...] Fautores, Cognati, Affines & Amici dederunt. [Wittebergæ o. J.: Christianus Tham], Bl. [A4]v - B r, hier [A4]v. HAB: 50.6 Poet. [61]). Der Hochzeitstag wurde offenbar verschoben, denn die Leichenpredigten auf Zacharias Schürer d. J. (1597-1629) und seine Frau Margarita (1607-1647) geben übereinstimmend den 1. 3. 1625 als Tag ihrer Vermählung an. LP Stolberg I, 186 (Nr. 2303, 4315 u. 4711) u. IV. 1, 242 (Nr. 20638); LP Braunschweig I, 315f.; LP Roth R 5726 u. R 8826. Benzing: Verleger, 1264.Buchners Gedicht kann Hübner erst handschriftlich vorgelegen haben.

2 - Friedrich von Schilling an Ludwig Lucius / 191231

Wahrscheinlich Martin Großmann, gebürtig aus Wittenberg, der sich in Köthen am 18. 7. 1618 verpflichtet hatte, nach der Anweisung Ratkes in Köthen Schriften für verschiedene Sprachen zu schneiden und zu gießen. LHA Sa.-Anh./OB: Kö. C 18 Nr. 48, Bl. 15r (vgl. Konzept, Bl. 14r). Daneben hatte auch der Wittenberger Christoph Mew(e)sRatke am 21. 8. 1618 zugesagt, insgesamt acht Schriften für F. Ludwig bis Michaelis 1618 zu gießen (a. a. O., Nr. 31, Bl. 80). Die Wittenberger Professoren Jakob Martini und Martin Trost, Mitarbeiter an der ratichianischen Reform, bemühten sich 1618 und 1619 bei Großmann, Mew(e)s und Andreas Richter um die Versorgung der neuen Köthener Druckerei mit Schriften (ebd., Bl. 37, 39, 149 u. 150). Am 20. 7. 1619 forderte Hieronymus Brehm in Leipzig von Großmann die geborgten Matrizen (griechische Schriften, grobe Canon u. mittelgroße Antiqua) innerhalb von acht Tagen zurück (ebd., Bl. 66). Zu dem niederländischen Schriftkünstler Simon W. Frisius vgl. 190308 u. 191229.

3 - Fürst Ludwig an Herzog Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar / 180102

