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1 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230913

Beantwortet durch 231008. Da das Fieber lt. Christians (FG 51) Schreiben v. 21./31. 8. 1623 überstanden sei, könne sich der Prinz in Padua mit seinem Bruder F. Ernst v. Anhalt-Bernburg (FG 47) belustigen und im übrigen verfügbar halten, um einem Ruf nach Deutschland Folge zu leisten. Die Versöhnung F. Christians I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) mit dem Kaiser habe sich erneut verzögert. Man müsse den Kaiser nochmals um Aufschub für die gemeinschaftliche Belehnung des Hauses Anhalt bitten, da die soeben erhaltene Erlaubnis dazu schon bei ihrem Eintreffen abgelaufen gewesen sei. — Fieber und Ruhr träten auch in Deutschland häufig auf, allerdings schwächer, so daß F. Georg Aribert v. Anhalt-Dessau (FG 24) sich schnell von seiner bei einer Tauffeier in Berlin empfangenen Ansteckung erhole. Wie Ludwig von einem Fieber wisse, das ihn vor 22 Jahren in Italien befallen habe, werde Christian erst langsam seine Stärke zurückgewinnen. — Vor acht Tagen habe Ludwig ein Gespräch mit dem begabten und erfahrenen Obristen Hans Philipp Fuchs v. Bimbach erquickt, welcher nach mehrmonatigem Aufenthalt im Niedersächsischen Kreis nun nach Hause reise. Ludwig berichtet, daß die in der Niederlage von Stadtlohn gefangenen Herzöge Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar (FG 5) und Friedrich II. v. Sachsen-Altenburg (FG 103) noch nicht in die kaiserlichen Erblande gebracht worden seien. Tilly halte sich mit seinem Heer in der Gft. Oldenburg auf, um Mansfeld anzugreifen, der in Ostfriesland mit 18000 Mann stehe. Darunter seien drei Regimenter Franzosen, eines unter dem Obristen Tournon. Das von verschiedenen Rivalen begehrte Emden sei von den Niederländern unter Gf. Ernst Casimir v. Nassau-Dietz ausreichend besetzt worden. In den Dienst der Niederländer, deren Lager zwischen Emmerich und Rees liege, sei Christian v. Halberstadt mit seinen restlichen Truppen getreten. Gerücht über eine Meuterei unter den spanischen Truppen. — Ludwig überschickt das ins Italienische übersetzte und in Köthen gedruckte Werk Lo studio degli affetti sani von Marie Le Gendre Dame de Rivery. Wünsche Christian hiervon und von Tobias Hübners (FG 25) Ausgabe und Übersetzung von Guillaume de SalustesLa seconde sepmaine mehr Exemplare, könne er sie sich über seinen Nürnberger Händler billig von der Leipziger Michaelismesse schicken lassen.


