1 - Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig von
Anhalt-Köthen / 230802
Giovanmaria Bissini (nach eigener
Schreibung Giovanmaria Bisini), bis 1612 Kammermeister F. Ludwigs in
Köthen, dann
mit dem Titel eines Sekretärs sein Agent in Florenz. An Bissini schrieb Christian noch
am selben Tag wie an F. Ludwig. S.
Christian: Tageb. III; 30. 7./9. 8. 1623.Ludwigs
Briefwechsel mit Bissini aus den Jahren 1612 bis 1618 ist erhalten: LHA Sa.-Anh./ OB
Kö.: A 9a Nr. 93. Während seines Italienaufenthalts korrespondierte Christian mit
Bissini zuletzt am 29. 5. a. St./8. 6. 1624. n. St. Vgl. 231101.
2 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230809
Ludwig bestätigt den Empfang zweier Briefe F. Christians (FG 51) und hofft, daß seine
italienisch geschriebene Anwort eingetroffen ist. Hempo v. dem Knesebeck (FG 88), der
Überbringer des vorliegenden Schreibens, wird über den Zustand in Anhalt und die Lage
von Christians Eltern berichten. Den kaiserlichen Pardon für Christians Vater, F. Christian
I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26), erwartet man täglich. Christian II. soll sich nicht
zu weit von Deutschland entfernen, da er für seinen kranken Vater vielleicht an den
Kaiserhof reisen muß. Gf. Georg Friedrich v. Hohenlohe-Neuenstein-Weikersheim (FG
44), den Ludwig auf der Durchreise durch Anhalt sprach, muß auch dorthin gezogen
sein. — Anstatt sich von eitlen Schmarotzern in Padua Fesseln anlegen zu lassen, soll
Christian — ungeachtet der auch für seinen Bruder F. Ernst v. Anhalt-Bernburg (FG 47)
angeführten Gründe — seine Freiheit an einem anderen Ort suchen. Auch wegen des
Umgangs, der Sprache und der Gelegenheit zu kavaliersmäßigen Übungen ist Florenz
zu empfehlen. Dort müsse sich Christian mit Hilfe von Ludwigs Sekretär Giovanmaria
Bissini ein Haus mieten und einrichten, ehe er der Großherzogin v. Toskana seine
Aufwartung mache. Bastiano de' Rossi, der Sekretär der Accademia della Crusca, werde
den Brüdern auch behilflich sein. Er hat Ludwig sehr für das Exemplar von Campanellas
Gedichten (La Cantica) gedankt, das Christian ihm durch Bartholomäus Viatis d. J. in
Venedig hatte aushändigen lassen. Mit Rossi und Bissini könne Christian auch über die
ihm durch Knesebeck vorzulegende Liste der von Ludwig gewünschten Bücher sprechen.
— Die geplante Reise nach Rom billigt Ludwig, rät von Sizilien und Malta jedoch
insbesondere wegen der Piratengefahr ab. — Ludwig sendet wegen der Größe des Buchs
nur ein Exemplar von Tobias Hübners (FG 25) Du Bartas-Übersetzung, von anderen
Werken jedoch zwei. Christian könne den Du Bartas nach Belieben der Deutschen
Nation in Padua oder Siena oder der Accademia della Crusca schenken. — Nach dem
Tatareneinfall sind die Kosaken in ihr Land zurückgekehrt. Knesebeck werde Einzelheiten
über die Niederlage und den Rückzug Hz. Christians v. Braunschweig berichten.
Im Braunschweigischen hält sich Kg. Christian IV. v. Dänemark auf, der die ihm
angetragene Verteidigung des niedersächsischen Kreises akzeptiert hat. Oberst Fuchs v.
Bimbach dient jetzt Hz. Friedrich Ulrich v. Braunschweig (FG 38) in Wolfenbüttel.
Dessen Gemahlin hat sich von dem Herzog wegen der Briefe getrennt, die bei der
Niederlage Hz. Franz Albrechts von Sachsen-Lauenburg (FG 194) abgefangen wurden.