Abraham de La Faye, aus Grandcour (Kanton Waadt) oder Bern, Professor des Französischen und Koadjutor der „Kriegs- und Ritterschule" zu Siegen. Haag VI, 186; Bernhard Poten: Geschichte des Militär-Erziehungs- und Bildungswesens in den Landen deutscher Zunge. Bd. 2. Berlin 1891 (Monumenta Germaniae paedagogica, 11), 337. 345; Ludwig Plathner: Graf Johann von Nassau und die erste Kriegsschule. Phil. Diss. Berlin 1913, 85f.; Norbert Conrads: Ritterakademien der frühen Neuzeit. Göttingen 1982 (Schriftenreihe d. Histor. Komm, bei der Bayer. Akademie d. Wiss., 21), 132 Anm. 3; Konrad Schröder: Biographisches und bibliographisches Lexikon der Fremdsprachenlehrer des deutschsprachigen Raumes: Spätmittelalter bis 1800. Bd. 2. Augsburg 1989, 8–10. La Faye zeichnete sich u. a. in Mat. Heidelberg (7. 5. 1605; Tl. 2, 225), Mat. Jena (SS 1612; 99), Mat. Leipzig (WS 1630; Jü. Mat, Bd. 2, 102), Jü. Mat. Wittenberg (März 1606; 40) u. Mat. Marburg (2. 10. 1634; 48) ein. 1620 unterrichtete er die Prinzessinnen v. Anhalt-Bernburg in Amberg, s. 200318 K 4. La Faye bewarb sich am 24. 7. 1624 vergeblich um eine Stellung in Coburg (Die Matrikel des Gymnasium Casimirianum Academicum zu Coburg 1606–1803. Erg.hft. bearb. v. Curt Hoefner. Neustadt/Aisch 1976, 141). Seine Studien, Lehrkünste und Erfahrungen in politischen und militärischen Verrichtungen stellte La Faye in ausgewählten Zeugnissen, Empfehlungsschreiben und fürstlichen Korrespondenzen der Öffentlichkeit vor: Vidimirter Abschrifft/ vnd vnterschiedlicher Copien in der Didactica erwiesenen Proben: Wie auch etzlicher jhme aufgetragenen ... Verschickungen Documenten (Leipzig 1631). Dieser Quelle zufolge disputierte er bis 1605 über theologische Fragen an der Universität Basel, wurde am 17. 3. 1606 an der Universität Wittenberg immatrikuliert, lehrte dort Französisch, studierte bei Friedrich Taubmann, unterrichtete bis 1611 die österreichischen Herren Erasmus Praun und Julius und Wolfgang Sigismund v. Herberstein und von etwa 1613 bis 1615 die weimarischen Herzöge Johann Ernst d. J. und Friedrich (FG 4) im Französischen, stand auch bis zum 12. 12. 1613 in Diensten des Erzbischofs bzw. Bischofs von Bremen und Verden, Hz. Johann Friedrich v. Schleswig-Holstein, reiste 1620/21 im Auftrag F. Christians I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) und des Winterkönigs und bekleidete um 1621/23 unter Hz. Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar (FG 5) eine Offiziersstelle. Über sieben Jahre lang diente er Mgf. Christian v. Brandenburg-Bayreuth (FG 145) als Sprachmeister und Rat. Nach dem Zeugnis der folgenden Schriften wandte sich La Faye mit seiner Lehrkunst an den Administrator von Magdeburg, (Mgf. Christian Wilhelm v. Brandenburg), die Altenburger und Weimarer Herzöge, eine Landgräfin von Hessen- Kassel und die Fürsten von Anhalt, unterrichtete in Halle, Wittenberg und Jena und bewarb sich auch um eine Stellung in Leipzig: Lingvæ gallicæ, et italicæ, hortvlvs amoenissimvs Consitus optimis floribus, rationem terse & eleganter in utraque lingua loquendi breuissimè & facilimè monstrantibus. ... Plaisant Jardinet... (Halæ Saxonum 1608) [von Halle aus den Prinzen Johann Philipp (FG 183), Friedrich II. (FG 103), Johann Wilhelm II. (FG 188) und Friedrich Wilhelm (FG 577) v. Sachsen-Altenburg gewidmet], als Anhang mit weiterlaufender Bogensignatur: Dialogves Francois et Ita- liens. Pour l'usage de ceux, qui desirent apprendre ces deux langues: Ensemble un A Diev d'amour François, & Allemand, & qu'elques Fleurs du bien dire interpretées (Halle o. J.); Institutiones Lingvæ Gallicae: Oder Gründliche Vnterweisung der Frantzösischen Sprach/ sampt etzlichen schönen Gesprächen/ vnd sonderbarer Nomenclatur (Jena 1613) [den Prinzen Johann Ernst d. J. (FG 3), Friedrich(FG 4), Wilhelm IV. (FG 5), (FG 17), Johann Friedrich (FG 18), Ernst (FG 19), Friedrich Wilhelm und Bernhard (FG 30) v. Sachsen-Weimar gewidmet; andere Aufll. Jena 1621 bzw. 1626]; Miroir des actions vertueuses d'un Jeune Prince, representées en forme de Dialogues, parsemez d'utiles sentences & prouerbes ... composéz pour l'usage des Princes & Ducs de Saxe ... Courtenants à VVeimahr. Spiegel Oder nützliche Gespräch der Tugent vnd Fürstenmässigen exercitien ([Jena 1613] u. wiederum 1620) [Dialoge in dt. und französ. Fassung, für den Gebrauch der jungen Weimarer Herzöge bestimmt, jedoch den Prinzen Georg Aribert v. Anhalt-Dessau (FG 24), Ernst v. Anhalt-Bernburg (FG 47) und Ludwig d. J. v. Anhalt-Köthen (FG 6) gewidmet]; Tableau, Ou Miroir des chastes & pudiques Amours du Prince Parthenophile & de la Princesse Cleonice representées au vif en forme de ... discours, parsemez ... de belles sentences, & raisons ... conuenables pour exprimer ses desseings en une Escarmouche Amoureuse (Jene 1613) [Lgfn. Juliana v. Hessen-Kassel gewidmete französ. Übungsgespräche; auch Jene 1620 bzw. 1626]; Prodromus, Oder Angebotener Wegweiser zu einer bißhero offtgewünschten/ möglichen Didactica oder Lehrkunst (Jena 1631).

4 - Fürst Ludwig an Herzog Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar / 181207

Ludwig ist um zwölf Uhr nachts am 3. 12. 1618 wohlbehalten von einer Reise [nach Weimar und Rudolstadt] wieder in Köthen angelangt. Er hat Johannes Stalmann (FG 214) am 5. Dezember zu Verhandlungen über die Geräte der geplanten Münzstätte und die Arbeitsaufnahme der säumigen Münzwerker abgesandt. Nach anfänglichen Verzögerungen beim Druck des ersten Bogens der Terenz-Ausgabe ist nun der zweite Bogen fertiggestellt. Von einem ersten Probedruck der verschiedenen Schriftgrade könne Hz. Johann Ernst (FG 3) zusätzliche Exemplare erhalten. Wolfgang Ratke holt den Setzer und etwas zum Drucken Benötigtes aus Wittenberg ab. Ludwig bittet, den Maler und gewisse Kästen und Bücher zu schicken, darunter Conrad Agricolas Bibelkonkordanz und Michael Wolfs Tafeln. Johann Ernst könne Friedrich v. Kospoth (FG 55, 1622) mitteilen, was LudwigRatke über dessen Bücher und andere Angelegenheiten ausrichten solle. Die Ankunft der Brüder Johann Ernsts, Hz. Albrecht (FG 17) und Hz. Johann Friedrich (FG 18), bittet Ludwig auf die Zeit nach seiner Rückkehr (18./19. 12. 1618) von der Taufe Pzn. Johannas v. Anhalt (TG 46b) in Plötzkau zu verschieben.