2 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230913

Illustrissimo ed Eccellentissimo signor, nipote carissimo, torno a scrivere a V. E. in questa favella,Vgl. 230819. e mi rallegro con essaBis abbandonata eingefügt für ⟨della ricoverata sanità⟩ che la febbre l'abbia abbandonata, ilche intesi dalla sua dei 31/21. del mese passato,LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A 9a Nr. 30, Bl. 53rv. Der französische Brief aus Padua (21./31. 8. 1623) handelt von F. Christians (FG 51) Fieber (s. 230802), der bevorstehenden Ankunft seines Bruders und der Bereitschaft, nach dem erwarteten Entschluß seines Vaters eine Reise antreten zu müssen. Christian erwähnt die Unfähigkeit der Venezianer, einen neuen Dogen zu wählen, und die umlaufenden übertriebenen Nachrichten über die Niederlage Christians v. Halberstadt (s. 230809). Er schickt Ludwig Zeitungen und vermerkt das Ausbleiben einer Antwort Bissinis (s. 230802). Il signor Dio la gvardiFolgt ⟨della * di non⟩ di ricaduta, e la mantenga sana in que' paesi, acciocche V. Ecc.za possa passare insiemeEingefügt. col fratello 'l tempo allegramente, ed essere 'n ordine di venirci, quando ella sará chiamata.Von F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26), in dessen Auftrag Christian II. zu Verhandlungen über den kaiserlichen Pardon (s. 230809 u. 231101) nach Wien reisen sollte. L'accomodamento del signor padre di V. Ecc.za s'indugia di nuovo,Folgt ⟨forse per la vittoria nuovamente consegv⟩, ⟨ma abbiamo ricevuto⟩ alcuni giorni sono che ricevemmoEingefügt. un' altro Indulto Cesareo de' nostri scudi, solo di due mesi, edFür ⟨ma⟩ espirato giá quando e' capitó, tal che fummo forzati supplicare per un'altro,Eingefügt ⟨ed⟩ aspettando pul'tanto che'l perdono segviti, e che senza pregiudizio l'investitura comune possa effettuarsi.Die gemeinschaftliche Beleihung mit den anhaltischen Reichslehen konnte erst nach der Lösung Christians I. aus der Acht erfolgen, so daß die Fürsten den Kaiser um einen Aufschub ersuchen mußten, der in Form eines Indultscheins erteilt worden war. Zur rechtlichen Qualität des Lehnsindults vgl. Rüdiger Frh. v. Schönberg: Das Recht der Reichslehen im 18. Jh. Heidelberg 1977, 131. Die Lehen empfing Christian I. von Ks. Ferdinand II. in Wien erst am 10. 6. 1624. Beckmann V, 332. le febbri e la dissenteria sono State assai frequenti 'n queste paesi, Don Giorgio AribertoF. Georg Aribert v. Anhalt-Dessau (FG 24). riportó una terzana dal battesimo di Berlin,Wohl die Taufe der Mgfn. Hedwig Sophia (4. 7. 1623 - 16. 6. 1683), T. v. Kf. Georg Wilhelm v. Brandenburg (FG 307). ma ora rifassi,Zu rifarsi. elle non sono qui tanto gagliarde,Folgt ⟨e p⟩ e pericolose, come costá, tal che dubito V. E. penerá alquanto a ripigliare le forze, il che avvenne anche a me, mentre ventidue anni fa ebbi 'l medesimo male 'n quelleFür ⟨coteste⟩ [?]. bande.Folgt ⟨Ringrazio ancora V. E. za⟩In diesen Breiten. Zu Christians Fieber vgl. 230802, zu Christians Auffassung der Beurteilung Ludwigs vgl. 231101. Il Colonello FuchsHans Philipp Fuchs v. Bimbach. S. 221214, vgl. 230809 u. 260617. mi visitoFolgt ⟨otto⟩ otto giorni sono, ilquale s'é trattenuto parecchi mesi nel circolo basso della Sassonia, edBis ormai eingfügt. ormai se ne ritorna a casa, la sua conversazione mi dilettó sommamente, ed é un soggetto diBis qualita eingefügt für ⟨molto ben qualificato⟩ eccellenti qualita eFolgt ⟨di⟩ grande esperienza. Si teme che gli Duchi di SassoniaDie von dem ligistischen Oberstleutnant Illo gefangenen Herzöge Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar (FG 5) u. Friedrich II. v. Sachsen-Altenburg (FG 103) wurden zunächst nach Münster gebracht und erst Ende November 1623 dem Kaiser in Wien übergeben. Klopp II, 314; ADB XLIII, 186. Vgl. 230809. fatti prigioni nelle rotta di StatloNiederlage Christians v. Halberstadt (s. u.) gegen Tilly bei Stadtlohn am 6. 8. 1623 n. St. S. 230809. non sieno mandati neFür ⟨verso gli⟨ paesi Ereditarij di S. M. C.Sua Maestà Cesarea. per esservi tenuti qualche tempo 'n arresto. Il Generale Tillj é col suo esercito nella contea di OldenburgDie Gft. Oldenburg verließ Tillys ligistisches Heer Ende September. Vgl. 230819. per investire 'l Mansfeld,Gf. Peter v. Mansfeld besetzte die Gft. Ostfriesland von November 1622 bis Januar 1624. ilquale dimorava ancora nelle Frisia Orientale, con circa diciottomila combattenti, tra' quali tre reggimenti di Franciosi, e tra essi Monsu TurnonMonsieur Tournon, französischer Obrist im Dienste Mansfelds. Am 27. 