— Gott verleihe dauerhaften Frieden! — In Kürze werde Ludwig Pz. Christian eine in
Köthen zur Zeit gedruckte italienische Übertragung von Marie Le Gendres Le cabinet
des saines affections und Hans Ernsts von Börstel (FG 41) deutsche Übertragung dieses
Werks zusenden. — Ludwig vergnüge sich mit der Lektüre einer italienischen Übersetzung
von Philostratos' Lebensbeschreibung des Apollonios v. Tyana. Unter Boccaccios
Schriften habe er den Corbaccio entdeckt, der auch gut auf die niederträchtigen Frauen
der eigenen Zeit passe. — Ludwig hofft, daß Pz. Ernst im Italienischen Fortschritte
macht. Der Prinz müsse sich zum Erlernen der Sprache für ein paar Jahre fest in Italien
niederlassen.
3 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230809
Scelta D'alcune poesie
filosofiche di Settimontano Squilla [pseud.] Cavate da' suo' libri detti La Cantica. Con
l'esposizione. Stampato nell'anno M . DC. XXII. Diese erste, von Tobias Adami (FG
181) betreute Ausgabe der Gedichte Tommaso Campanellas wurde in
Köthen auf F.
Ludwigs Presse gedruckt. Im Verzeichnis der Bibliothek F. Ludwigs1650: „Cantica del
Campanella &c." (
IP 312v). Vgl.
Kat. Dessau BB 11700 (verschollen).
4 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230809
[Marie Le Gendre Dame de Rivery]:
Le cabinet des saines
affections, von F. Ludwig ins Italienische übersetzt: Lo studio degli affetti sani libretto
Composto da Monsur De Riveri in trenta discorsi. E Tradotto dalla lingua Franzese in
Volgar Italiano. Cotogna 1623. Vgl. 230913. 231008 u. 231101. In
Köthen erschien auch
ein Nachdruck des französ. Originals: Le cabinet des saines affections. Derniere édition,
augmentee de XII. Discours, & quelque Stances sur le mesme suiet. Par. M. de Rivery.
M. DC. XXIII. (Sachs. LB Dresden: Phil. C. 668 s). Vorlage könnte gewesen sein:
Ein
geschriebenes tractätlein in li[n]gua Gallica de Sajnes affections.
IP 334r. Vgl.
Kat.
Dessau BB 1657 (Verlust).
5 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230809
Hans Ernst v. Börstel (Der Bittere) diente Christian u.
sodann auch Ernst als Hofmeister auf dieser Italienreise. Er übersetzte Le Gendres
Le
cabinet des saines affectiones, das 1623 zu
Köthen (21641) ohne seinen Namen erschien:
Schatzkämmerlein Heilsamer Zuneigungen/ Welches in dreissig Betrachtungen begrif
fen/ und mit etlichen hierzu gehörigen Reimen vermehret worden. S. 230913, 231008
u. 231101.
6 - Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg / 230809
De Cöten ce 19/9. d'Aoust l'an 1623
7 - Friedrich von Schilling an Ludwig Lucius / 200826
Lucius' Brief aus Basel vom 24. 6. 1620 hat Schilling (FG 21) am 15. 7. 1620 empfangen.
Da inzwischen in Köthen schon ein neuer Schriftgießer angestellt wurde, benötigt man
Othmar Bergk nicht mehr für diese Aufgabe. — Nach der Ausweisung Ratkes, der nach
seiner Unterschrift unter einen scharfen Revers freigelassen worden ist, setze man in
Köthen seine Lehrart fort. Sollten die Akten des gegen Ratke in Basel angestrengten
Prozesses, wie von F. Ludwig begehrt, abgeschrieben sein, möge Lucius die Kopie auf
der Frankfurter Herbstmesse überschicken und ggf. auch ein weiteres Stück seiner
Verdeutschung des aristotelischen Organon beilegen. — Sonst gebe es wenig zu berichten:
Gabriel Bethlen soll bald zum ungarischen König gekrönt werden. Spinola steht
nicht weit von Frankfurt a. M. und will angeblich nach Böhmen ziehen. Das Heer Kf.
Johann Georgs I. v. Sachsen liegt in der Nähe der böhmischen Grenze.
8 - Friedrich von Schilling an Ludwig Lucius / 200826
Lucius' Brief aus Basel vom 24. 6. 1620 hat Schilling (FG 21) am 15. 7. 1620 empfangen.