5 - Fürst Ludwig an Herzog Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar / 181207

Hochgeborner furst, freundtlicher hertzlieber herr Vetter, bey dieser gelegenheitt habe EL. ich freundtvetterlichen zu besuchen,Brieflich besuchen. nichtt vnterlassen mögen, wan E.L. vnd dero vorreisendeD. i. verreisende. gebrüdere, als die andern, ihre Sachen alleEingefügt woll vorrichtett, vnd noch woll auff sein, vornehme ich es von hertzen gerne. Donnerstags zu nachtt vmb zwölff vhr bin ich frisch vnd gesundt hier zu den meinigen angelangett,Für den 21. 11. 1618 hatte Ludwig Hz. Johann Ernst (FG 3) seine Ankunft in Weimar angekündigt. Spätestens am 28. 11. wollte er seine Schwester, Gfn. Anna Sophia v. Schwarzburg (TG 1), in Rudolstadt besuchen. Thür. HSTA Weimar: Fl. Haus A 285, Bl. 45r. Am 3. 12. kehrte er nach Köthen zurück. habe dieselben, Gott lob woll auffgefunden. Stalman habe ich vmb gewißheitt des MuntzwesensJohann Ernst betrieb von Ende Dezember 1618 an zu Weimar auf herzogliche Rechnung eine Kippermünze, die offenbar auch der Finanzierung der ratichianischen Reformen dienen sollte. Noch mehrere andere Heckenmünzen in anderen sachsen-weimarischen Städten und Dörfern trugen im Lauf der nächsten Jahre zur Steigerung der Inflation bei. Vgl. Viktor Bornemann: Die Kippermünzen der Herzöge von Sachsen-Weimar. Halle 1930. Auch in: Bll. f. Münzfreunde, Bd. 17, NF 4, Jg. 64 (1929), 476-479, 506-511, 512-526 u. 547-553. Zum benötigten Gerät und zum Abschluß eines Vertrags über das Münzunternehmen vgl. 181222, 181225 u. 190220. Ludwigs Kanzler Stalmann (FG 214) verließ Köthen am 5. 12. 1618 und wurde am 12. oder 13. 12. zurückerwartet. vndBis darzu eingefügt. der Jnstrumenten darzu zu haben, vorgestern Sonnabendts noch verschickett, hoffe ehr soll mittwochs oder donnerstages wieder hier sein, die bewusten leutte hatten sich damitt entschuldigett, das sie theils schwach, theils das grosse schneewetter sie zurücke gehalten. Der andere Bogen im Terentio,Pubiii Terentii comoediae sex, pro Didactica Ratichii recensitae; cum tribus Indicibus. Cothenis Anhaltinorum 1619. 8°. Der Druck wurde laut Kolophon am 12. 3. 1619 beendet. Die Beilage fehlt im Bestand. als aus der beylage zusehen, ist nun getrucktt, weill wegen des vortrucksBezieht sich wohl nicht auf einen vorausgehenden Druck (s. Anm. 7 oder Dünnhaupt: Druckerei, Nr. 1: die in keinem Exemplar nachgewiesenen Regulae vitae), sondern auf verdruckte erste Bögen. man mitt den ersten innegehalten, wan El. dieses also gefiele, vornehme ich es gerne, also do sie etwas mehr von den ersten patenten,Probedrucke wie die einseitig (nach Art eines Patents, DW VII 1502) bedruckten Blätter mit 30 Schriftgraden, von denen sich im LHA Sa.-Anh./ OB ein Exemplar (Kö. C 18 Nr. 53, Bl. 85r) erhalten hat. zu vorzeigungen der schriften haben woltten, soll deren unterschiedene exemplar baldt, weill es noch beysammen,Im Satz. auffgelegett werden. Ratichius ist nach Wittenberg noch ettwas zur Drückerey, mitt dem setzer heruberzubringen; Wan El. nun gelegenheitt hetten mitt dem MahlerVgl. die in 181023 genannten gemelde. die laden, vnd noch hinterbliebene, doch von El. auffgezeichnete bücher,Zur Abfassung der Köthener Lehrbücher benötigte Werke, die noch nicht von Zacharias Brendel d. Ä., Balthasar Walther und Michael Wolf aus der UB Jena nach Köthen gebracht worden waren. Vgl. 181023 u. 181225. darunter die deutsche concordantzen zu Nuremberg gedrucktt,Concordantiae Bibliorvm, Das ist Biblische Concordantz ... auff D. Martin Luthers/ Anno 1545. am letzten reuidirte Bibel/ gerichtet. ... durch Conradum Agricolam, Typographum zu Nörmberg... . Gedruckt zu Franckfurt am Mayn/ bey Wolffgang Richtern/ Sumptibus Rvlandiorvm. Jm Jahr M. DC. X .; Appendix Concordant. Bibliorvm, Das ist Biblische Concordantz vnd Verzeichnuß (ebd. 1612). Die bis zu diesem Zeitpunkt umfangreichste deutschsprachige Bibelkonkordanz, die allen Herzögen v. Sachsen gewidmet ist, war also von einem Nürnberger Drucker kompiliert, aber nicht in Nürnberg gedruckt worden. sein sollen, als des Wulffij seine tabeln,Wohl Tafeln Michael Wolfs zu seinen damals geplanten Köthener Lehrbüchern Physica Vniversalis (Cothenis Anhaltinorum 1619) bzw. Allgemeine Naturkündigung (Cöthen 1619). In den jeweils einzigen ermittelten Exemplaren der beiden Werke (SUB Göttingen, Did. 368/35) finden sich keine Tafeln. Vgl. 181023. heruber zuschicken, geschehe mir es zu sondern gefallen: Wollen sie auch was ich ettwa Ratichio seiner vndvnd seiner eingefügt seiner bücherSchon vorher von F. Ludwig erbeten. Vgl. 181023. halben anzeigen soll mitt dem CammerrahtEingefügt für (hoffmeister)Kospott reden, vnd mir dan eines vnd das ander zu wissen thuen, richte ich es mitt allem fleiss gerne aus, bis daher habe ich derentwegen noch nichts gedencken wollen. Weill auch die teuffteTaufmahl. Stieler, 2263 zu PlötzkawTaufe Johannas, der am 24. 11. 1618 geborenen Tochter F. Augusts v. Anhalt-Plötzkau (FG 46) und seiner Gemahlin Sibylla (Al 1622; TG 23). den 16. dieses sein wirdt, als wollen E. L. der Vettern, h. Albrechts, vnd h. Hans Friederichen reiseVgl. 181222. anhero darnach anstellen, ich werde mich dar nichtt lange auffhalten, sondern den 18. oder 19. gewiss wieder hier sein, auff die zeitt ich dan der Vettern auch gerne, do es sein kan Jll. seits, erwarten will. El. entbiete ich mich nochmals zu allen bereittwilligen diensten, vnd thue sie hiermitt in den schutz göttlicher Almachtt zu aller gedeylichen wollfartt befhelen. Geben Cöthen den 7. des Christmonats im Jhar 1618.