6. 1619 schrieb F. Ludwig an Hz. Johann Ernst d. J. v. Sachsen-Weimar (FG 3), Tournon sei in Köthen gewesen und wolle auf Patent Mansfelds im Braunschweigischen eine Kompanie Fußvolk für die böhmischen Stände werben. Thür. HSTA Weimar: Fl. Haus A 285, Bl. 104r. Tournon trat 1625 in den Dienst der Statthalterin der span. Niederlande und empfing 1626 den Titel eines Marquis. Klopp II, 263f.; Correspondance du nonce Giovanni-Francesco Guidi di Bagno (1621-1627). Partie 1. Publiée par Bernard de Meester. (Analecta Vaticana-Belgica II. 5.) Bruxelles etc. 1938, 623. 632. 751. Vielleicht identisch oder verwandt mit Just-Louis Conte de Tournon et Roussillon, der 1644 als französ. Feldmarschall vor Philippsburg starb. Zedler XLIV, 174lf. uno de' Colonelli. La cittá di EmdenDas stark befestigte Emden, das sich seit langem seinen lutherischen Landesherren, den Grafen v. Ostfriesland, widersetzte, wurde gleichermaßen von Mansfeld und Tilly begehrt. Mansfeld hatte sogar der Statthalterin der südlichen Niederlande am 10. 2. 1623 n. St. versprochen, das von den Generalstaaten besetzte reformierte Emden dem spanischen König auszuliefern. Klopp II, S. 264 concorrendoviFür ⟨essendovi⟩ parecchi rivali finalmente é stata presidiata sufficientemente da' signori statiFolgt ⟨d'Ollanda⟩ uniti de' paesi bassi, sotto l'ordine del Conte Ernesto di Nassau.Gf. Ernst Casimir v. Nassau-Dietz (1573-1632), Feldmarschall der Generalstaaten und Statthalter von Friesland, verteidigte Emden1623 erfolgreich gegen Truppen der Liga. NNBW I, 833f. Il Duca Cristiano di BrunschwigDie Generalstaaten boten Hz. Christian v. Braunschweig-Wolfenbüttel, Bf. v. Halberstadt (s. o.), und den aus der Niederlage von Stadtlohn geretteten Resten seiner Armee (2500 Fußsoldaten, 3000 Reiter) Sold für zweieinhalb Monate. Ritter, 252. é entrato nel soldo di essi signori stati, con tre reggimenti di fanteria,Folgt ⟨e tremila cavalli⟩ e la cavalleria, laquale si salvó tutta. Il campo di essi stati é tra ReesRees, am Rhein zwischen Emmerich und Wesel gelegen. e' Emmerich, e si parla di qualche mutinamento tra la gente Spagnuola. Ecco un estratto delle nuove,Vgl. oben die von Christian am 21./31. 8. 1623 mitgeschickten Zeitungen. ch'abbiamo qui, lequali rendoStatt ⟨pi⟩ in contraccambio a V. E. delle sue Jtaliane mandatemi, e le'nvio quiBis giunto eingefügt. giunto 'l libretto Italiano tradotto e stampato qui, secondo le promisi.S. 230809. (Marie Le Gendre Dame de Rivery): Lo studio degli affetti sani libretto Composto da Monsur De Riveri in trenta discorsi. E Tradotto dalla lingua Franzese in Volgar Italiano. (Cotogna 1623). Vgl. 231008 u. 231101. Caso che v. E.za desiderasse avere piu esemplari di questo e di quegli del Bartas,Guillaume de Saluste sieur Du Bartas: La seconde sepmaine [...] Die Andere Woche. (Cöthen 1622). Hg. u. übers. v. Tobias Hübner (FG 25). Vgl. 230809 u. 230819. e' sarebbe bene di darne ordine al suoEingefügt. mercante di Norinberga,Ludwig dürfte die Firma Viatis & Peller meinen, die sich in Venedig auch der Dienste des Kaufmanns Georg Walter bediente. In seinem Tagebuch vermerkte Christian am 17./27. 10. 1623 den Empfang eines Briefs durch addresse des Kauffmans zu Venedig, Georg Walters der vnß den wechsel vbermachet, vndt mit Bartholomeo Viatis, vndt Martin Peller, zu Nürnberg correspondiret &. Das Verhältnis dieser Firmen zu dem Faktor Hans Gering, der Christians Post besorgte, ist unbekannt. In einem Brief an Heinrich v. Börstel (FG 78) schrieb F. Christian II. am 22. 5. 1623 aus Nürnberg: Jch bin in nahmen Gottes entschloßen, mich auf den wegk zu machen, vndt mögen die schreiben durch Gering den Factor zu recht auf Venedig vndt Padua bestellet werden, (LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A 9a Nr. 30, Bl. 44v). S. 230809 K che gli pigliasse in lipsia alla fiera prossima di S. Michele,Jährliche Michaelis-Buchmesse in Leipzig. e collaAm Rande für ⟨con quella⟩ comoditá della comision tra l'altre merci gli conducessero con manco spese, sino 'n Norinberga, e di li verso Augusta e Venezia. La mia consorte e figliuoliFn. Amoena Amalia (AL 1618, TG 2), Pz. Ludwig d. J. (FG 6) und Pzn. Loysa Amoena (TG 6) v. Anhalt-Köthen. bacian le mani a V. E.za Ill.ma ed io le desidero compita felicitá.