Da inzwischen in Köthen schon ein neuer Schriftgießer angestellt wurde, benötigt man
Othmar Bergk nicht mehr für diese Aufgabe. — Nach der Ausweisung Ratkes, der nach
seiner Unterschrift unter einen scharfen Revers freigelassen worden ist, setze man in
Köthen seine Lehrart fort. Sollten die Akten des gegen Ratke in Basel angestrengten
Prozesses, wie von F. Ludwig begehrt, abgeschrieben sein, möge Lucius die Kopie auf
der Frankfurter Herbstmesse überschicken und ggf. auch ein weiteres Stück seiner
Verdeutschung des aristotelischen Organon beilegen. — Sonst gebe es wenig zu berichten:
Gabriel Bethlen soll bald zum ungarischen König gekrönt werden. Spinola steht
nicht weit von Frankfurt a. M. und will angeblich nach Böhmen ziehen. Das Heer Kf.
Johann Georgs I. v. Sachsen liegt in der Nähe der böhmischen Grenze.
9 - Friedrich von Schilling an Ludwig Lucius / 200826
Geben
Cöthen in eill den 26 Augustij 1620.
10 - Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig / 231101
Pierre Du Moulin d. Ä:
Héraclite, de la vanité et
misère de la vie humaine, dt. Vgl.
Kat. Dessau BB 3335: Heraclite ou de la vanité de la
vie humaine. MDCIX. 12° (Verlust). F. Ludwig scheint Pz. Christian die in
Köthen
gedruckte Übersetzung Pzn. Eleonora Marias v. Anhalt-Bernburg (AL 1617, TG 17)
geschickt zu haben: „Heraclitus Oder Betrachtung der Eitelkeit und Elend des Menschlichen
Lebens. Aus dem Frantzösischen/ in unsere Teutsche Sprach versetzet. Gedruckt
im Jahr 1623." Folgt im Druck mit dem zitierten Zwischentitel und fortlaufender Bogenzählung
([M]r-[Qx]v) hinter Hans Ernsts v. Börstel (FG 41) Übersetzung
Schatzkämmerlein
Heilsamer Zuneigungen, s. 230809. Vgl.
Christian: Tageb. III; 2./12. 11. 1623
(vgl.
KT 174):
Abrahamj Sculteti Predigt gelesen. Jtem in einem buch so meine Schwester
frewlein Eleonora verdeutschet, Meditation de vanité de la vie humaine, welches
neulich zu Cöthen gedruckt worden. Vgl. auch
Kat. Dessau BB 3336:
(Eleonore Marie,
Prinzessin von Anhalt, Uebersetzerin), Heraclitus oder Eitelkeit u. Elendt dess menschlichen
Lebens etc. 4 Abschnitte. Aus dem Franz. (Geschrieben.) Anno MVCVVIII denn
I Januarij. 1 Bd. 4°. Prgtbd. Verlust. Eine andere gemeinsame Auflage der Übersetzungen
Börstels und der Prinzessin erschien in
Köthen1641. Vgl. StB Dessau BB 25361 E.
11 - Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig / 231101
Pierre Du Moulin d. Ä:
Héraclite, de la vanité et
misère de la vie humaine, dt. Vgl.
Kat. Dessau BB 3335: Heraclite ou de la vanité de la
vie humaine. MDCIX. 12° (Verlust). F. Ludwig scheint Pz. Christian die in
Köthen
gedruckte Übersetzung Pzn. Eleonora Marias v. Anhalt-Bernburg (AL 1617, TG 17)
geschickt zu haben: „Heraclitus Oder Betrachtung der Eitelkeit und Elend des Menschlichen
Lebens. Aus dem Frantzösischen/ in unsere Teutsche Sprach versetzet. Gedruckt
im Jahr 1623." Folgt im Druck mit dem zitierten Zwischentitel und fortlaufender Bogenzählung
([M]r-[Qx]v) hinter Hans Ernsts v. Börstel (FG 41) Übersetzung
Schatzkämmerlein
Heilsamer Zuneigungen, s. 230809. Vgl.
Christian: Tageb. III; 2./12. 11. 1623
(vgl.
KT 174):
Abrahamj Sculteti Predigt gelesen. Jtem in einem buch so meine Schwester
frewlein Eleonora verdeutschet, Meditation de vanité de la vie humaine, welches
neulich zu Cöthen gedruckt worden. Vgl. auch
Kat. Dessau BB 3336:
(Eleonore Marie,
Prinzessin von Anhalt, Uebersetzerin), Heraclitus oder Eitelkeit u. Elendt dess menschlichen
Lebens etc. 4 Abschnitte. Aus dem Franz. (Geschrieben.) Anno MVCVVIII denn
I Januarij. 1 Bd. 4°. Prgtbd. Verlust. Eine andere gemeinsame Auflage der Übersetzungen
Börstels und der Prinzessin erschien in
Köthen1641. Vgl. StB Dessau BB 25361 E.