6 - Fürst Ludwig an Herzog Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar / 190308

F. Ludwig dankt Hz. Johann Ernst d. J. (FG 3) für das Geschenk eines Zuchthengstes. Er sendet ihm die Briefe seiner Schwester Gfn. Anna Sophia v. Schwarzburg-Rudolstadt (TG 1) zurück und drückt seine Freude über ihre Genesung und ihren demnächst erwarteten Besuch aus. Wie er es schon dem weimarischen Kammerrat Friedrich v. Kospoth (FG 55) andeutet hat, hofft Ludwig, daß Johann Ernst noch diese Woche zu Beratungen über den ratichianischen Lehrversuch nach Köthen kommt, am besten zusammen mit Kospoth. Diese Woche sollen auch die Lustspiele des Terenz fertiggedruckt sein. Die volkssprachlichen Versionen der Köthener Grammatica universalis kommen danach an die Reihe. Der Fürst erwartet die Rückkehr Balthasar Walthers aus Wittenberg und die Ankunft von Ludwig Lucius. Wegen Simon Frisius habe er im Haag einen Auftrag erteilt.


7 - Fürst Ludwig an Herzog Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar / 190308

Hochgeborner furst, freundtlicher viellgeliebter herr Vetter, das E. L. mir so ein stattliches wollgewachsenes pferdt, zum Schellhengst,Schäl-, Zuchthengst. aus eigener beweg- nus vorehren wollen, dessen thue gegen E L. ich mich zum dienstlichsten bedancken, mitt dem freundtlichen erbieten, solches in dergleichen vnd einem mehrern bey furfallender gelegenheitt gerne wieder zuverschulden. Die brieffe von der Schwester von Schwartzburg Ldn.F. Ludwigs Schwester, Gfn. Anna Sophia v. Schwarzburg-Rudolstadt (TG 1). haben E. L. hierbey wieder zuentpfahen, ich erfreue mich, das J. L. wieder frisch vnd gesundt, will hoffen sie doch zwischen Ostern vnd Pfingsten woll wirdt können hier sein.Zwischen dem 28. 3. und 16. 5. 1619. Jch verhoffe es sollen E. L., als ich dero durch den CammerRahtt Kospoten andeuten lassen, noch diese woche wieder anhero zu mir kommen,Zwischen Januar (s. 181225 K 4) und Juni 1619 ist ein Besuch Hz. Johann Ernsts (FG 3) nicht bekannt. Einen Aufenthalt Hz. Johann Ernsts in Köthen bezeugt erst ein Brief F. Ludwigs v. 4. 6. 1619 (an F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau, FG 10; LHA Sa.- Anh./OB: Dess. A 10 Nr. 44, Bl. 21r). Danach wollte der Herzog bis zum 7./8. 6. bei F. Ludwig bleiben, unterzeichnete jedoch dort noch am 11. 6. einen zwischen ihm, Ludwig und Wolfgang Ratke geschlossenen Rezeß (KR 58). F. Ludwig traf dagegen wohl selbst am 31. 3. (s. 190324) in Weimar ein. so können sie dan selber sehen, was auffgesetzett, vnd dan noch vnterschiedene abdreden gehalten werden, dahin ich dan das vbrige auch spare: Diese woche wirdt der Terentius[Holzschnittrahmen:] PUBLII | TERENTII | COMOEDIӔ | SEX, | pro Didactica | RATICHII | recensitae; | Cum tribus Indicibus. | [Zierstück] | COTHENIS | ANHALTINORUM. | [Linie] | M. DC. XIX . 8°; Bl. [A]r–[X 4]v. Vgl. Bl. [X 4]v: FINITUM COTHENIS ANHALTINORUM TYPIS ILLUSTR. D. XII. Martii. ANNO DOMINI M. DC. XIX. Der Text der Komödien endet auf S. 263/B1. [R 4]r; es folgen drei Register: Bl. [R 4]v „INDEX SENTENTIARVM TERENTII."; Bl. S 5r „INDEX VOCABVLORVM TERENTII EXPLICATORVM."; Bl. [T 8]r „INDEX PHRASIVM TERENTII." U. a. in StB Dessau (Kat. Dessau BB, 11992) u. ULB Halle, Franckesche Stiftungen (158 F 2). Da Dünnhaupt Druckerei, Nr. 2, kein Exemplar dieses Drucks kannte, bezog er das Datum des Druckschlusses fälschlich auf die noch 1619 erschienene Titelauflage (Hauptunterschied: „AD DIDACTICAM | recensitae"), die auch noch auf den 12. 