3 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230913

Die Gft. Oldenburg verließ Tillys ligistisches Heer Ende September. Vgl. 230819.

4 - Fürst Christian II. v. Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig / 260106

Pz. Christian (FG 51) richtete am 7. 11. 1625 zwei Briefe an seinen Oheim Ludwig (LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A 9a Nr. 30). In einem der Schreiben (Bl. 81r-82v) kondolierte er dem Fürsten zum Hinscheiden Fn. Amoena Amalias v. Anhalt-Koethen (AL 1618, PA, TG 2) — sie war ihrem einzigen Sohn Ludwig d. J. (FG 6; †1624) und ihrer am 26. 3. 1625 in Harderwijk gestorbenen einzigen Tochter Loysa Amoena (TG 6) am 3. 9. 1625 in Oldenburg in den Tod gefolgt. In dem anderen Brief (Bl. 79r-80v) verschonte Christian trotz gegenteiliger Beteuerung seinen Oheim nicht mit den Schwierigkeiten seines eigenen Lebens in Rouen: Je n'ose importuner V. A. en son dueil de tant de circonscriptions, autrement je les luy specifierois, qu'il est impossible icy comme (Baron) Prince mariè de m'entretenir a moins qu'avec 4000 Dalers annuels. Vgl. Anm. 5. Vor allem bot er jedoch seine Überredungskünste auf, um seine Schwester Loysa Amalia (AL 1617, TG 20), die ihren Oheim in die Niederlande begleitete, nach Rouen zu bringen: Doncques Monseigr., ma compaigne se trouvant enceinte, & du tout destituee de compagnie, (d'autant qu'elle ne scauroit apprendre la langue françoyse,) elle m'a priè pour l'honneur de Dieu de supplier V. A. de permettre a ma soeur Louyse, que ie l'osasse ammener moy mesmes icy, & cela cousteroit peu, & eile n'auroit qu'une nourrice avec soy, pour nourrir nostre enfant quj naistra Dieu-aydant. De Damoyselles, & servantes nous en avons assèz, pour la servir. Je luy ay long temps refusè ceste priere. Toutesfois voyant qu'elle insistoit si fort, & qu'elle mourra aussy de ceste grossesse, je ne luy ay sceu denier ce, a quoy la nature & amour fraternel me pousse. Vgl. 250702 (betrifft damals noch Christians Schwester Anna Sophia, AL 1617 [?], PA, TG 19) u. 260211. F. Ludwig beantwortete beide Briefe am 28. 11. 1625 und bemerkte: Quant a la demande que me faictez, touchant vostre sœur louyse, qui est maintenant avec moy, i'y vois bien l'affection que vous et Madame vostre consorte luy en portez, mais chez moy, l'impossibili[té] de ne luy pouvoir permettre un tel voyage depar moy, sans le sçeu de Monsieur vostre pere, lequel n'a gueres [...] le moyen de la faire retourner chez soy, ou pour un temps chez Madame vostre grande mere a Schüttorf [Gfn. Magdalena v. Bentheim], laquelle en a aussi escrit depuis peu de iours, mais a cause des chemins et passages, qui ne sont nullement ouverts encores, parmy ces parties guerroyantes, [...] il me semble le tout sera delay[é] iusques, Dieu aydant, a mon retour vers le pays, qui se fera au printemps [...] iusques icy ie suis encores travaillé de la fiebvre quarte. (a. a. O., Bl. 80v).