12 - Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig / 231203
Da F. Ludwig seinem Neffen kaum eine italienische Petrarca-Ausgabe nach Italien
geschickt haben dürfte, kann F. Christians (FG 51) Aussage vielleicht als Bestätigung
einer Nachricht im Nachlaßinventar Ludwigs gewertet werden:
Francisci Petrarcha
Sigpracht der Ewigkeit Ao. 1623 (
IP 335v). Ein Exemplar dieses 1650 in F. Ludwigs
Bibliothek vorhandenen Büchleins, das wohl in
Köthen gedruckt worden war, ist nicht
nachgewiesen. Vgl.
Conermann: Nachlaßinventar, 80. Das Werk dürfte eine frühe Fassung
der sechsten
Siegespracht aus Ludwigs vollständig erst 1643 erschienener Nachdichtung
der
TrionfiPetrarcas enthalten haben: Francisci Petrarchæ, Des vornemen alten
Florentinischen Poeten/ Sechs Triumphi oder Siegesprachten/ I. Der Liebe/ II. Der
Keuschheit/ III. Des Todes/ IV. Des Gerüchtes/ V. Der Zeit/ und VI. Der Ewigkeit/
... Von neüem übersehen/ mit beliebung und gutheissen der Fruchtbringenden Geselschaft/
jetzo erst an den tag gegeben und gedruckt. (Cöthen 1643). In der Vorrede
erklärt F. Ludwig, die
Trionfi schon vor 20 Jahren übertragen zu haben:
DJese des
vornemen alten Florentinischen Poeten Francisci Petrarchæ sechs Triumphi oder Siegesprachten/
seind albereit für zwantzig Jahren aus dem [!] Jtaliänischen eilfsylbigen Reimen/
zweymal dreyfacher geschrenckter weiblichen endung/ welche art in Sicilien erst
sol aufgekommen seyn/ in dreytzehen und zwölffsylbige gleich nach einander gehende
Reime/ weiblicher und mänlicher endung/ übergesetzet gewesen; Jn diesem Jahre aber
erst wieder von neüem von ihrem Verfasser und andern Reimverständigen übersehen
worden/ und werden hiermit an den tag gegeben. [...] Es ist auch die rechte Helden
und Jambische art darinnen mit allem fleisse beobachtet worden/ ausgenommen in den
nahmen/ da man sie überal nicht endern oder auslassen können. Es geschahe zwar
anfangs auch ein versuch/ sie nach der Jtalänischen art/ in lautere eilfsilbige weibliche
und zweymal dreyfach geschrenkete endungen zu bringen/ weil sich aber darbey kein
geschicke / noch anmut für unsere Deütsche Landsprache finden wollen/ gestalt in den
Jtaliänischen reimen die mänlichen endungen sich auch nicht fugen können/ so ist
solches muster/ da es gar nicht klingen mögen/ abgethan/ und gegenwertige fliesserige
art an deren stat genommen worden. (Bl. A 2v)
13 - Diederich von dem Werder an Landgraf Wilhelm V. von
Hessen-Kassel / 231206
Am 28. 11. 1623 hatte F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10, PA) Diederich
v. dem Werder (FG 31, PA) beauftragt, seine Gattin Fn. Agnesa v. Anhalt-Dessau (PA,
TG 25) zu begleiten, welche mit ihrem Vater Lgf. Moritz v. Hessen-Kassel (FG 80) am
folgenden Sonntag (30. 11. 1623) nach Magdeburg zum Administrator des Erzbistums,
Mgf. Christian Wilhelm v. Brandenburg (PA) reisen wollte. L HA Sa.-Anh./ OB: Dess.
A 10 Nr. 77, Bl. 63. In den Diensten des Landgrafen hatte Werder bis zum Jahre 1622
gestanden, bis er sich, bei Moritz in Ungnade gefallen, auf sein Gut Reinsdorf in Anhalt
zurückzog. Angesichts des Einfalls Tillys und des Widerstands der hessischen Landstände
gegen seine propfälzische Politik hatte Moritz seinen Sohn Wilhelm V. (FG 65, PA)
zum Statthalter ernannt und seit Oktober 1623 in verschiedenen Fürstentümern und
Städten (u. a. Anhalt, Braunschweig-Wolfenbüttel, Erzbistum Bremen, Danzig, Magdeburg,
Mecklenburg-Güstrow und Pommern) Hilfe gesucht. Am 9. 11. 1623 dankte er
in
Köthen F. Ludwig für die freundliche Aufnahme. Diese muß ihm auch in diesem
Monat in Dessau bei seiner Tochter zuteil geworden sein. Seinen Aufenthalt in Anhalt
belegt auch 240109. Im Februar, März und April korrespondierte Moritz von Dessau
aus mit seinem Sohn. Erst im Juni 1624 kehrte er nach Kassel zurück. Christoph v.