3. 1619 verweist. gantz ausgetrucktt sein, der kommett vber zwantzig bogen, wegen vnterschiedener register, so hinden an getrucktt worden; Nun wirdt man stracks zu den general SprachlehrenGemeint ist die deutsche, französische, griechische, italienische und hebräische Version von Wolfgang Ratkes Grammatica universalis: Pro didactica Ratichii. (Cothenis Anhaltinorum 1619). Vgl. Dünnhaupt Druckerei, Nr. 7, 8, 9, 12, 39 u. 98. Drucke der hebräischen Grammatik sind nicht nachgewiesen. Zur französischen Version vgl. 180102 K 3, 181225 K 7, 190220 K 9, 190318, 190324 u. 190424. schreiten. Magister GvalterBalthasar Walther, s. 181023. 190220. 190324. 190424 ist nach Wittenberg, vnd wirdt, geliebts Gott, morgen oder vbermorgen wieder hier sein, LuciusLudwig Lucius, s. 190220, 190324, 191231 u. ö. wirdt in der woche fur Ostern erwartett, vnd ist FrisijSimon Wynhoutsz. (Weynouts) Frisius [Vries] (um 1580–1629), Radierer, Stecher, Schriftschneider, Zeichner, auch Maler, Händler und Agent. NNBW IX, 263f., Thieme/ Becker XXXIV, 579f., F. W. H. Hollstein: Dutch and Flemish, Etchings, Engravings and Woodcuts, ca. 1450–1700. Bd. 7 (Amsterdam, o. J.), 13–39. Frisius versorgte die Köthener Druckerei mit hebräischen Lettern (s. 191229). F. Ludwig machte Hz. Johann Ernst am 19. 6. 1619 von einem Schreiben des Schriftkünstlers an Ratke Mitteilung. Danach konnte Frisius auf drei Monate nach Köthen kommen und die dortigen Schriftgießer im Schriftschneiden unterweisen. Aus Zeit- und Geldgründen — die Arbeit in den Niederlanden erschien F. Ludwig sehr teuer — wollte der Fürst Frisius ab August in Köthen verpflichten. Man habe der hebräischen und anderen Matern vonnöten. Bis zum August, wenn Ludwig zurückkomme, würden die Schriftgießer auch das meiste mit den geliehenen Matern und Schriften geleistet haben. Thür. HSTA Weimar: Fl. Haus A 285, Bl. 103. Vgl. 191229 u. 191231. wegen nun auch in den HagenDen Haag. geschicktt. So ich El. für dismall nichtt verhalten sollen, dieselbe nechst freundtlicher begrüssung von allen theilen, hiermitt in den schutz göttlicher Almachtt zu aller gedeylichen wollfartt befhelendt. Köntten El. den Cammerrahtt auch wieder mittbringen, were es mirEingefügt. so viell desto lieber. Geben Cöthen 8. Martij 1619.


8 - Fürst Ludwig an Herzog Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar / 190324

F. Ludwig hat Balthasar Walther und den Buchdruckern Osterurlaub gewährt. Die Drucker haben sich verpflichtet, danach ihre Aufgaben bis zum 29. 9. 1619 wahrzunehmen. — Ludwig werde Hz. Johann Ernst (FG 3) mündlich berichten, warum Wolfgang Ratke und er nicht am Montag (22. 3.) die geplante Durchsicht der deutschen Grammatik bzw. der französischen Konjugationen beginnen konnten. — Er lobt Walther und wünscht seine baldige Rückkehr (aus Jena), damit man mit Ludwig Lucius über theologische und philosophische Vorhaben verhandeln und zu einer Vereinbarung kommen könne. — Ludwig wird am 31. 3. 1619 nach Weimar kommen und bittet Johann Ernst, ihm acht Pferde nach Nebra entgegenzuschicken. Michael Wolf und Walther sollten sich dann auch in Weimar einfinden. Walther kann, falls er Johann Ernst eher als Ludwig sieht, dem Herzog schon von den Ereignissen in Köthen und Wittenberg berichten.