5 - Martin Opitz an Fürst Ludwig / 250700 250700.1 250700.2

Das Manuskript der Gedichtsammlung (s. Q), in dem dieser Widmungsbrief erscheint, hatte Martin Opitz (FG 200, 1629) wohl Ende April 1625 vollendet. Vgl. 250510. Es schloß aber noch nicht die in 250700 bzw. 250700 I veröffentlichten Widmungsstücke ein. Die Abfassungsdaten des Briefs und des Gedichts können nur ungenau bestimmt werden. Tobias Hübner (FG 25) sandte Augustus Buchner (FG 362) die Titulatur der anhaltischen Fürsten und den Hinweis auf Ludwig als den einzig würdigen Empfänger einer Dedikation erst in 250609. Opitz reiste im Sommer 1625 in Sachsen und lebte bei Buchner in Wittenberg bis Ende Juli. Da das Werk wohl erst im Oktober 1625 erschien (s. 250218 A K 8), könnte der Brief auch noch nach Opitz' Besuch in Anhalt (vielleicht zusammen mit Buchner, zwischen dem 23. 6. u. 6. 7. 1625, s. 250609 K 6, 250706 K 1 u. 251100 K 1) im August oder September verfaßt worden sein. Der in Bunzlau am 8. 9. 1625 an Georg Michael Lingelsheim geschriebene Brief des Dichters bezeugt als erstes Schreiben Opitz' Rückkehr nach Schlesien. S. Reifferscheid, 177. Wahrscheinlicher ist aber eine Abfassung des Widmungsbriefs kurz vor Opitz' Reise nach Anhalt oder bald nach der Audienz bei dem Fürsten, der der geplanten Widmung zustimmen mußte. Sicherer ist die Datierung des in Beilage II wiederveröffentlichten Gedichts auf F. Ludwigs Tochter Loysa Amoena (TG 6). Zu Opitz' Besuch in Anhalt vgl. auch 260217. Daß F. LudwigOpitz nicht bei dessen Besuch oder bald darauf in die FG aufnahm, läßt sich wohl teilweise durch die Häufung der Todesfälle in der Familie des Fürsten erklären, dessen Gattin und einzige Tochter bald nach dem Hinscheiden seines einzigen Sohnes (F. Ludwig d. J. [FG 6], †1624) gestorben waren. (F. Ludwigs Gattin Amoena Amalia [AL 1618, PA, TG 2] verschied am 3. 9. 1625 bei der Rückreise des fürstlichen Paares in Oldenburg; Beckmann V, 492; prunklose Bestattung in Köthen erst am 25. 8. 1626 wegen der Einquartierung fremder Truppen; LHA Sa.-Anh.: Dessau A 10 Nr. 15, Bl. 23r.) Diese Schicksalsschläge, die ,Flucht' des Fürsten, der erst 1626 endgültig nach Anhalt zurückkehrte, die Kriegslage und schließlich die Inanspruchnahme durch eine neue Vermählung (12. 9. 1626) bedürfen allerdings in der Bewertung dieses Versäumnisses stärkerer Berücksichtigung, als sie sie in der Literaturwissenschaft gefunden haben. Zu der programmatische(n) Widmungsadresse an den Gründer der Fruchtbringenden Gesellschaft und zu Opitz' GewährsmannMelchior Goldast v. Haiminsfeld s. Klaus Garber: Zur Konstitution der europäischen Nationalliteraturen. In: Nation und Literatur im Europa der Frühen Neuzeit. Akten des I. Internationalen Osnabrücker Kongresses zur Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit. Hg. v. Klaus Garber. (Frühe Neuzeit I). Tübingen 1989, 1- 55, hier 46 (Lit.). Vgl. außerdem Johann Rist: Lob- Trawr- vnd Klag-Gedicht/ Vber gar zu frühzeitiges/ jedoch seliges Absterben/ Des ... Herren Martin Opitzen (Hamburg: Zacharias Hertel 1640); HAB: QuN 275 [19]:

Das Hauß von Anhalt pflag dich ja so hoch zu halten/
Als hoch gepriesen ward der Maro bey den Alten
Fürst Ludowig der hat so innig dich geliebt/
Daß er in deiner Kunst sich selber offt geübt.
O vberseligs Land/ da Wissenschafft regieret
Vnd nicht nur blosser Pracht die hohe Herrschafft führet!
Den wo der Fürst im Land' ist selber hochgelehrt/
Da wird der Musen Volck gehalten lieb vnd werth.
(Bl. [D iiij]r, V. 505-512) Rist (FG 467) kommt in der Anmerkung zu V. 505 auf die an F. Ludwig gerichtete Widmungsvorrede zu sprechen: Wie lieb vnd angenehm vnser seliger Herr Opitz dem hochfürstlichen vnd vhraltem Hause Anhalt/ insonderheit aber dem hochberühmten Fürst Ludowigen sey gewesen/ wissen diejenige am besten/ welche die gnädige Gewogenheit gegen Herren Opitzen auß jhrer Fürstl. Gn: selbst eigenem Munde gehöret vnd im Wercke selber gesehen. Es bezeugets auch das grosse Vertrawen gegen einen solchen hoch verständigem Fürsten/ dadurch Herr Opitz seliger bewogen worden/ den ersten vnd grösseren Theil seiner Teutschen Gedichte/ diesem Leutseligen Fürsten für alle andere Potentaten des Teutschlandes zu übergeben vnd zuzuschreiben. (Bl. H ij)