Rommel: Geschichte v. Hessen. 10 Bde., Magdeburg u. Cassel 1820-1858, III, 570.
577ff. 601; Karl E. Demandt: Geschichte des Landes Hessen. Kassel 1980, 252.
14 - Tobias Hübner an Augustus Buchner / 250110 250110.1 250110.2 250110.3
Heinrich Kitsch (1560 - nach 1623), aus Leipzig, Baccalaureus
und Magister der Medizin (s. u. LP des Vaters), 1600 Schulrektor in Dessau,
Bibliothekar in Zerbst [vgl. in
Adelung III, 1810 die beiden Titel
Tabella exactissima
titulorum bibliothecae Anhaldinae (Servestae 1609) und
Discursus de bibliotheca instituenda
(ib. 1609)], seit 1613 Prof. der Ethik u. Politik am anhalt. Gymnasium Zerbst, darauf
Direktor des fürstl. Schloßgartens in
Köthen.
DBI 654, 96-103, vgl. bes.
Schmidt: Anh.
Schriftsteller-Lexikon, 173f.,
Adelung III, 1810 (mit Bibliographie) u.
Zedler XV, 830.
Nach
LP Roth 8238 (SuUB Göttingen: Conc. fun. 203) heiratete Catharina Peilike
(Peilicke) († 2. 11. 1623 in Zerbst) am 9. 4. 1583 in zweiter Ehe den Magister Heinrich
Kitschius. In ihrer LP (Zerbst 1623) wird berichtet, daß das Paar 1593 in schweren
Zeiten [Verfolgung der Kryptocalvinisten] Leipzig verlassen mußte. Kitsch wurde Lehrer
am kurpfälz. Gymnasium zu Neuhausen (Stadt Worms). F. Johann Georg I. v.
Anhalt-Dessau (FG 9) berief ihn 1599 zum Rektor der Schule in Dessau. Beim Tode
seiner Frau war er 63 Jahre alt. Sein Vater war wohl der Leipziger Bürger und Ratsherr
Heinrich Kitsch (Kitsche; um 1526-1598), vgl.
Stolberg 14104. Dessen Sohn übersetzte
Brottuff: Genealogia ins Lateinische: Chronici Anhaltini translatio, prout illud in vernacula
lingua ab Ernesto Brotufio Martispyrgensi olim circa annum LVI, novissime autem
Ambergae Bojorum 1602 editum prostat (ungedruckt), veröffentlichte die
Leges des
fürstl. Gartens (in
Beckmann II, 35f.) und verfaßte u. a. auch: Symbologia heroica
hexaglottos. Ex quibusque auctoribus Græcis, Latinis, Germanicis, Italis, Gallis, &
Hispanis [...] Cui accesserunt Auctarij loco diversorum auctorum opuscula aliquot
moralia, principum institutioni mirè conducentia. Nec non Peculiaris tractatus de magistratibus
Romanis eorumq; criteriis. Leipzig (1603-1607) [BB Dessau 11813; das Werk
enthält u. a. antike Sentenzen und Sinnsprüche, aus denen
Beckmann V, 208f. einige
anhaltische Devisen auswählte, dazu unter eigenem Titelblatt
De magistratibus rei publicæ
Romanæ (Leipzig 1607)]. Vgl.
Beckmann II, 3. 208f. 262 u. VII, 346. Sechs Briefe
Buchners an Kitsch in
Bu 1720, 491-497.
15 - Tobias Hübner an Augustus Buchner / 250110 250110.1 250110.2 250110.3
19. 10. 1607 - 15. 3. 1624
Köthen. Die folgenden biographischen Anmerkungen
stammen aus:
Kurtze Erzehlung der Geburt/ Christlichen lebens und wandels/ auch
seligen absterbens vorhochgedachten Jungen Fürstens. Der verstorbene hochbegabte
Prinz verstand diesem Text zufolge alle in der Funeralschrift verwandten Sprachen gut
und übte sich in ihnen vor allem durch Lektüre der Bibel.