9 - Fürst Ludwig an Herzog Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar / 190324

Hochgeborner furst, freundtlicher viellgeliebter herr Vetter, als Magister WaltherS. 181023, vgl. 190220, 190308 u. 190424. Walther, Professor für griechische und hebräische Sprache an der Universität Jena, hatte sich am 8. 3. 1619 zur Mitarbeit an den ratichianischen Reformen und zum Unterricht des Hebräischen in Köthen verpflichtet. (KR 53f.). Vgl. KR 55, 57, 69 u. 75. Der Osterurlaub Walthers in Jena dauerte länger als vorgesehen. S. 190424. Zusammen mit Michael Wolf (s. Anm. 8) kehrte Walther erst am 18. 6. 1619 nach Köthen zurück. Thür. HSTA Weimar, a. a. O., Bl. 103r. gegen die feyertage wieder nach hausse begehrett, habe ich ihn hiermitt dahin wollen bringen lassen, wie dan auch den buchtrückern noch vrlaub wiederfaren, S. 190318. Die Drucker sollten sich bis zum 4. 4. 1619 wieder einstellen die aber zum lengsten sontags nach Ostern sich wieder einzustellen, vnd dan ferner bis auff Michaelis zu bleiben angelobett. Abgewichenen montags hette Ratichius die deutsche Grammaticam,S. 190318. Vgl. 190308. wie auch ich die Frantzösische conjugationesF. Ludwig korrigierte die französische Fassung der Universalgrammatik Wolfgang Ratkes. S. 180102 K 3, 181225 K 7, 190220, 190308, 190318 u. 190424. zu lesen wollen anfangen, es ist aber eine, mir vnbewuste, eillfertigkeitt eingefallen, das es für dismall auffgeschoben worden, inmassen E. L. mündtlich von mir sollen berichtett werden. M. Walter hatt gutte arbeitt hier gethan, ist muhesam vnd willig, vnd möchtte ich gerne, wie auch Ratichius, das er baldt nach den feyertagen wieder möchtte her kommen, sonderlich mitt Lucio,S. 190220. Vgl. 190308 u. 191231. so woll in Theologicis als Philosophicis zureden vnd zuschliessen. Jch vormeine, geliebts Gott, den mittwoch in OsternAm 31. 3. 1619. bey EL. zu Weymar zu sein, wan sie mir bis nach NebraSüdl. von Querfurt. selben tages woltten pferde ettwa Ein achtte entgegen schicken, vnd were mir auch lieb das M. Walter samptt WolffioM. Michael Wolf, s. 181023 K 9. Der Professor der Metaphysik an der Universität Jena hatte sich am 6. 11. 1618 verpflichtet, für die ratichianische Reform compendium Physiologiae una cum Schematismis doctrinam physicam exhibentibus et Latine et Germanice (KR 50) zu verfassen. Er sollte auch zusammen mit Waltherdie gefertigte arbeit mit Ratichio übersehen, es sey in rebus oder linguis (KR 57; Rezess v. 11. 6. 1619). Vgl. 190424. auff die zeitt zugleich könten hin bescheiden werden. Kommett M. Walter ehe zu El. dan ich, wirdt er deroselben von vnterschiedenen sachen, welche so woll zu Wittenberg als hier furgelauffen, gutten berichtt thuen, das meinige spare ich auch bis zur zusammenkunfft, El. hiermitt in den schutz göttlicher Almachtt zu einem frölichen Osterfest befhelende. Geben Cöthen den 24. Martij 1619.


10 - Balthasar Walther an Wolfgang Ratke (Archilupus) / 190424

Die Jenaer Professoren Balthasar Walther (Gualtherus; s. 181023), Zacharias Brendel d. Ä. (s. 181023), Michael Wolf (s. 181023) und der Wittenberger Professor Jacob Martini gehörten zu den Mitarbeitern der 1618 von F. Ludwig und seinem Neffen, Hz. Johann Ernst d. J. v. Sachsen-Weimar (FG 3), in Köthen1618 in Angriff genommenen ratichianischen Bildungsreform. Auf deren Programm standen auch ein Schulversuch und die Abfassung von Lehrbüchern durch eine große Anzahl von Gelehrten. Vgl. KR u. Dünnhaupt: Druckerei. Martini (1570–1649) war damals Professor der Logik und Metaphysik zu Wittenberg. DBA 808, 377–390. Mit Walther geriet Ratke bald in einen heftigen Streit, der zu seiner Verhaftung im Oktober 1619 beitrug. Vgl. LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. C 18 Nr. 52.

11 - Tobias Hübner an Augustus Buchner / 250609

Martini Opitii Buch von der Deutschen Poeterey (Breßlaw 1624). Vgl. 250110 K 10, 250218A u. 250413. Im Sommer 1625 reiste Martin Opitz (FG 200) nach Sachsen und hielt sich zeitweilig in Wittenberg bei Augustus Buchner (FG 362) auf.

12 - Augustus Buchner an Tobias Hübner / 251100

Aus dem vorhergehenden Briefwechsel zwischen Augustus Buchner (FG 362, 1641) und Tobias Hübner (FG 25, 1619) sind nur die Briefe Hübners bekannt, deren letzter unter der Datierungsnummer 250609 steht. Vgl. Borcherdt, 140 Anm. 1. Einen Anhaltspunkt für die Datierung könnte Matthias Berneggers Bericht vom 12. 11. 1625 liefern, denn damals hatte Opitz (FG 200, 1629) durch die Buchhändler bereits Exemplare der Troades nach Straßburg bringen lassen (Opitz II. 2, 426 u. Reifferscheid, 230). In diese Zeit wird wohl auch obiger Brief ungefähr zu datieren sein. Buchner mag 250609 zwar beantwortet haben, jedoch nach einer persönlichen Begegnung mit Hübner zunächst von einem weiteren Briefverkehr abgesehen haben. Er bezieht sich nämlich auf den Inhalt dieses Briefs im vorliegenden Schreiben nicht. Buchner dürfte sich Martin Opitz (FG 200, 1629) angeschlossen haben, der bei seinem Besuch in Anhalt dem in 250609 ausgedrückten Wunsch Hübners und Diederichs v. dem Werder (FG 31) nach einer Zusammenkunft Folge leistete. Vgl. unten „præsenti", 250700 K 1 u. 260217. In seiner Lobrede auf Opitz schreibt Christopherus Colerus, daß der Dichter ein halbes Jahr im Hause Buchners in Wittenberg gelebt und von dort aus Reisen an den Dresdner Hof und nach Anhalt unternommen habe: [...] in almam magnorum ingeniorum nutriculam contentissimam, Aulam literatissimi & omni genere cumulatissimi Principis Ludovici Anhaltini, a Daniele Eremita Legato Etrusco aliis prælatam, excurrit, tum hunc ipsum evergetam studiorum & in fovendis Poëtis Augustum aliqvem veneraturus: tum amicos ejus ornatissimos Tobiam Hübnerum, versione Salustii, Bartasianarum hebdomadum & Legatione paulo ante Anhaltinæ illustrissimæ domus nomine ad Principem Silesiæ Lignicensem suscepta sibi cognitum, ubi etiam Dietericum Werderum, versione operis Tassiani de recuperato regno Hierosolymitano celebrem compellaturus. In: Kaspar Gottlieb Lindner: Umständliche Nachricht von des weltberühmten Schlesiers, Martin Opitz von Boberfeld, Leben, Tode und Schriften. 2 Tle. Hirschberg 1740-1741, Tl. 1, 75f. Zu Daniel Eremita (D. L'Ermite/ l'Hermite), der 1609 als toskanischer Sekretär bei Gelegenheit einer Gesandtschaft den Hof F. Ludwigs kennenlernte, vgl.: Danielis Eremitæ, Belgæ, Iter Germanicvm. Sive Epistola ad Camillum Guidium. In: Statvs particvlaris regiminis S. C. Majestatis Ferdinandi II. [O. O.] 1637, 297- 335; auch in: Dan. Eremitae aulicae vitae ac civilis libri IV. Ejusdem opuscula varia: Quorum syllabus exhibetur Post Praefationem Joannis Georgii Graevii. (Ultrajecti 1701), 354-388, hier 371f. Vgl.Conermann: Akademie, 107.

13 - Martin Opitz an Balthasar Venator / 260217

Im Februar 1625 mit Caspar Kirchner und einer schlesischen Gesandschaft nach Wien; von April an wechselnder Aufenthalt in Liegnitz, Breslau, Bunzlau (Eltern des Dichters) und Brieg und bei Adligen auf schlesischen Gütern; zwischenzeitlich (Sommer 1625) in Wittenberg im Hause Augustus Buchners (FG 3620), Reisen nach Dresden und Anhalt. Die erhaltenen Briefe erlauben keine exakte Rekonstruktion der Aufenthaltsdauer an den genannten Orten. Opitz erlangte zwar im Jahre 1626, bald nach dem vorliegenden Schreiben, eine Stellung als Sekretär Karl Hannibals zu Dohna (s. u.), mußte aber in dessen Geschäften auch häufig verreisen.

14 - Martin Opitz an August Buchner / 260831A

Nach Borcherdt, 129 trafen sich Buchner und Opitz im August 1626 in Dresden oder in Wittenberg. Vgl. aber Hermann Palm: Beiträge zur Geschichte der deutschen Literatur des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Breslau 1877, 200: Es kommt auf die Übersetzung des 'licuit' an, ob man übersetzen soll: es wäre möglich gewesen oder: es war möglich. Der folgende satz spricht für die erste auffassung.

15 - Martin Opitz an Fürst Ludwig / 250700 250700.1 250700.2

Das Manuskript der Gedichtsammlung (s. Q), in dem dieser Widmungsbrief erscheint, hatte Martin Opitz (FG 200, 1629) wohl Ende April 1625 vollendet. Vgl. 250510. Es schloß aber noch nicht die in 250700 bzw. 250700 I veröffentlichten Widmungsstücke ein. Die Abfassungsdaten des Briefs und des Gedichts können nur ungenau bestimmt werden. Tobias Hübner (FG 25) sandte Augustus Buchner (FG 362) die Titulatur der anhaltischen Fürsten und den Hinweis auf Ludwig als den einzig würdigen Empfänger einer Dedikation erst in 250609. Opitz reiste im Sommer 1625 in Sachsen und lebte bei Buchner in Wittenberg bis Ende Juli. Da das Werk wohl erst im Oktober 1625 erschien (s. 250218 A K 8), könnte der Brief auch noch nach Opitz' Besuch in Anhalt (vielleicht zusammen mit Buchner, zwischen dem 23. 6. u. 6. 7. 1625, s. 250609 K 6, 250706 K 1 u. 251100 K 1) im August oder September verfaßt worden sein. Der in Bunzlau am 8. 9. 1625 an Georg Michael Lingelsheim geschriebene Brief des Dichters bezeugt als erstes Schreiben Opitz' Rückkehr nach Schlesien. S. Reifferscheid, 177. Wahrscheinlicher ist aber eine Abfassung des Widmungsbriefs kurz vor Opitz' Reise nach Anhalt oder bald nach der Audienz bei dem Fürsten, der der geplanten Widmung zustimmen mußte. Sicherer ist die Datierung des in Beilage II wiederveröffentlichten Gedichts auf F. Ludwigs Tochter Loysa Amoena (TG 6). Zu Opitz' Besuch in Anhalt vgl. auch 260217. Daß F. LudwigOpitz nicht bei dessen Besuch oder bald darauf in die FG aufnahm, läßt sich wohl teilweise durch die Häufung der Todesfälle in der Familie des Fürsten erklären, dessen Gattin und einzige Tochter bald nach dem Hinscheiden seines einzigen Sohnes (F. Ludwig d. J. [FG 6], †1624) gestorben waren. (F. Ludwigs Gattin Amoena Amalia [AL 1618, PA, TG 2] verschied am 3. 9. 1625 bei der Rückreise des fürstlichen Paares in Oldenburg; Beckmann V, 492; prunklose Bestattung in Köthen erst am 25. 8. 1626 wegen der Einquartierung fremder Truppen; LHA Sa.-Anh.: Dessau A 10 Nr. 15, Bl. 23r.) Diese Schicksalsschläge, die ,Flucht' des Fürsten, der erst 1626 endgültig nach Anhalt zurückkehrte, die Kriegslage und schließlich die Inanspruchnahme durch eine neue Vermählung (12. 9. 1626) bedürfen allerdings in der Bewertung dieses Versäumnisses stärkerer Berücksichtigung, als sie sie in der Literaturwissenschaft gefunden haben. Zu der programmatische(n) Widmungsadresse an den Gründer der Fruchtbringenden Gesellschaft und zu Opitz' GewährsmannMelchior Goldast v. Haiminsfeld s. Klaus Garber: Zur Konstitution der europäischen Nationalliteraturen. In: Nation und Literatur im Europa der Frühen Neuzeit. Akten des I. Internationalen Osnabrücker Kongresses zur Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit. Hg. v. Klaus Garber. (Frühe Neuzeit I). Tübingen 1989, 1- 55, hier 46 (Lit.). Vgl. außerdem Johann Rist: Lob- Trawr- vnd Klag-Gedicht/ Vber gar zu frühzeitiges/ jedoch seliges Absterben/ Des ... Herren Martin Opitzen (Hamburg: Zacharias Hertel 1640); HAB: QuN 275 [19]:

Das Hauß von Anhalt pflag dich ja so hoch zu halten/
Als hoch gepriesen ward der Maro bey den Alten
Fürst Ludowig der hat so innig dich geliebt/
Daß er in deiner Kunst sich selber offt geübt.
O vberseligs Land/ da Wissenschafft regieret
Vnd nicht nur blosser Pracht die hohe Herrschafft führet!
Den wo der Fürst im Land' ist selber hochgelehrt/
Da wird der Musen Volck gehalten lieb vnd werth.
(Bl. [D iiij]r, V. 505-512) Rist (FG 467) kommt in der Anmerkung zu V. 505 auf die an F. Ludwig gerichtete Widmungsvorrede zu sprechen: Wie lieb vnd angenehm vnser seliger Herr Opitz dem hochfürstlichen vnd vhraltem Hause Anhalt/ insonderheit aber dem hochberühmten Fürst Ludowigen sey gewesen/ wissen diejenige am besten/ welche die gnädige Gewogenheit gegen Herren Opitzen auß jhrer Fürstl. Gn: selbst eigenem Munde gehöret vnd im Wercke selber gesehen. Es bezeugets auch das grosse Vertrawen gegen einen solchen hoch verständigem Fürsten/ dadurch Herr Opitz seliger bewogen worden/ den ersten vnd grösseren Theil seiner Teutschen Gedichte/ diesem Leutseligen Fürsten für alle andere Potentaten des Teutschlandes zu übergeben vnd zuzuschreiben. (Bl. H ij)